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Steinberg Cubase Pro 13 Test

Cubase 13 in der Praxis – Pultec EQ

Mit der Pro-Version von Cubase 13 erhält man Plugin-Versionen des Pultec EQP-1A und des zugehörigen MEQ-5. Der Pultec EQ steht im Ruf, Signalen Größe und Prominenz im Mix zu verleihen. Ganz charakteristisch sind dabei die breiten EQ-Kurven. Ein Boost in Bässen oder Höhen geht immer bis weit in die Mitten hinein. Die Höhen werden zudem für ihren offenen aber weichen Klang geschätzt.

Neuzugang unter den Plugins in Cubase Pro 13: Ein Pultec EQ!

Steinberg verschiebt ganz einfach den Bindestrich und benennt das Plugin als EQ-P1A. Vor allem mit der freien Auswahl von Frequenzen für Low-Shelf und High-Shelf entfernt sich das Plugin ein wenig vom Original. Viel wichtiger ist aber, dass nicht nur der Pultec-Trick funktioniert, sondern auch die leichte Färbung durch die internen Übertrager vorhanden ist.

Im Screenshot schickt der überarbeitete Test-Generator einen Sinuston in den EQ-P1A. Im Frequenzdiagramm von SuperVision sind die Obertöne zu sehen, die durch die Übertrager-Sättigung entstehen.

Ein Vergleich mit dem Pultec von Universal Audio bestätigt, dass die beiden Plugins klanglich durchaus in die gleiche Richtung gehen. Die Variante von Steinberg reagiert beim Boosten etwas zackiger und fügt im Bassbereich mehr Sättigung hinzu. Dementsprechend musste ich das Plugin von Universal Audio stärker pushen. Außerdem unterscheiden sich die EQ-Kurven geringfügig. Grundsätzlich haben die Entwickler hier aber wirklich ganze Arbeit geleistet. Wer noch keinen Pultec besitzt, bekommt hier ein Tool, das in keiner Sammlung fehlen sollte.

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Vocals – Steinberg EQ-P1A Vocals – Universal Audio EQP-1A Vocals – Flat Drums – Steinberg EQ-P1A Drums – Universal Audio EQP-1A Drums – Flat

Neuer Röhren-Kompressor

Der neue Black Valve Compressor bleibt ebenfalls den Anwendern der Pro-Version von Cubase 13 vorbehalten. Steinberg selbst spricht dabei von einer Hommage an einen klassischen Röhrenkompressor. Und da gibt es vor allem zwei Verdächtige: Den Teletronix LA-2A und den Fairchild.

Auch wenn die geringe Anzahl der Bedienelemente eher für einen LA-2A spricht, gehe ich davon aus, dass hier der Fairchild als Vorbild diente. Das hat nicht nur mit der schwarzen Farbe, sondern auch mit dem Klang und insbesondere dem Attack- und Release-Verhalten des Kompressors zu tun.

Der Black Valve Compressor erzeugt auch bei neutralen Einstellungen ausgeprägte Obertöne.

Das Plugin von Steinberg bietet keine Regelmöglichkeit für Attack und Release und scheint sich auf die schnellste Einstellung des Originals zu beschränken. Zumindest legt das ein weiterer Vergleich mit dem Fairchild von Universal Audio nahe. Beim Sättigungsverhalten haben die Entwickler es in diesem Fall aber nicht so gut getroffen wie beim Pultec. Der Black Valve Compressor liegt in dieser Hinsicht wesentlich näher am Tube Compressor von Steinberg als am Fairchild von Universal Audio.

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Vocals – Steinberg Black Valve Compressor Vocals – Universal Audio Fairchild Vocals – Flat Drums – Steinberg Black Valve Compressor Drums – Universal Audio Fairchild Drums – Flat

Trotzdem bietet der Black Valve Compressor einen Vorteil in Sachen Flexibilität. Die Sättigung lässt sich nämlich über den Drive-Regler dosieren und bis zur eindeutigen Verzerrung hin steigern. Als Color-Box, die auch einmal etwas deutlicher zupackt, funktioniert der Black Valve Compressor damit durchaus gut.

VocalChain: Alles in Einem

Die VocalChain ist eine All-In-One-Lösung zum Bearbeiten von Gesang. Enthalten ist das Plugin Cubase Pro und Artist. Im Grunde handelt es sich um eine Art Container, der 16 Slots für Effekte enthält, die es größtenteils auch als einzelne Plugins in Cubase gibt. Was zunächst ein wenig nach Reste-Eintopf klingt, ist aber gar nicht so uninteressant. Die Effekte sind konkret auf Gesang angepasst und kommen größtenteils mit angepassten Regelmöglichkeiten.

In der Overview-Ansicht präsentiert die VocalChain die wesentlichen Parameter der wesentlichen Effekte.

Effekte

Ein allgemeiner Vorteil des Konzepts ist, dass man sozusagen all seine Werkzeuge vor sich ausbreitet. Eine Overview-Darstellung zeigt dabei die wesentlichen Effekte und deren jeweils wichtigste Parameter. Das gestaltet die Arbeit mit dem Plugin sehr direkt und führt zu schnellen Ergebnissen. Bei Bedarf dringt man dann weiter in die Tiefe bis hin zu den einzelnen Modulen vor, um Details anzupassen. Außerdem gibt es Presets für die gesamte Kette. Und auch komplexere Routing-Einstellungen wie Hall auf dem Delay oder Ducking-Effekte lassen sich einfach umsetzen.

In den Einzelmodulen sind Detailanpassungen möglich. Im Screenshot ist ein dynamischer EQ zu sehen. Für solche Anpassungen musste man bisher zum On-Board-EQ Frequency greifen.

Klar, wer gerne mit speziellen Plugins oder gar externer Hardware arbeitet, der hat für die VocalChain nur begrenzt Verwendung. Eine Einsatzmöglichkeit wäre in diesem Fall der schnelle Roughmix nach dem Recording. Dafür ist die VocalChain auf jeden Fall geeignet.

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VocalChain – Female Pop Vocal VocalChain – Classy Female Vocal Ballad VocalChain – Squashed Pop Vocal VocalChain – Destroyed Vocal Chop VocalChain – Trap Legend Tuned

Übrigens gibt es mit dem Exciter-Modul einen Effekt in der VocalChain, der nicht als separates Plugin verfügbar ist. Der ebenfalls neue, auf Gesang spezialisierte VoxComp läuft dagegen auch außerhalb der VocalChain – allerdings nur in der Pro-Version. Dabei handelt es sich um einen einfachen One-Knob-Kompressor mit Mix-Regler und Ausgangspegel.

Ebenfalls neu in Cubase 13: Der VocComp – ein klassischer One-Knob-Kompressor.

Der Vocoder kehrt zurück

Cubase-Anwender ab Mitte dreißig könnten den alten Vocoder aus Cubase SX noch kennen. Dieser verschwand in der Zwischenzeit aus dem Plugin-Ordner und kehrt nun in alter Frische zurück. Zumindest für die Anwender von Cubase Pro und Artist.

Ein Vocoder ist ein komplexer Effekt zur Verfremdung von Stimmen und allerlei anderer Signale. Wer mehr dazu erfahren will, findet hier eine Erklärung einschließlich einiger allgemeiner Tipps und Tricks.

Der Vocoder in Cubase 13 könnte intuitiver gestaltet sein, erledigt seine Aufgabe aber sehr gut

Der Vocoder in Cubase 13 bietet alles, was man von einem solchen Effekt grundsätzlich erwartet. Er lässt sich ganz einfach als Insert auf eine Audiospur legen und bei Bedarf von einer externen MIDI-Spur aus steuern. Wenn die Möglichkeiten des internen Synthesizers nicht ausreichen, ist es möglich, einen externen Synth als Carrier zu nutzen. Das läuft dann über den Sidechain-Eingang.

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Vocoder – Default 13 Vocoder – Talkbox Vocoder – Unpleasant Announcement

Iconica Sketch: Eine schlanke Orchester-Library

Neben den neuen Effekt-Plugins findet sich in Cubase 13 auch ein neues Instrument. Genau genommen sind es sogar 34 neue Instrumente. Bei Iconica Sketch handelt es sich nämlich um eine kleine Orchester-Library für Halion Sonic. Im Bereich der Plugins ist das die einzige Neuerung, die alle Ausbaustufen von Cubase betrifft.

Iconica Sketch ist eine Orchester-Library für den in Cubase enthaltenen Halion Sonic.

Iconica ist in mehreren größeren Ausbaustufen im Steinberg-Shop erhältlich. Die kleine Version in Cubase ist – wie der Name schon sagt – für Entwürfe konzipiert. Sie enthält alle gängigen Orchesterinstrumente und bietet immerhin bis zu sieben Spielweisen pro Instrument. Gemessen an der geringen Größe von gerade einmal 4 GB klingt sie überraschend gut.

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Iconica – War Stars, volles Orchester Iconica – War Stars, Holzbläser Iconica – War Stars, Blechbläser Iconica – War Stars, Streicher Iconica – War Stars, Schlagwerk

Klar, den Detailgrad von großen Libraries, die gerne einmal in den Terabyte-Bereich gehen, darf man hier nicht erwarten. Für Einsteiger in die Welt der Orchestermusik ist Iconica aber durchaus mehr als ein Appetithäppchen für die größeren Ausbaustufen.

Kommentieren
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Felix Behrmann sagt:

#1 - 15.12.2023 um 12:20 Uhr

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Also, ich sehe das dann doch im Detail etwas anders. Ich finde es immer besser, wenn Steinberg den Update-Fokus auf verbesserten Workflow legt. Es sind viele kleine Verbesserungen dabei, die schon lange von den Usern angefragt wurden. Und nicht umsonst ist Logic so beliebt, weil es viele mitgelieferte Effekte bietet zum sofortigen Loslegen und Austausch mit Musikerkollegen. Die neuen Kompressoren und EQs stehen teuren Kaufplugins in nichts nach. Hier zieht Cubase mit C13 also auch deutlichst nach. Die neue große 5 GB Orchester "Rundumsorglos" Sound Onboard-Library ist wohl einzigartig zu nennen und ist in dieser hervorragenden professionellen Form wohl in keiner anderen DAW so vorzufinden. Nur dafür alleine müsste man wohl weit mehr als den dreifachen Updatepreis bei einem Dritthersteller zahlen. Der schnelle und einfach zu bedienende SamplerTrack (der neue Pitch-Algo stammt aus Halion 7!) ist genial und bei mir täglich im Einsatz, ich brauche tatsächlich nichts anders mehr. Ein gelungenes Update, trotz der ja bekannten Startschwierigkeiten. Die neue GUI muss man halt ggf. etwas nach Geschmack tweaken, bin soweit fein damit.

    Profilbild von Aggi Berger

    Aggi Berger sagt:

    #1.1 - 17.12.2023 um 02:07 Uhr

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    Hi Felix, danke für deinen Kommentar! Vor ein paar Jahren hätte ich das ähnlich gesehen wie du. Mittlerweile sind die teuren Plugins von Drittanbietern aber gar nicht mehr so teuer. Die UAD Native Essentials gibt es noch bis Ende Dezember für verboten günstige 53 Euro. Und das sind dann eben wirklich Branchenstandards. Klar, das ist ein Sale und zeitlich begrenzt. Der Pultec von Steinberg reißt mich da aber trotzdem nicht mehr vom Hocker. Auch wenn das schon ein wirklich gut gemachtes Plugin ist. Workflow-Updates gibt es in allen großen Updates. Mir fehlt zwischen all den Beilagen ein wenig der Hauptgang. Von daher sind es für mich moderate vier Sterne. Und das ist auch keine schlechte Bewertung. Und auch klar: wer regelmäßig Chord-Pads und Sampler-Track nutzt, der freut sich natürlich über Cubase 13. Liebe Grüße!

    Antwort auf #1 von Felix Behrmann

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Olerabbit sagt:

#2 - 17.12.2023 um 13:01 Uhr

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Als langjähriger Cubase-Artist-Nutzer bin ich enttäuscht von C13A und kann der - für mich mit 4* sogar noch relativ positiven Beurteilung von Herrn Berger - nur zustimmen. Ich hätte sogar nur 3,5* vergeben. Was hier als Neuerung angepriesen wird, hat Steinberg meist von anderen DAWs übernommen. Wenig Neues für 89 € Update-Preis? Ganz sicher nicht. Das Problem ist nur: wäre C14A ein Knaller und ich wollte es kaufen, müßte ich C13 mitbezahlen. Ich zahle also so oder so für etwas, was mich absolut enttäuscht. Aber so wird man wohl immer abgezockt.

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