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Roland D-05 Linear Synthesizer Test

Minimalismus ist das neue Sexy. Mit Spannung erwartet reiht sich nun der Roland D-05 als weiterer Kandidat in die Boutique-Serie ein. Diese Emulation des 1987 erschienenen Roland D50 basiert auf Rolands neuester Digital Circuit Behavior-Technologie, die die alten Schaltkreise authentisch simulieren soll. Ob das wirklich so gut funktioniert, erfahrt ihr hier!

Roland D-05 Linear Synthesizer (Foto: Bonedo)
Roland D-05 Linear Synthesizer (Foto: Bonedo)

In den 1980er Jahren wagten die Hersteller den Sprung weg von den schweren analogen Synthesizern, hin zu leichten digitalen Alternativen. Den Anfang machte Yamaha im Jahr 1983 mit dem DX7. Roland zog 1987 mit dem D-50 nach. Korg brachte mit dem M1 ein Jahr später sogar die erste digitale Music Workstation auf den Markt. Während der DX7 komplett auf FM-Synthese beruhte und der M1 als reiner Sample-Player fungierte, verfolgte Roland einen anderen Weg, der beide Welten verschmelzen ließ. So nutzte der D-50 die sogenannte LA-Synthese, bei welcher kurze Samples für die Attackphase der Sounds benutzt wurden und die Ausklingphase synthetisch generiert wurde. Auch waren der D-50 zusammen mit dem M1 die ersten Synthesizer, die über eine integrierte Effektperipherie verfügten, was es nun möglich machte, den Sound ohne zusätzliches, externes Effektequipment zu formen. Doch nun zurück in die Gegenwart.

Details

Gehäuse und Oberfläche
Packt man den kleinen D-05 aus, so ist man überrascht, wie winzig die Boutique-Serie daher kommt. Das Gehäuse besteht aus einer metallenen Front sowie einem Korpus aus Plastik. Die Verarbeitung wirkt trotz der 900 g Gesamtgewicht hochwertig. Zum Lieferumfang gehören eine kurz gehaltene Anleitung sowie vier Batterien. Ein USB-Kabel (siehe unten) ist leider nicht im Lieferumfang enthalten. Das Frontpanel wirkt aufgeräumt. So befinden sich links die von anderen Boutique-Instrumenten bereits bekannten “Ribbons” für Pitch und Modulation. Daneben befindet sich der D-50 typische Joystick, der ebenfalls als Modulationsquelle dient.
Ein kleines Display und ein paar Knöpfe komplettieren die Front. Die Abstände der Taster sind gut gewählt, dürften aber auch nicht enger positioniert sein. Sowohl die Beschriftungen als auch die Anordnung der Taster (abgesehen vom Abstand natürlich) gleichen dabei dem originären Vorbild D-50. Wer sich also auf dem D-50 auskennt, wird mit dem D-05 sehr schnell warm werden. Auf der Rückseite befindet sich neben dem Power-Schiebeschalter ein Micro-USB-Port. Dieser dient erstens zur Stromversorgung und zweitens der Übertragung von Audio und MIDI an den Computer. Sehr löblich!
Dem Formfaktor geschuldet, sind die Anschlüsse für Kopfhörer, Main Out und Mix-In beim D-05 in Form von Stereo-Miniklinkenbuchsen gestaltet. Das Signal, welches am Mix-In angelegt ist, wird am Main Out und gleichzeitig auf den Kopfhörer wieder ausgegeben. 
Mit einem kleinen Regler auf der Rückseite kann man auch die Gesamtlautstärke des Ausgangs einstellen. Wenn es um MIDI geht, setzt Roland, hier anders als z. B. die Reface-Serie von Yamaha, auf die großen Standardbuchsen, sodass keine Adapter nötig sind. Auf der Unterseite des D-05 Gehäuses befinden sich abschließend noch das Batteriefach sowie ein kleiner Lautsprecher. Natürlich ist auch der D-05 kompatibel mit der optionalen Tastatur K-25m.

Roland D-05, die wichtigsten Ansichten – Fotostrecke. (Fotos: Bonedo)

Fotostrecke: 4 Bilder Blick auf das Bedienpanel, die Gehäuseoberseite.
Bedienung
Möchte man nur durch die Presets steppen, so findet man links unten die Patch-Banks. In jeder Bank befinden sich acht Sounds, die sich über die jeweilige Patch-Nummern Taste aufrufen lassen. Insgesamt verfügt der D-05 über sechs Bankgruppen, in der je acht Bänke mit je acht Patches zu finden sind. Summa summarum ergibt das 384 Werk-Presets. Darüber hinaus lassen sich Usersounds in weiteren acht Bank-Gruppen mit insgesamt 512 User-Presets speichern.
Etwas umständlich ist der Zugriff auf diese Gruppen gelöst. Hierzu muss die Taste „Preset/User“ gedrückt werden. Hier habe ich allerdings erwartet, dass man durch Eingeben einer Ziffer über das Zahlenfeld auf die entsprechende Bankgruppe wechseln kann. Dies funktioniert jedoch nicht. Stattdessen muss man mit dem sehr filigran agierenden Joystick versuchen, die gewünschte Bankgruppe auszuwählen, was nicht immer sofort gelingt.
Möchte man Sounds editieren, wird es knifflig. Das geschrumpfte 2 x 16 Zeichen große LC-Display ist zwar schön anzusehen und für die optische Nachbildung eines D-50 sicherlich wichtig, stellt aber sehr wenig an Informationen dar. Der D-50 hingegen ließ sich im Vergleich einigermaßen komfortabel bedienen, verfügte er doch über ein deutlich breiteres Display sowie weitere Taster, die den Sofortzugriff auf bestimmte, für die Editierung wichtige, Menüpunkte ermöglichten. Hinzu kommt, dass die Struktur eines Patches über mehrere Ebenen aufgebaut ist und man dadurch durch viele Menüs navigieren muss. Ein Patch besteht dabei aus zwei Tones: Aus dem Lower und dem Upper Tone. Jeder Tone besteht wiederum aus zwei Partials. Ein Partial kann dann entweder eine PCM-Wellenform oder ein synthetischer Sound sein.
Die Verbindung mit dem Computer gestaltet sich sehr komfortabel. So erkennt der Rechner den D-05 nach Installation der entsprechenden Treibersoftware sofort als Interface und der D-05 überträgt Audio und MIDI zum Rechner. Ein Schmankerl ist, dass er über diese Schnittstelle nicht nur MIDI, sondern auch Audio empfängt und das direkt an seinen Miniklinkenausgang weiterleitet. 
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Praxis

Leider stand mir zum Test das K-25M nicht zur Verfügung, weshalb ich den D-05 über die interne MIDI-Schnittstelle angesprochen habe. Zuerst habe ich mir den Sound über den internen Lautsprecher angehört. Da dieser recht klein, und die Verstärkung mit 0,5 Watt recht niedrig dimensioniert ist, darf man hier keine Wunder erwarten. Selbst bei maximal geöffnetem Volume-Regler erreicht der D-05 gerade so “Zimmerlautstärke”. Addieren sich Umgebungsgeräusche, hört man vom Sound nicht mehr viel. Diese Funktionsweise ist für mich eher ein Gimmick, dennoch ermöglicht sie überhaupt etwas zu hören, falls der Kopfhörer gerade mal nicht greifbar ist.
Also: Ran an den Rechner und über USB digital in die DAW. 
Meine eigenen Erfahrungen mit dem D-50 liegen schon länger zurück, weshalb ich mir zur Einstimmung einen originalen D-50 zum Soundvergleich herangezogen habe. Das Ergebnis ist verblüffend: Der kleine D-05 hinterlässt einen wirklich guten Eindruck. Aber hört selbst:
Audio Samples
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01: P1-11 Fantasia 02: P1-14 ArcoStrings 03: P4-17 Two Part Inv 04: P5-51 Breathy Flute 05: P5-88 Glass Voices

In den 1980er Jahren wurde der D-50, wie auch der Yamaha DX-7 und der Korg M1, in vielen Produktionen eingesetzt. So findet man im kleinen D-05 schnell Presets, die einem sehr bekannt vorkommen so z.B. der Sound “Aftertought” aus „Man in the mirror“ von Michael Jackson:

Audio Samples
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06: P1-84 Afterthought 07: P1-44 Pizzagogo
Vergleicht man genau diese Sounds aus dem D-05 mit dem Original-Intro des legendären Songs, gespielt damals mit dem D-50, so hört man beim D-05 diverse Artefakte und Verzerrungen, die im Original nicht zu hören sind. Dieses Phänomen bezeichne ich allerdings als „Wärme“, die dem D-05 leider bei einigen Sounds fehlt.
Achtet bei den Klangbeispielen einmal explizit auf die Ausklingphasen bzw. die Hallfahnen. Hier hätte ich mir gewünscht, dass Roland einen moderneren und weniger statisch klingenden Hall in den D-05 verbaut hätte. Ein ordentlicher Hall-Algorithmus hätte den Gesamtklang des D-05 wohl deutlich aufgewertet.
Eine Neuerung gegenüber dem Großvater ist der integrierte Step-Sequenzer und der Arpeggiator. Der Step-Sequenzer kommt dabei mit 64 Steps daher und erlaubt damit auch ungewöhnlich lange Sequenzen. 
Audio Samples
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08: Seq Fly Fairy 09: Seq Miami Vibe EP 10: Seq PlaceLetsGo Bass 11: Seq Minneapolis
Auf der englischen Roland D-05 Website wird von „fresh new sounds“ gesprochen. Es ist so, dass der D-05 über Presets verfügt, die sein Vorläufer nicht bot, was in der Natur der Sache selbst liegt. Übrigens, der D-05 kann das Soundformat des D-50 lesen und dessen Klänge, von denen es im Internet einige gibt, z. B. hier, einladen Diese kann man dann mit den D-05 eigenen internen Neuerungen, wie z. B. den Effekten, modernisieren.
Ob der D-05 den Sprung in die Moderne schafft, ist wie ein Blick in die Glaskugel. Vielleicht kommt der Trend wieder Musik so klingen zu lassen, wie in den 1980er Jahren. Das ist jedoch keineswegs negativ gemeint!
Der D-05 bietet, schon wie der D-50, eine maximale Polyfonie von 16 Stimmen. Der Großteil der Presets nutzt allerdings den Dual-Modus, wodurch die Polyfonie halbiert wird. Acht Stimmen sind schnell erreicht. Dennoch ist mir der Stimmenverlust nur bei langen Arpeggios unter Nutzung des Sustain-Pedals wirklich aufgefallen. 
Hören wir an dieser Stelle noch ein paar Klänge des D-05:
Audio Samples
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12: P1-25 Harpsichord 13: P1-28 Synthethic El 14: P1-37 Soundtrack 15: P1-61 Staccato Heaven 16: P2-14 D-50 SynBrass 17: P3-12 Deep Analog 18: P4-42 Xylophone 19: P4-63 Slap It 20: P4-73 Gotham Chord 21: P5-23 Pizz Typewri
Der Roland D-05 kann das Soundformat des ursprünglichen D-50 lesen und somit dessen Sounds verwenden. (Foto: Bonedo)
Wer auf der Suche nach einem Ersatz für seinen D-50 ist, der ist mit dem kleinen D-05 wirklich gut bedient. (Foto: Bonedo)
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Fazit

Wer auf der Suche nach einem Ersatz für seinen D-50 ist, oder den Sound des Originals gerne in seiner Musik verbauen möchte, der ist mit dem D-05 wirklich gut bedient. Auch wenn das Original hier, und da runder und wärmer klingt, so muss sich der D-05 keines Falls verstecken. Auch muss man erwähnen, dass es den D-50 nicht als frei erhältliches VST gibt, wie es bei anderen Kandidaten wie z. B. dem M1 der Fall ist. Zwar gibt es in der Roland Cloud ein D-50 VST, allerdings zahlt man hier monatlich $ 20.
Anschlussseitig richtet sich der D-05 – ebenso die weiteren Instrumente der Roland Boutique Serie – nicht unbedingt an den professionellen Anwender. Stereominiklinken sind nicht der Wahrheit letzter Schluss, aber heute leider üblich. Die Einbindung in eine DAW klappt jedoch hervorragend. Die Bedienung ist stellenweise unnötig kompliziert gelöst und über das kleine Display wenig komfortabel. Auch bei den Effekten hätte ich mir ein wenig mehr Fortschritt gewünscht.
Mit seinem Neupreis liegt das kleine Gadget in gleicher Höhe des D-50 Gebrauchtpreises. Wenn der Stellplatz eine zusätzliche Rolle spielt, ist der D-05 eine gute Alternative zum Original. Ganz an sein Vorbild kommt er jedoch klanglich leider nicht heran, ist jedoch in der heutigen Zeit die einzige Möglichkeit an einen neuen Hardware Synthesizer zu gelangen, der sein klassisches Vorbild recht gut emuliert.
PRO
Klingt fast so wie das Original
Hochwertige Verarbeitung
Integriertes USB-Audiointerface
Einfache Integration in des DAW Setup
Kompakter Formfaktor
CONTRA
Miniklinken-Ausgänge
Bedienung stellenweise unnötig kompliziert und unkomfortabel
Hall-Effekt sehr statisch
Leichte Verzerrungen / Artefakte
Wer auf der Suche nach einem Ersatz für seinen D-50 ist, der ist mit dem kleinen D-05 wirklich gut bedient. (Foto: Bonedo)
Wer auf der Suche nach einem Ersatz für seinen D-50 ist, der ist mit dem kleinen D-05 wirklich gut bedient. (Foto: Bonedo)
FEATURES
16-fach polyfone D-50 Emulation
Klangerzeugung basierend auf Rolands neuester DCB-Technologie
2 x 16 Zeichen LC-Display
Integriertes USB Audiointerface 24 Bit/44,1 kHz
Eingebauter 0,5 Watt Lautsprecher
Anschlüsse: Stereo Line-Ausgang (3,5 mm Mini-Klinke), Stereo Kopfhörer-Ausgang (3,5 mm Mini-Klinke), Stereo Line-Eingang (3,5 mm Mini-Klinke), MIDI In/Out, USB Micro B
Stromversorgung über vier AA Batterien/Akkus oder USB-Anschluss
Integrierter 64 Step Sequencer
Gewicht: 900 g
PREIS
Ca. 399 € (Straßenpreis, Stand: 08.11.2017)

Weitere Infos zu Roland D-05 erhaltet ihr auf der Webseite des Herstellers.

Kommentieren
Profilbild von Peter Steinet

Peter Steinet sagt:

#1 - 24.01.2024 um 03:42 Uhr

0

Man könnte meinen mit einem Midikabel das am d05 MidiOut und an einem anderen Gerät über MidiIn angeschlossen wird, den d05 als Midi Masterkeyboard nutzen zu können. Um so z.b. einen Racksampler über Midi spielen zu können. Das geht aber nicht. MidiIn und Out, so schön die DIN Buchsen auch sind, ist nur für die Verbindung zu einem Compter zuständig.

Profilbild von Lili

Lili sagt:

#2 - 29.01.2024 um 17:03 Uhr

0

Genau so ist es mir an einem Gerät ergangen, aber an einem anderen hat alles wieder funktioniert. Roland steuerte ein anderes Rack. Es ist halt kein echter Midi Kontroller mit tausen Drehreglern und Knöpfen.

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