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Samson 8Kit Test

Am Wochenende hatte ich die Ehre, auf einer Radiobühne mit meiner Band zu spielen. Wirklich gut an dem Auftritt war im Nachhinein eigentlich nur, dass alle Mitarbeiter ihren Job gut gemacht haben. Das Publikum hat seine Pflicht alleine schon durch pure Abwesenheit dramatisch verletzt. Wir haben dann also für die Technik und für die Moderatoren gespielt, die Moderatoren haben im Gegenzug ausschliesslich für uns moderiert, und zwar sensationell gut. Es waren bekannte Radio-Moderatoren, daher fällt es mir nicht leicht, folgenden scherzhaften Kommentar wiederzugeben, den ich von einem Mitmusiker aufgeschnappt habe: „Radiomoderatoren, die sehen fürchterlich aus, machen aber einen guten Job“. Das war ganz, ganz gemein und ich will dem nicht beipflichten, aber im Fernsehen könnte man sich diese netten Väterchen tatsächlich nicht vorstellen. Und weniger Geld als Harald Schmidt werden sie auch verdienen, gemeine Welt. Trotzdem blieb der niederträchtige Satz hängen und lässt sich, wie ich finde, vorzüglich auf das Samson 8Kit stülpen. Da hängen Mikrofone, groß wie Schuhanzieher, an der Stelle, an der man sonst Overheads vermutet, die so groß sind wie ein kleiner Finger. Und dann haben die auch noch so kleine blaue Lämpchen!

Wie mag das wohl auf einer Bühne aussehen? Da müht man sich jahrelang, ein stylishes Stage-Setup zu ertüfteln, gelt sich die Haare, lackiert sich womöglich die Fingernägel, um dann von Leuchtdioden bestrahlt zu werden, die in raumschiffgroßen Mikrofonen stecken? Diese Vergleiche sind natürlich haarsträubend und völlig übertrieben, in gleichem Maße untertrieben ist allerdings der Preis für die acht Mikrofone von Samson.

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Details

Ich will nicht den Eindruck erwecken, ich ließe das Samson 8Kit für eine gute Pointe über die Klinge springen, denn die Lämpchen an den Kondensator-Mikrofonen des Sets haben tatsächlich auch einen Zweck: Sie zeigen an, ob das C01 mit Phantomspeisung betrieben wird oder nicht. Das C01 ist in diesem Setup auch sonst der auffälligste – weil größte – Kandidat, verpackt werden muss nämlich eine Großmembran-Kapsel. Diese steckt in einem Body aus grauem, gehärtetem Kunststoff mit einem scharzen Metallkorb. Eine Klammer wird nicht benötigt, da diese bereits fest montiert ist. Deutlich zu erkennen ist die Aufschrift „Studio Condenser“, welche erahnen lässt, zu was das C01 fähig ist.

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Ein weiterer Unterschied zu üblichen großmembranigen Kondensatoren ist, dass diese besonders leicht sind und sich somit gut über dem Set halten, ohne altersschwache Stativgelenke zu sehr zu belasten. Die XLR-Stecker aller Mikrofone sind übrigens vergoldet. Viele Mikrofone, die direkt an den Rims eines Sets angebracht werden, leiten Körperschall weiter, was sich natürlich sehr nachteilig auf den Klang auswirken kann. Das Haltesystem von Samsons Tom- und Snare-Mikrofonen Q-Snare und Q-Tom bietet etliche Einstellungsmöglichkeiten, die helfen sollen, das Schallbrücken-Phänomen zu vermeiden. Zudem sind die Mikrofone vollzählig, denn sogar ein drittes Tom-Mikrofon ist dabei – nicht selbstverständlich bei Sets dieser Preisklasse.

Die drei Mics für die Toms und das für die Snare sehen identisch aus. Auch in das abgerundete Bild des 8Kit passt das Q-Kick, ein nicht überdimensioniertes Bassdrum-Mikrofon. Wenn man es aufschraubt, fällt auch hier auf, dass das Gehäuse aus Plastik ist, der Korb aus schwarzem Metall.

Ein kleiner Stativ-Aufsatz ist vormontiert und mit einer Flügelschraube aus Plastik ausgestattet, mittels derer man per Hand den Winkel des Q-Kick verändern kann. Zu guter Letzt befindet sich in diesem Bundle tatsächlich ein Hi-Hat-Mikrofon. Wow! In unserem Vergleichstest ist das Samson 8-Kit eines der günstigsten Sets und gleichzeitig das mit der umfangreichsten Ausstattung – das ist bereits ein guter Kaufgrund, denn zusätzliche Mikrofone sind meist nur teuer zu erstehen.

Das C02H lässt sich aber nicht nur zur Abnahme der Hihat benutzen, sondern natürlich auch für die Wiedergabe eines Ride-Beckens, dabei erfüllt es die Anforderungen an ein klassisches Overhead und ist außerdem vergleichsweise klein – verglichen mit den in diesem Bundle als Overheads abgestellten C02-Mics. Auch in Sachen Stil tanzt der fingergroße Mini-Stab aus der Reihe und hat sein warmes Plätzchen im Koffer genau in der Mitte. Ach ja, der Koffer: Auch bei Samson darf man die kleinen Lauscher wie rohe Eier in einem Hardcase transportieren. Dieses erinnert ausnahmsweise mal nicht unbedingt an einen Transportkoffer für Profi-Killer-Zubehör, sondern eher an einen für eine Bosch-Bohrmaschine. Das lässt mich wieder an die beiden Moderatoren denken und ich male mir aus, wie sie in einem VW-Kombi an der Ampel direkt neben Harald Schmidt stehen, dessen Jaguar S-Type verdunkelte Fenster hat, aber eben auch viermal soviel schluckt wie der praktische VW. Verpackung ist nicht alles.

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Praxis

Die Montage der gesamten Mikrofonie gestaltet sich recht einfach, die Q-Tom- und Q-Snare-Mics sitzen innerhalb von Sekunden bombenfest, wenn die C01 Overheads horizontal über dem Drumset befestigt werden, wirken sie von vorne betrachtet schon nicht mehr ganz so klobig wie ich erst angenommen hatte. Praktisch ist auch, dass man jederzeit die Möglichkeit hat, diese in der Halterung um ihre eigene Achse zu drehen. Jetzt noch schnell das C02H an der Hi-Hat montiert, die Q-Kick in die Bassdrum gestopft, mit Q-Tip die Ohren gereinigt und los geht’s… mit dem Soundcheck. Soundchecks sind der langweiligste Part am musizieren, nicht etwa das Schleppen oder das Anreisen, wirklich öde wird’s erst beim Soundcheck. Vor allem dann, wenn man mit einer Erwartungshaltung einen Mikrofon-Test beginnt, die dem entspricht, was nunmal zu erwarten ist, wenn man ein Achtteiliges Mikrofon-Set zum Wahnsinnspreis von gut 300 Euro testen soll. Man erwartet, dass der Toningenieur lange braucht, bis alles gut klingt, länger als bei guten Mikrofonen.

Die erste positive Überraschung des Tages folgt auf dem Fuße, nachdem der Chef ein paarmal Sätze wie „die Overheads klingen aber echt nicht so schlecht, wie sie aussehen“ ins Talkback gemurmelt hat, steht der Sound. Zack. Ich will versuchen, ihn so gut es geht zu beschreiben, aber erst muss ich mich noch vergewissern, dass das blaue Lämpchen auch wirklich leuchtet. Ja, leuchtet, alles ist gut: Das Samson 8Kit klingt in etwa wie folgt: Druckvoll, wirklich druckvoll, etwas attackig, brilliant in den Höhen, dabei erstaunlich seidig. Der etwas starke Hang zum Attack ist von den Samson-Konstrukteuren durchaus gewollt, die Kick-Frequenzen sind an den entscheidenden Stellen deutlich angehoben, die Q-Kick-, Q-Tom- und Q-Snare-Mikrofone sind allesamt mit etwas unterfütterten 4 bis 5 Hz knackig eingestellt. Damit machen sich die dynamischen Schmuckstücke vor allem im Live-Bereich beliebt. Die Q-Kick bildet den Tiefbass der Bassdrum klar ab und haucht auch etwas matt getunten Bassdrums Vitalität ein.
Die Halterung der Q-Tom- und Q-Snare-Mikrofone ist relativ groß und bietet etliche gute Einstellungsmöglichkeiten, so wird sie nicht einfach an den Rim der Trommel geklemmt, sondern mit dem variablen Druck einer Feststellschraube am Rim angebracht. Darüber hinaus lassen sich die Klemm-Mics äußerst variabel positionieren, sowohl im Abstand als auch im Winkel zum Schlagfell. Nicht so praktisch ist allerdings, dass man auf das Halterungssystem von Samson festgelegt wird, eine Stativ-Montage ist unmöglich und die Mikrofone hängen weit in den Schlagbereich hinein, was vor allem bei sehr kleinen Toms problematisch ist. Der Sound ist allerdings überzeugend und lässt einen seine Extrawünsche schnell vergessen, denn soviel für so wenig Geld macht einfach glücklich.
Auch glücklich macht das C02H an der Hi-Hat, dieses ist gummigelagert und liefert einen unaufdringlichen Sound, der klar und linear abbildet. Im Zusammenspiel mit den Overheads ist das Klangergebnis im wahrsten Sinne des Wortes ein Klangerlebnis, denn was die C01 zu leisten imstande sind, lässt einen langsam erahnen, warum sich Samson ausgerechnet für solche Klopper und gegen stylische Feingliedrigkeit entschieden haben. Das Pendel schlägt auch bei mir spontan in Richtung Dankbarkeit für guten Sound aus, ich hätte nicht anders entschieden. Für Overheads, die lediglich ein Bestandteil eines ganzen Sammelsuriums von Budget-Mikrofonen sind, machen die C01 bei der gesamten Studiobelegschaft ordentlich Eindruck. Die Schuhanzieher sind eine echte Überraschung! Das Drumsets wird fein aufgelöst, wenngleich man den Q-Mics auch etwas kühlen Klang unterstellen kann. Aber es ist alles da, was zum ordentlichen Recording benötigt wird! Vielleicht funktionieren die C01 auch als Sprechermikrofone für Radio-Moderatoren? Ich schlage das mal vor. Man würde mich verstehen.

Audio Samples
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Einzelsignale Groove 1 Clean Groove 1 Snare Bottom Groove 2 Clean Groove 2 Snare Bottom Groove 2 Snare Bottom Raum Groove 3 Clean Groove 3 Snare Bottom
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Das Samson 8Kit bekommt von mir eine klare Kaufempfehlung. Zielgruppe sind Techniker und Schlagzeuger, die mit einem minimalen Budget eine praktikable Gesamtlösung stemmen wollen. Aufgrund der attackigen Frequenzanhebung bietet sich ein Einsatz im Live-Sektor an, da sich das Drumsignal mühelos durchsetzt. Auch im Studiobereich führt diese Kombination schnell zu Erfolgen, die klobigen Overheads sind dabei sicherlich das Highlight im Kreise der acht Mikrofone und können weit mehr, als man in diesem Preissegment erwarten darf. Das extra beschriftete Snare-Mikrofon ist frequenzmäßig nur marginal anders abgestimmt als seine Geschwister an den Toms. Alle Mikrofone des Koffers ergänzen sich hervorragend – ein sauberes und detailliertes Klangbild ist in Blitzgeschwindigkeit erreicht. Für Anfänger und kleinere Live- und Studio-Betriebe ist dieses Setup als Starter extrem empfehlenswert, so bleiben vielleicht noch ein paar Euro für das gleichermaßen wichtige Outboard, den Mixer, die Raumakustik, die Instrumente, die Getränke und ein paar billige Radio-Moderatoren, die durch den Abend führen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • gutes Preis- Leistungsverhältnis
  • inklusive Hi-Hat- und drittem Tom-Mikro
  • gut klingende Overheads
Contra
  • etwas zu starke Klangfärbung der Q-Mics
  • Plastikgehäuse nicht sehr stabil
Artikelbild
Samson 8Kit Test
Für 222,00€ bei
Samson8Kit_07FIN
Faktenliste
  • 8Kit bestehend aus 1 x Q-Kick, 1 x Q-Snare, 3 x Q-Tom, 1 x C02H, 2 x C01
  • Q-Kick (Bassdrum):
  • Typ: dynamisch
  • Richtcharakteristik: Superniere
  • Frequenzgang: 50-16.000 Hz
  • Grenzschalldruck: 147 dB
  • Q-Tom (Toms), Q-Snare (Snare):
  • Typ: dynamisch
  • Richtcharakteristik: Superniere
  • Frequenzgang: 50-16.000 Hz
  • Grenzschalldruck: 133 dB
  • C02H (Hihat, Ride):

  • Typ: Kondensator
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Frequenzgang: 40-20.000 Hz
  • Grenzschalldruck: 134 dB
  • C01:
  • Typ: Kondesator
  • Richtcharakteristik: Hyperniere
  • Frequenzgang: 40-18.000 Hz
  • Grenzschalldruck: 136 dB
  • Preis: EUR 355,81 (UVP)
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