Wer In-Ears sucht, kann aus einer Vielzahl unterschiedlicher Systeme auswählen. Das gilt nicht nur für das Gesamtangebot, sondern alleine schon für das deutsche Unternehmen Sennheiser.
Sennheiser positioniert mit dem IE 100 Pro Wireless nun ein Set, welches neben den eigentlichen Breitband-In-Ears auch das Bluetooth-Modul Sennheiser IE Pro BT Connector umfasst.
In den Kunststoffgehäusen der IE 100 Pro kommen Breitbandwandler zum Einsatz, die nicht nach dem BA- sondern dem Tauchspulenprinzip aufgebaut sind. Sie dämpfen um 26 Dezibel, mit Silikon- oder Schaumstoff-Ohrteilen lassen sie sich an die individuell unterschiedlichen Gehörgänge anpassen. Sennheiser nennt in den Unterlagen einen Frequenzgang von 20 Hz bis 18 kHz. Ordentliche 115 dB SPL erzeugen die Treiber, die ihrem Speisesystem nur 20 Ohm Impedanz entgegenstellen. Der Klirr ist mit weniger als 0,2% bezeichnet. Auf den ersten Blick gar nicht so „Pro“, sondern eher „Consumer“ wirkt die Tatsache, dass man als Kunde ein Farbauswahl treffen kann. Natürlich ist es aber begrüßenswert, dass die Gehäuse transparent, rot oder klassisch schwarz sein können.
1/3 Die Kabelführung geht nach oben, um sicheren Sitz zu gewähren.
2/3 Sennheiser setzt auf dynamische Breitbänder, nicht auf Balance-Armature-Treiber.
3/3 Abgenommenes Ohrpassteil
Bluetooth
Zwar lassen sich die In-Ears auch mit unterschiedlichen Kabeln betreiben (und sind als solche auch erhältlich), aber im Bundle dieses Reviews ist der IE Pro BT Connector ein Hauptbestandteil. Aufgebaut ist das System so, dass das über die Ohrmuscheln geführte Kabel im Nacken getragen wird. Zwei knubbelige Einheiten fallen auf. Eine beinhaltet den 100mA-Lithium-Polymer-Akkumulator und wird per USB-C-Buchse geladen, die zweite beherbergt die komplette Elektronik, einfache Steuerungsmöglichkeiten sowie ein Mikrofon in MEMS-Technik. Über die Bluetooth-5.0-Verbindung lassen sich folgende Codecs nutzen: SBC, AAC und aptX, aber auch aptX LL. Letzteres („Low Latency“) ist natürlich besonders interessant für Musikschaffende.
Links: Akkupack, rechts: Steuerung und Elektronik
Lieferumfang
Neben den genannten Hauptbestandteilen, also den eigentlichen IE 100 Pro und dem Bluetooth-Connector, ist ein Kabel auf 3,5mm TRRS-Klinke im Lieferumfang, ferner Silkonpasstücke in drei Größen, ein universelles Ohrpasstück-Pärchen aus Schaumstoff, ein Cerumenreiniger sowie eine Kunststofftasche zur Aufbewahrung.
Wie auch bei anderen professionellen In-Ears von Sennheiser, kann ich auch den IE 100 Pro einen guten Tragekomfort und hohe Ausfallsicherheit (hier wörtlich gemeint) bescheinigen. Allerdings ist das natürlich immer eine sehr individuelle Geschichte. So ist es denkbar, dass dem einen oder anderen User der auch beispielsweise vom IE 400 und IE 500 bekannte, verstärkte Bügel, der das Kabel von der Treibereinheit nach oben und hinter die Ohrmuschel führt, etwas zu störrisch ist. Auf einer Seite baumelt der Akku auf Halshöhe herunter, auf der anderen die Elektronik- und Steuereinheit. Das empfinde ich aber nicht als störend, sondern freue mich über den direkten Zugriff auf die blind bedienbaren Einheit. Beim Jogging und anderem Sport kann auf Dauer anstrengend sein, dass die Elektronik und der Akku schnell einmal gegen den Hals schlagen. Die Übertragung von Körperschall über das Kabel hält sich sehr in Grenzen, was eine sehr gute Nachricht ist.
Saßen im Test gut und sicher: IE 100 Pro
Hauptaufgabe mit Bravour erfüllt
Klanglich machen die Hörer sofort deutlich, aus welchem Hause sie stammen – und was ihr wesentlicher Einsatzzweck ist. Sie sind nicht dafür entwickelt, jegliche Musiksignale mit Zuckerguss zu versehen und aufzuwerten, sondern dafür, dass man sich ein genaues Bild davon machen kann, was vor sich geht. Das gelingt hervorragend: Auf eine sehr neutrale Art trocken und präzise lassen sie auch feinste Details erkennen, die Hörer spielen auffallend impulstreu. Sehr gelungen ist die Darstellung des Präsenz- und Schärfebereichs. Diese Frequenzbereiche sind einem durchsetzungsfähigen Klang und einem „aufgeräumten“ Sound zuträglich, können andererseits aber auch schnell nerven, besonders, wenn es um S-Laute, Snares, Hi-Hats, scharfe Cleangitarren und dergleichen geht. Mit den Sennheiser IE 100 Pro lässt es sich schön lange und ausführlich hören, ohne dass das Gehör ermüdet. Schön ist auch, dass die Mitten weniger “dosig” klingen als bei den IE 40 Pro, stattdessen wirken die IE 100 Pro satter.
Höhen nicht ganz offen, aber dafür sehr natürlich
Dass die Knöpfe dahingehend optimiert sind, dass sich der Hörer im Audiomaterial gut orientieren kann, um das eigene Timing und Tuning möglichst gut hinzubekommen, ist für den reinen Musikgenuss kein Nachteil. Wer auf natürliche und deutliche, aber nicht zu streng analytische Wiedergabe steht, findet mit den IE 100 möglicherweise einen passenden Compagnon. Das alles bedeutet auch keinesfalls, dass die Randbänder des Frequenzspektrums unterrepräsentiert wären. Die Höhen sind deutlich, aber nie kalt, gläsern oder fisselig. Im Air Band nimmt der Pegel deutlich ab, wodurch die Wiedergabe der Höhen etwas weniger ätherisch und offen wirkt, aber eben auch nicht künstlich, gewollt oder mit schlicht und einfach zu viel Pegel, wie es manche Mehrbandysteme tun.
Sowohl für den klassischen In-Ear-Monitoring-Betrieb als auch zum Musikhören und -produzieren sind die 100 Pro geeignet.
Gratwanderung gelingt auch bei den Tiefen
Unter dem trockenen, hoch aufgelösten und dadurch sehr griffig wirkenden Tiefmittenbereich schließt sich ein Bass an, dem die gleichen Attribute zugeschrieben werden können. Wie viel Subbass produziert wird, hängt bei derartigen Systemen maßgeblich vom Sitz der In-Ears und dem Abschluss der Ohrpassteile ab – hier sind Silikonteile im Vorteil. Auch ein E-Bass lässt sich noch gut in der Pitch erkennen, doch sind es hier schon eher seine Obertöne, die dabei helfen. Tiefe, obertonarme Signale machen es da schon etwas schwerer, da die Hörer umso indifferenter spielen, je tiefer die Frequenz ist. Dies ist gemeinsam mit dem letzten Stückchen Detaildarstellung und Dynamik einer der wesentlichen Unterschiede zu teureren Breitbandsystemen – wie etwa dem Beyerdynamic Xelento Wireless, welches aber einen knapp vierstelligen (!) Betrag aufruft. Zum Musikhören ist die Tiefenwiedergabe jedoch durchaus passend, weil die IE 100 Pro nicht allzu streng-reserviert, trocken und „spaßgebremst“ spielen.
Ob mit oder ohne…
Ein großes Lob verdient der IE Pro BT Connector, der ausstattungsseitig absolut auf der Höhe der Zeit ist. Dass aptX LL mit an Bord ist, ist für eine musikalische Nutzung hilfreich, wenngleich im professionellen Bereich weiterhin selbstredend auf die bekannte Funktechnik gesetzt wird. Das angesprochene Lob bezieht sich vor allem auf die Klangqualität, denn neben den Codecs sind es ja auch DA-Wandlung und Kopfhörerverstärkung in der Elektronik, die den Unterschied ausmachen. Da aber mittlerweile auch sehr stromsparende Mobilversionen von DACs hervorragende klangliche Leistung bringen und auch genügsame Miniatur-Amps zur Verfügung stehen, sind die Unterschiede zwischen kabelgebundenem und Wireless-Betrieb recht gering. In der Kontur im Bass, den feinsten Details der Höhen, und der Feindynamik machen sich diese am ehesten bemerkbar.
Der klangliche Unterschied zwischen Bluetooth- und Kabelbetrieb ist überschaubar.
Mit dem Sennheiser IE 100 Pro Wireless ist dem Unternehmen ein durch und durch vernünftiges Produkt gelungen. Vernünftig deshalb, weil die Wiedergabeeigenschaften sowohl Vokalisten und Musiker, als auch Musikkonsumenten, Producer und Techniker mehr als zufrieden stellen kann. Vernünftig, weil bei Bedarf auf die (äußerst gut performende) Bluetooth-Einheit zugunsten klassischer Kabelverbindung verzichtet werden kann. Vernünftig auch deswegen, weil sich der Preis für den Gegenwert mehr als in Ordnung geht. Die Wiedergabeeigenschaften des Sennheiser IE 100 Pro Wireless sind nicht nur sehr gut dafür geeignet, Monitoringsignale als verlässliche Orientierung für den eigenen Gesang oder das eigene Spiel zu benutzten, sondern auch, um Musik zu genießen – vorausgesetzt, man hat als Hörer Freude an ehrlichem, unverfälschtem Klang und erwartet keinen aufgeblasenen Sound, wie ihn so viele Lifestyle-Hörer heute anbieten.
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