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TAL Software TAL-U-NO-LX Test

Es gibt kaum einen Synthesizer-Klassiker, der noch nicht als Plugin-Emulation wiederbelebt wurde und mittlerweile existieren viele davon als iOS-Variante für Apples iPhone bzw. das iPad.

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Rolands Juno-60 ist auf jeden Fall ein solcher Klassiker, dessen durchschnittliche Gebrauchtpreise mittlerweile vielfach die 4000-Euro-Grenze durchbrochen haben. Wie gut, dass es an Software-Emulationen nicht mangelt. Diese gibt es sowohl vom Herstellerunter gleichem Namen  als auch von anderen Anbietern. Die Desktop-Emulation von TAL Software unter dem spacigen Namen TAL-U-NO-LX erfreut sich schon seit längerer Zeit einer hohen Beliebtheit in der DAW-Gemeinde und hat es im letzten Jahr auch auf die iOS-Plattform geschafft. Wie schlägt sich die wahrscheinlich kostengünstigste Juno-60-Emulation – iPad vorausgesetzt – in unserem Test?

Details

Klangerzeugung

Der TAL-U-NO-LX ist ein VA-Synth, der folglich ohne Samples des Originals werkelt und die subtraktive Synthese des Roland Juno-60 nachbildet. Ein paar Eckdaten des 1983 erschienenen Originals

  • 6-stimmige Polyphonie
  • 1 DCO pro Stimme (Saw, Pulse inkl. PWM, Sub/Square, Noise)
  • Tiefpass (24 dB/Okt.)
  • Hochpass (4-stufig)
  • 1 LFO (Sinus)
  • 1 ADSR-Hüllkurve
  • Chorus-Effekt
  • Arpeggiator
  • 56 Patches

Die relativ simpel strukturierte Klangarchitektur mit ihren überschaubaren Modulationsmöglichkeiten zeugt aber von einer hohen Musikalität und einem legendären Klangcharakter, was den Juno-60 früher wie heute zum Objekt der Begierde vieler Musiker macht.

Das Original
Das Original

Erweiterte Funktionalität

Die Software-Variante orientiert sich ziemlich nah an der originalen Hardware, dennoch wurde die App erwartungsgemäß an verschiedenen Stellen „aufgebohrt“. So verfügt der TAL-U-NO-LX über eine erweiterbare Polyphonie auf bis zu 12 Stimmen, weitere LFO-Wellenformen und eine lebendigere Spielbarkeit durch Velocity, Portamento und eine rudimentäre MPE-Funktionalität. Auch Effekt wie Delay und Hall erweitern das Klangpotenzial in Richtung produktionsfertigem Sound. 

Fotostrecke: 3 Bilder Die Polyphonie ist auf bis zu 12 Stimmen erweiterbar.

Sonstige Features

iOS-App-typische Funktionen wie die AUv3-Kompatibilität zur Integration in iPad-DAWs und MIDI-Mapping für eine bessere Bedienbarkeit und Performance sind ebenfalls integriert. Ein unscheinbares aber höchst interessantes Feature findet man durch das Öffnen des sogenannten Service Control Fensters (Button: „SC“). Ähnlich des Vintage-Potis an meinem Sequential Prophet 10 lassen sich die einzelnen Stimmen des iPad-Synths sowohl manuell als auch per Random-Button in verschiedenen Parametern (Cutoff, Tune, ADR, Pan) „analogisieren“, was häufig in einem noch authentischeren und wärmeren Klangbild resultiert! 

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Praxis

Performance und Bedienung

Die Bedienlogik ist entsprechend der einfachen Klangstruktur unmittelbar nachvollziehbar, sofern man zuvor mit subtraktiven Synthesizern in Berührung kam. Es gibt nur wenige optionale Fenster, wie den Preset Browser oder das bereits genannte Service Control Panel. Auf meinem 9,7-Zoll-iPad führt die wahrscheinlich weitgehend akkurate Übernahme des GUI von der (mir nicht bekannten) Desktop-Version zu Defiziten in der Bedienbarkeit.
Viele Regler und sonstige Bedienelemente fallen für entspannte Tweak-Orgien einfach viel zu klein aus, sodass ein Parameter-Mapping mit einem externen Controller fast alternativlos ist, sofern man sich intensiv mit dem TAL-U-NO-LX beschäftigen möchte. Gleiches gilt für die Spielbarkeit der relativ kleinen Tastatur bei der Stand-Alone-Verwendung der App. Das 28-Tasten-Keyboard kommt zumindest bisher ohne die üblichen Anpassungsmöglichkeiten aus, die bei anderen iOS-Synths obligatorisch sind. 

Fotostrecke: 2 Bilder Bei der Verwendung als AUv3-Plugin in GarageBand fällt die Tastatur deutlich größer aus als stand-alone.

Sound

Die Soundmöglichkeiten des TAL-U-NO-LX entsprechen denen des Vorbilds und gehen aufgrund von Erweiterungen, wie beispielsweise bei den LFO-Parametern sogar ein wenig darüber hinaus. Für experimentelles Klangmaterial gibt es mit Sicherheit ein Vielzahl geeigneterer Synths, aber die Stärke des Juno-60 lag schon immer in seiner Musikalität, was in der TAL-Emulation gut umgesetzt wird.
Inwieweit der Sound der 12-Euro-App dem Direktvergleich mit einem 3000 bis 4000 Euro teurem Original standhält, vermag ich mangels eines Originalexemplars nicht zu beurteilen. Für meine Ohren klingt der TAL-U-NO-LX aber schön dick und warm mit spürbarem 80s-Touch, was eine gute Verwendbarkeit in aktuellen Popmusiktrends begünstigt. In den folgenden Audiobeispielen habe ich einige Presets angespielt.

Der Prest Browser des TAL-U-NO-LX
Der Prest Browser des TAL-U-NO-LX
Audio Samples
0:00
TAL-U-NO-LX – Pads TAL-U-NO-LX – Poly Synths TAL-U-NO-LX – Arpeggiator TAL-U-NO-LX – Keys TAL-U-NO-LX – Bass TAL-U-NO-LX – FX
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Fazit

DerTAL-U-NO-LX von TAL Software reiht sich in die Riege empfehlenswerter Synthesizer-Emulation für das iPad ein und liefert soundmäßig auf jeden Fall ab! Dabei ist die Touchscreen-Haptik allerdings nicht so ausgefeilt wie bei Konkurrenzprodukten, doch unter Einbindung externer MIDI-Controller kann man dank MIDI-Learn über dieses kleine Defizit hinwegsehen.

PRO
  • preisgünstige Roland Juno-60-Emulation
  • guter Sound
  • „Service Control“ zur beabsichtigten Verstimmung (und mehr)
  • intuitive Bedienlogik
CONTRA
  • unausgereifte Touchscreen-Optimierung des GUI
  • fehlende Konfigurationsmöglichkeit der Tastatur
TAL_Software_TAL_U_NO_LX_B09_Schlussbild
FEATURES
  • Synth App für iPadOS
  • Polyphonie bis zu 12-stimmig
  • 1 DCO (Saw, Pulse inkl. PWM, Suboszillator/Square, Noise)
  • VCF (Tiefpass 24dB/Okt. mit Resonanz)
  • Hochpass (stufenlos)
  • ADSR-Hüllurve, Gate
  • 1 LFO (Sine, Tri, Saw, Rec, Rnd)
  • Chorus
  • Delay
  • Reverb
  • Arpeggiator
  • MPE-kompatibel
  • AUv3
  • MIDI-Learn
  • Systemanforderungen
  • iPadOS 11+
Preis:
  • 11,99 EUR im Apple App Store (iOS)
Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • preisgünstige Roland Juno-60-Emulation
  • guter Sound
  • „Service Control“ zur beabsichtigten Verstimmung (und mehr)
  • intuitive Bedienlogik
Contra
  • unausgereifte Touchscreen-Optimierung des GUI
  • fehlende Konfigurationsmöglichkeit der Tastatur
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TAL Software TAL-U-NO-LX Test
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