Tracktion Sinee Chop Suey Test

Praxis

Layer me good?

Eigentlich ein alter Hut, aber aktueller denn je: Layering, das systematische Schichten von Sounds für dichte Strukturen und interessante Bewegung; mehr Druck, mehr Punch, mehr fett – mehr von allem! Die Grundessenz von Sounddesign. An dieser Stelle muss ich meinen Lieblings-Insta-Channel Wikisound empfehlen, auch wenn Kickdrum-Schnitzen dort nur marginal auftaucht.

Haar in der Suppe

Aber zurück zu Chop Suey, unsrem heutigen Tagesgericht für „Kickdrum-Layering“. Wobei: Layering ist eigentlich nicht zu 100% richtig, weil es parallele Sounds hier ja nicht wirklich gibt. Die Parts einer Kick werden hier kurz und knackig nacheinander abgefeuert, wodurch man Phasing schon mal grundsätzlich vermeidet. Aus diesem Grund hält man Bass-Schichten, die sich überschneiden, beim traditionellen Layering auch so kurz wie möglich. Insofern wisst ihr jetzt Bescheid.

Einmal hin, alles drin

Insgesamt ist die Zutatenliste von Chop Suey für Kick-Veteranen nichts Neues und mit jeder DAW prinzipiell nachzubauen – allerdings mit Aufwand und niemals wirklich übersichtlich. Und genau das ist der USP von Chop Suey. Der „vielschichtige“ Prozess des „Choppens“ ist hier jedenfalls überschaubar zusammengefasst.

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Ein bisschen browsen, fummeln – und man hat ne dicke Kick!

Chop Suey stellt die Wellenform einzelner Parts luxuriös-groß dar und visualisiert die Auswirkung der integrierten Effekte genauso wie die minutiösen Verschiebungen von Phase und Offset. Die flüssigen Zoom-Features lassen einen grob und fein arbeiten sowie flink wechseln. SKEW staucht beispielsweise die Zeitachse, sodass für das Präzisions-Editing im Transientenbereich eine besonders feine Optik entsteht. AUTO wiederum skaliert die Zeitachse automatisch.

Schön und nicht selbstverständlich: Es gibt keine Bugs bei den Ankern oder sonstige strubbelige Maus-Manöver. Fine-Tuning mit Cmd oder Strg ist ebenso gut möglich, Crossfades werden via Mausrad weicher. Und alles geschieht in einem Fenster, ohne nervige Tabs und damit im Schnellzugriff. Sogar an einen Marker für die nächste Viertelnote gibt es im Time-Grid zu bestaunen! Das Plugin-Fenster selbst ist ebenfalls frei skalierbar. 

Schön mitgedacht

Fertige Sounds kann man zur weiteren Verwurstung aus dem Plugin in die DAW exportieren. Dazu zieht man das fertige Sample einfach aus dem Chop Suey Logo in die DAW. Ein interner „Sequenzer“ holzt via PLAY mit eigenem BPM oder zu externer Sync in 4/4 los, sodass man Sounds schrauben kann, ohne vorher „Stütznoten“ gemalt zu haben. 

Chop Suey Presets Library

Das Triggern von Chop Suey via MIDI-Notes ist ebenfalls möglich. Schlauerweise entstehen dabei keine Überlappungen, weil Chop Suey monophon arbeitet und eine Kick erst ausblendet, bevor die nächste losrollen kann. Velocity steuert bei Bedarf den Pegel, Tonhöhensensitivität via MIDI-Nots gibt es indes nicht. Ob Björn einfach keinen Trap mag?

Klang

Grundsätzlich ist Chop Suey ein Sample-Tool, und damit ist alles möglich – wenn man entsprechende Samples verfüttert. Also auch Snares, Hats, Vogelgezwitscher und modulare Blähungen. Aus Neugier hab ich das zwar alles mal ausprobiert, mangels fehlender „Boombastizät“ der Audiobeispiele hab ich mir deren Darbietung hier allerdings geschenkt. Ihr probiert besser selbst einmal mit der Demo, ob sich die Verbiegemöglichkeiten für den eigenen Kreativprozess rentieren. 

Die funktional-abgestimmte Library (44,1 kHz, 24 Bit) des Chefkochs schmeckte vorgekaut tatsächlich am besten. Man wird hier keine Walnuss-Slingerland von 1942 finden, da Vintage bei einer Linndrum aufhört – aber wen juckt das?! Für echte Bio-Drums sind Kaliber wie der Superior Drummer 3 da, und hier gibt’s konsequent „Holz aufs Maul“, wenn auch öfters mit leicht prolligem Tendenzen und überzeichnetem Click-Ton. Ein wenig erinnerte mich das hin und wieder an Microtonic von Sonic Charge. Die eine oder andere Kickdrum hat es mir allerdings sehr angetan, weswegen das Investment sich allein auch deswegen lohnen kann – je nach den individuellen Maßstäben.

Was in Verbindung mit Ableton-Live noch auffiel, war, dass das Tool beim häufigen Springen im Arrangement hin und wieder micro-timing-mäßig kurz etwas nachlief. Das irritierte zunächst, störte aber nicht weiter. Ein Freeze und gut war. Das Finden relevanten Parts innerhalb eines Samples mit dem kleinen Offset-Feld war indes öfters mal umständlich, hier wäre zusätzlich eine Art “Finde erste Nullstelle” und “lege sie an den Crossfade-Point” denkbar. Nervig war für mich nur der Umstand, dass das Plugin mit einem Init-Patch öffnet und man die Library nicht direkt über Vor-/Zurück-Pfeilen erreicht, sondern erst die Unterkategorien explizit öffnen und auch wieder verlassen muss, falls man in die nächste Kategorie will. So viel Liebe zum Detail muss schon sein!

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