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Spotify-Manager: Künstler verdienen auf Twitch 10x mehr als auf Musikstreaming-Plattformen

Twitch ist anders

Zuerst einmal ist es wichtig zu verstehen, wodurch sich Twitch von anderen Streamingplattformen unterscheidet. Dazu wurden Daten direkt von Twitch, MRC Data und ChartMetric genommen. Als Vergleichsplattformen werden Youtube, TikTok und On-Demand-Streaming-Plattformen genommen. Beim Nutzerverhalten gibt es hierbei große Unterschiede. Twitch-User nutzen hauptsächlich den Laptop, während die anderen Plattformen zu großen Teilen mit dem Handy angesteuert werden.

© Keegan Houser
© Keegan Houser

Bei Twitch werden größtenteils Livestreams verfolgt, während bei den anderen Plattformen On-Demand im Vordergrund steht. Auch die Dauer der einzelnen Clips ist sehr unterschiedlich. Während bei Twitch die Nutzer lange Formate (1 Stunde+) bevorzugen, werden bei den anderen Plattformen eher kurze Clips bzw. Lieder angesehen/gehört. Das führt auch dazu, dass der durchschnittliche Twitch-User 15.8 Stunden/Woche auf der Plattform verbringt, bei Youtube sind es 5,7 Stunden, bei Spotify 6,4 Stunden. Will Page fasst zusammen: “Es ist lang, alles andere ist kurz. Es ist von Usern kreierter Content und nicht von Usern generierter Content. Es ist UCC und nicht UGC”. Letzterer Punkt bezieht sich auf die Rechteinhaber. 

So sieht die Twitch Music Seite aus
So sieht die Twitch Music Seite aus

Musiklizenzierung ist auch anders

Die meisten On-Demand-Dienste verwenden ein Lizenzierungssystem für Rechteinhaber, bei dem der Dienst die Aufnahmerechte von Plattenfirmen und die Veröffentlichungsrechte von Verlagen und Collective Management Organisations (CMOs) erhält. Bei den Lizenzgebern von Twitch handelt es sich hingegen meist um einzelne Urheber und Verwertungsgesellschaften und nicht um andere Rechteinhaber. Die andere Handhabung mit Musikrechten, etwa bei Livestreams von DJs oder Gamern, die externe Musik in ihren Streams nutzten, führte aber auch zu größeren rechtlichen Probleme. Durch Copyright-Beschwerden von Rechteinhabern im Jahr 2020 musste Twitch handeln. In Folge gab es Einschränkungen bei der Verwendung von Musik in Streams, einige Streamer mussten ihre kompletten Videodatenbanken löschen. 

Wieso Musiker bei Twitch mehr verdienen können

Im nächsten Teil des Berichts wird auf die verschiedenen Einnahmemöglichkeiten durch Twitch eingegangen. Während bei anderen Anbietern das Geld meist durch Werbung oder Abos eingespielt wird, gibt es bei Twitch drei Einnahmequellen: Abonnements, Werbeeinnahmen und Spenden. Um manchen Streams bzw. Streamern folgen zu können, müssen bei Twitch einzelne Abonnements abgeschlossen werden, die zwischen 4,99,- USD und 24,99,- USD kosten. Vor, während und am Ende von Streams kann dazu Werbung geschalten werden. Product-Placement ist hierbei allerdings unabhängig und auch noch eine weitere Einnahme-Möglichkeit. Letztlich können sogenannte “Bits” verteilt werden, also Spenden an Streamer.
Genau bei den Spenden trennt sich der Spreu vom Weizen. Je länger Streamer streamen, je länger Content verfolgt wird, desto höher fallen auch die Einnahmen aus. Streams können dabei oft mehrere Stunden lang sein. Die Spenden werden dann auch noch live eingeblendet und die “Top Spender” in eigenen Fenstern gezeigt. Wenn dann der geliebte Streamer dann auch noch die Spender persönlich grüßt, ist die Bereitschaft von den Fans oft noch größer. Das Geld wird daher nicht mit der breiten und stillen Masse gemacht, sondern mit den “Top 100” Fans, die auch mal bereit sind größere Summen für ihren Lieblingsstreamer bzw. Lieblingsmusiker zu spenden. 

Einnahmen von Laura Shigihara Twitch/Musikstreaming © Will Page
Einnahmen von Laura Shigihara Twitch/Musikstreaming © Will Page

Mehr Verweildauer, viel mehr Geld

Der Bericht von Will Page führt danach einige Beispiele an, die verdeutlichen sollen, dass Twitch für Musiker eine Goldgrube sein kann. Ein Beispiel ist dabei Laura Shigihara (siehe Bild), die als Komponistin und Sounddesignerin für Spiele wie World of Warcraft und Plants Vs. Zombies bekannt ist. Demnach wurden über Twitch ihre Inhalte etwa fünfmal so viel abgespielt wie über Youtube oder Spotify. Verdient hat sie damit aber mehr als zehnmal so viel wie über Musikstreaming-Plattformen. Zusätzlich haben die Einkünfte nicht nur auf Twitch zugenommen, auch auf den anderen Plattformen wurde ihre Musik mehr gehört. Demnach verdiente sie bei Twitch rund 8,000 Dollar im Monat bei rund 150.000 Zuschauern/Monat. 
Ein weiteres Fallbeispiel ist Matt Heafy von der Heavy-Metal-Band Trivium, dessen Twitch Kanal 220.000 Follower hat. Sein monatlicher Verdienst auf Twitch lag bei etwa 10.000 Dollar, während die gesamte Band durch Musikstreaming und Verkäufe rund 11.000 Dollar einnahm. Daneben befasst sich der Bericht mit mehreren Fällen, durch die Musiker ihre gesamte Reichweite auf allen Plattformen durch Twitch stark erhöhen konnten. 

Live Streaming wird nicht verschwinden, wenn Live Musik zurückkehrt

Die Diskussion um Einnahmen durch Streaming sind vor allem bei Spotify nie enden wollend. In einer neulich erschienen Doku von arte wird genau dieses Problem behandelt: “Stellt euch vor ihr geht in einen Plattenladen und kauft etwas von eurer Lieblingsband und euer Geld geht an Drake oder Ed Sheeran, obwohl ihr sie nie hört. Genau das passiert derzeit mit euren Streams.” Vor allem die Verteilung erscheint hierbei das Problem zu sein. Die Einnahmen kommen in einen großen Topf und werden dann nicht verhältnismäßig verteilt. Deshalb kam es im März 2021 zu Demonstrationen vor 31 Spotify-Niederlassungen. Spotify Gründer Daniel Ek, der aufsehen erregte als er sagte, dass Musiker einfach mehr Musik machen müssenum davon zu leben, versucht seitdem zu besänftigen. In Folge dessen gab es die Kampagne “Loud And Clear”, bei der die Ökonomie des Streaming aufgeschlüsselt wurde. Daniel Ek gehört übrigens zu den zehn reichsten Schweden mit einem geschätzten Vermögen von 4,5 Milliarden Dollar. 
Hier gehts zum Bericht.

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von Mathias Walter

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