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Studiologic Acuna 88 Test

Der italienische Hersteller Studiologic ist eine feste Größe, wenn es um hochwertige und bezahlbare Masterkeyboards bzw. MIDI-Controllerkeyboards geht. Das SL-990 der Tastenbauer aus Recanati ist de facto ein Studiostandard. Und auch die Numa-Serie konnte in den Bereichen Masterkeyboards und Digitalpianos viel Lob einheimsen. Mit dem Acuna 88 haben die Italiener nun ein weiteres Masterkeyboard mit einer 88-Tasten-Hammermechanik im Angebot. Wo nischt sich der Neuling in dem bereits reichhaltig bestückten Studiologic-Portfolio ein?

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Das Acuna 88 bietet die aus dem Numa Nano bekannte Fatar TP100-Hammermechanik, die sich durch ihr gutes Spielgefühl bei besonders geringem Gewicht auszeichnet. Darüber hinaus verfügt das Keyboard über vier programmierbare Drehregler sowie Pitch- und Modulationsräder. Mit vier flexibel einstellbaren Tastaturzonen bietet sich das Masterkeyboard auch für den Live-Einsatz an (obgleich es den Beinamen “Expandable Studio Keyboard Controller” trägt). Doch ist daran, abgesehen von der modernen Tastatur, nichts wirklich neu. Worin liegt also die Besonderheit des Acuna?
Ganz dem Zeitgeist folgend hat Studiologic das Instrument mit einer iPad-Anbindung ausgestattet. Diese dient nicht nur dazu, die inzwischen zahlreich verfügbaren Musik-Apps zu steuern. Vielmehr lässt sich der Funktionsumfang des Masterkeyboards selbst mit der von Studiologic verfügbaren App acuna!Panel beträchtlich erweitern. Das Programm stellt programmierbare, virtuelle Fader und Buttons zur Verfügung, mit denen sich MIDI-Geräte und Software steuern lassen. Kann diese Lösung in der Praxis überzeugen? Wir haben es ausprobiert.

DETAILS
Der Paketbote, der sonst eher gequält lächelt, wenn er mal wieder einen 88-Tasten-Trümmer hinauf in mein Studio schleppen muss, begrüßt mich heute ausnehmend freundlich. In der Tat: Das Paket ist zwar groß, aber überraschend leicht. Hier zeigen sich einmal mehr die Vorzüge der TP100-Tastatur. Diese bemerkenswerte Hammermechanik, die außerdem auch im Numa Nano und im Nord Electro 3 HP verbaut wird, wiegt weniger als halb so viel wie die meisten anderen Tastaturen mit einem ähnlichen Spielgefühl. Mein Kollege Xaver Fischer war davon so überzeugt, dass er einem Numa Nano mit der Säge zu Leibe rückte und dabei dem Innenleben der Mechanik auf die Spur kam. Ganz so leicht wie das Numa Nano ist das Acuna 88 nicht, aber knappe 15 kg sind immer noch kein schlechter Wert für 88 Tasten mit Hammermechanik – zumal das Acuna ein Metallgehäuse besitzt.
Befreien wir das Instrument also aus dem Karton und werfen einen ersten Blick darauf. Elegant in mattes weiß gekleidet, macht das Keyboard eine gute Figur. Das Design verzichtet auf jegliche Spielereien und mutet in seiner kantigen Schlichtheit fast ein bisschen skandinavisch an. Das Gehäuse ist rundum aus Metall und wirkt stabil und solide. Das Acuna 88 ist gerade so breit, wie 88 Tasten es eben erfordern. Wenn man bedenkt, dass die gleiche Tastatur wie im Numa Nano zum Einsatz kommt, erscheint das Gerät allerdings unnötig tief. Die beiden Räder für Pitch Bend und Modulation sind im linken Bereich oberhalb der Tastatur untergebracht. Praktischerweise sind sie etwas schräg zur Sitzposition des Spielers hin eingebaut – ein kleines Detail, das der Ergonomie zugute kommt. Beide Räder haben einen kleinen „Höcker“ zur besseren Greifbarkeit, was sich als sehr praktikable Alternative zur üblichen „Delle“ erweist. So kann man die Position des Modulationsrads leicht ertasten und hat das Rad sofort gut im Griff. Beim Pitch-Rad ist der Widerstand für meinen Geschmack etwas zu fest ausgefallen, aber das ist wie immer Geschmackssache.  

In der Mitte der Bedienoberfläche sitzt ein kleines LC-Display mit zwei Zeilen à 16 Zeichen, das von einem Data-Entry-Druck/Dreh-Regler und zwei Tastern zur Werteingabe flankiert wird. Außerdem befinden sich hier vier weitere gerasterte Drehregler, die mit beliebigen MIDI-Controllern belegt werden können. Da diese Regler zusätzlich der Dateneingabe und Programmierung dienen, besitzen auch sie eine Druckfunktion. Die Drehregler machen einen qualitativ guten Eindruck. Sie wackeln nicht, liegen gut in der Hand und bieten einen vertrauenerweckenden Widerstand.
Oberhalb des Displays lässt sich der mitgelieferte Notenhalter anbringen. Die einfache Drahtkonstruktion erfüllt ihren Zweck, bietet aber nur festen Notenheften ausreichend Halt. Lose Blätter oder kleine Büchlein fallen schon mal nach hinten raus. Alternativ kann an der gleichen Stelle auch eine iPad-Halterung angesteckt werden, die sich ebenfalls im Lieferumfang befindet. Diese macht zwar aufgrund der iPad-Anbindung des Acuna absolut Sinn, erweist sich aber ebenfalls als nicht optimal konstruiert. Legt man das iPad mit dem Dock-Anschluss nach links gerichtet (also zu den Anschlüssen des Acuna hin) darauf ab, so wird die Lautstärkewippe des iPads allein durch sein Eigengewicht permanent gedrückt. Andersherum funktioniert es aber sehr gut.

Rückseite
Werfen wir noch einen Blick auf die Rückseite. Hier finden wir zunächst den Anschluss für das externe Netzteil und den Netzschalter. Leider wurde auch beim Acuna wieder einmal darauf verzichtet, das Netzteil ins Innere des Instruments zu integrieren. Das Acuna hat ein deutlich größeres Gehäuse als das Numa Nano, und schon darin fand der Kollege Xaver hauptsächlich eines: viel Luft. Es wäre also mit Sicherheit genügend Platz vorhanden gewesen. So muss man leider mit einem Steckernetzteil hantieren, was vor allem live ein Ärgernis ist. Immerhin liegen dem Netzteil Adapterstecker für viele Länder bei – das Acuna gibt sich also global. Eine Stromversorgung über die USB-Buchse ist nicht möglich.

Es folgen drei MIDI-Buchsen. Neben zwei Ausgängen verfügt das Acuna auch über einen MIDI-In. Hier ankommende Daten werden wahlweise zu einem der MIDI-Outs oder zum USB-Port durchgeschleift, was auf der Bühne sehr praktisch sein kann. Ein USB-to-Host-Anschluss (USB Typ B) dient der Verbindung zu einem Computer oder einem iPad. Für Letzteres ist leider ein von Apple als Zubehör erhältliches Camera Connection Kit erforderlich, das das iPad mit einem Typ-A-USB-Port ausstattet. Eine zusätzliche USB-Buchse für den direkten Anschluss des iPad-Dock-Kabels, wie sie einige andere Hersteller bereits in ihre Keyboards einbauen, wäre deutlich komfortabler gewesen, zumal der gleichzeitige Anschluss eines iPads und eines Computers so nicht möglich ist. Auch das Laden des iPads über die USB-Verbindung vom Acuna ist nicht möglich, sodass man von der Akkulaufzeit des iPads abhängig ist.
Drei Anschlüsse für Controller vervollständigen das rückseitige Steckfeld. Die beiden Pedaleingänge (Jack 1/2) dienen dem Anschluss von einem Sustain- und einem Expressionpedal. Im Gegensatz zur Numa-Serie sind die Eingänge funktional beschränkt: Jack 1 kann nur mit Sustain-Pedalen bzw. Fußtastern umgehen und Jack 2 akzeptiert nur Expression-Pedale. Dann hätte man die Buchsen ja auch gleich eindeutig benennen können… Auch lässt sich die Polarität der Pedale leider nicht einstellen. Die letzte Buchse ist als 3,5-mm-Klinkenbuchse ausgeführt und dient dem Anschluss eines Breath-Controllers. Ich finde es ja durchaus interessant, dass diese Dinger nach wie vor manchmal unterstützt werden. Trotzdem frage ich mich jedes Mal, welcher Klientel damit eigentlich gedient ist – kennt jemand einen Blaswandler-Benutzer? Nun gut, schaden tut es nicht. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass der Großteil der Anwender einen dritten, flexibel konfigurierbaren Pedalanschluss besser gebrauchen könnte.

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