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Tama Superstar Hyperdrive Test

PRAXIS
Vor dem Spielen kommt aber bekanntlich das Stimmen. Da ich schon viel über das tolle Stimmverhalten des Hyperdrive gehört habe, bin ich sehr gespannt und werde auch nicht enttäuscht. Das Ganze wird schon dadurch vereinfacht, dass man die Toms wegen ihrer geringen Tiefe so schön tief über der Bassdrum aufhängen kann und diese damit sehr gut erreichbar werden. Ich benutze für das grobe Stimmen immer einen „Torque Key“ von Evans, ein Drehmomentschlüssel, mit dem ein Fell sehr schnell und ohne ständiges Zwischenhören auf gleichmäßige Spannung gebracht werden kann. Zunächst entscheide ich mich für eine relativ hohe Stimmung.

Mit nur minimalem Feintuning komme ich zu einem zufrieden stellenden Resultat. Man muss allerdings sagen, dass Feintuning in diesem Fall auch wirklich wörtlich genommen werden kann. Die Trommeln reagieren, auch dank der sehr dünnen Felle, extrem sensibel auf die kleinsten Bewegungen des Stimmschlüssels. Auffällig ist außerdem, dass mit gleicher Drehmomentkraft gestimmt, zwischen den Toms sehr verschieden große Sprünge festzustellen sind. Zwischen dem 8“ und dem 10“ Tom ist, wie zu erwarten war, ein relativ kleines Intervall, während zwischen dem 10“ und dem 12“ schon ein ganz schöner Sprung liegt. Das 12“ Tom hat auch wesentlich mehr Bass und klingt im Verhältnis schon fast wie ein Stand-Tom. Der Sprung vom 12“ Tom zum 16“ Stand Tom  ist natürlich noch mal größer. Beim Stand-Tom muss ich außerdem feststellen, dass das Fell nicht plan aufliegt, was aber nach Überprüfung nicht am Kesselgrat, sondern am Power Craft Fell liegt, das entweder unsauber verarbeitet ist oder beim Transport beschädigt wurde. Nun, mit einer etwas unkonventionellen Stimmung bekomme ich auch die Stand-Tom zum Klingen. Ich versuche noch andere Stimmungen, stelle aber fest, dass meine ursprüngliche Methode den Trommeln am besten steht. Die hohen Toms klingen auch hoch gestimmt am besten. Das 12“ Tom zeigt seine Schokoladenseite in einer etwas tieferen Stimmung, und die Stand-Tom kommt auch als echte Stand-Tom daher! Diese Stimmung hat durchaus ihren Reiz, da nun wirklich jedes Tom seine eigene Funktion im Set hat und einen eigenen Platz im Frequenzspektrum einnimmt.

Nun will ich wissen, wie sich dieses außergewöhnliche Set im Raum anhört und spiele drauf los. Ich muss schon sagen, Spielfreude wird hier ganz groß geschrieben. Die Möglichkeit des niedrigen Aufbaus der Toms über der Bassdrum hat ein sehr effizientes Spielgefühl zur Folge und fühlt sich sehr ergonomisch an. Die Toms geben klare, definiert knallige Töne von sich, deren Spektrum wie beschrieben alles abdeckt. Schnelle Tomläufe verwaschen nicht, sondern sind sehr definiert und melodiös, und über allem Beckengetöse tun die Gussspannreifen und die Hyperdrivekessel ihr Werk und lassen heftige Attacks hören und die Obertöne gut durchdringen. Die Snaredrum ist von Haus aus ein relativ lautes Modell. In hoher Stimmung ist sie sehr knallig. Später stelle ich aber auch fest, dass sie in anderen Stimmlagen nicht nur im „Heavy Rock“(so benennt ein großes online Musikhaus diese Setkonfiguration…) Kontext einsetzbar ist.  Die Bassdrums stimme ich einigermaßen tief um herauszufinden, was dran ist an „Ultra Deep“. Natürlich ist klar, dass damit eigentlich die physische Tiefe des Kessels gemeint ist. Zunächst wirken sie im Raum nicht so massig wie man sie sich vorstellt und haben zusätzlich noch einen relativ langen Ton – was ja durchaus auch gewollt sein kann. Nach dem Hinzufügen von Luftausgleichslöchern in den Resonanzfellen und einer kleinen zusätzlichen Dämpfung bin ich aber zufrieden.

Audio Samples
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Beispiel 1 Beispiel 2 Beispiel 3 Beispiel 4

Nun mikrofoniere ich das Set und achte darauf, dass ich nicht ausschließlich Direktsignale zu hören bekomme, sondern der Eindruck eines kompakten Instrumentes entsteht. So nehme ich beispielsweise die sehr nah aneinander liegenden drei Racktoms nur mit zwei Mikrofonen ab, und die Mikros für das Stand Tom und für die Snaredrum „kleben“ auch nicht am Fell, sondern haben jeweils einen gewissen Abstand dazu. Zusätzlich hänge ich noch ein Kondensatormikrofon als Raum-Mikro über das Set. Für mein Empfinden geht das Konzept auf. Die massigen Bassdrums, die zusammen mit der tiefen Standtom das untere Frequenzspektrum abdecken, bilden einen schönen Gegenpol und klingen gut zusammen mit den knalligen, attackreichen und klaren Tönen der Toms und der Snare. Sowohl in verschiedenen Grooves, als auch in Solo Fills wirkt das Set immer transparent und ausgeglichen. Der Hyperdrive-Charakter kommt dabei immer durch, und jeder Schlag auf ein Tom kommt immer als Knall, gefolgt von einem runden Ton.

Nach einiger Beanspruchung und den entstandenen Aufnahmen gibt’s leider auch eine Enttäuschung: Es gelingt mir nicht mehr, die Toms tiefer zu stimmen! Die Felle haben in der kurzen Zeit schon derartig gelitten, dass sie mit geringerer Spannung unter den entstandenen Dellen zu singen und zu jaulen anfangen – man kennt das von den Fellen der Schlagzeuge in öffentlichen Musikschulen. Auch bei beiden Bassdrums sind deutliche Dellen an den Kontaktstellen der Fußmaschinenschlägel entstanden, so dass ich mich nur noch notgedrungen damit auf die Bühne wagen würde.

Gut, nun habe ich mir für die ersten Demonstrationen natürlich auch stilistisch das ausgesucht, wozu zwei Bassdrums, vier Toms und Felle mit dem Namen „Power Craft“ einladen. Aber ich hatte erwartet, dass die Felle mehr als eine Session durchhalten. Außerdem stelle ich nach der ersten Belastung fest, dass sich das Pedal der rechten, also der mehr beanspruchten Fußmaschine minimal gelockert hat und ein wenig mehr Spiel hat als das linke. Es ist natürlich klar, dass bei einem Mittelklasseset keine „Iron Cobra“, die High Class Fußmaschine von Tama, mitgeliefert wird. Ich finde auch die Tatsache, dass Teile der Hardware vielleicht nicht das Stabilste vom Stabilen sind, zwar erwähnenswert, aber ich halte das für ein einkalkulierbares Risiko und kein wirkliches Minus, wenn man sich auf ein mitgeliefertes Kompletthardwareset einlässt. Ein Minus aber für die Felle. Die Bezeichnung „Power Craft“ beschreibt zumindest nicht, was sie aushalten. Alles in allem schneidet das Superstar Hyperdrive aber trotzdem sehr gut in meinem Praxistest ab. Man kann sich schließlich nur zu gut vorstellen, wie dieses Set erst mit besseren Fellen klingen wird, wenn es einen – zumindest für kurze Zeit – schon mit schlechteren Fellen derart begeistert.

Kommentieren
Profilbild von Fabian

Fabian sagt:

#1 - 10.11.2012 um 18:45 Uhr

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Hallo, ich habe das gleiche Set in einer anderen Zusammenstellung und habe einfach unglaubliche Stimmprobleme. Schicken Sie mir doch mal Ihre Mailadresse an meine, dann können wir uns ein wenig über das Set unterhalten. Lg Fabian

Profilbild von Daniel Schultz

Daniel Schultz sagt:

#2 - 08.02.2016 um 15:22 Uhr

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Ich hab genau oben gezeigtes Set und setze es im Bereich Alternative Metal, Percussive Prog und Djent ein.
Nach etwas Eingewöhnung bzw Umerziehung der Ohren(Hyperdrive Kessel - habe frühe ausschliesslich tiefe Kessel bevorzugt) muss ich sagen - ein wirklich gut gelungenes Set.
Super schnelle Ansprache der Kessel, stimmiges Tuning zwischen den Einzelkesseln und das beste: seit neuestem sind Live und Studiomischer meine besten Freunde. Nie war ich live so schnell fertig mit dem Soundchek und nie hat sich das rough einspielen (ohne gates etc) so bezahlt gemacht wie mit dem Baby hier.

Profilbild von Markus

Markus sagt:

#3 - 30.04.2022 um 08:34 Uhr

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Guten Tag, ich wollte nur mal kurz was loswerden. Sie schreiben. „Wie auch bei der Ur-Superstar Serie ist bei den Custom-Versionen des Hyperdrive zusätzlich auch die Außenschicht aus Lindenholz, um die vorteilhaften Eigenschaften wie die attraktive Maserung für die Lackierung nutzen zu können“. So ein Blödsinn. Deshalb gibt es ja auch nur lackierte Schlagzeuge mit Lindenfunier. Vor allem in dieser Preisklasse. Das hat wohl eher was mit Kosten für den Hersteller zu tun. Oder warum sonst wird Linde nur in Einsteiger-Sets verbaut. Dennoch ein tolles Set.

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