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Shure PGA DrumKit 6 Test

Praxis

Shure. Eindeutig.

Die haptisch-taktile Rückmeldung kommt sofort, wenn man eines der Mikrofone aus der Packtasche des Shure PG Alta Drum Kit 6 herausnimmt: Die Mikrofone sind schwer, widerstandsfähig und vernünftig gearbeitet – Shure eben. Die Linie des ersten Eindrucks setzt sich fort, wenn man Körbe abdreht und in die Innereien blickt: Hier hat man an keiner Stelle das Gefühl, dass es ein Teil gibt, das auch bei häufigem Einsatz in die Knie gehen könnte. Live-Tauglichkeit: 1A. Auch der bei manchen Mikrofonen gerne mal anfällige Neigemechanismus ist hier keine Ausnahme.

Begeistern nicht: Mikrofonhalter für den Spannreifen. Allerdings gilt das für die meisten verfügbaren Clips.
Begeistern nicht: Mikrofonhalter für den Spannreifen. Allerdings gilt das für die meisten verfügbaren Clips.

Für die Spannreifenhalter will ich das eben Gesagte aber nicht wiederholen. Zu unflexibel in der Anbringung, vor allem aber der Ausrichtung, werden die kleinen Schienen dem Shure-Anspruch nicht gerecht. Zwar lassen sich die Mikrofone verschieben und anwinkeln, doch sind insgesamt zu wenig Positionen möglich. Was im Livebetrieb zu verschmerzen ist, kann schon bei Proberaumaufnahmen dafür sorgen, dass man die Halter am liebsten nicht mehr zurück an den im Formschaumstoff vorgesehenen Ort in der Transporttasche wandern lässt, sondern auf den Proberaumboden (der ja in vielen Fällen gleichbedeutend mit dem berühmten „Eimer“ ist…). Nun, ich kann hier schimpfen, das Dilemma ist bekanntlich, dass gute Spannreifenhalter gar nicht so preiswert sind, das weiß man natürlich auch bei Shure. Und statt keiner Spannreifenhalter oder einem Preis von einhundert Euro mehr gibt es halt diese. Das machen andere Anbieter genauso. Als Alternative wäre sicher der 592A-X von Latin Percussion zu nennen, der allerdings mit etwa 50 Euro zu Buche schlägt.

PGA52 an der Bassdrum im Studio "Die Fette Eins" in Köln
PGA52 an der Bassdrum im Studio “Die Fette Eins” in Köln

Dickes Pfund aus der Bassdrum

Schließt man das PGA52 an und positioniert es in der Bassdrum, wird schon vor der Feinjustierung der Position klar, dass der Frequenzgang die Vorahnungen erfüllt: Das Bassfundament ist solide und ausreichend trocken, begleitet wird dies von einer nicht zu patschigen Unterstützung des Kick-Anteils. In vielen Disziplinen macht das M 88 aus dem Audiobeispiel eine etwas bessere Funktion, genauso ein RE 20 – zu bedenken gilt es allerdings, dass diese jeweils beinahe so viel Kosten wie der ganze PGA-Koffer. In eine ähnliche Kerbe schlagen auch die PGA56, die es sich bei aller „Knalligkeit“ nicht nehmen lassen, ausreichend Tiefen zu transportieren. Für manche Sounds ist mir der hölzerne Charakteranteil etwas zu gering, üblicherweise wird man sich jedoch über den auch hier leicht vorgefertigten Sound freuen, besonders live, wenn es schnell gehen muss: Mit den PGA56 erhält man einen punchy Sound, der ein wenig nach 1980ern riecht. Einen kleinen qualitativen Abfall zum PGA52 kann ich bei den 56ern jedoch trotzdem feststellen, wenngleich ja viele bauliche Ähnlichkeiten bestehen. Das Alta 56 wirkt etwas weniger ausgewogen und ein Stückchen „langsamer“ als das dicke BD-Mikro. Den unfairen Vergleich mit Sennheiser MD 421 II und dem EV RE 20 konnten die beiden PGA56 nur verlieren – das tun sie auch, gehen insgesamt aber dennoch in Ordnung und liefern ein fehlerfreies, vernünftiges Signal.

Audio Samples
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Shure PGA komplettes Kit Shure PGA81 – AB-Overheads Shure PGA52 – Bassdrum Shure PGA57 – Snare TT: RE20, MD 421: FT, M88: BD, SM58: SN, MK-012: OH Oktava MK-012 (N) – AB-Overheads

Tipp auch außerhalb des Drumkoffers: PGA57

Wirklich empfehlen kann ich das Shure PGA57 aus dem Koffer. Es ist nur ein paar Zehner preiswerter als das SM57 und eben nur einmal im Set anstatt direkt auch für die Toms. Aber hier hat Shure richtig gehandelt und dem Paket für die Hauptinstrumente wirklich solide klingende Mikros beigegeben: Das PGA57 überzeugt durch feine Auflösung, ist schnell, nicht zu färbend und ein wirklich guter Allrounder. Ich hatte es auch am Gitarrenamp und sogar als Vocal-Mikro in Betrieb, der Abstand zu Shures SM57 und 545D, ja sogar zum SM 7B ist so groß nicht. Wer sich also hier beim Lesen schon innerlich gegen den Koffer entschieden hat, dem sei auf jeden Fall das Alta 57 ans Herz gelegt! Klanglich ordentlich: PGA81 Die beiden Kleinmembran-Kondensatormikrofone PGA81 liefern ein mehr als ausreichend aufgelöstes Klangbild und wirken recht höhenlastig. Dass ein wenig Fundament verlorengeht – ganz im Gegensatz zu den Oktava MK-012 im Vergleichsfile – ist oftmals gar nicht so schlimm, wenn man den Anwendungszweck betrachtet. Ganz ehrlich: In den meisten Fällen werden Overheads per Filter von ihren tieffrequenten Anteilen befreit. Das finde ich zwar oft sehr schade, erleichtert aber die Arbeit ungemein, da man sich dann im Bassbereich weniger Gedanken um Phasenlagen und Delays machen muss. 

Fotostrecke: 7 Bilder Redakteur des Drumbereichs an der Hütte: Chris Behm beim Einspielen mit dem Shure-Koffer.

Wie befürchtet, sind die 81er nicht besonders pegelfest. Der Einsatz an Hi-Hat und Ride kann bei heftiger Spielweise genauso problematisch werden wie als Snare-Bottom und wenn auf eine Cowbell gezimmert wird. Auch die Zweitverwertung als Instrumentenmikro für die Akustikgitarre oder sogar im ORTF oder XY für Chor oder Kammerorchester kommen eher nicht in Frage, da das Grundrauschen nicht wirklich „minimal“ ist. Aus dem gleichen Grund sollten man bei sehr entfernter Mikrofonierung und verhaltenem Spiel vorsichtig sein, etwa mit Besen oder Mallets – besonders, wenn stark komprimiert werden soll.

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