Das kleine Schlagzeug Fußmaschinen-Wiki
Alles, was ihr schon immer mal über Schlagzeug Fußmaschinen wissen wolltet, haben wir hier in kompakter Form für euch aufbereitet.
Die Antriebskonzepte: Kette, Riemen & Direct Drive
1. Kettenantrieb
Bis zum Ende der Siebzigerjahre verwendeten die meisten Schlagzeughersteller für ihre Fußmaschinen entweder Lederriemen oder Direktverbindungen aus Metall. Kettenzüge wurden erst ab 1981 offiziell angeboten. Aus damaliger Sicht war dies eine kleine Revolution, verband der Kettenantrieb doch die Vorteile der anderen Konzepte, ohne ihre Nachteile zu übernehmen. Leierten Lederriemen bei schlechter Pflege und starker Beanspruchung aus und lieferten oft nur eine diffuse Rückmeldung, neigten die metallenen Direktzüge in Form von Stangen oder Blechstreifen zur Geräuschentwicklung. Legendär sind die Quietschgeräusche von John Bonham’s Ludwig Speed King Fußmaschine, welche es sogar auf Aufnahmen schafften. Der von Tama und DW fast zeitgleich vorgestellte Antrieb mit einer auf einem Zahnkranz laufenden Kette war dagegen leise, präzise und haltbar. Heute kann der Kettenantrieb als das mit Abstand am weitesten verbreitete Antriebskonzept bezeichnet werden, obwohl moderne Direkt- und Bandzüge ihm technisch ebenbürtig sind.

Beim Kettenantrieb gibt es unterschiedliche Bauweisen
Am weitesten verbreitet sind Schlagzeug Fußmaschinen mit einer Doppelkette, welche auf einer mit Filz beklebten Umlenkrolle/Cam läuft. Diese Konstruktionsweise gewährleistet gute Stabilität und minimiert Seitwärtsbewegungen der Trittplatte. Einige Hersteller bieten aber auch Fußmaschinen mit Einzelketten an, die entweder auf einem Zahnkranz laufen (Tama Camco, DW 6000AX) oder ebenfalls auf einer gepolsterten Umlenkrolle (Yamaha FP 7210A). Hier steht – aufgrund geringerer Masse – ein etwas leichteres Pedalgefühl einer geringfügig schlechteren seitlichen Trittplattenführung gegenüber. Für welche Variante ihr euch entscheidet, ist allein von eurem Geschmack abhängig. Generell kann das Spielgefühl kettengetriebener Fußmaschinen als direkt, zuverlässig und gutmütig bezeichnet werden.
2. Bandzug, Riemenantrieb
Unter dem Oberbegriff Bandzug werden heute alle Pedaltypen zusammengefasst, die sich beim Antrieb einer mehr oder weniger elastischen Verbindung aus Nylon- oder Kevlargewebe bedienen. Ihre historischen Vorbilder arbeiteten mit Lederstreifen, entsprechende Modelle kamen in den Fünfzigerjahren auf den Markt und wurden bis in die Achtzigerjahre gebaut. Heute bieten viele Hersteller Bandzug-Versionen an, und das Antriebskonzept erfreut sich wachsender Beliebtheit. Die Gründe dafür sind sicherlich der leise Lauf und ein tendenziell leichtes und direktes Spielgefühl, welches aber – im Gegensatz zum Direktantrieb – eine gutmütigere und organischere Rückwärtsbewegung der Trittplatte vermittelt.

3. Direktantrieb, Direct Drive
Obwohl Pedale mit Direktantrieb heutzutage als modern und manchmal sogar futuristisch wahrgenommen werden, sind ihre Vorfahren deutlich älter als jene der Ketten- und Bandzug-Kollegen. Die ersten Pedale zur Bedienung der Basstrommel mit dem Fuß arbeiteten mit Metall- oder gar Holzverbindungen zwischen Trittplatte und Schlägel. Dass man bei diesen frühen Modellen, welche ab dem Ende des 19. Jahrhunderts zum Einsatz kamen, noch meilenweit von der geradezu digitalen Präzision heutiger Direct-Drive-Modelle entfernt war, versteht sich dabei fast von selbst.

Moderne Exemplare von Firmen wie Axis, Trick und DW zeichnen sich durch eine sehr direkte Ansprache aus, ihr wichtigstes Feature ist jedoch die unmittelbare Koppelung der Pedalbewegung an die Schlägelposition. Die Antriebsgeometrie einiger Direktzug-Modelle vermittelt zudem ein ausgeprägtes Beschleunigungserlebnis, welches ich gerne als „An/Aus-Gefühl“ bezeichne. Hier rate ich definitiv zum ausgiebigen persönlichen Test. Was dem einen Trommler als Offenbarung vorkommt, sagt dem anderen womöglich gar nicht zu. Als Antriebsstangen kommen heute ausschließlich Aluminium-Versionen zum Einsatz, trotzdem unterscheiden sich die Laufeigenschaften der einzelnen Modelle teilweise deutlich voneinander. Das liegt – neben Faktoren wie der Trittplattengröße – in erster Linie an unterschiedlichen Design-Entscheidungen der Hersteller bezüglich der Geometrie von Umlenkrollen (Cams) und Antriebsstangen.
Maximale Beschleunigung – die Form der Umlenkrolle/Cam oder des Zahnkranzes
Einen wesentlichen Einfluss auf die Kraftübertragung und damit das Spielgefühl hat die Form der Umlenkrolle, im Englischen Cam genannt. Hierbei handelt es sich um jenes – meist halbkreisförmige – Stück Metall, welches die Antriebsachse umschließt und die Verbindung zwischen Kette/Bandzug/Direct Link und Beater herstellt. Grundsätzlich kann man zwischen zwei Versionen unterscheiden.
Der Klassiker – die mittig befestigte, runde Umlenkrollenform
Fast alle Bassdrum-Pedale, welche ab den Achtzigerjahren in Serie gefertigt wurden, bedienten sich der klassischen, runden Cam-Form. Hierbei ist das Trittgefühl über den gesamten Weg sehr gleichmäßig, weil sich die Distanz des Antriebsmediums (Kette oder Bandzug) zur Achse nicht verändert. Die bekanntesten Vertreter sind das Camco Pedal und die originale DW 5000 Maschine, fast alle anderen großen Hersteller brachten ähnliche Designs auf den Markt.

Für Beschleunigungsfreaks – exzentrisch befestigte, runde Umlenkrollen
Wie die Bezeichnung bereits vermuten lässt, läuft die Antriebsachse bei dieser Spezies nicht mittig durch den Zahnkranz oder die Cam, sondern leicht versetzt. Durch die Veränderung des Abstands zwischen Antriebsmedium und Achse während der Trittbewegung kommt es zu einem Beschleunigungseffekt. Diesen trägt die bekannte DW 5000 Accelerator Maschine sogar im Namen, fast alle anderen großen Hersteller bieten dieses Übersetzungskonzept allerdings ebenfalls an.
Für Spezialisten – asymmetrisch geformte Umlenkrollen
Wer sich intensiver mit Fußmaschinen beschäftigt, stößt schnell auf Modelle, deren Umlenkrollen keine runde Form besitzen, sondern eckig oder sogar schnabelförmig aussehen. Nicht wenige Hardware-Firmen bieten sogar austauschbare oder drehbare Systeme mit unterschiedlichen Formen an. Entscheidet man sich beispielsweise für eine Pearl Eliminator Maschine, kann aus bis zu sechs Cams die Traumübersetzung gewählt werden. Preislich deutlich darunter angesiedelt, bietet die Thomann-Hausmarke Millenium mit den PD-122 und PD-222 Pedalen sogar Modelle mit stufenlos verstellbarer Cam-Geometrie, Freunde von High-End-Pedalen finden ein entsprechendes System bei der DW 9000er Reihe. All diesen Konzepten ist gemein, dass der Trommler das für ihn passende Übersetzungsverhältnis – in bestimmtem Rahmen – selbst wählen kann.

Welche Cam passt zu meinem Spiel?
Hier gilt die grobe Faustregel, dass eine stark eckige und exzentrische Cam-Form auch einen eher unrunden Lauf besitzt, eine runde Umlenkrolle dagegen das berechenbarere und gleichmäßigere Spielgefühl erzeugt. Beides hat Vor- und Nachteile, „schneller“ oder „langsamer“ ist – bei vergleichbarer Qualität des Pedals – keine der Varianten. Es geht eher um die Frage, wie ein Pedal eure Kraft über den Trittweg verteilt. Bei einer Maschine mit rundem, mittig montierten Kettenblatt gibt es weder Beschleunigungs- noch Abbremseffekte. Eine Tama Flexi Glide hingegen, welche über eine schnabelförmige Cam verfügt, braucht im Antritt etwas mehr Kraft, „kippt“ danach aber zügig nach vorn.
Ähnlich fühlt sich eine Pearl Eliminator mit der roten „Nocke“ an. Derartige Formen kommen Spielern entgegen, die gerne schnell unterwegs sind und daher im letzten Wegdrittel der Pedalbewegung möglichst wenig Widerstand spüren wollen. Wer hingegen etwas mehr Druck und eine berechenbarere Bewegung über den gesamten Pedalweg schätzt und gleichzeitig auf den Effekt der Beschleunigung verzichten kann, der findet in Modellen wie dem Sonor Jojo Mayer Pedal möglicherweise den richtigen Begleiter.
Beat it – die Wirkung unterschiedlicher Schlägel (Beater)
Drei Faktoren bestimmen die Funktion des Beaters: sein Gewicht, seine Form und das Material der Schlagfläche(n). Damit gehört er – ähnlich wie der Snareteppich – zu den preislich überschaubaren, von der Wirkung her jedoch essentiellen Teilen am Drumset. Sound und Spielgefühl einer Fußmaschine hängen ziemlich stark von seiner Beschaffenheit ab, beginnend beim Gewicht. Je schwerer der Beater ist, desto größer ist sein Trägheitsmoment. Seine Beschleunigung erfordert damit etwas mehr Kraft, ist er aber erst einmal in Fahrt, erzeugt er deutlich mehr Punch als ein leichtes Modell. Eine größere Auflagefläche trägt zu einem bassigeren Sound bei, eine kleine erhöht den Attack, also die höheren Frequenzen. Beim Material gibt es grundlegend vier Standardvarianten: Filz, Kunststoff, Holz und sehr weiche, fellartige Bezüge.
Die meisten Pedale werden heutzutage mit so genannten Two-Way-Beatern ausgeliefert, welche über eine Filz- und eine Kunststoff-Schlagfläche verfügen. 95 Prozent aller musikalischen Aufgaben lassen sich problemlos mit einem Filz-Beater bewerkstelligen, manchmal liefert die härtere Kunststoffseite aber das entscheidende Plus bezüglich Anschlag und Definition, beispielsweise bei schnelleren Spielweisen. Holz-Beater sieht man dagegen eher selten, sie erzeugen einen attackbetonten, noch präziseren Sound als die Kunststoff-Versionen.

Weiche Wool Beater erfreuen nicht nur Jazz Drummer
Eine interessante Klangalternative erhaltet ihr auch mit den dicken, weichen Schlägeln aus Lammfell-Imitat. Nicht nur Jazzer freuen sich über den fast attacklosen, soften Klang. Kräftig gespielt, passt der warme und unaufdringliche Anschlag auch in viele andere musikalische Umgebungen. Für Metal und harten Rock würde ich Beater dieser Art aber nicht empfehlen, weil damit der Bassdrum-Sound vermutlich gnadenlos untergehen oder für akustischen Matsch sorgen würde. In den letzten Jahren hat sich überraschenderweise aber auch ein Material aus der Anfangszeit der Pedale wieder etabliert, nämlich (veganes) Leder. Hersteller wie Low Boy Custom Beaters und Dragonfly Percussion haben diesbezüglich interessante Produkte entwickelt. Ich rate allen ambitionierten Drummern, ein bisschen mit Beatern zu experimentieren, manchmal erübrigt sich dadurch sogar der Kauf einer neuen Fußmaschine oder eines anderen Bassdrum-Fells. In diesem Video könnt ihr euch nochmal anhören, wie die verschiedenen Beater-Materialien klingen.
Welche Schlagzeug Fußmaschine passt am besten zu meiner Musikrichtung und meinem Einsatzzweck?
Als Metal-Spieler seid ihr sicherlich mit einem Doppelpedal (oder zwei Bassdrums) besser ausgerüstet als mit einer Einzelfußmaschine. Bei den Features jedoch muss mehr nicht gleich besser sein. Der legendäre Metal-Trommler und Pearl-Endorser Gene Hoglan spielt seit Jahrzehnten aberwitzig schnell und druckvoll auf einfachen Tama Camco Maschinen mit Einzelketten und ohne Bodenplatten, ein gutes Beispiel dafür, dass im Zweifel das persönliche Gefühl entscheiden sollte. Ihr solltet aber auch im Auge behalten, wie ihr die Maschinen einzusetzen gedenkt. Stehen viele Shows an, bei denen der Hardware nur wenig Fürsorge zuteil wird, könnte ein Modell mit stabiler Bodenplatte und Doppelkette von Vorteil sein. Auch ein stabiles Hardcase schützt eure Maschinen natürlich besser als ein Nylontäschchen oder gar der schutzlose Transport zusammen mit der anderen Hardware. Seid ihr Freunde kleiner Clubgigs oder spontaner Sessions, ist euch vielleicht ein einfaches Design mit Metallbügel lieber, welches ihr schnell zusammenlegen könnt und das entsprechend leicht ist.
Hier haben wir noch ein paar interessante Links zum Thema Fußmaschinen für euch zusammengestellt.

Wie ihr euer Bassdrum-Pedal schnell passend einstellt und auf welche Dinge ihr dabei achten solltet, verraten wir euch in dieser Folge.

Welcher Beater macht den meisten Wumms, und welcher sorgt für den weichen Boom-Sound? In unserem Berater findet ihr Antworten auf diese Fragen.

Mit unserem Double Bass Workshop verpassen wir euch harte Beats mit schnellen Füßen. Wie bedient man eine Doppelfußmaschine? Hier lernt ihr’s!

Um Felle für die Bassdrum dreht es sich in dieser „Vier-Tipps“-Reihe. Hier erfahrt ihr, mit welchem Felltyp ihr euren Wunschsound am schnellsten hinbekommt.

Heute geht es um die größte Trommel des Schlagzeugs, die Bassdrum. Max zeigt euch, wie ihr einen modernen, bassig-druckvollen Bassdrum-Sound schnell und mit einfachen Mitteln erreicht. Zudem gibt es weitere Tipps für die Modifikation eurer Bassdrum.

Ihr wollt eine Bassdrum im Proberaum oder Studio aufnehmen oder für den Live-Gig mikrofonieren? Hier gibt es praxisnahe Tipps für Einsteiger!
David Krautscheid sagt:
#1 - 15.05.2022 um 12:16 Uhr
Das acd unlimited darwin muss immer platz 1 sein und nicht so ein müll wie das dw mcd
adad sagt:
#2 - 27.11.2022 um 20:59 Uhr
Toller Test! Vielen Dank!!!