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VSL Vienna Ensemble Pro Test

Details:

Konzept
Vienna Ensemble Pro ist eine PlugIn-Host-Software, die in erster Linie für die Vienna Instruments entwickelt wurde, aber auch mit PlugIns von Drittanbietern im VST- und AU-Format umgehen kann. Das Programm stellt zudem eine Mixing-Umgebung bereit, so dass man komplette Projekte direkt in VE Pro abmischen kann.

Das eigentliche Highlight ist aber die Netzwerkfähigkeit. Die Nutzung von weiteren Rechnern als Player für große Sample-Libraries ist mindestens seit den Zeiten des Gigasamplers in vielen Studios ein beliebter Weg, um den DAW-Rechner zu entlasten. Bisher mussten solche Computer jedoch in der Regel über externe MIDI- und Audio-Verbindungen eingebunden werden und von daher umfangreich mit der entsprechenden Peripherie ausgestattet sein.

Bei Vienna Ensemble Pro läuft die komplette Kommunikation über das Netzwerk, so dass die Library-Rechner nicht mehr selbst über MIDI- und Audio-Interfaces verfügen müssen. Das vereinfacht die Verkabelung und das Routing natürlich erheblich und dürfte so manche Investition in teure Hardware unnötig machen. Selbst ältere Rechner, die als DAW-Basis ausgedient haben, lassen sich so mit minimalem Aufwand noch sinnvoll als “Expander” einsetzen.

Um der gegenwärtigen Situation Rechnung zu tragen, dass der Wechsel auf 64-Bit-Systeme in der Audiowelt längst noch nicht überall abgeschlossen ist, gibt es Vienna Ensemble Pro sowohl als 32-Bit- als auch als 64-Bit-Version. Diese können auch parallel betrieben werden. So lassen sich zum Beispiel PlugIns, die noch nicht als 64-Bit-Version erhältlich sind, in einer 32-Bit-Instanz betreiben, während man gleichzeitig in einer zusätzlichen 64-Bit-Ausführung speichermäßig aus den Vollen schöpfen kann (dazu später mehr).

Vienna Ensemble Pro kann Standalone betrieben oder als AU-, VST-, VST3- oder RTAS-Instrument nahtlos in eine DAW integriert werden.

Installation und Autorisierung
Vienna Ensemble Pro gibt es als DVD-“Boxed Version“ oder als Download. Die Installation ist einfach und schnell erledigt. Nach der Installation findet man auf der Festplatte die eigentliche Anwendung und das Server-Programm, das den Netzwerkverkehr regelt (jeweils in 32- und 64-Bit-Version). Außerdem werden das VE-Pro-PlugIn sowie einige Hilfsprogramme installiert.

Wie alle Produkte der VSL wird auch Vienna Ensemble Pro über den Vienna Key autorisiert, der aber nichts anderes als ein gewöhnlicher eLicenser-Dongle ist, wie er beispielsweise auch von Steinberg eingesetzt wird. Daher werden viele Anwender so einen Stick bereits besitzen. Dieser kann dann auch für VE Pro und alle anderen VSL-Produkte eingesetzt werden – der Erwerb eines speziellen „Vienna Keys“ ist also oft nicht nötig.

Dennoch werden viele User mit Vienna Ensemble Pro auch gleich noch den einen oder anderen zusätzlichen eLicenser ordern wollen. Denn um eine der Stärken der Software – den Einsatz im Netzwerk – nutzen zu können, muss Vienna Ensemble Pro ja auf mehreren Rechnern simultan laufen. Deshalb erhält man für VE Pro drei Seriennummern, so dass man die Software auf bis zu drei Slave-Rechnern einsetzen kann (der Master-DAW-Rechner benötigt keine Lizenz, solange auf ihm keine Instanz von VE Pro lokal läuft). Für jeden Rechner (bzw. jede Lizenz) benötigt man logischerweise einen eigenen eLicenser bzw. Vienna Key. Für das mitgelieferte Epic Orchestra ist nur eine Lizenz enthalten.

An dieser Stelle darf man nicht vergessen, dass alle Vienna Instruments und Dritthersteller-PlugIns, die man auf einem Slave-Rechner in VE Pro einsetzen möchte, natürlich auf diesem Rechner installiert und autorisiert sein müssen. Hier wird man häufig an die Grenzen der Lizenzbestimmungen von Drittanbietern stoßen, die einen simultanen Einsatz auf mehreren Rechnern in der Regel verbieten. Auch PlugIns, die per eLicenser oder iLok autorisiert werden und auch auf dem Haupt-DAW-Rechner zur Verfügung stehen sollen, wird man nicht ohne die Beschaffung einer weiteren Lizenz auf einem Slave-Rechner zur Verfügung haben.

Bevor man sich entscheidet, welche Software auf welchem Rechner zum Einsatz kommt, sollte man sich daher über die einzelnen Lizenzbestimmungen genau informieren und ggf. zusätzliche Lizenzen beschaffen.

Vienna Ensemble Pro Server
Die Kommunikation zwischen DAW-Software und den verschiedenen Instanzen von Vienna Ensemble Pro wird vom Vienna Ensemble Pro Server übernommen. In der DAW lässt sich das Server-Interface wie ein normales Instrumenten-PlugIn hinzufügen. Dabei stehen bis zu 16 Stereo-Ausgangspaare zur Verfügung, so dass man die Mischung der von VE Pro kommenden Signale nach Belieben auch bequem in der DAW vornehmen kann. Das PlugIn verhält sich zunächst wie ein normales Multi-Output-Instrument.

Fotostrecke: 3 Bilder Server Interface

Um Vienna Ensemble Pro Klänge zu entlocken, ist darüber hinaus eine Instanz der Vienna Ensemble Pro Server-Software am anderen Ende der virtuellen Leitung notwendig. Diese kann entweder lokal auf dem DAW-Rechner selbst oder aber auf weiteren, per Netzwerk verbundenen Rechnern laufen. Es ist möglich, 32- und 64-Bit-Versionen der Server-Software parallel zu betreiben. Aus der Server-Software heraus lassen sich nun beliebig viele Instanzen der eigentlichen Vienna Ensemble Pro-Software erzeugen – je nach Server-Version in 32 oder 64 Bit. Diese werden daraufhin im Vienna Ensemble Pro-PlugIn angezeigt und können per Klick in die DAW eingebunden werden. Auch das schnelle Erzeugen neuer Slots direkt aus dem Server-PlugIn heraus ist möglich.

Instrumenten-Ansicht
Die Benutzeroberfläche von Vienna Ensemble Pro ist klar strukturiert und auch ohne langes Handbuch-Studium leicht zu durchschauen. Im linken Bereich sieht man auf einen Blick alle verfügbaren Instrumenten-, Bus- und Master-Kanäle. Mit den Buttons in der linken unteren Ecke kann man mit einem Klick weitere Channels hinzufügen. Wählt man einen Kanal per Klick aus, so wird das dazugehörige Vienna Instrument oder das AU- oder VST-PlugIn im rechten Bereich geöffnet. Ein ständiges Öffnen und Schließen verschiedener PlugIn-Fenster entfällt also – man schaltet einfach um.

Besonders im Hinblick auf die Vienna Instruments ist das eine sehr gute Nachricht, da diese durch ihr zusätzliches Server-Fenster in der DAW bisweilen etwas nerven konnten (vgl. Testbericht Vienna Special Edition / LINK). Falls gewünscht, ist es aber auch möglich, PlugIns durch einen Klick zu einem eigenen Fenster zu machen, um sie z.B. immer im Blick zu behalten.

Im PlugIn-Fenster kann man nun alle Einstellungen des Instruments wie gewohnt ändern. Etwas hakelig gestaltet sich bisweilen die korrekte Ansprache von multitimbralen Instrumenten. Für jedes Instrument kann man den virtuellen (in der Regel vom PlugIn kommenden) MIDI-Eingang und -Kanal einzeln einstellen. Dabei brauchte ich zunächst einige Versuche, um das Prinzip zu durchschauen. Hat man es einmal verstanden, ist es jedoch logisch und geht schnell von der Hand.

Außerdem lassen sich für jedes Instrument zwei Tastaturbereiche definieren. In Verbindung mit der Zuweisung von MIDI-Eingang und -Kanal ergibt sich so die Möglichkeit, sehr flexible Layer und Splits zu erzeugen. Das erinnert ein wenig an das Handling von Programmen, MIDI-Kanälen und Key-Ranges in guten, alten Hardware-Samplern und lässt dem User freie Hand bei der Kombination von verschiedenen Sounds.

Mixer
Die zweite Hauptansicht von Vienna Ensemble Pro ist der interne Mixer. Auch dieser lässt sich auf Wunsch zu einem eigenen Fenster machen, wenn man ihn im Blick behalten möchte. Ansonsten wird er mit einem Klick auf den Mixer-Button aufgerufen. Auf den ersten Blick gibt es hier kaum Überraschungen. Für jeden Kanal gibt es Inserts, Sends, Fader, Solo-/Mute-Buttons und ein Ausgangsrouting. Mit einem Klick lassen sich Bus-Kanäle hinzufügen, die sich flexibel routen lassen und entweder als Sends oder Subgruppen dienen können. Darüber hinaus kann man Audio-Input-Kanäle erzeugen, die als Einzelausgänge für Multi-Output-Instrumente oder (in der Standalone-Version von Vienna Ensemble Pro) auch für externe Audiosignale genutzt werden können. Das ist alles sehr logisch und geradlinig gelöst und wird auch Novizen kaum vor Probleme stellen.

VEPro_Mixer

Eine Besonderheit stellt die Pan-Sektion dar. Neben einem normalen Balance-Schieber, der die Lautstärke je nach Einstellung auf einer Seite absenkt, gibt es das so genannte „Power Panning“. Hierbei gehen keine Stereo-Informationen verloren, und das Signal lässt sich darüber hinaus einfach und schnell in der Stereobreite regulieren. Vor allem für Orchestermischungen ist das hochinteressant, da es die Positionierung von Signalen auf einer „virtuellen Bühne“ sehr anschaulich gestaltet. In Verbindung mit den Vienna Instruments funktioniert das hervorragend und geht dank der guten grafischen Darstellung flott von der Hand. Im folgenden Video seht ihr das „Power Panning“ in Aktion.

Interne Effekte besitzt Vienna Ensemble Pro zunächst nicht. Als Inserts und Send-Effekte stehen aber alle auf dem jeweiligen Rechner verfügbaren AU- bzw. VST-PlugIns zur Verfügung. Außerdem ist von VSL das Effekt-Bundle „Vienna Suite“ erhältlich, das speziell auf die Vienna Symphonic Library zugeschnitten ist und auch für Vienna Ensemble Pro eine sehr sinnvolle Erweiterung darstellen dürfte. Bei der Verwendung von Vienna Ensemble Pro im Netzwerk muss jedoch, wie eingangs bereits erwähnt, darauf geachtet werden, dass die PlugIns auch auf den externen Rechnern installiert und autorisiert sein müssen. Ist das nicht der Fall, bleibt nur die Nutzung der Einzelausgänge und die Mischung auf dem DAW-Rechner.

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Martin sagt:

#1 - 09.09.2011 um 13:52 Uhr

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Hallo, mit interesse habe ich den testbericht geleseb und kann alle Erfahrungen auch so bestätigen. Was ich jedoch bis heute nicht geschafft habe ist die virtuellen Midikanäle von Ableton Live anzusprechen. Ich habe zZt x Instanzen geöffnet, was total nervt. Wie kann ich die virtuellen Midikanäle von Ableton Live aus ansprechen? Gruss Martin

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