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Visual Sound Route66 V2 Test

Bob Weil, der Gründer, Erfinder und Präsident der Firma Visual Sound ist von Hause aus Gitarrist, der ursprünglich nur seine eigenen Fußtreter modifizieren und verbessern wollte. Alles begann im November 1988, als sich Bob im örtlichen Musikgeschäft ein Ernie Ball Volumen-Pedal kaufte. Er war jedoch mit dem Regelweg unzufrieden, es fehlte ihm eine optische Referenz, die ihm Auskunft über den Stand der Dinge gab. „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“,  dachte sich Bob und begann mit dem Lesen und Studieren elektronischer Fachliteratur. Im Laufe der nächsten Jahre und nach unzähligen Fehlversuchen gelang es ihm schließlich, seine eigenen Pedale zu entwerfen und natürlich endlich auch sein eigenes Volumen-Pedal mit LED-Anzeige zu realisieren.

Route66_Aufmacher

Gut, dass der Mann nicht in Deutschland gewohnt hat, denn damals hätte es ohne eine „anständige“ Lehre bzw. den Meisterbrief schlecht ausgesehen. Aber wieder zu den erfreulichen Dingen im Leben. Bob hat sich nicht nur in elektronischer Hinsicht selber ausgebildet, sondern ebenfalls in Maschinenbau und Patentrecht. Und so patentierte er 1994 schließlich das gesamte „Visual Sound“ Konzept und  begann mit der Vermarktung seiner Produkte.
 
Die Idee, zwei Geräte in einem Gehäuse unterzubringen, ist die konsequente Fortsetzung seiner Firmenphilosophie. Mit dem bekannten Doppel-Verzerrer „Jekyll & Hyde“ und dem Echo/Chorus-Kombipedal „H2o“ stehen ebenso vielseitige wie hochwertige Gitarrenveredelungen zur Verfügung. Und auch unser Testgerät „Route 66 V“ kommt im Doppelpack. Die Endorser-Liste des Pedals auf der Homepage www.visualsound.net liest sich, wie das Einmaleins der Rock- und Bluesgitarristenszene der USA. Zeit, herauszufinden warum!

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KONZEPT
Das Route 66 V2 ist die Weiterentwicklung des Route 66, eines Klassikers aus dem Hause Visual Sound. Das Pedal beherbergt zwei separate Geräte, einen Kompressor und einen Overdrive-Effekt.

Um die Auswahl zu erklären, holen wir ein wenig aus: Die grundlegende Klanggestaltung heutiger Gitarrensounds beinhaltet fast immer einen gewissen Verzerrungsgrad. Angefangen mit einer nur leichten Sättigung, über unendlich viele Zwischenstufen, bis zum heftigsten Brett vor dem Herrn. Einen absolut cleanen Sound spielten im Grunde noch nicht einmal die Shadows, denn Hank Marvin arbeitete damals mit einem halb aufgerissenen Vox AC-30, wodurch er seinen sustainreichen, singenden und scheinbar cleanen Ton erhielt. Auf einen ähnlichen Effekt setzen viele Country-Gitarristen, die für die Realisierung ihrer Sounds eine dezente Verzerrung in Verbindung mit einem Kompressor nutzen.

Und genau hier liegen die Stärken des Route 66 V2. Der Signalweg innerhalb des Gerätes ist festgelegt und die Gitarre durchläuft immer zuerst die Kompressor-Schaltung, bevor es in die Overdrive-Abteilung geht. Diese Reihenfolge ist zwar durchaus sinnvoll, der umgekehrte Weg ist jedoch auch nicht zu verachten. Auf diese Idee hat mich Robert Keeley gebracht, der den Overdrive  lieber vor den Kompressor setzt. So entstehen ebenfalls interessante Blues- und Countryrock-Sounds. Vielleicht gibt’s demnächst ein Update, bei dem sich die Reihenfolge mittels Schalter wechseln lässt.

DETAILS
Die spitz zulaufende Gehäuseform des Route 66 V2  ist typisch für die Geräte von Visual Sound. Selbst die beiden Platinen im Inneren des beigen Stahlblechgehäuses haben diese Form. Hier wird buchstäblich jeder Winkel ausgenutzt. Und das ist auch gut so, denn schließlich ist das Pedal bis unters Dach mit Elektronik vollgestopft und besitzt wesentlich mehr Bauteile als sein Vorgänger. Im Gegensatz zum ersten Modell beinhaltet diese überarbeitete Version ein zusätzliches Noise-Gate, was den vermehrten elektronischen Aufwand erklärt. Die Rauschunterdrückung macht sich vor allem dann bemerkbar, wenn der Kompressor aktiviert ist. Optisch sind beide Effekteinheiten voneinander getrennt, wobei  jede Seite drei Regler und je einen Fußschalter besitzt. In der Overdrive-Sektion stehen Drive, Tone und Volume zur  Verfügung. Ein zusätzlicher Schalter pro Seite sorgt in der Overdrive-Sektion für eine Bassanhebung zur Realisation fetterer Zerr-Sounds. Kompressorseitig wird mit diesem Schalter die Klangregelung umgangen. Zwei LED-Anzeigen leuchten bei Aktivierung des jeweiligen Effektes auf. Zur Stromversorgung benötigt das Gerät entweder einen 9 Volt Block oder ein handelsübliches 9 Volt DC Netzteil

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SOUND UND PRAXIS
Beim Route 66 V2 handelt es sich overdriveseitig im Grunde um die Weiterentwicklung des legendären Tubescreamers. Der Verzerrer orientiert sich zwar an diesem Klassiker, ist jedoch mit bedeutend mehr Gain-Reserven ausgestattet. Von leicht angezerrten Sounds bis hin zu mittleren Brat-Sounds lassen sich eine Reihe anständiger Zerr-Sounds erzeugen, die vom Blues bis zu klassischen Rock-Sounds eine breite Palette abdecken. Dabei klingt das cleane Signal aber immer etwas mit durch, so wie ich das auch von meinem alten Tubescreamer her kenne.
Der Overdrive-Bereich färbt das Signal mittig. Bei sehr geringen Gain-Einstellungen, im Bereich um die 9.00 Uhr, lässt sich das Ganze mit dem Tone-Regler und dem Bass-Boost einigermaßen ausgleichen. In dieser Einstellung gefällt mir der Route 66 V2 persönlich am besten, denn man erhält so einen schönen Nashville-Sound, der besonders in Verbindung mit Fender-Verstärkern schon bei geringen Lautstärken sehr authentisch klingt. Den vollen Verzerrungsgrad erreicht das Pedal schon ab 12.00 Uhr, danach kommt eigentlich nicht mehr viel. Eine wirklich sahnige Verzerrung erzielt man hier nur mit einem leicht angecrunchten Röhren-Amp – dann hat das Ganze allerdings nichts mit modernen High-Gain Sounds zu tun. Es bleibt eine, wenn auch wirklich gute, TS808 Kopie.

Overdrive-Clip- Settings:
Tone Control:  12.00 Uhr.   
Volume:  10.00 Uhr

Abfolge:
1.Lick ohne Effekt
2.Drive 9.00  Uhr
3.Drive 12.00 Uhr
4.Drive 15.00 Uhr
Neben der Overdrive-Sektion steht ein Kompressor zur Verfügung, der sich als erstes Glied in der Effektkette vor dem Verzerrer befindet. Der Kompressor orientiert sich am legendären MXR-Kompressor, bietet jedoch verfeinerte Einstellmöglichkeiten. So lassen sich,  neben einer leichten Verdichtung des Gitarrensignals, auch schöne gequetschte Nashville Country-Sounds einstellen, die besonders in Kombination mit dem Steg-Pickup den Twäng etwas entschärfen und für mehr Sustain sorgen. Das Pedal deckt einen weiten Bereich gängiger Gitarren-Kompressorsounds ab, die in jedem Setting wirklich gut klingen. Der Tone-Regler verhindert den typischen Höhenverlust bei stärkeren Kompressionen, allerdings geht für mich erst nach der Deaktivierung des Tone-Reglers richtig die Sonne auf. In diesem Modus arbeitet das Gerät wie ein legendärer Ross-Kompressor, ein Teil, das alle alten Hasen gespielt haben, sei es Glenn Frey von den Eagles oder Jeff Beck. Hier ist jedoch Vorsicht geboten, denn bei Extremeinstellungen wird der Ton massiv gequetscht und setzt sich in der Folge nicht mehr durch. Bei Einstellungen um die 12 Uhr liegt man hier in einem guten Bereich. 

Compressor-Clip Settings:
Tone: 12.00 Uhr.    
Gain:  10 Uhr:

Abfolge:
1.Lick ohne Effekt
2. Compressor 12 Uhr Einstellung
3. Compressor 15.Uhr Einstellung
Weitere Clips gibt’s auf der nächsten Seite.

ALL TOGETHER NOW!
Im Zusammenspiel beider Effekte wird die Klangpalette des Pedals enorm erweitert. Es lassen sich ganz fein dosierte Zerrstufen einstellen, die den Sound der verwendeten Gitarre und des Verstärkers mit in die Klanggestaltung einbeziehen. Der Kompressor kann auch als Booster benutzt werden, um dem Verzerrer einen zusätzlichen Schub zu geben und ein sanftes Brett zu fahren, das jedoch nie nach Metal klingen wird – dafür ist der Grundsound insgesamt zu weich. Da beide Effekte ihre eigene Klangregelung besitzen, ergeben sich in der Kombination beider Sektionen eine Reihe unterschiedlicher, sehr geschmackvoller Klänge. Ich habe das Pedal sowohl mit Fender- als auch mit Marshall-Verstärkern ausprobiert. Die Stärken des Route 66 liegen meiner Meinung nach in angezerrten Blues- und Countryrock- Sounds, die jedoch sehr überzeugend angeflogen kommen.
Im Folgenden haben wir drei Audio-Clips geparkt, die das Pedal im Einsatz zeigen. Viel Spaß damit!

Settings Comp & Overdrive:
OD: Drive 10.00 Uhr, Tone 17.00 Uhr
Comp: Compression 11.00 Uhr, Tone 14.00 Uhr
Abfolge:
Erste Hälfte nur Compressor
Zweite Hälfte dann Comp & Overdrive

Settings Comp & Overdrive
OD:  Drive12.00 Uhr, Tone: 15.00 Uhr
Comp: Compression 11.00 Uhr, Toneregler deaktiviert 

Settings Comp & Overdrive:
OD: Drive 8.00 Uhr,Tone 16.00 Uhr
Comp: Compr. 15.00 Uhr, Tone 15.00 Uhr

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FAZIT:
Der Route 66 V2 der Firma Visual Sound ist eine sehr geschmackvolle Kombination aus Kompressor und Overdrive. Dabei handelt es sich aber nicht um ein Brot- und Butter-Pedal für den vielseitigen Top-40 Gitarristen, sondern eher um ein Tool für Blues- und Nashville-Sounds. Die Stärken dieses Pedals liegen im angezerrten Bereich, aber auch klassische Rock-Sounds können problemlos realisiert werden. Wie auch beim TS808 spielt der verwendete Amp eine entscheidende Rolle, so wird man dem Route 66 V2 beispielsweise in Verbindung mit einem Roland Jazz Chorus nur unbefriedigende und statische Overdrive-Klänge entlocken können, im Team mit einem Vollröhren-Amp hingegen ist er der Garant für geschmackvolle, organische Zerrsounds.  

SPECS VISUAL SOUND ROUTE 66 V2
  • Typ: Kompressor kombiniert mit klassischen Overdrive
  • V2 Reihe mit zusätzlichem Rauschminderungssystem
  • Gehäuse: Dickes Stahl-Gehäuse
  • Features: Verbesserter Pure Tone Buffer Circuit
  • Tone Control Bypass-Schalter für Kompressor,
  • Verbesserter Rauschabstand
  • Selektierte Kondensatoren im gesamten Pedal
  • Upgraded Bass-Boost-Schalter
  • Overdrive und Kompression auf zwei separaten Kanälen
  • individuelle Klangregelung
  • Overdrive Kanal im Stil des Original TS808
  • nutzt die JRC4558 Op-Amp
  • Kompressor verfügt über einen integrierten Pre-Am vor einem Gain-Regler
  • Abmessungen: 126 x 153mm
  • Stromaufnahme: 15-24mA
  • Preis: UVP. 213,00 €
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • zwei Geräte in einem
  • Viele Sounds
  • Noise Gate
Contra
Artikelbild
Visual Sound Route66 V2 Test
Für 116,00€ bei
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