Tascam DR-100 Test

Details

Die Oberseite seines Gehäuses zieren zahlreiche Taster und Schalter. Besonderer Blickfang des DR-100 allerdings sind das üppige, orange beleuchtete Display und ein riesiges, sehr stabiles Menü-Drehrad. Auch die Seitenteile, die Geräteunterseite und nicht zuletzt die beiden Stirnseiten weisen viele Anschlussmöglichkeiten und Bedienelemente auf. Alleine an Anschlüssen stehen drei Miniklinken-Buchsen für Line In, Line Out und Kopfhörer sowie eine USB-Schnittstelle und zwei XLR-Eingänge bereit.  Ein eingebauter Abhörlautsprecher wird automatisch aktiv, sobald kein Kopfhörer mehr am Gerät angeschlossen ist. Mit 0,4 Watt Leistung ähnelt die Klangqualität allerdings der eines Anrufbeantworters; zum Vorhören des Materials ohne Kopfhörer reicht es aber aus. Neben den üblichen Bedienelementen und einige weiteren Tastern, die beispielsweise zur Menünavigation dienen, befindet sich seitlich ein großer Input-Regler, der den Eingangspegel getrennt für zwei Kanäle anpassen kann. So viele verschiedene Bauteile fordern Ihren Platz – und damit zählt der DR-100 mit seinen Abmessungen von 80 x 153 x 35 mm zu den etwas größer geratenen Vertretern der Spezies “Mobiler Digitalrekorder”. Die Fülle an Tastern und Schaltern bietet dafür aber auch direkten Zugriff auf viele Funktionen und erspart langes Suchen in mehrstöckigen Untermenüs. Überhaupt erwies sich die Bedienung des Gerätes als erstaunlich intuitiv. Zwar drückt er ohne Akkus und Batterien 290 Gramm auf die Waage, aber das sollte auch der schwächste Unterarm noch verkraften können.

Für unterwegs hat Tascam eine Transporttasche aus Stoff beigelegt, die frontseitig zwar dünn verstärkt ist, aber bei einem Sturz von der Tischkante kaum eine Schutzwirkung haben dürfte. Abgesehen davon traut man  dem Gehäuse aufgrund seiner massiven Ausführung aber ein deutlich verlängertes Haltbarkeitsdatum zu, als einigen der im “Kunststoff-Mantel” angebotenen Arbeitskollegen. Das Stereomikrofonpaar auf der Stirnseite ist durch eine Art “doppelter Stoßstange” gegen Gewalteinwirkungen geschützt. Der mitgelieferte Schaumstoffwindschutz fällt zwar recht breit aus, ist, dafür aber nicht sehr dick. Beim Außeneisatz machen größere Windstöße dem DR-100 daher hörbar zu schaffen.

Als echtes Highlight packt Tascam eine Fernbedienung ins Komplettpaket, mit der sich die wichtigsten Transportfunktionen anwählen lassen. So kann der Rekorder auch an schwer zugänglichen Stellen installiert werden und man vermeidet Gehäusekörperschall, der durch “Rumfummeln” am Gerät während der Aufnahme entsteht. Der Clou ist, dass das Ganze sowohl kabelgebunden als auch kabellos funktioniert. Ein Sensor am DR-100 kann die Signale der Fernbedienung noch aus bis zu sieben Meter Sichtentfernung empfangen – die passende Knopfzelle liegt ebenfalls bei. Zum kabelgebundenen Betrieb setzt man die Fernbedienung vorher einfach in die mitgelieferte Adapterschale ein, die per Miniklinkenbuchse und dem vorgesehenen Kabel mit dem DR-100 verbunden wird.

So groß die Freude über diese tolle Beigabe ist, so bitter war auch die Feststellung, dass Tascam dafür ein passendes Netzteil eingespart hat. Zumindest hat man die Möglichkeit, den mitgelieferten Akku über eine USB-Schnittstelle aufzutanken. Wer doch einmal vergessen haben sollte, den Akkus aufzuladen, der kann schnell auf den Betrieb mit zwei handelsüblichen AA-Batterien ausweichen und das sogar bei laufender Aufnahme! Diese Aktion ist wegen der hohen Körperschall-Geräusche, die beim Öffnen des Batteriefachs entsehen, sicherlich nur als absolute Notlösung zu verstehen, aber bravo Tascam! Auf der Gehäuserückseite ist ein Gewinde zur Montage des DR-100 auf ein Fotostativ eingelassen. Immerhin – dennoch: Wieso eigentlich ein Fotostativ? Zumal die Zielgruppe  für ein solches Gerät doch weniger aus Fotografen als aus Musikern bestehen dürfte. Und die besitzen eher ein Mikrofonstativ, und auf ein solches wollen sie logischerweise auch ihren Digitalrekorder packen! Wenn’s schon nicht anders geht, könnte ein kleines Adaptergewinde Abhilfe schaffen, aber das hat man bei Tascam leider nicht bedacht. So wird es wahrscheinlich doch wieder Gaffa-Tape werden, oder?

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