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Roland Jupiter-4 Vintage Synth

1978 wurde der Jupiter-4, Rolands erster polyphoner Analogsynthesizer, geboren. Trotz seines klobigen Designs und einiger Schönheitsfehler hatte der „kleine“ Jupiter Schwierigkeiten, sich gegen die Konkurrenz und später gegen die größeren Brüder Jupiter-6 und Jupiter-8 durchzusetzen. Aber er hat mehr zu bieten als man denkt. In den letzten Jahren haben Soundbastler und Vintage-Liebhaber sein Potenzial erkannt, was zu einem Anstieg seiner Beliebtheit und Verkaufspreise führte.

Roland Jupiter-4 Vintage Synth
Roland Jupiter-4 Vintage Synth. (Quelle: Bonedo)

In den 1970er Jahren entstand ein starker Wunsch nach polyphonen Synthesizern, der durch einige technische Anläufe und Versuche erfüllt werden sollte. Erst Ende der 1970er Jahre kamen mit dem Sequential Circuits Prophet-5 oder dem Oberheim OB-X erstmals speicherbare, polyphone Kompakt-Synthesizer auf den Markt. Allerdings waren diese sehr kostspielig. Die Freude war daher groß, als Roland mit dem Jupiter-4 einen bezahlbaren polyphonen Synthesizer mit amtlichen Features vorstellte.

Roland Jupiter-4: Eigene Erfahrung

Jahrzehnte später, im jugendlichen Alter von 16 Jahren, stattete ich einem Freund einen Besuch ab und fragte neugierig nach dem seltsam unförmigen Keyboard, das unbeachtet in der Gerümpel-Ecke im Keller stand: ein Roland Jupiter-4. Damals ahnte ich noch nicht, dass sich hinter diesem unscheinbaren Gegenstand ein höchst angesehener Analog-Synthesizer verbarg. Mein Freund entdeckte dies bald darauf selbst und veräußerte den Jupiter-4 umgehend zu einem lukrativen Preis im Internet. Dies stimmte mich nicht nur traurig, sondern erweckte auch eine brennende Neugierde: Was macht dieses klobige Keyboard heute so wertvoll? In unserem Vintage-Special haben wir uns eingehend damit beschäftigt.

Details

Äußere Erscheinung des Roland Jupiter-4

Der Roland Jupiter-4 ist ein wuchtiger Synthesizer mit klobigen Holzseitenteilen, einer 49 Tasten umfassenden Waterfall-Tastatur und einem stabilen Metallgehäuse, der stolze 20 kg wiegt. Besonders auffällig ist der geräumige Unterbau vor den Tasten, der Platz für die Memory-Einheit bietet. Damit zeigt sich der „Jupi“ nicht nur massiv, sondern auch etwas unhandlich. Harte Schale, weicher Kern?

Roland Jupiter-4: Schrägansicht
Fotostrecke: 4 Bilder Der Roland Jupiter-4 war ein Vorläufer des berühmten Jupiter-8.

Roland Jupiter-4: Bedienfeld und Klangerzeugung

Wie bei den meisten Roland-Synthesizern üblich, wird der Jupiter-4 hauptsächlich durch Fader, Schalter und Drehschalter gesteuert. Der Oszillator, der mit Fußlagen 16′, 8′ und 4′ arbeitet, bildet das Herzstück des Synthesizers und bietet Dreieck- und Rechteckwellenformen sowie einen Modus zur einstellbaren und modulierbaren Pulsbreite. Mittels der Taster „Assign Mode“ können verschiedene „Voice“-Modes ausgewählt werden, einschließlich eines Unison-Modus, mit dem alle Stimmen gleichzeitig monophon gespielt werden können. Die vier Stimmen können auf der Rückseite mit vier Trimpotis kalibriert werden, was allerdings eine Herausforderung darstellen kann. Der sanfte, aber schwierig zu kontrollierende „Detuned“-Sound verleiht dem Jupiter-4 überdies einen einzigartigen Grundklang, der ihn im Laufe der Jahre berühmt gemacht hat. Zusätzlich gibt es einen zuschaltbaren Sub-Oszillator und einen White-Noise-Generator, um die Klangquellen zu erweitern und zu bereichern.

Jupiter-4: Aufsicht
Fotostrecke: 4 Bilder Roland-typisches Panel: Schieberegler, Dreh- und Kippschalter

Filter des Roland Jupiter-4

Der Roland Jupiter-4 besticht durch seine Filterstruktur, die auch bei vielen anderen Roland-Synthesizern zu finden ist. Hierbei kommt ein einfaches Hochpassfilter zum Einsatz, dem ein resonantes, modulierbares Tiefpassfilter mit Hüllkurve folgt. Das Tiefpassfilter des Jupiter-4 bietet eine einzigartige Klangcharakteristik mit unterschiedlichen Farben, die bei hohen Resonanz-Werten sogar in die Selbstoszillation geraten kann. Ob warme Flächensounds oder aggressive Bass-Sounds – das Filter des Jupiter-4 lässt sich von LFO und/oder Envelope mit regelbarer Intensität modulieren, wobei die Hüllkurve positiv oder negativ wirken kann.  Zusätzlich kann man das Keytracking in vier Stufen schalten. Darüber hinaus verfügt der Synthesizer über die interessante VCF Mod Funktion, die noch mehr Klangvielfalt ermöglicht. Darüber aber später mehr.

Roland Jupiter-4: ausgiebige Modulationsmöglichkeiten

Beim Roland Jupiter-4 ist der LFO ein vielseitiges Werkzeug für die Klangerzeugung. Mithilfe der Fader kann die Intensität der Modulation für verschiedene Parameter wie Envelope Mod Amount und Filter Mod Amount bestimmt werden. Der LFO erzeugt die Schwingungsformen Sinus, Rechteck sowie Sägezahn steigend oder fallend, die man durch einen Schiebeschalter auswählen kann. Es besteht auch die Möglichkeit, den LFO auf die Oszillatorfrequenz, Pulsbreite und Filter-Cutoff zu richten. Links von der Tastatur gibt es einen Regler für die LFO-Intensität sowie einen Pitchbend-Hebel, der inklusive eines Reglers für seine Empfindlichkeit gestaltet ist. Für jedes Ziel (VCO, VCF und VCA) kann man ferner mit einem Schiebeschalter entscheiden, ob die Modulation direkt vom LFO oder durch den Bend-Hebel gesteuert werden soll. In dieser Sektion sind ebenfalls das Portamento und ein Schalter für eine Transposition um eine Oktave nach unten zu finden.

Jupiter-4-Special: VCF Mod

Ein spezielles Gimmick ist außerdem der „VCF Mod“. Hierbei greift sich der Jupiter ein White Noise-Signal des gerade gespielten Tons ab und moduliert damit über ein Sample & Hold-Modul den Filter. Die Amplitude des jeweils abgegriffenen Noise-Signals stellt in diesem Verfahren die Filter-Frequenz dar.  Ein witziges Feature, von dem man in diesem Bericht noch hören wird.

Arpeggiator im Roland Jupiter-4

Der integrierte Arpeggiator ist ebenfalls simpel einsetzbar und bietet die Patterns Up, Down, Up & Down und Random. Ein Hold-Schalter lässt ihn auch dann weiterspielen, wenn die Tasten losgelassen werden. Über die Buchse EXT IN kann der Arpeggiator ferner einer externen Clock folgen.

Roland Jupiter-4: Stereo-Chorus-Effekt

Ein Druck auf den Ensemble-Schalter aktiviert Rolands analogen Stereo-Chorus-Effekt, der maßgeblich zum cremigen Sound vieler Roland-Synthesizer aus jener Ära beiträgt. Allerdings ist er auch für sein Rauschen bekannt, was sich auch beim Jupiter-4 bemerkbar macht.

Jupiter-4: Bend-Sektion
Fotostrecke: 6 Bilder Die Bend-Sektion ist für Modulationen zuständig.

Anschlüsse des Roland Jupiter-4

Die Rückseite Roland Jupiter-4 bietet neben dem Stereo-Out noch einen Kopfhöreranschluss. Über einen Trigger-Eingang lässt sich ferner der Arpeggiator mit einer externen Clock versorgen. Sonderlich kommunikativ mit anderen Synthesizern ist der Jupiter-4 dennoch nicht, denn MIDI gab es noch nicht und auch eine umfassende CV/Gate-Schnittstelle fehlt. Wenngleich sich hinter den entsprechenden Pedalbuchsen zwei CV-Inputs für Filter und Expression/Volume verbergen. Ein Anschluss für ein Sustainpedal bildet den Abschluss.

Roland Jupter-4: Memory & Presets

Als zweiter speicherbarer Poly-Synthesizer überhaupt auf dem Markt hatte der Roland Jupiter-4 eine besondere Bedeutung. Wie bereits der Promars, der eine um einen zweiten VCO erweiterte einstimmige Variante des Jupiter-4 ist, trägt er deshalb stolz den Namenszusatz „Compuphonic“. Standardmäßig standen acht Speicherplätze für selbst erstellte Klänge zur Verfügung, doch einige Jupiter-4 waren mit nachgerüsteten Speicherplätzen von bis zu 128 Slots im Umlauf. Zudem boten zehn vorgefertigte Presets einen hohen Unterhaltungsfaktor. Obwohl sie mit Bezeichnungen wie „Piano“ oder „Trompete“ versehen sind, ist ihr Klang doch deutlich experimenteller. Ein genauerer Blick auf die Funktionen des Jupiters lässt jedoch erahnen, dass der erste Eindruck definitiv täuscht. Doch wie klingt der Roland Jupiter-4 nun eigentlich wirklich?

Praxis

Wie klingt der Roland Jupiter-4?

Der Roland Jupiter-4 klingt fett! Die schnellen Hüllkurven bewirken eine blitzschnelle Ansprache und Präzision. Dadurch sind knackige, funky Bass-Lines schnell gebaut. Per Pitchbend lassen sich überdies leichte Vibrato-LFOs intuitiv einbauen.

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Funky Bass

Die schnellen Hüllkurven des Jupiter-4 sind nicht nur bei Bass-Sounds hilfreich. Sie ermöglichen auch ziemlich druckvolle und kantige Drum-Sounds, aus denen sich dann eigenständige Beats bauen lassen. Dazu trägt vor allem die mächtige Resonanz des Filters einiges bei. 

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Drum Beat

Im Unisono-Modus jagt man mit einer brachialen Bass-Wand selbst den letzten Maulwurf aus seinem Bau.

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Unison Bass

Unverwechselbarer Sound

Wer jetzt denkt, der Roland Jupiter-4 sei ein kalter Sound-Generator, darf sich zum Glück vom Gegenteil überzeugen lassen. Sein unverwechselbarer Grundklang verleiht ihm einen ganz eigenen Charakter und unterstützt auch die charmanten Flächen, die in ihm stecken. Diese können dann durch den Ensemble-Effekt auch in ein Stereo-Gewand gehüllt werden. Ein wenig Hall dazu und schon sind wir im Pad-Himmel. Durch das dennoch schnell und aggressiv wirkende Filter sind die Flächen im Mix-/Bandkontext zudem sehr durchsetzungsfähig. 

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Pads

VCF-Mod-Effekt mit Arpeggios

Die „Compuphonic“-Technologie des Jupiters ermöglichte erste digitale Elemente, wie z. B. Presets und Speicherplätze. Aber auch der integrierte Arpeggiator stellte schon damals eine Bereicherung für den Synthesizer dar. Er ermöglicht träumerische, sanfte Klänge und saftiges Bass-Gewebe. Mithilfe der „Hold“-Taste lässt sich der Arpeggiator loopen und man kann ordentlich an den vielen Reglern schrauben. Vor allem der bereits erwähnte VCF-Mod-Effekt belebt hierbei die Arpeggios mit seinen zufälligen Filter-Modulationen. 

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Dream Arpeggio Bass Arpeggio

Externe Kontrolle des Roland Jupiter-4

Mit dem Arpeggiator des Roland Jupiter-4 kann man Klänge auf vielfältige Weise manipulieren und synchronisieren. Das Tempo des Arpeggiators kann nicht nur intern, sondern auch durch den ARP Clock-Eingang bestimmt werden, was eine Synchronisation mit analogen Drum Machines oder Modularsystemen ermöglicht. Eine Steuerung per MIDI-Clock ist ebenfalls denkbar, wenn ein entsprechender MIDI-CV-Converter eingesetzt wird. Durch die Kombination der Knöpfe „Up & Down“ und eines der Voice-Modes (Unison/Poly) wird der Arpeggiator in die Lage versetzt, die gespielten Töne oder Akkorde einfach zu wiederholen, ohne sie aufzuteilen oder ähnliches. Bei externer Clock orientiert sich der Arpeggiator dann an den Trigger-Signalen des externen Gerätes. Wenn man nun einen Sequencer per CV an den Jupiter anschließt, kann der Arpeggiator die gedrückten Tasten so abspielen, wie es der Sequencer vorgibt. So erhält man auf Umwegen eine Art Akkord-Sequencer, der völlig neue Türen öffnet.

Roland Jupiter-4: MIDI-fizierung

Für den antiken Roland Jupiter-4 sind verschiedene Kits zur Nachrüstung von MIDI erhältlich, wobei das MIDI-Kit von Kenton Electronics das bekannteste und am besten ausgestattete ist (Stand 2017). Es bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Kontrolle des Synthesizers per MIDI, wie beispielsweise Transpose-, Filter-Frequenz- oder Pitchbend-Einstellungen. Allerdings ist der Preis inklusive Einbau mit 500 Euro recht hoch. Eine preisgünstigere Alternative bietet das CHD Elektroservis Kit, das für unter 100 Euro erhältlich ist. Der Einbau soll hier auch recht einfach sein, allerdings sind die Funktionen im Vergleich zum Kenton-Interface etwas eingeschränkt. Für diejenigen, die nur Note On/Off, ARP Clock Rate und Pitchbend-Übertragung benötigen, ist das CHD-Kit jedoch eine gute Wahl. Der Jupiter-4 ein inspirierendes Instrument, das eigenständige Klangwelten erschaffen kann. Ein kleiner “Jupi-Beat”, den ich mit meinem Jupiter-4 erstellt habe, zeigt dies deutlich. Obwohl mein Jupiter kein MIDI hat, habe ich mir den bereits erwähnten Arpeggiator-Clock Trick einmal zunutze gemacht.

Audio Samples
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Jupi Song

Roland Jupiter-4 heute

Zuletzt wechselten gebrauchte Roland Jupiter-4 für etwa 2.000 Euro den Besitzer, Preis-Tendenz steigend (Stand: 2017). Die Konkurrenten Korg Trident oder Oberheim OB-X befinden sich jedoch schon in ganz anderen Preis-Kategorien. Früher war der Jupiter-4 gern mal bei Michael Jackson oder Duran Duran zu Gast, heute ist er beispielsweise bei Studioproduktionen von Ben Folds oder Kate Tempest zu hören. Er gewinnt durch seinen herausstechenden Sound immer mehr Bedeutung auf der stets fortlaufenden Suche nach einzigartigen Klangwelten. Live wird er dann doch gern durch entsprechende Digital-Synths ersetzt, die ihm klanglich aber wohl niemals ernsthaft Paroli werden bieten können.

Fazit

Der Roland Jupiter-4 ist ein Synthesizer, der definitiv im Gedächtnis bleibt. Seine zahlreichen Möglichkeiten der Klangerzeugung und -bearbeitung machen ihn zu einem unheimlich inspirierenden und vielseitigen Studio-Gehilfen. Im Live-Gebrauch sollte man jedoch vorsichtig sein, da er aufgrund seiner Stimm-Instabilität nicht immer zuverlässig ist. Dennoch verleiht diese Instabilität dem Synthesizer Charakter und Wärme, solange sie sich in Grenzen hält. Durch eine MIDI-Nachrüstung wird der Jupiter-4 zu einem problemlosen Teil einer (elektronischen) Sound-Schaltzentrale und zum Lieblings-Spielzeug von modernen Produzenten mit Analog-Affinität. Es ist keine Überraschung, dass der Roland Jupiter-4 auch heute noch von vielen Musikern und Produzenten geschätzt wird.

Roland Jupiter-4: Schrägansicht
Der Roland Jupiter-4 ist ein echter Klassiker und vielseitiger, als der erste Eindruck verrät! (Quelle: Bonedo)

Pro

  • Satter, markanter Grundsound
  • Vielseitige, effektive Klangerzeugung
  • Besondere, inspirierende Modulationsmöglichkeiten
  • Intuitive Pitchbend-Sektion
  • Zuverlässiger Arpeggiator
  • Midifizierbar

Contra

  • Unsichere Stimm-Stabilität
  • Klobiges, sperriges Design

Features

  • Erscheinungsjahr: 1978
  • Klangerzeugung: analog, subtraktiv
  • Polyphonie: 4-stimmig mit verschiedenen Assign-Modes
  • Sub Oszillator
  • White-Noise Generator
  • Lowpass/HiPass-Filter
  • 1 LFO (Sinus, Dreieck)
  • 49 Tasten (Orgel/Waterfall-Stil)
  • Anschlüsse : Mono/Stereo-Out, Headphones Out, Sustain/VCF-Contour/EXP-Pedale, Arpeggiator Clock IN
  • MIDI: nicht vorhanden
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22.01.2023
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von Tom Gatza

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