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the t.bone MB 20 Test

Bei den Bezeichnungen der neueren Sprecher-, Broadcast- und Podcastmikrofone gibt es zwei Zahlen, die besonders beliebt sind, die 7 und die 20.

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Das liegt ganz sicher an den beliebtesten unter den Sprechermikrofonen, den amerikanischen Tauchspulenklassikern Shure SM7B und Electro-Voice RE20. Das the t.bone MB 20 schmiegt sich zumindest bei Produktkürzel und der Rippchen-Struktur am Gehäuse an das RE20 an, besitzt aber auch Eigenschaften des SM7B. Anders als die nordamerikanischen Mikrofone mit knapp 400 und weit über 500 Euro ist das in China gebaute MB 20 aber durchaus günstig: 119 Euro sind dafür fällig.

Details

Nein, kein Klon

Ein strenger Nachbau ist das t.bone MB 20 nicht. So besitzt die Tauchspulenkapsel eine engere Richtcharakteristik als die genannten Nierenmikros von Shure und EV: Die Hypernierencharakteristik ist für seitlichen Schall etwas unempfindlicher als die verbreitete Niere, nimmt aber auch etwas Schall von der Rückseite auf. Ein weitere Auswirkung ist, dass die Bassanhebung bei geringen Abständen durch den Nahbesprechungseffekt bei Hypernieren ausgeprägter ist als bei Standard-Nieren. Damit unterscheidet sich das MD 20 ganz deutlich vom EV RE20, denn dieses besitzt durch seine spezielle „Variable-Distance“-Technologie eine ganz schwache Bassanhebung, was zu einem homogenerem Klangbild bei Änderung des Abstands führt. Dort, wo das RE20 die dafür notwendigen Schalleintrittsöffnungen besitzt, sind beim t.bone MB 20 nur Rippen angedeutet. Gut, der Look ist dadurch etwas interessanter als wenn es ein simpler Zylinder wäre, wie er bei preiswerten Großmembran-Kondensatormikrofonen gerne verwendet wird. Dennoch: Engere, zur Acht tendierende Nieren sind durchaus verbreitet – das Beyerdynamic M88 oder das Sennheiser MD441 sind leuchtende Beispiele für die Verwendung dieses Polar Patterns bei erfolgreichen und beliebten dynamischen Mikrofonen.

Der Korpus unterhalb der Öffnungen am Kopf ist geschlossen, also anders als beim RE20.
Der Korpus unterhalb der Öffnungen am Kopf ist geschlossen, also anders als beim RE20.

Anpassungen

Die Tiefenwiedergabe kann mit dem t.bone MB 20 etwas verhaltener gestaltet werden. Das geschieht mit einem zuschaltbaren Low-Cut-Filter auf der Fußseite des Mikrofons, wo auch die XLR-Buchse bereit ist, das im Mikrofon generierte elektrische Signal an einen Preamp zu kabeln. Ein zweites Filter erhöht den Präsenzbereich. Und hier wäre auch die Gemeinsamkeit mit dem SM7B genannt, denn dieses bietet ebensolche Filter an ebendieser Stelle. Schnell eine Soundanpassung für Sprecher und für andere Signale einstellen zu können, ist ein großer Vorteil des SM7B gegenüber seinen Unidyne-III-Brüderchen und vielen anderen Mikrofonen.

Fotostrecke: 4 Bilder Eine Hypernierenkapsel besitzt einen ausgeprägteren Nahebesprechungseffekt als eine Nierenkapsel ähnlicher Bauart.

Im Rahmen 

Bezüglich der technischen Daten strotzt der Beipackzettel nicht gerade vor detaillierten Informationen, zeigt aber typische Werte, was die Empfindlichkeit (1,6 mV/Pa) oder die Impedanz (250 Ohm) angeht. Einen grafischen Frequenzgang gibt es nicht, lediglich die Aussage, dass das Mikrofon von 20 Hz bis 20 kHz überträgt, findet sich – allerdings ohne den dort herrschenden Pegelabfall.
Das MB 20 ist einem sehr robust wirkenden Metallgehäuse von gut 17 Zentimetern Länge und über fünf Zentimetern Durchmesser beheimatet, wodurch sich ein nicht unerhebliches Gewicht von 700 Gramm ergibt. Einen Haltebügel oder einen Gewindeanschluss gibt es am Mikrofon selbst nicht, aber es ist ein Schwingungen absorbierender Halter im Lieferumfang, in welchem das t.bone MB 20 mit drei Schrauben fixiert wird. Ferner finden sich eine Tasche zum Verstauen sowie ein Windschutz im Karton.

Neben dieser Halterung werden ein Windschutz und eine Tasche mitgeliefert.
Neben dieser Halterung werden ein Windschutz und eine Tasche mitgeliefert.
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Praxis

Keine Schönheit

Für gut hundert Euro hält man mit dem the t.bone MB 20 ein schweres, recht ordentlich verarbeitetes Stück Tontechnik in den Händen. Keine Schönheit und kein Design-Award-Aspirant, aber auch kein Mikrofon, das mit seinem Äußeren um Aufmerksamkeit buhlen will. Die Installation in der elastischen Halterung ist unerlässlich. Das Mikrofon sitzt sicher darin, sollte aber schon so fixiert werden, dass es im gewünschten Winkel einigermaßen in Balance ist. Montiert man die Spinne beispielsweise mittig und neigt es stark nach vorn, gibt es doch eine signifikante seitliche Kraft auf die Verbindung zwischen dem Anschlussgewinde und dem Mikrofonarm oder -stativ. Im Idealfall hängt oder steht das MB 20 also genau im Gleichgewicht. Dass bei drei Schraubanschlüssen der Halterung und den Rippen des MB 20 einer der Teller, der das Mikrofon fixiert, keinen vollflächigen Kontakt mit dem eigentlich Mikrofon hat, war vor der Installation nur eine theoretische Befürchtung: Im Praxisbetrieb blieb diese Verbindung absolut starr, auch wenn das Mikrofon ruppig bewegt wurde.

Steht weniger für teure Tontechnik-Designobjekte: das t.bone-Logo.
Steht weniger für teure Tontechnik-Designobjekte: das t.bone-Logo.

Gut, aber nicht wie die Platzhirsche

Doch Mikrofone wollen nicht nur montiert sein, sondern auch benutzt. Und hier zeigt sich, was das t.bone MB 20 zu leisten imstande ist. Mikrofone von der Bauart großer Tauchspulenmikrofone werden mit geringen Abständen besprochen, so auch dieses. Der Sprecherklang ist voll, satt und wirkt professionell. Die Poppempfindlichkeit auch bei naher Besprechung ist auf dem Niveau konzeptionell vergleichbarer Mikrofone. Im Vergleich mit den teureren Vertretern zeigt sich aber, dass das MB 20 nicht die Kernigkeit und die geliebte tiefe Brustton-Note wie das SM7B mitbringt und bei der Klarheit der Konsonanten und somit der Sprachverständlichkeit hinter dem RE20 steht (welches schließlich auch etwa um den Faktor fünf mehr kostet).

Klassenunterschiede

Im Bass wirkt das t.bone im Vergleich zum SM7B, besonders aber zum RE20, etwas runder, „wolliger“ und indifferenter. Das ist nicht schlimm, zeigt aber die nachvollziehbaren Klassenunterschiede auf. Mit der menschlichen Stimme ist es auffälliger als mit Instrumenten, für die sich das MB 20 natürlich auch empfiehlt.
Das preislich konkurrierende PreSonus PD-70 geht einen gänzlich anderen Weg: Dieses setzt besonders auf schneidende, durchsetzungsfähige Signale. Für manche Signale, besonders Stimmen, könnte das aber auch bei naher Besprechung zu wenig Bass sein und zu blechern-mittig wirken. Andersherum hat das MB 20 die wenigsten Probleme mit bissig-scharfen Stimmen, sodass der De-Esser oftmals arbeitslos sein wird – gut für Recording-Rookies, die sich mit dieser Technik noch nicht beschäftigen wollen.
Sprache:

Audio Samples
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the t.bone MB 20, 1 cm the t.bone MB 20, 10 cm, 0 Grad the t.bone MB 20, 10 cm, 45 Grad the t.bone MB 20, 10 cm, 90 Grad the t.bone MB 20, ohne Filter the t.bone MB 20, Hochpassfilter the t.bone MB 20, Präsenzboost Electro-Voice RE20, 1 cm Electro-Voice RE20, 10 cm Electro-Voice RE20, ohne Filter Electro-Voice RE20, Hochpassfilter Shure SM7B, ohne Filter Shure SM7B, Hochpassfilter Shure SM7B, Präsenzboost PreSonus PD-70, 1 cm PreSonus PD-70, 10 cm

Vocals:

Audio Samples
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the t.bone MB20 Electro-Voice RE20 Shure SM7B PreSonus PD-70

Präsenzfilter kann aktiviert bleiben

Von der Ausgangslage her, also ohne aktivierte Filter, ist das MB 20 ein wenig verhaltener, indirekter in der Wiedergabe. Das ändert sich mit dem Boost der Präsenzen, der vor allem ab 5 kHz merklich ist. Das Signal rückt ein Stückchen nach vorne, ohne schneidend zu werden – und war im Testbetrieb meist das passendere Setting als ohne. Das Hochpassfilter macht seine Arbeit gut, das Signal wir ohne negative Auswirkungen schlanker und straffer. Wer etwas größere Abstände bevorzugt, wird darauf wahrscheinlich verzichten, denn das RE20 zeigt sich bei 10 Zentimetern und darüber noch mit mehr Pfund als das MB 20. Die elastische Halterung des t.bone fängt Trittschall ordentlich ab, dürfte für noch höhere Effektivität gerne auch ein wenig weicher sein.

Gute Nachrichten für User einfacher Interfaces

Dynamisch liefert das the t.bone MB 20 das, was man von diesem Mikrofontypus verlangen kann. Besonders grobdynamisch hat man nicht das Gefühl, es mit einem preiswerten Mikrofon zu tun zu haben: Es ist rauscharm und gleichzeitig pegelfest, liefert auch einen robusten Pegel zum Mirkofonvorverstärker, der über dem von RE20 und SM7B liegt. Das sind gute Nachrichten vor allem für die Nutzer von preiswerten Audio-Interfaces, die üblicherweise nicht über potente Mikrofonverstärker verfügen. Feindynamisch geht das Signal in Ordnung, reicht von Detailgehalt und -treue aber beispielsweise nicht an das EV RE20 heran.

Hyperniere hat Vor-, aber auch Nachteile

Die Hyperniere beschert dem t.bone MB 20 eine hohe Ausblendung von Umgebungsgeräuschen, was im Falle von Gerätelüftern, Geschehnissen von außen oder einfach für eine hohe Kanaltrennung beispielsweise bei der Instrumentenaufnahme mit mehreren Schallquellen vorteilhaft ist. Besonders beim anzuratenden geringen Abstand ist damit das Signal im Pegel so deutlich über den meisten seitlichen Geräuschen, dass man sich um Probleme bei der Frequenz- und Dynamikbearbeitung keine Sorgen machen muss. Bei geringen Abständen mit der Stimme ist es wichtig, dass sich die Schallquelle nicht zu weit aus der Mitte entfernt. Neben für diese Richtcharakteristik typischen Pegeleinbrüchen hat man dann bisweilen mit Klangfarbenänderungen zu kämpfen, die man im Nachhinein kaum beheben kann: Seitliche Signale, und zwar schon deutlich vor einem Winkel von 45 Grad, werden mit teils klar erkennbaren Abweichungen im Pegel- und Phasenfrequenzgang quittiert. Die Files zeigen, dass das Mikrofon dann recht dosig klingt. Ein dynamisches Hypernierenmikrofon, welches diese Disziplin besser beherrscht, ist beispielsweise das altgediente Beyerdynamic M88 – aber auch hier zeigt sich wieder, dass derartige Fähigkeiten eben bezahlt werden müssen. In jedem Fall zeigt sich hier erneut, dass man das MB 20 möglichst mit geringem Abstand benutzen sollte anstatt in einer akustisch komplexen Recording-Situation mit bewegten Quellen, starken Reflexionen und Bleed von anderen Schallquellen.

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Fazit

Für gut 100 Euro bietet das the. t.bone MB 20 einen ordentlichen Stimmenklang für Personen, die gerne nah mikrofonieren und auf einen leicht weichen Klang stehen. Dank seiner Filter kann das Signal etwas verschlankt und präsenter gestaltet werden. Der Umgang mit schräg einfallendem Schall ist kein Ruhmesblatt des dynamischen Mikrofons, das ist aber eine Tatsache, die von vielen Usern geflissentlich ignoriert werden kann. Einer der wesentlichen Pluspunkt des t.bones ist, wie es für so gut wie alle Produkte von Thomanns Hausmarke gilt, der attraktive Preis.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • volles Sprecherklangbild bei geringem Abstand
  • sinnvolle Filter
  • preiswert
Contra
  • deutliche Off-Axis-Färbung
Artikelbild
the t.bone MB 20 Test
Für 82,00€ bei
the_t_bone_MB_20_Test_2
Technische Spezifikationen
  • Tauchspulenmikrofon
  • Richtcharakteristik: Hyperniere
  • Impedanz: 250 Ohm
  • Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz
  • Empfindlichkeit: 1,6 mV/Pa
  • Filter: Hochpassfilter, Präsenzboost
  • Lieferumfang: elastische Halterung Tasche, Windschutz
  • Preis: € 119,– (Straßenpreis am 9.4.2021)
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