Vocal Quickie Workshop #21 – Song erarbeiten Teil 1
: Text aufschreiben

Und hier kommt Teil 1 meines Doppelwhopper Vocal Quickies Super XL mit allen Infos zum richtigen Präparieren von Songsheets und zum besseren und schnelleren Üben von neuen Liedern.



Ich erlebe es oft, dass die Sänger und Sängerinnen, die zu mir zum Vocalcoaching kommen, Textzettel mitbringen, die nur sehr spärlich, kleinteilig oder gar nicht personalisiert (meint individuell markiert) sind. Auf Nachfrage, warum das so ist, kommt immer wieder die gleiche Antwort: „Das habe ich alles in meinem Kopf.“ Schön, wenn das Gehirn so trainiert ist. Im Arbeitsprozess zeigt sich dann aber häufig das Gegenteil. Fehler werden immer wieder gemacht, weil der Kopf doch nicht alles sofort behalten kann und das Einüben viel mühsamer wird als es sein müsste.

 Deswegen möchte ich hier einen Weg zeigen, wie ihr ein Textblatt so vorbereiten könnt, dass ihr den Kopf, und natürlich auch die Stimme, sofort in die richtige Richtung lenkt. 

1. Textumbrüche fürs Singen

Ein Gesangstext folgt in seiner Optik anderen Regeln als ein Gedicht. Denn die Länge einer Gesangszeile,  Atempausen, oder die Betonungen der Melodie sitzen oft anders als beim gesprochenen Text. Um nicht ständig während des Singens umdenken zu müssen, und die Konzentration zusätzlich zu belasten, gehe ich beim Textpräparieren wie folgt vor:



- Bevor ich den Text ausdrucke, setze ich ihn in einer klaren Schrift und in einer auch aus der Entfernung gut lesbaren Schriftgröße (Punkt 16) in ein Dokument. Spiele den Song ab und verändere, Stück für Stück, alle Stellen im Text die anders gesungen als gesprochen werden.

– Dabei versuche ich die Zeilen nicht zu lang zu machen. Das Auge schaut nicht fließend, sondern springt in „Spalten“ von links nach rechts. Und diesen Sprung möchte ich vermeiden, damit das Auge ruhig bleiben kann und der Fokus auf den Text schneller geht.



– Wortbetonungen versuche ich im Umbruch so zu setzen, dass das wichtige Wort als erstes in der neuen Zeile steht.


Ist das alles vollbracht, spiele ich den Song ein weiteres Mal ab, lese mit und versuche mitzusingen. Schaffe ich das problemlos, fahre ich mit Schritt zwei fort. Schaffe ich das nicht ohne zu stocken, mache ich so viele Korrekturrunden, bis der Flow beim Lesen und Mitsingen sitzt.




2. Wie bekomme ich eine gute optische Struktur für mein Textblatt? 


Der Drucker muss immer noch warten. Denn jetzt geht es um die Optik.



- Zuerst markiere ich mir die Refrains und setze sie „fett“. Das hilft meinem Auge den Text schneller erfassen zu können und beim Auswendiglernen mit einem Blick die richtige Stelle im Song zu finden.



Als Beispiel ein Textauszug von „I kissed a girl“ von Katy Perry.


This was never the way

I planned  Not 

my intention
I got so brave, drink 

in hand   Lost

my discretion

It’s not what,

I’m used to
Just
wanna try you on   I’m curi-

ous for you
Caught 

my attention
I kissed a girl and I liked it
The taste of her cherry chap stick
I kissed a girl just to try it   
I 
hope my boyfriend don’t mind it
It felt so wrong
It felt so right
Don’t mean I’m 
in love tonight
I kissed a girl and I liked it
I liked it


- Dann gehe ich den Text auf Verdopplungen durch. Textteile, die identisch wiederholt werden, ohne jegliche gesangliche Änderung, müssen nicht mehrfach notiert werden, sondern können mit einer großen, fetten Markierung (2 x oder 3x…) multipliziert werden.



Als Beispiel Refrain „What’s Up“ von den Four Non Blondes

.

Jetzt darf gedruckt werden! – Und trotzdem sind wir noch immer nicht am Ende unserer Vorbereitungsrunde. In Teil 2 zeige ich euch, wie ihr, als Krönung der Vorbereitung, den Text richtig markiert.

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