Yamaha PSR-S550 Test

Wenn man im Zusammenhang mit Yamaha über Keyboards spricht, dann ist zumeist vom „Über-Arranger“ Tyros die Rede, dessen dritte Generation soeben auf dem Markt erschienen ist. Doch eine gute Fußballmannschaft braucht,  neben einer starken Sturmspitze, auch ein verlässliches Mittelfeld. Und genau so präsentiert sich die PSR-Keyboardreihe von Yamaha. Hier findet der Kunde eine gut sortierte Auswahl von Instrumenten aller Preisklassen, vom Einsteigerkeyboard PSR E 223 bis eben zum Tyros3, ein starkes Mittelfeld inklusive.

PSR_S550_Titel

Und irgendwo dazwischen bietet das PSR-S550 den Einstieg in die Mittelklasse der Entertainment-Liga. Ob das PSR S550 das Zeug dazu hat, irgendwann dem Tyros einen Traumpass zu schlagen oder ob es eher ein Kandidat für die Bank ist, das wollen wir in diesem bonedo-Test ans Licht bringen.

Selten habe ich vom freundlichen gelben Paketboten ein so leichtes Mittelklasse-Keyboard entgegengenommen. Selbst im Transportkarton ist das Instrument noch handlich. Und auch ausgepackt präsentiert sich das nur 7,5 kg „leichte“ Yamaha PSP-S550 sehr kompakt, denn es ist tatsächlich nur seine 61 Tasten breit und passt dementsprechend in die kleinste Kammer. Das Gehäuse wirkt recht kantig und ist durchweg solide verarbeitet.

PSR_S550_Totale

Die Leiste unter der Tastatur ist gebogen und eignet sich – gewollt oder ungewollt – hervorragend als Tragegriff. Die verschieden großen Taster fühlen sich prima an und lassen sich bis auf die zu klein geratenen für die Style- und Voicesauswahl auch komfortabel bedienen. Zudem präsentiert sich die Oberfläche recht übersichtlich, sodass die Funktionen des Gerätes zügig und ohne Handbuch umzusetzen sind.
Zugegeben, für jemanden, der bereits eine große Menge derartiger Instrumente gespielt oder getestet hat, mag das Wörtchen intuitiv schneller über die Lippen kommen, aber das PSR-S550 funktioniert im Grunde so einfach wie ein MP3-Player mit 61 Tasten. Nur wollen die natürlich auch adäquat bedient werden.

PSR_S550_Tastatur

Die sehr leichtgängige, aber anschlagdynamische Tastatur geht für ein Keyboard dieser Preisklasse in Ordnung. Allerdings wirkt das Pitch-Wheel, die einzige Spielhilfe des PSR-S550, nicht nur billig, sondern fühlt sich auch so an. In diesem Falle kommt leider kein Mittelklasse-Feel auf.
Die Geschichte der Anschlüsse ist schnell erzählt, da es nur die nötigsten gibt.
So ist eine Kopfhörerbuchse an Bord, die gleichzeitig als Stereo-Ausgang für Aufnahmen oder Ähnliches nutzbar ist. Ist man mit ihr verbunden, fällt allerdings der Genuss der Lautsprecher als Monitor flach.
Der Anschluss für ein Sustainpedal sorgt für wesentlich realistischeres Spielen der Piano- und E-Pianosounds. Die beiden USB-Schnittstellen runden das Quartett der Möglichkeiten ab. Sie bieten die Option zur modernen Kommunikation mit Speichermedien und Computer, womit der PSR-Eigner seine Spiel- und Songdateien zwischen Instrument und Computer austauschen kann. Eine MIDI-Schnittstelle oder Audio-Inputs stellt Yamaha in seiner Mittelklasse nicht zur Verfügung.
Die Lautsprecher des Arrangers sind für die Preisklasse gut, obwohl ich für meinen Geschmack gerne an der einen oder anderen Stelle etwas mehr Bassvolumen gespürt hätte. Ihr Klangbild ist jedoch in allen Lautstärkestufen präsent und angenehm. 

PSR_S550_Anschluesse

Praxis

Marketingabteilungen und Werbetexter müssen sich heute eine Menge mehr einfallen lassen, um auszudrücken, dass bestimmte Sounds einfach besser und neuartiger sind als ihre Vorgänger. So kam man in eben jenen Abteilungen bei Yamaha auf die Idee, bestimmte Klänge mit dem Zusatz „Sweet“, „Cool“ und „Live“ zu versehen, um auf ihre Besonderheiten aufmerksam zu machen. Die Begriffe sollen vermitteln, dass dort noch mehr Wert auf Authentizität gelegt wurde, die sie von der breiten Masse der internen Sounds abhebt. Und das sollte man in der Regel auch hören. Von den Pianosounds, die mit dem Zusatz „Live“ gekennzeichnet sind, bin ich allerdings etwas enttäuscht, da sie durchweg zu dünn und wenig voluminös klingen. Das mag zwar für die untere Mittelklasse die Norm sein, aber man hört eben genauer hin, wenn jemand verbal derartige Begehrlichkeiten weckt. Besser gelungen finde ich dagegen die Flöten- und Bläsersounds.

Audio Samples
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Live!Piano Sweet!Flute Sweet!Latin Sweet!Sax Streets of FFM

Insgesamt sind mit fast 800 Sounds reichlich Klangfarben an Bord des Yamaha PSR-S550 und die klingen zum überwiegenden Teil solide und gut. Was zählt, ist der Gesamtklang, da ein Alleinunterhalter das Instrument bekanntermaßen sehr selten für Einzelsounds nutzt. Die Programmierung der Styles des Yamaha Arrangers ist hauptsächlich in der Schlagerecke und in Musikstilen zu Hause, die für den kleineren Partyabend sehr gut geeignet sind. Modernere Stile wirken auf mich wenig inspirierend und klischeehaft. Auch die Effektsektion ist reichlich bestückt, wo neben Reverb- und Choruseffekten auch die DSP-Effekte überzeugen können. Alle sind frei editierbar, obwohl die programmierten Settings bereits wenig Wünsche offen lassen.
Praxis:
Jeder Arranger oder jedes Keyboard eines Herstellers hat seine eigene Architektur, an die man sich zunächst gewöhnen muss. Die bindet den Kunden oft für lange Zeit an eine Marke, da sich die Bedienungsweise bei Entertainerkeyboards in höheren Kategorien über Jahre prinzipiell wenig verändert. So kommt es nicht nur darauf an, beim Spielen die richtigen Noten zu treffen, sondern während eines Stückes auch noch mehr oder weniger blind für die dramaturgisch wichtigen Part-, Voice- oder Stylewechsel zu sorgen. Im Falle des Yamaha PSR-S550 laufen diese Prozesse denkbar einfach ab. Auf der linken Hälfte der Oberfläche sind die Taster für den sogenannte Style Control untergebracht.

PSR_S550_PanelLeft_01

Hier kann man sich neben dem obligatorischen „Sync Start/ Stop“ für drei verschiedene Intros beziehungsweise Endings und vier Variationen des gewählten Styles entscheiden. Dabei dienen besonders die Stylevariationen der steigenden Dramaturgie des betreffenden Liedes. Yamaha stellt dem Kunden keine Extratasten für Breaks oder Fills zur Verfügung. Diese werden durch wiederholtes Drücken einer Variationstaste ausgelöst. Das sorgt unter Umständen für etwas Langeweile, da die Fills immer gleich sind, solange man die Begleitung nicht wechselt. Bei der Wahl eines anderen Begleitpatterns allerdings ändert sich dann auch das Fill. Diese „Auto Fill“ Funktion ist auch gesondert ausschaltbar. Manche Hersteller bieten dem Kunden auch in dieser Instrumentenkategorie zusätzliche Pad-Taster an, die mit Soundeffekten und Drumsounds frei belegt werden können. Das kann sehr erfrischend sein und fördert variables Spiel. Yamaha trumpft an dieser Stelle mit der Mischpultfunktion. Das sind acht Taster, welche die einzelnen Spuren der Begleitautomatik bei Bedarf einzeln stummschalten können. Damit kann man schöne Stimmungen erzielen und den Verlauf des Songs individuell aufbauen.

PSR_S550_Display

Die vier „One Touch Setting“ Taster wechseln zwischen vier ausgesuchten Leadstimmen, die zu einem Style programmiert und diesem bereits angepasst sind. Ist der „OTS Link“ Taster aktiviert, werden die Leadstimmen automatisch gewechselt, wenn eine Variation des Styles aufgerufen wird. Der Harmony-Taster fügt einer Leadstimme einen Intervallklang hinzu. Richtig und gezielt eingesetzt kann das sehr reizvoll sein, da die hinzugefügten Intervallabstände nicht stur gleich bleiben, sondern wie bei einem Harmonizer „intelligent“ wechseln.

PSR_S550_PanelRight

Alle Funktionen wie Transpose, Oktave up/down, Metronom und diverse Tempofunktionen sind leicht zu erreichen und direkt veränderbar. In Sachen Bedienung macht das Yamaha PSR-S550 insgesamt eine sehr gute Figur.

Das Yamaha PSR-S550 ist in der Tat ein ernst zu nehmender Konkurrent in der unteren Mittelklasse. Zwar muss man einige Abstriche in Sachen Variabilität beispielsweise bei der Akkordbegleitung machen – das können Geräte der Konkurrenz wie das Korg Pa 50SD deutlich besser. Dafür hält das PSR-S550 aber Funktionen wie den Mixer bereit, der das Spiel auf eine andere Art variabel macht. Ideal geeignet ist es für den Alleinunterhalter mit einer Affinität zu Schlager und Volksmusik und bietet nicht zuletzt einen hervorragenden Einstieg in die Welt der Arranger-Keyboards, da die Bedienung wirklich kinderleicht ist.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • sehr einfache Bedienung
  • viele Sounds und Styles
  • moderne Anschlüsse
  • sehr leicht
Contra
  • dürftige Spielhilfen
  • kein Midi
  • aktuelle Styles etwas inspirationslos
Artikelbild
Yamaha PSR-S550 Test
Für 444,00€ bei
Technische Details
  • Tastatur: 61 Tasten, anschlagsdynamisch, Pitch Bend
  • Display: monochromes LCD, 320 x 240 Punkte
  • mit Text- und Notenanzeige
  • Klang: 64-stimmig polyphon
  • Sounds:
  • 774 Sounds, 22 Drums, 11 Regional Voices, 8 Regional
  • Drum/Percussionkits, 11 Sweet! Voices, 16 Cool! Voices, 13 Live!
  • Voices, kompatibel zu XG, GM, XF Sounds
  • Effekte: 35 Reverb, 44 Chorus, 237 DSP, 5 Master EQ Presets
  • Begleitstile: 176 interne, 11 landestypische, Style Creator
  • Speicher: Datenbank für 600 Titel + externe Daten, USB-Stick
  • Anschlüsse: 16V- Netzteil, Aux-Pedal, Line-Out/ Kopfhörer kombiniert, USB-to
  • Host, USB-to-Device
  • Verstärker: 2 x 12 Watt
  • Abmessungen: 946 x 130 x 402 mm (B x H x T)
  • Preis: 786,- Euro UVP
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