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Vox AV30 Test

Der Vox AV30 ist ein Hybrid Combo-Verstärker, der als Mitglied der AV-Serie auf einem analogen Preamp-Schaltkreis basiert. Zwei 12AX7 Röhren, zwei getrennte Kanäle, Modulations-Effekte, Delay und Reverb sollen analoge und digitale Welt laut Vox perfekt miteinander kombinieren. Preislich sieht die Sache auch sehr freundlich aus, denn der AV30 ist bei einem Straßenpreis von wenig mehr als dreihundert Euro absolut erschwinglich.


Im Gegensatz zu den Modeling-Combos setzt Vox auf analoge Schaltkreise (Transistor) kombiniert mit Röhrentechnik. Das klingt auf dem Datenblatt und in den Produktbeschreibungen einleuchtend und vielversprechend, ob die Kombination auch im wahren Leben überzeugen kann, wird der Test des AV30 Combos zeigen.

Details

Gehäuse/Optik

Die Entwickler haben sich für den AV30 einige Gedanken mehr gemacht und diese auch umgesetzt. Das beginnt bei der Konstruktion des Gehäuses, denn hier wurden Schallwand und Seitenwände aus einem Stück Holz gefertigt, um dessen Schwingungseigenschaften zu optimieren. Nach hinten ist der Combo ganz geschlossen, für druckvollere Basswiedergabe gibt es ein Bassreflex-System. Das komplette Gehäuse ist mit schwarzem Tolex überzogen, die Front mit bräunlich gesprenkeltem Bespannstoff. Dahinter verbirgt sich der 10-Zoll-Lautsprecher aus eigenem Haus. Der Amp ist als Toploader konzipiert, das Bedienfeld ist also auf der Oberseite zu erreichen. Zum Glück hat man mit dem alten Konzept gebrochen und die Regler und Beschriftungen bei unserem Kandidaten so angeordnet, dass sie von vorne lesbar sind. Zum Transport steht ein Kunststoff-Tragegriff zur Verfügung, der beim Umklappen etwas schwergängig ist, mit dem man aber den Verstärker gut ausbalanciert tragen kann. Bei einem Gesamtgewicht von 12 kg ist das auch keine Schwerstarbeit. Standfestigkeit erhält der Verstärker durch vier Gummifüße auf der Unterseite.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Vox AV30 vereint Röhren- und Transistortechnik.

Bedienfeld

Auf dem großen schwarzen Bedienfeld sind die Regler in zwei Reihen angeordnet, die den beiden komplett getrennten Kanälen A und B entsprechen, die per Taster am Bedienfeld umgeschaltet werden. Die Kontroll-LED am entsprechenden Kanal leuchtet, wenn er aktiv ist. Jeder Kanal ist mit identischen Reglern bestückt, zur Klangregelung stehen Treble, Middle und Bass zur Verfügung, dazu kommen Gain für den Zerrgrad und Volume für die Lautstärke. Ganz links findet sich der Wahlschalter für die Grundsounds, ebenfalls ein Chickenhead-Regler, der als Rasterpoti ausgelegt ist und die folgenden acht Basissounds anwählt:

  • Clean 1 – Fender Twin Style
  • Clean 2 – Fender Bassman Style
  • Crunch 1 – Vox AC15 Style
  • Crunch 2 – Vox AC30 Style
  • OD1 – Marshall Plexi Style
  • OD2 – Marshall JCM800 Style
  • H.Gain 1 – Soldano Style
  • H.Gain 2 – Peavey 5150 Style

Die Grundsounds beruhen auf acht unterschiedlichen analogen Schaltkreisen und sind den oben genannten Originalen nachempfunden. In den Datenblättern werden die Markennamen zwar nicht genannt, aber man kann sie entsprechend deuten. Auch wenn es der erste Blick auf das Bedienfeld unter Umständen vermuten lässt, ist der AV30 kein digitaler Modeling-Amp. Am Anfang der Preamp-Sektion sitzt zudem eine 12AX7 Röhre, deren Ansprache und somit das Dynamik- und Klangverhalten mit den Schaltern Bright und Fat abgestimmt werden kann. In der Endstufen-Sektion hat man ebenfalls eine 12AX7 Röhre verbaut, auch hier kann mit den Schaltern für Bias und Reactor feinjustiert werden. Wie sich das Ganze tatsächlich auf den Gesamtsound auswirkt, werdet ihr gleich im Praxisteil erfahren. Effekte sind ebenfalls an Bord, und zwar Mod (Chorus), Delay und Reverb. Hier hat man die digitale Klangerzeugung gewählt und die Effekteinstellung erfolgt über einen Regler. Nach Drücken der Taste, die dem jeweiligen Effekt zugeordnet ist, blinkt diese und der Effektanteil wird mit besagtem Regler hinzugemischt. Hält man die Taste gedrückt, wird ein zweiter Parameter angesteuert, bei Mod ist das die Geschwindigkeit, bei Delay und Reverb die Verzögerungszeit. Die Gesamtlautstärke des Amps bestimmt der Power Level-Regler. Der AV30 hat zudem einen Kopfhörerausgang für stilles Üben, ist dieser belegt, ist der interne Speaker ausgeschaltet. Außerdem wartet ein Aux-In auf den Anschluss eines Audio-Spielers.

Fotostrecke: 6 Bilder Das von vorne lesbare Bedienfeld beherbergt zwei identisch ausgestattete Kanäle.

Rückseite

Weitere Buchsen finden sich an der Rückseite. Über Send und Return werden externe Effektgeräte eingeschleift, und wem der 10-Zoll-Speaker nicht ausreicht, der schließt am External Speaker Output eine externe Lautsprecherbox an, die gleichzeitig den internen Speaker deaktiviert. Je nach Impedanz der Lautsprecherbox ändert sich die Leistung des Amps: 30 Watt bei 4 Ohm, 15 Watt bei 8 Ohm und 7,5 Watt bei einer 16-Ohm-Box.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Rückseite zeigt, dass der Combo ganz geschlossen ist.
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Praxis

Ich habe nun ein Neumann TLM103 vor dem Amp geparkt, das Ganze mit ca. 20 cm Abstand zur Schallwand, um den Gesamtklang des Amps noch etwas kompakter einzufangen. Die Schalter zum Finetuning der Röhren sind erst einmal nach links geschoben, auf die feinen Klangvariationen werde ich später eingehen. Hier ist der Clean 1 Preamp komplett ohne Effekte.

GitarrePreampGainTrebleMiddleBassVolume
StratClean 1914131115
Audio Samples
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Clean 1 – Stratocaster

Dieser Preamp bleibt bei Singlecoil-Gitarren recht lange unverzerrt und gibt bei höheren Gain-Settings einen leicht übersteuerten Ton aus. Clean 2 fährt früher in die Übersteuerung und hat etwas mehr Bässe und Höhen, klingt dadurch schon einen Hauch satter und etwas dreckiger. Hier hört ihr den Preamp mit dezenter Modulation und etwas stärkerem Hall. Nach der ersten Runde habe ich auf den Hals-Pickup gewechselt, auch diese Klangunterschiede werden wiedergegeben.

GitarrePreampGainTrebleMiddleBassVolume
StratClean 21214121214
Audio Samples
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Clean 2 – Stratocaster

Die Effekte sind angenehm in einem dezenten Setting voreingestellt und lassen sich über den einzelnen Regler recht einfach bedienen. Nun kommt Crunch 1 an die Reihe, hier habe ich zum Wohlfühlfaktor noch etwas dezenten Hall hinzugenommen und den Gainregler noch etwas mehr aufgedreht. Es zerrt schon mehr, aber das versprochene Röhrenfeeling kommt noch nicht so richtig auf, der Sound ist etwas pappig im Bassbereich.

GitarrePreampGainTrebleMiddleBassVolume
StratCrunch 11414101014
Audio Samples
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Crunch 1 – Stratocaster

Nach Crunch 1 kommt natürlich Crunch 2 und hier haben wir den Vox-Klassiker AC30 als Vorbild. Vom Zerrgrad kommt das Ganze hin, was das Frequenzbild anbelangt, könnten ruhig ein paar crispe Höhen mehr vorhanden sein. Allerdings zeigt sich auch hier der Zerrsound etwas pappig. Ich habe bei diesem Klang noch an der Endstufeneinstellung geschraubt, einmal das Riff mit Bias und Reactor in der linken Position, beim zweiten Beispiel mit Bias nach rechts (Shift) und beim dritten Beispiel Bias und Reactor in der rechten Position.

GitarrePreampGainTrebleMiddleBassVolume
TeleCrunch 21317131215
Audio Samples
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Crunch 2 – Telecaster Crunch 2 mit Bias Shift – Telecaster Crunch 2 mit Bias Shift und Reactor – Telecaster

Der Klang ändert sich, bei Bias-Shift ist der Ton etwas weicher und hat weniger Attack, legt man den Reactor-Hebel nach rechts, dann wird eine Art Endstufensättigung erzeugt. Das ist alles soweit in Ordnung, aber wenn ich das mit einem Vollröhrenamp vergleiche, gibt es große Unterschiede in Spielgefühl und Sound. Prinzipiell kann man auch von einem Amp mit solch einer Ausstattung und einem Straßenpreis von 324 Euro keine klanglichen Wunder erwarten. Aber ich wundere mich schon etwas, wenn der Amp als “Revolution der Vox-Tradition mit einem Röhrensound zum Dahinschmelzen” auf der Hersteller-Website angepriesen wird. Beim Handwired AC15 kann ich das klar unterschreiben, aber hier hat die Marketing-Abteilung meiner Meinung nach etwas zu dick aufgetragen, denn auch an solchen Herstelleraussagen muss sich ein Produkt messen lassen.
Weiter geht es mit den härteren Zerrgraden, hier kommt OD1 mit Fokus auf der Dynamik und der damit verbundenen Steuerung des Zerrgrades per Anschlag an der Gitarre. Das funktioniert zwar, aber die Bandbreite ist nicht sehr hoch.

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SGOD11414141313
Audio Samples
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Overdrive 1 – SG Gitarre

Hier kommt die an den JCM800 angelehnte Klangcharakteristik von OD2, ebenfalls mit der SG und einem recht ähnlichen Setting.

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SGOD214,513151312
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Overdrive 2 – SG Gitarre

H.Gain1 generiert bereits einen recht hohen Zerrgrad, auch schon bei niedrigen Gain-Einstellungen. Das gefällt mir gut, denn dadurch lässt er sich etwas feiner an die Gitarre anpassen. Ist weniger Verzerrung gewünscht, kann man schließlich auf die anderen Preamps ausweichen. Hier habe ich Bright und Fat im Preamp aktiviert (beide Schalter nach rechts).

GitarrePreampGainTrebleMiddleBassVolume
Les PaulH.Gain11415141412
Audio Samples
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High Gain 1 – Les Paul

H.Gain2 sorgt dann für die volle Breitseite, ihr hört das Ganze mit einem typischen abgesenkten Mittenbereich. Hier habe ich auch noch den s auf die rechte Position bewegt (More) – der Zerrsound ist etwas krasser in dieser Einstellung.

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Les PaulH.Gain2121591413
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High Gain 2 – Les Paul

Bei allen verzerrten Sounds ist der Bassbereich für mein Empfinden zu undefiniert und es komprimiert sehr stark. Ich hatte zuerst den Speaker im Verdacht, aber über den Kopfhörerausgang ist das ebenso der Fall. Hier hört ihr dieselbe Amp-Einstellung, aufgenommen über den Phones Out.

Audio Samples
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High Gain 2 – Signal über Phones Out – Les Paul
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Fazit

Der Vox AV30 kommt mit einer sehr vielseitigen Ausstattung mit zwei komplett getrennten Kanälen, für die je acht unterschiedliche Grundsounds zur Verfügung stehen, die diversen Verstärker-Legenden nachempfunden sind. Dazu kommen drei Effekte (Mod, Delay, Reverb) und ein Send/Return für externe Effektgeräte. Alles super übersichtlich angeordnet und leicht zu bedienen. Lautstärkemäßig hat der kleine Combo genügend Druck, um sich gegen Bass und Schlagzeug durchzusetzen, aber leider kann er klanglich nicht recht überzeugen. Er hat zwar eine analoge Preamp-Schaltung mit einer 12AX7 Röhre und einer in der Endstufensektion, aber das richtige Röhrenfeeling und die Ansprache, die man beispielsweise vom AC15 oder AC30 kennt, sind leider nur sehr begrenzt vorhanden. Bei den Zerrsounds kommt der Bassbereich recht pappig, eine Problem, das Vox bei anderen Amps (auch ohne Röhre) wesentlich besser gelöst hat.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • zwei getrennt regelbare Kanäle
  • übersichtliche Bedienung
  • Ausstattung
Contra
  • Klangqualität Zerrsounds
  • Rauschen (auch bei geringen Lautstärken)
Artikelbild
Vox AV30 Test
Für 276,00€ bei
Das Röhrenfeeling will nicht aufkommen, klanglich enttäuscht der Combo streckenweise.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Vox
  • Modell: AV30
  • Typ: Hybrid E-Gitarren Combo
  • Ausgangsleistung: 30W (an 4 Ohm)
  • Röhrenbestückung: 2x 12AX7
  • Lautsprecher: 10“ Vox
  • Bedienfeld Regler: 2 x Preamp Circuit, Gain, Treble, Middle, Bass, Volume, 1 x Power Level, Effects
  • Bedienfeld Anschlüsse: Input, Footswitch, Aux In, Phones
  • Bedienfeld Schalter: Channel, Mod, Delay, Reverb, Bright, Fat, Bias, Reactor
  • Rückseite Anschlüsse: Send, Return, Ext. Speaker
  • Abmessungen: 513 x 435 x 247 mm (B x H x T) bei heruntergeklapptem Griff
  • Gewicht: 12 kg
  • Preis: 428,00 Euro (UVP)
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