Sonosax SX-M2D2 Test

Der Sonosax SX-M2D2 ist ein kleines USB-Interface, das auf der International Broadcasting Convention 2019 vorgestellt wurde.

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Das liefert schon einen entscheidenden Hinweis: Der SX-M2D2 ist in erster Linie für Rundfunk- und Filmton gedacht. Wir schauen uns an, ob das kleine Interface auch für Musiker und Musik-Tontechniker interessant ist.

Details

Sonosax

Sonosax ist lange schon eine etablierte Firma in Broadcast-Kreisen. Die Schweizer stellen seit Ende der 70er Jahre High-End Audio-Equipment her. Manchem könnten die Sonosax-Mixer SX-b und SX-a aus den 1980er Jahren noch ein Begriff sein. Portable Mixer wie der Sonosax SX-S wurden als Standardgeräte in der Filmindustrie genutzt. Die Wertschätzung gipfelte in einem technischen Oscar für Jacques Sax, den Gründer von Sonosax für die Entwicklung des SX-S.

Äußerlichkeiten

Im Kern ist der Sonosax SX-M2D2 ein USB-Audiointerface, kann aber auch als standalone Stereo-Preamp und 6-Kanal-Mixer benutzt werden. Das schwarze Aluminium-Gehäuse ist aus einem Stück gefräst und macht einen hochwertigen Eindruck. Hat man den M2D2 in der Hand, drängt sich unweigerlich der abgedroschene Vergleich zu einer Zigarettenschachtel auf. Obwohl das bei dem M2D2 sogar fast hinhaut, möchte ich korrekter vergleichen: Der M2D2 ist etwa so groß wie eine externe 2,5” Festplatte. Mit etwa 13 cm x 7cm x 2,8cm passt das Gerät wirklich bequem mit in einen Gitarrenkoffer, eine Laptoptasche, eine Kopfhörertasche oder in die Hosentasche. Überall, wo man sonst bisher kein High-End Interface mitnehmen konnte, kann das SX-M2D2 verwendet werden. Die kompakte Größe erkauft sich Sonosax mit dem Verzicht auf gewöhnliche Full-Size-Anschlüsse.

Die Anschlüsse des M2D2 sind als platzsparende Mini-XLR Buchsen ausgeführt.
Die Anschlüsse des M2D2 sind als platzsparende Mini-XLR Buchsen ausgeführt.

Anschlüsse

Auf der Rückseite finden sich also nicht die erwarteten XLR-Anschlüsse, denn zum einen hat das Anschlussfeld eine Höhe von gerade mal 28 mm und die meisten XLR-Buchsen sind etwa 30 mm hoch. Zum anderen hat Sonosax auf der Rückseite ganze neun Anschlüsse auf engstem Raum untergebracht. Damit das alles geht, laufen alle Audio-Verbindungen über Mini-XLR Stecker. Diese sind im Filmton oder an Funksendern bei Liveanwendungen verbreitet, aber im Tonstudio eher seltener gesehen. Die fünf Mini-XLR Buchsen sind zunächst zuständig für die beiden Mikrofon-Eingänge, die jeweils eine eigene Buchse haben. De beiden Line-Outs teilen sich eine Buchse und die letzten beiden Buchsen sind AES Ein- und Ausgänge. Sie unterstützen sowohl AES3- als auch AES41-Signale, also digitale Mikrofonsignale. Dann gibt es noch eine 3,5 mm Stereo-Klinkenbuchse für den Kopfhörerausgang und den etwas exotisch anmutenden Hirose 4-Pol Rundstecker. Über diesen kann der Sonosax SX-M2D2 zum Beispiel von einem Sonosax SX-R4+ Mobilrecorder mit Strom versorgt werden. Ein anderer Möglichkeit, den M2D2 mit Strom zu betanken, ist es, eine der beiden USB-C-Buchsen zu verwenden. Es gibt einen USB-Anschluss für die Datenverbindung und einen für die Stromversorgung. Das hat den Vorteil, dass Android- oder iOS-Geräte gar nicht in die Verlegenheit kommen, Strom über einen Adapter bereitstellen zu müssen und der M2D2 ohne Installation irgendwelcher Treiber oder Kabelkonstrukte funktioniert.

Innere Werte: Strom

Ein Nachteil ist aber, dass man zum Beispiel am Computer zwei USB-Kabel braucht, um eine Datenverbindung herzustellen und den Sonosax SX-M2D2 gleichzeitig zu laden. Eine weitere Möglichkeit zur Stromversorgung ist nämlich der eingebaute Akku. Sonosax hat sich erfreulicherweise nicht dazu hinreißen lassen, ein proprietäres Akkusystem für den M2D2 zu entwickeln und selbst teure “Profi-Akkus” zu verkaufen. Stattdessen hat man sich entschlossen, auf gewöhnliche 18650-Zellen zurückzugreifen. Diese liegen preislich bei etwa 5 Euro und sind in diversen Shops erhältlich. Außerdem gibt es für die 18650-Akkumulatoren erschwingliche Ladegeräte von der Stange, sodass man im Mobilbetrieb immer volle Akkus bereithalten kann.

Der Akku des SX-M2D2 ist eine normale 18650-Zelle.
Der Akku des SX-M2D2 ist eine normale 18650-Zelle.

Bedienung

Die Vorderseite des Sonosax SX-M2D2 ist mit zwei Reglern und einem Display minimalistisch gehalten. Das schwarz-weiße OLED-Display hat eine Auflösung von 128×64 Pixel. Beide Encoder besitzen zugleich eine Push-Funktion. Im Hauptfenster kontrollieren die Regler jeweils die Verstärkung der beiden Mikrofon-Preamps. Drückt man den linken Regler, öffnet sich das Menü, von dem aus kann man sich durch die Einstellungen klicken kann. In der Standardeinstellung öffnet oder bestätigt man mit dem Drücken des linken Reglers und wählt durch drehen andere Menüpunkte aus, während der rechte Regler ausgewählte Werte manipuliert. Durch das Drücken des rechten Reglers springt man eine Ebene zurück. Hält man den linken Regler gedrückt, kommt man sofort zurück in das Hauptfenster. Hier werden übrigens zwei überraschend fein auflösende Level-Meter für die Preamps angezeigt.

Das Display löst nicht besonders fein auf, ist aber gut abzulesen und hell einstellbar.
Das Display löst nicht besonders fein auf, ist aber gut abzulesen und hell einstellbar.

Praxis

Haptik und Benutzung

Bei näherer Betrachtung der Details des Sonosax SX-M2D2 zeigt sich das Interface und Preamp als durchdachtes und gut verarbeitetes Gerät. In die Bedienung des Sonosax SX-M2D2 muss man sich jedoch zunächst ein wenig einfinden. Das Display bringt natürlich keine hohe Auflösung mit. Sie entspricht etwa der der Elektron-Geräte. Sonosax hat es aber geschafft, durch sehr gute Symbol- und Menügestaltung eine schlüssige Bedienoberfläche herzustellen. Außerdem gibt es für Funktionen wie den Mixer, das Routing und den Kompressor Presets, die man auch mit seinen eigenen Einstellungen überschreiben kann. Das bereits vorgestellte Bedienkonzept lässt sich komplett an die eigenen Bedürfnisse anpassen oder spiegeln. Ebenso lässt sich die Darstellung auf dem Display um 180 Grad drehen, falls der SX-M2D2 mal auf dem Kopf steht. Das Display ist kontrastreich und ist sehr hell einstellbar, sodass die Werte auch bei direkter Sonneneinstrahlung gut lesbar bleiben. Nach etwa 10 Minuten Benutzung hatte ich den Bogen raus und wurde schnell mit der Zwei-Knopf-Bedienung.
Möchte man ein gewöhnliches Studiomikrofon an den Sonosax SX-M2D2 anschließen, braucht man einen Adapter von XLR auf Mini-XLR. Das ist nicht sonderlich exotisch, solche Adapter-Kabel sind leicht und günstig zu beschaffen. Etwas kniffliger wird es schon beim Line-Out-Kabel, denn hier werden aus einer Mini-XLR-Buchse zwei unsymmetrische Line-Signale geholt. Dieses Spezialkabel von Mini-XLR auf zwei XLR-Stecker bietet Sonosax selbst für aktuell etwa 46 Euro an. Im Zweifel lässt sich so etwas aber auch schnell selbst löten, wodurch man sich die Länge dann selbst aussuchen kann. Darüber sollte man sich vor Kauf des Sonosax SX-M2D2 Gedanken machen, denn dem Gerät liegt standardmäßig nur ein USB-Kabel bei.

Fotostrecke: 2 Bilder Solche oder ähnliche Kabel braucht man, um Mikrofone an die Preamps des M2D2 anzuschließen.

Zubehör und weitere Funktionen

Im Lieferumfang des Sonosax SX-M2D2 bekommt man das bereits erwähnte USB-Kabel zum Anschluss an den Computer, einen passenden Akku sowie ein gepolstertes Case für den Transport. Die englische Bedienungsanleitung geht auf ihren 37 Seiten wirklich auf jedes Detail des M2D2 ein und erklärt alle Funktionen sehr gut.
Mit dem internen Mixer ist ein absolut flexibles Routing möglich. Kurz gesagt, kann jeder Eingang unabhängig auf jeden Ausgang geschickt werden, inklusive der USB-Kanäle. Kopfhörer und Line-Out Quellen können unabhängig gewählt werden. Der Mixer bringt sogar einen gut klingenden Kompressor mit! Es ist mir schleierhaft, wie Sonosax alle Funktionen des SX-M2D2 in diesem kleinen Gehäuse untergebracht hat und dazu noch mit einem Akku und USB-Power auskommt, aber es funktioniert tadellos. Der Akku hat im Test mit Phantomspeisung etwa 5 Stunden durchgehalten.
Bei 192 kHz Abtastrate und 64 Samples Puffergröße ergibt sich eine Round-Trip-Latenz von knapp unter 6 ms. Bei 44.1 kHz und 64 bzw. 128 Samples steigt der Wert auf 8.28 ms und 11.2 ms. Das sind durchschnittliche bis gute Werte für USB-2.0-Interfaces.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Menü des Sonosax SX-M2D2 ist gut strukturiert und schnell verstanden.

Klang

Aber wie klingt denn der Sonosax SX-M2D2 jetzt? Kurz gesagt: richtig gut. Die Mikrofonpreamps lösen sehr schön auf und bieten mit maximal 72 dB Verstärkung und 20 dB Pre-Gain riesige Gain-Reserven. Das macht Sinn, denn am Filmset hat man ja in der Regel nicht den Luxus, dass jemand aus nächster Nähe in das Mikrofon spricht, sondern es wird in der Regel mit etwas Entfernung gearbeitet. Dabei bleiben die Preamps stets rauscharm. Die Mikrofonaufnahme meiner halbakustischen Gitarre meistert der Sonosax problemlos. Im Vergleich zum ebenfalls mobilen, batteriebetriebenen IK Multimedia iRig Pro DUO I/O klingt der Sonosax etwas offener und bildet einen Hauch dynamischer ab. Außerdem habe ich das Gain für ein Field-Recording von Straßengeräuschen mal ordentlich aufdrehen können. Hier wird der Unterschied zwischen den beiden Geräten wirklich bemerkbar, denn wo die Verstärkung beim iRig aufhört, (50 dB) fängt der Sonosax erst an sich aufzuwärmen. Entsprechend ist die Aufnahme mit dem iRig etwas leiser ausgefallen, mehr ging halt nicht. Preamp und Wandler des SX-M2D2 können einen Dynamikumfang von 135 dB(A) abbilden, was bemerkenswert ist, vor allem, wenn man bedenkt, dass es sich hier um ein Mobilgerät handelt. Die ganze Signalkette klingt sauber und sehr neutral. An der DA-Wandlung gibt es ebenfalls nichts auszusetzen.
Der Kopfhörerausgang setzt dem Understatement allerdings die Krone auf. Er ist auf der Rückseite beinahe versteckt zwischen den Mini-XLR-Anschlüssen. Eine unscheinbare Mini-Klinken-Plastikbuchse, fast wie am Handy. Aber meine Güte, selten haben meine Kopfhörer so gut geklungen. Oft ist der Kopfhörer-Amp an Geräten, die sich auf Batterien oder USB-Power verlassen, etwas schwachbrüstig, vor allem, wenn es an Studiokopfhörer und dynamisches Audiomaterial geht. Der SX-M2D2 arbeitet dagegen phänomenal mit allen getesteten Kopfhörern und kann mehr als genug Leistung liefern.

Audio Samples
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halbakustische Gitarre mikrofoniert Sonosax halbakustische Gitarre mikrofoniert iRig Field-Recording Straße Sonosax Field-Recording Straße iRig Shaker Sonosax Shaker Sonosax Low-Cut Shaker iRig
Fotostrecke: 2 Bilder Der Sonosax SX-M2D2 ist mit seinem schlichten Äußeren wirklich ein meister des Understatements

Fazit

Der Sonosax SX-M2D2 ist ein absolutes Profigerät, das vor allem auf Funktionalität ausgelegt ist. Für etwa 1400 Euro ist der Sonosax natürlich kein Schnäppchen, aber die Qualität, die man dafür bekommt, ist schlicht beeindruckend. Der M2D2 macht absolut Sinn für jeden, der nur wenige Quellen gleichzeitig aufnehmen muss, aber dafür mit höchster klanglicher Güte. Dazu ist man durch den Akku sehr mobil und die Möglichkeit, unkompliziert mal etwas in Spitzenqualität am Handy aufnehmen zu können, ein tolles Feature. Hut ab, Sonosax.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • sehr gut klingende Preamps
  • große Gain-Reserven
  • saubere Wandler
  • toller Kopfhörerverstärker
  • Akkubetrieb möglich
  • kompaktes Gehäuse
  • wertige Verarbeitung
  • kompatibel zu Android und iOS
Contra
  • keins
Artikelbild
Sonosax SX-M2D2 Test
Für 1.749,00€ bei
11_Sonosax_SX_M2D2_Action
Features und Spezifikationen
  • USB-2.0-Interface
  • 2 Mikrofon-Preamps
  • 72 dB Verstärkung
  • 20 dB Pre-Gain
  • AES3/41 Input und Output
  • 2 Line-Outs
  • Kopfhörerausgang
  • Akkubetrieb
  • Hirose Power-Connector
  • interner 6-Kanal-Mixer mit Kompressor
  • flexibles Routing
  • Preis: € 1399,–(Straßenpreise am 1.7.2020)
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