Synapse Audio hat den Vintage-Synthesizer Prophet-600 von Sequential Circuits bis ins Detail studiert und präsentiert nun eine Neuinterpretation mit spürbar mehr Power. Dieser erste MIDI-fähige Synthesizer erschien 1982 als reduzierte Version des Kult-Instruments Prophet-5. Er war günstiger und unterschied sich auch klanglich etwas von seinem großen Bruder – kein Star, eher ein Mitläufer ohne eigenen Glanz.

Auf den ersten Kontakt mit diesem neuen Plugin von Synapse Audio habe ich mich lange gefreut – in etwa so wie beim Behringer Pro-800 Test und dem Behringer Pro-800 Soundprogramming Workshop. Der Prophet-600 war tatsächlich mein allererster Synthesizer – Ende der 80er habe ich mich ausgiebig mit ihm beschäftigt. Inzwischen habe ich ihn längst verkauft, für nostalgische Gefühle hole ich aber manchmal noch den Pro-800 raus.
Schon der Hardware-Clone Behringer Pro-800 hat mich mit seinem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis und dem ehrlichen Vintage-Sound gepackt. Der Synapse Audio Proxima Nochmal kostet noch einmal gut 100 Euro weniger – und ist die bislang erste kommerzielle Emulation des SCI Prophet-600. Proxima meint wörtlich „der Nächste“. Finden wir also heraus, was ihr vom kommenden Propheten in Softwareform erwarten könnt.
DETAILS & PRAXIS
Synapse Audio Proxima
Die Klangerzeugung arbeitet mit bis zu 12 Stimmen für Poly/Unisono/Chord und präsentiert sich als akkurat modellierte Prophet-Engine mit zwei Oszillatoren plus Pink/White-Noise. Filterseitig gibt es einen Tiefpass mit 12/24 dB Flankensteilheit und eine Bandpass-Charakteristik mit tollem Klang. Die beiden LFOs bieten zwar nicht so viele Wellenformen, laufen aber auf Wunsch tempo-synchronisiert. Zwei ADSR-Hüllkurven für Filter und Amp/Mod gehören zur Basisausstattung.

Selbstredend gibt’s auch die klassische Poly-Mod-Sektion für harmonisch komplexere Sounds. Noch viel raffinierter zeigt sich aber die zehnfache Modulationsmatrix. Selbst der Arpeggiator/Sequenzer fungiert hier als Modulationsquelle und sorgt für Motion.
Übrigens könnt ihr den Basisklang des Proxima auch optional editieren. Mit dem Detuning und Spreading der Voices oder mit leicht unterschiedlichen Filterwerten pro Stimme wirkt der Sound noch lebendiger.

Arp/Sequenzer und Effekte sind praktische Extras
Bei der Klangerzeugung à la Prophet-600 bleibt es nicht. Der Synapse Audio Proxima holt aus seinem unteren Panel noch ein paar Extras hervor. Der Arpeggiator/Sequenzer ermöglicht bis zu 32 Schritte. Für den entspannten Start könnt ihr auf die 20 Factory Presets zurückgreifen oder MIDI-Files mit monophonen Phrasen importieren. Insgesamt stehen 13 Play Modi zur Auswahl – Up, Down, Random, Seq One Shot oder Chord. Das alles ist auch für Einsteiger relativ einfach bedienbar.

Die Effekte spielen für den Sound des Proxima eine große Rolle. Ihr bekommt die Standardeffekte in überdurchschnittlicher Qualität: Distortion, Equalizer, Phaser, Chorus, Delay und Reverb.
Presets haben mehr oder weniger Prophet-Charakter
Tendenziell matt, ein bisschen kratzend und wahrlich analog fett – so habe ich den originalen Vintage-Synth im Ohr. Die Library des Synapse Audio Proxima zeugt von kompetenter Programmierung und enthält so manch pure Vintage-Patches. Mit dem Preset „Analog Strings“ (Demo 6) kommen die leicht rauen Pads des Prophet-600 zum Tragen. Auch „Stabbing Bass“ (Demo 1) und „Beauty Keys“ (Demo 9) erinnern an den Vintage-Synth.

In der Überzahl handelt es sich bei den Presets jedoch um moderne Kreationen, die ein Prophet-600 so allein nicht hervorbringen würde. Die Library trägt die typische Handschrift des Sounddesign-Teams von Synapse Audio. Und so fragt man sich, ob für aktuelle Presets nicht Dune 3 oder The Legend HZ die bessere Wahl darstellen. Wie auch immer, anhand der 15 Audio-Demos könnt ihr euch ein Bild von den klanglichen Eigenschaften des Synapse Audio Proxima machen.
Neue Sounds schnell generieren? Ja, das geht – und zwar mit der Funktion „Genetics“. Ihr wählt zwei bis drei vorhandene Patches und lasst euch daraus ein neues Klangprogramm erstellen – inspirierend.

Synapse Audio Proxima ist der nächste Prophet-5-Klon
Prophet-Emulationen gibt es von Arturia, u-he, Cherry Audio und Softube – mehr dazu im Feature „SCI Prophet-5 – VST-Plugins und Soft-Synths im Vergleich“. Darin geht es zwar um den Klassiker, den Prophet-5, doch ist der Prophet-600 davon nicht so weit entfernt, dass man ihn nicht mit seinem berühmten Vorläufer vergleichen könnte.
Ohne jetzt alle Emulationen zu besprechen: Der u-he Repro ragt qualitativ deutlich heraus und bietet einen virtuellen Prophet-5 und Pro-One zum Preis eines Synapse Audio Proxima. Wer sich also nur ein Softwareprodukt für den „prophetigen“ Sound in der DAW holen möchte, entscheidet sich ganz klar für U-he Repro. Als Budgetlösung kommt wieder einmal Cherry Audio in Betracht. Für 69 Euro emuliert der Cherry Audio P-10 sogar den Prophet-10 und punktet mit einer Dual-Layer-Architektur.

FAZIT – Synapse Audio Proxima Test
Alles in allem ist der Synapse Audio ein praktischer virtuell-analoger Synthesizer. Das Plugin lässt aber nur teilweise echtes Prophet-600-Feeling aufkommen. Seine Extra-Features kennt man schon von den anderen Synapse Audio-Produkten , wo sie noch besser zum Einsatz kommen. Im Test hatte ich bereits The Legend HZ und vor fünf Jahren auch den Obsession von Synapse Audio. Beide bekamen damals 4,5 Sterne. Den Synapse Audio Proxima sehe ich leider bei maximal vier Sternen und angesichts der regulären 139 Euro gibt’s nochmal einen kleinen Abzug – 3,5 Sterne. Er dürfte gern auch unter 100 Euro kosten – so wie Obsession.
Kurz: Der Synapse Audio Proxima ist zwar ein guter Prophet, bringt für das Portfolio des Herstellers aber nicht so viel Neues. Preislich liegt er auch etwas über dem Sweet Spot.
Features
- Emulation des Sequential Prophet 600
- 12 Stimmen, Tief/Bandpass-Filter, Modulationsmatrix
- 32-Step-Sequenzer/Arpeggiator, Effektsektion
- Patch Browser
- Ab Windows 7, Mac OS X 10.14 (M1 Support), Online-Aktivierung, VST3, AU, AAX, NKS-kompatibel.
- WEBSEITE: synapse-audio.com/proxima.html
- PREIS: 139 Euro (Straßenpreis vom 24.10.2025)
- Einziges Prophet-600 Plugin
- Überzeugender Basisklang
- Modulationsmatrix
- Arpeggiator/Sequenzer
- Gute FX-Sektion
- Preis zu hoch






















