sE Electronics DynaCaster DCM 3 / DCM6 Test

sE Electronics DynaCaster DCM 3 und DCM 6 sind die beiden neuen Broadcast-/Podcast-Mikrofone des Herstellers. Das Dynacaster DCM 8 war bereits bei uns zum Test, nun sind die beiden Neuerscheinungen für ein Review eingetroffen. Warum sie beide in einem Testbericht auftauchen? Nun, das sE DCM 3 ist quasi die passive Version des sE DCM 6. Letzteres verfügt über einen eingebauten Line-Amp, den sE „Dynamite“ tauft, der auch bei anderen Mikros verwendet wird und auch einzeln erhältlich ist. Diese Technologie arbeitet im Grunde missbräuchlich mit der Spannungsversorgung durch die Phantomspeisung von 48 Volt, die die meisten Preamps bereitstellen kann.

DCM6 und DCM3

Quick Facts zu sE Electronics DynaCaster DCM 3 und DCM 6

  • Sprechermikrofone mit Tauchspulenkapsel
  • „Broadcast“-Gehäuse
  • Aktivelektronik im DCM 6

Hauptanwendung für DCM 3 und DCM 6: Sprache

Beide Mikrofone sind spezialisiert auf genau eine Anwendung: Sprache. Ihr Gehäuse ist so gestaltet, dass sie sowohl über Kopf betrieben werden können, wie es in Rundfunkstationen Usus ist. Auch im Podcasting kann das praktisch sein, weil man dadurch den Tisch vor sich frei hat. Die großen Schaumstoffschutze lassen sich abnehmen und die Metallgitterkörbe von DCM 3 und DCM 6 abschrauben.

Schaumstoffüberzug, Drahtkorb und eigentliches Mikrofon

Sie geben dann den Blick auf die Kapselkonstruktionen frei. Dass die Dimensionen recht groß sind, hat einen guten Grund: Es ist dadurch die Gefahr von Popplauten geringer, zudem sorgt ein zwingender Mindestabstand zwischen Mund und Kapsel dafür, dass das Signal durch den Proximity-Effekt nicht so sehr verbasst. Das ist einer der Gründe, weshalb Aufnahmen mit dem Sprechermikrofon-Klassiker von Shure, dem SM7B, anders klingen als etwa mit SM58 oder SM57 – obwohl die gleiche Kapsel verbaut ist.

Blick auf die Mikrofonkapsel

Frequenzgang und Polardiagramm

Die Kapsel von sE Electronics DynaCaster DCM 3 und DynaCaster DCM 6 ist eine Tauchspulenkapsel mit herkömmlicher Nierencharakteristik. Eine Elastomerlagerung verhindert, dass sich Schwingungen auf die Kapsel übertragen und somit im Signal erscheinen. Die technischen Werte sind für beide Mikrofone weitestgehend identisch. So ist bei beiden der numerische Frequenzgang mit 40 Hz bis 18 kHz angegeben, der in der geglätteten grafischen Darstellung zeigt sich nach einem breitbandigen Boost mit einem Zentrum bei 5 kHz der typische Roll-Off gen 20 kHz. Die Tiefenwiedergabe ist natürlich abhängig vom Abstand der Schallquelle. Sie verläuft bei 60 cm weitgehend linear bis hinunter zu 100 Hz, der Boost bei 0 cm liegt dort bei knapp 10 dB. Das Polardiagramm zeigt keine Auffälligkeiten für ein dynamisches Nierenmikrofon. 

Dieses Gitter schützt die Kapsel.

Aktivierung des sE Electronics DynaCaster DCM 6 

Schaltet man das DCM durch den rückseitigen Druckschalter in den Aktivmodus ändern sich natürlich einige Dinge. Die beiden Mikrofonen eigene Empfindlichkeit von 2,5 mV/Pa steigt auf 79 mV/Pa, die Impedanz sinkt von den recht hohen 600 Ohm auf 135. Der Gewinn an Gain beträgt ungefähr 30 dB, das ist das Maximum dessen, was ei der zur Verfügung stehenden Spannungsversorgung möglich ist. Allerdings beträgt die Stromstärke auch 3,1 mA. 

Unterscheidung von DMC 3 zu DMC 6: Letzteres Mikro besitzt diese Aktivschaltung.

Herstellungsort und Lieferumfang

sE Electronics ist ein Unternehmen mit Hauptsitz in den USA, die Mikrofone werden aber in China hergestellt. Das gilt auch für DynaCaster DCM 3 und DCM 6. Der Lieferumfang beschränkt sich neben den Mikrofonen auf ein Reduziergewinde, Informations- und Werbematerial und die Verkaufsverpackung.

DCM 6

Überraschung

Zunächst erlebe ich im Test eine kleine Überraschung. Und zwar eine olfaktorische: Die beiden sE Electronics DynaCaster, also sowohl DCM 3 als auch DCM 6, stinken gehörig! Ich erlebe es zwar ab und an, dass mir Produkte schon auf dem Fototisch ihren Geruch entgegenströmen lassen. Aber wenn ich etwas wirklich zunächst – entsprechendes Wetter vorausgesetzt – auf den Balkon verfrachte, dann will das wirklich was heißen. Ich hätte jedenfalls nicht meine Nase an die Mikros gehalten, wie es bei Sprechermikrofonen nun mal üblich ist. Glücklicherweise haben die beiden sEs meine Entmüffelungsquarantäne erfolgreich durchgeführt. 

Waren nach dem Auspacken leider die Negativversion einer Duftkerze: Dynacaster (hier das DCM 3).

Sprachverständlichkeit der sE Electronics DynaCaster DCM 3 und DCM 6 hoch

Der generelle Sound der beiden Dynacaster ist eindeutig auf eine klare Stimme mit großer Sprachverständlichkeit getrimmt. Weniger notwendige Sprachbestandteile finden sich auch nicht im Signal. Etwa ist der Air-Bereich im zweistelligen Kilohertzbereich sehr gering ausgeprägt, aber auch einen starken Brustton wie beim Shure SM7B findet man nicht. Ebenfalls für eine gut verständliche Stimme nicht notwendig ist eine feine Detailauflösung. Diese spielt sich bei den DCMs im oberen Mittelfeld ab, wenngleich jene eine Electro-Voice RE20 nicht erreicht wird. 

Audio Samples
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sE Dynacaster DCM 6 Passivmodus sE Dynacaster DCM 6 Aktivmodus sE Dynacaster DCM 6, 10 cm sE Dynacaster DCM 6, 0 cm sE Dynacaster DCM 6, verschiedene Winkel Shure SM7B, 20 cm Shure SM7B, 0 cm EV RE20, 20 cm EV RE20, 0 cm PreSonus PD-70, 20 cm PreSonus PD-70, 0 cm Mackie EM99B, 20 cm Mackie EM99B, 0 cm

Mit dem Schaumstoffaufsatz versehen, sind die Mikrofone sehr unempfindlich gegenüber Popplauten. Je nach Stimme muss man die S-Laute ein wenig im Auge behalten. Der Audiovergleich zeigt aber, dass die DynaCaster zwar ebenfalls sehr schlank im Bass sind, aber dafür bei Weitem nicht so überpräsent und kantig daherkommen wie etwa das PreSonus PD-70. Schön für alle Sprecher, die nicht über eine gute Mikrofondisziplin verfügen, ist die Tatsache, dass der ohne Verfärbungen nutzbare Bereich vor dem Mikrofon sehr groß ist.

Auch sehr nah besprochen, wird das Mikrofonsignal nicht so schnell mumpfig, allerdings finde ich es bei Sprechermikrofonen nie verkehrt, ein Hochpassfilter hinzu schalten zu können. Außerdem freue ich mich jedes Mal über die Präsenzschaltung des SM7B, die mir oft den Einsatz eines Equalizers hat unnötig erscheinen lassen. Übrigens lassen sich selbstverständlich beide Mikrofone auch für allerhand andere Signaltypen verwenden, von Vocals bis hin zu Gitarrenamps. Auch an der Trompete machten die Mikrofone eine gute Figur (ganz im Gegensatz zu mir an der Trompete…).

Im Test keine riesigen Unterschiede

Bei sE scheint man darauf geachtet zu haben, dass sich der Klang des DCM 6 im passiven und im aktiven Modus nicht sonderlich unterscheidet. Das war beim DCM 8 nämlich zum Testzeitpunkt der Fall. Die Audiobeispiele zeigen, wie nah sich DCM 6 im aktiven und passiven Modus und das DCM 3 sind. Natürlich gibt es kleine Variationen, die sich aber von Verstärker zu Verstärker und der womöglich wählbaren Impedanz unterscheiden. DCM 3 und DCM 6 ohne eingebaute „Dynamite“-Verstärkung ließen sich kaum auseinander halten. Doch auch die Differenz zwischen extern aktiviertem und herkömmlich betriebenen DCM 3 fiel im Test gering aus. Ich habe einen eher schwachen und einfachen Preamp eines einfachen Audio-Interfaces für die Beispiele gewählt, bei hochwertigen Preamps wie den Harrison waren sogar die Aktivmodelle etwas im Hintertreffen. Bei etwas einfacheren Preamps: 2,5 mV/Pa sind zwar nicht unbedingt wenig, doch tut der Signalqualität ein Preamp mit hoher Verstärkung und höherer Impedanz durchaus gut, besonders, wenn ein etwas höherer Besprechungsabstand gewünscht ist. Im Zweifel sollte man daher eher zum DynaCaster DCM 6 greifen. 

Sprechermikrofon Rückseite
Fotostrecke: 4 Bilder Rückansicht DCM 3

Fazit zu sE Electronics DynaCaster DMC 3 und DMC 6

Die beiden sE Electronics DynaCaster DMC 3 und DMC 6 sind ordentlich gefertigte und gut nutzbare Mikrofone, wenn es um die Aufnahme von Sprache geht – denn darauf sind sie getrimmt. Genauer: Auf gut verständlicher, deutliche Sprache auch im absoluten Nahbereich. Es ist durchaus sinnvoll, das DMC 6 zu wählen, außer vielleicht, man verfügt über einen hochwertigen Preamp oder besitzt schon einen Inline-Amp. 

  • Sprechermikrofone mit dynamischer Nierenkapsel
  • Halterung mit Gelenk eingebaut
  • Schaumstoff-Schutz und Metallgrill (abschraubbar)
  • Frequenzgang: 40 Hz – 18 kHz
  • Impedanz: 600 Ohm (Aktivschaltung DCM 6: 135 Ohm)
  • Übertragungsfaktor: 2,5 mV/Pa
  • hergestellt in: China
  • Webseite: seelectronics.com
  • Preis DCM 3: € 113,– (Straßenpreis am 21.2.2023)
  • Preis DCM 6: € 166,– (Straßenpreis am 21.2.2023)

Alternativen zu sE Electronics DynaCaster DMC 3 und DMC 6

Shure SM7BAudio-Technica AT2040
passiv, Klassiker, Allrounder, HPF- und Präsenzfilter, Made in Mexico, teurerpassiv, engere Richtcharakteristik, Made in Taiwan, preisgünstig
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • hohe Sprachverständlichkeit
  • geringe Poppempfindlichkeit
  • eingebaute Aktivelektronik hilft bei schlechten/schwachen Preamps
  • preisgünstig
Contra
  • -
Artikelbild
sE Electronics DynaCaster DCM 3 / DCM6 Test
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