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Serato Remote Test

Serato Remote für iOS als DJ-Controller Ersatz? Der Bonedo-Test bringt Stärken und Schwächen ans Licht. Maßgebliche Entscheidungskriterien für oder gegen einen MIDI-Controller sind neben der verwendeten Software auch die Club-Tauglichkeit, der Mobilitätsfaktor, natürlich der eigene Anspruch und nicht zu vergessen die Fülle des Geldbeutels. Soll es eine ausgewachsene 1000-Euro-Kommandozentrale mit analogem Mischpult und integriertem Audiointerface wie der Pioneer DDJ-SX2 sein? Vielleicht lieber ein vergleichsweise preiswerter, reiner MIDI-Controller wie der Reloop Neon, der gut 130 Euronen kostet? Oder reicht schon eine DJ-App, die nicht einmal 20 Euro aufruft, zur Übermittlung der Befehle an das Musikprogramm aus, so wie die hier vorgestellte Serato Remote? Ein Test muss her.

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Serato Remote, DJ MIDI-Controller App

Details

Connection ist alles

Erfreulicherweise darf ich, im Gegensatz zu manch anderen Remote Apps, bei Serato selbst entscheiden, ob ich die Verbindung mit dem Rechner über ein drahtloses Netzwerk oder eine Standard-USB-Verbindung initiieren möchte. Ich entscheide mich für das Kabel. Als „Interface“ setze ich mein Rane SL3 ein. Nachdem der Handshake erfolgt ist, öffnet sich der Startbildschirm im PAD-Modus, bei dem oben zwei virtuelle Decks mit Play und Sync-Button (sehr praktisch) samt nicht touch-sensitivem Wellenformgesamtüberblick residieren, die ein Navigationswerkzeug flankieren. Ferner sind hier die Tasten „Tab“ und „QFX“ zu finden.
In der unteren Hälfte sind die Kreativ-Sektionen beheimatet, die über die Tabulatoren „Pad“, „Sampler“, „Slicer“ und „FX“ aufgerufen werden. Daneben ist ein Pfeil zur Maximierung der betreffenden Zone bei Ausblendung der Deckzeile platziert. Die Zahnräder öffnen das Konfigurationsmenü. Ob die Kopfzeile lieber zwei virtuelle Decks visualisieren soll oder stattdessen Track-Infos ausgibt, lege ich auf der Seite „Preferences“ fest. Auf den Reiter „Edit Fav FX“ komme ich später zu sprechen.
Der Tab „Connection“ erlaubt mir, meine Verbindung mit dem Rechner wieder zu lösen, um beispielsweise kabellos zu performen. Das kann über ein recht unkompliziertes Ad-hoc-Netz erfolgen, das kein WLAN am Ort der Veranstaltung benötigt oder über eine WiFi-Internet-Connection, bei denen ihr die Remote unter den Software Plug-ins aktiviert. Dann steht einem nichts im Wege, sich das Tablet unter den Arm zu klemmen und wie Angus Young durch die Kanzel oder über die Stage zu „derwischen“ oder selbst kurz das Tanzbein zu schwingen.
Wer keine Ambitionen hat, während seines Club-Sets mit dem Rechenbrett spazieren zu gehen, was wohl auf die meisten Anwender zutreffen dürfte, sollte meiner Meinung nach die USB-Verbindung bevorzugen, da sie verzögerungsärmer arbeitet als die Wireless-Connection. Obendrein wird das iPad dann auch gleich geladen. Dieses logiert bei mir während dieses Tests auf einem Crane Stand V3, der hinter dem Mixer aufgebaut ist und aufgrund seines flexiblen Neigungswinkels perfekt zum iPad und dem Mischpult passt. Mit der Auswahl eines Titels und der Nadel auf dem Timecode nimmt die Geschichte ihren Lauf und führt uns in den Praxisteil.

Fotostrecke: 5 Bilder Serato Remote Boot Screen fordert zur Verbindung auf …
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Praxis

Pad- und Sampler-Mode

Der Pad-Mode hält acht Speicherplätze zum Anlegen und Löschen von Hotcues bereit, deren Namen so vorhanden, am iPad angezeigt werden und es gibt sogar einen Quantize-Button, damit meine Aktionen am Beat landen. Sehr schön. Dazu gesellt sich ein Autoloop-Button mit Divider-Pfeilen zum Halbieren oder Verdoppeln der Lauflänge. Über einen Schieberegler erreiche ich statt der Autoloops Rolls in der Länge von 1/32 bis zwei Beats. Maximiere ich das Fenster, halten eine manuelle Loop-Sektion und sechs Sample Pads Einzug in die obere Hälfte, diese allerdings ohne Stopp-Taste. Die Farben der Pads sind identisch mit denen in Serato DJ und die virtuellen Taster auf dem iPad haben „treffsichere“ Größen und springen sehr direkt an. Der Abstand der einzelnen Cuepoints und Sample-Bänke ist passend gewählt. Um es mit den Worten meines Bonedo DJ-Kollegen Rick Ski zu sagen: Thumbs up!
Der Sampler-Tab eröffnet mir in der normalen Ansicht einen einfach gehaltenen Funktionsumfang für den Zugriff auf sechs Sample-Slots nebst globaler Lautstärkeregelung und Bank-Switch (A-D). Je nachdem, welcher Abspielmodus gerade gewählt ist, ist die Stop-Taste ganz nützlich (Trigger, One-Shot, Loop). Die Sample Pads mit ihren 35 mal 50 Millimetern zu verfehlen ist selbst zu fortgeschrittener Stunde quasi schon ein Kunststück. Zudem bauen sich in dieser Ansicht drei Hotcue-Plätze neben den Decks auf. Diese verschwinden, wenn ich das Layout über die Pfeiltaste erweitere, zugunsten von sechs Fadern für individuelle Sample-Lautstärken. Dazu kommen an jedem Platz eine Loop- und Sync-Taste sowie die Möglichkeit zur Festlegung des Abspielmodus. Auch hier kann ich getrost von einer gelungenen Benutzeroberfläche sprechen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Pad-Ansicht in Standardausführung mit Hotcues und Autoloops.

Slicer und FX

Der Slicer ist gut ausgestattet und erlaubt das Triggern von je acht Slices, deren Domain-Länge ihr im Loop oder im fortlaufenden Modus direkt am iPad festlegen könnt. Die MIDI-Übertragung erfolgt dabei ziemlich tight. Das macht Spaß. Schließlich bleibt noch das FX-Menü.
Der FX-Tab wendet sich an Seratos Effekte, die bekanntermaßen aus der Feder von iZotope stammen. Dirigieren dürft ihr lediglich einen Effekt und nicht drei, auch wenn die Software auf Multimode steht. Sollte in Serato DJ der Gruppenmodus aktiviert sein, dann bedient ihr den ersten Effekt in der Kette. Das mag mancher vielleicht etwas schade finden, doch offensichtlich steht hier die (hervorragende) Bedienbarkeit und nicht die Feature-Dichte im Vordergrund. Jeder Unit auf dem Tablet steht ein FX-Popup zur Verfügung, das 11 Plätze für die favorisierten Effekte bietet. Befüllt werden diese über die Taste „Edit Fav FX“ und schon könnt ihr euch euer passendes Set aus dem Fundus der kostenlosen und so ihr diese im Serato Online-Store gekauft habt, kostenpflichtigen Effekte zusammenstellen. Das geht kinderleicht von der Hand.
Für die FX gibt es zwei Betriebsarten und zwar den Latch-Modus mit virtuellem Einschaltknopf und Dry-Wet-Fadern, die fast zwei Finger breit und daumenhoch sind, was einem wirklich das Gefühl gibt, filigran agieren zu können. Im Temp-Mode ist der Fader gar doppelt so breit und der Effekt ist nur aktiv, solange der Finger auf dem Tablet ruht. In beiden Fällen stehen für die rechte und linke Effektsektion zwei etwas klein geratene Beat-Buttons zur Verfügung, die das Timing des Effektes im Darüberwischen ändern. Dieses reicht von 1/16 T bis 32D. In der Fullscreen-Ansicht verwandelt sich das nun schon größer als ein Smartphone anmutende FX-Feld bei Betätigung der Roll-Taste in ein fünfsegmentiges Kombo-Grid, das den Effekt mit der Loop-Roll-Funktion verbindet. Sehr cool. Wie elegant sich ein Filter-Tweak, ein Partikel-Delay oder ein Flanger-Roll spielen lassen, könnt ihr den nachfolgenden Audiodateien entnehmen.

Fotostrecke: 6 Bilder Die Effekte im Latch Mode …
Audio Samples
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Flanger-Roll Particel-Delay HighPassFilter LowPassFilter

Wenn man mit dem Programm erst einmal einige Stunden gearbeitet hat, verhärtet sich der Eindruck, dass sich die Planungsabteilung des neuseeländischen Herstellers Serato bei der Ausarbeitung dieser App einige Gedanken zu den Themen „Workflow“ und „Effizienz“ gemacht hat. Das Programm ist selbst für den Laien schnell zu erlernen, der Funktionsumfang ist gediegen, aber er geht nicht in jedes Detail der Software, sondern stellt einen gelungenen Kompromiss auf dem iPad dar und auch das visuelle Feedback und die für den Club kontraststarke Optik gefällt mir gut. Das Umschalten zwischen den einzelnen Pages geht schnell in Fleisch und Blut über. Auch dass man sich für ein latenzarmes kabelgebundenes Zusammenspiel entscheiden kann, trägt positiv zum professionellen Eindruck bei, den die App hinterlässt. Sicherlich ließe sich an einigen Stellen noch etwas herauskitzeln, aber warten wir es mal „App“, was im Laufe der zeit noch Einzug hält und behalten einen Motivationsstern ein, der natürlich auch wegen des kargen Library-Managements und den Einschnitten bei der Effektsteuerung erst mal hierbleibt.

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Fazit

Serato Remote ist eine leicht zu adaptierende, hervorragend bedienbare iPad-App zur Fernsteuerung nebst Quantisierung, Play und Sync von Serato DJ. Wer als DVS-User und iPad-Besitzer nach einem homogenen Kontrollwerkzeug für Loops, Cues, Effekte, Slicer und den Sampler sucht, dem kann ich an dieser Stelle nur sagen: Auf in den App-Store und kaufen! Die Umsetzung ist gut geglückt und profitiert von großen, praxistauglichen Bedienfeldern, einem logischen Layout und einem latenzarmen Spielgefühl, besonders über die Kabelverbindung. Optional ist auch Wireless-Play im Adhoc- oder WiFi-Netzwerk möglich. Neben Sampler, Hotcues, Loops und Rolls dürfte die Kombo-Matrix für FX-Rolls und die Möglichkeit, den Slicer zu bedienen, sicherlich Anklang finden. Selbst an ein Effektmenü mit Typenanzeige und eine Wellenformvorschau, die leider nicht zur Navigation im Titel herhalten kann, haben Serato gedacht. Nebenbei erwähnt lässt sich das hochportable Apfel-Tablet einfach mit in die Laptoptasche stecken und es ist nicht nötig, einen weiteren MIDI-Controller mit sich herumzuschleppen.
Für den Controller-DJ sei erwähnt: Wenn die eigene Kommandobrücke keine Rolls, Slices, FX oder gar Sample-Bänke bietet, rechtfertigt die Freischaltung oder besser gesagt der Zugriff auf diese Funktionen in meinen Augen allein schon den Kauf. Ich sehe dennoch hier und da Potenzial für Upgrades, die im Laufe der Zeit Einzug halten könnten. So etwa Bedienelemente für Video und Combo-FX oder verbessertes Track-Feedback und Browsing. Aber das ändert nichts daran, dass die kinderleichte Handhabe, vom automatischen, kabelgebundenen Pairing bis zur effizienten Ausgestaltung von Funktionen und Bediengrößen auf dem Test-iPad Generation 4 und nicht zu vergessen der Spaßfaktor, den diese App mitbringt, die Sternchenwertung weit nach oben treibt. Ein Preis von 17,99 Euro ist im Vergleich mit „harter Ware“ absolut angemessen. Ein „No-Brainer“ sozusagen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Große praxistaugliche Bedienfelder
  • Logisches Layout
  • Latenzarmes Spielgefühl
  • Effektmenü mit Typenanzeige am iPad
  • Einsteigerfreundliche Konfiguration und Inbetriebnahme
  • Unterschiedliche Kontrollseiten
  • Hoher Spaßfaktor
  • Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Kompatibel mit Scratch Live und Serato DJ
Contra
  • Nicht für Serato Video geeignet
  • Keine Browser-Anzeige der Titel der Musikbibliothek
  • Keine Texteingaben für die Titelsuche möglich
Artikelbild
Serato Remote Test
Serato Remote, DJ MIDI-Controller App
Serato Remote, DJ MIDI-Controller App
Remote App für Serato DJ und Scratch Live
  • Deck-Anzeige mit Wellenübersicht
  • Library-Control
  • Hotcues
  • Automatische und manuelle Loops
  • Slicer
  • Transport- und Sync-Funktion
  • Sampler mit vier Bänken
  • Effektkontrolle
  • Roll
Preis: 17,99 €
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    Profilbild von LeFix

    LeFix sagt:

    #1 - 02.06.2015 um 13:11 Uhr

    0

    Ein hilfreiches Feature wäre noch eine Mittelrastung (per double tap) für die Filtersektion. Insbesondere beim HP/LP-Filter. Im Eifer des Gefechts die Mittelstellung zu treffen, ist leider oftmals nur Glücksache.

    Profilbild von peter.bonedo

    peter.bonedo sagt:

    #2 - 03.06.2015 um 13:37 Uhr

    0

    Gute Idee, LeFix - und genau das richtige für die Serato Remote Feature Suggestions im Forum auf Serato.com.

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