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RME Fireface UC Test

Vor einem Jahr auf der Musikmesse in Frankfurt vorgestellt und nun auch schon fast ein Jahr erfolgreich im täglichen Praxisalltag eingesetzt: das RME Fireface UC. UC steht für USB und Compact, und das Interface verspricht sehr hochwertige Audiodaten, wie man es eigentlich schon von den anderen Produkten des deutschen Herstellers RME gewohnt ist.

Bei einigen Computerherstellern ist leider nicht mehr gewährleistet, dass die Rechner am Markt auch noch weiterhin mit einer FireWire-Schnittstelle ausgestattet werden. RME hat nun in einer einjährigen Entwicklungsphase  eine mit dem Fireface 400 identische Hardware vorgestellt, die extrem latenzfrei mit der USB 2.0 Schnittstelle kommuniziert. Eine sehr gelungene und innovative Hard- und Software steht dem Anwender mit diesem Gerät zur Verfügung. Eine problemlose Einbindung des Gerätes in die PC- oder Mac-Peripherie ist garantiert und sogar als Standalone-Hardware könnte das Fireface UC als z.B. zweikanaliger hochwertiger Mic-Preamp einen Einsatz finden. Implementierte MIDI Ein- und Ausgänge über ein spezielles Adapterkabel stehen auch bereit.

Alles Notwendige dazu ist in einem halben 19“-Gehäuse untergebracht und für den tatsächlich gleichzeitigen Betrieb von 18 Ein- und Ausgängen konzipiert. Per mitgelieferter und eigenständiger Software (DSP-Mixer) lässt sich ein Routing und ein Monitoring der Recordingarbeit mit speicherbaren Presets schnell und überschaubar erledigen. Es können auch Mutegruppen, Talkback-Wege und Fadergruppen gebildet werden. So gibt es auch noch einen Audio-Softwareanalyser, eine mehrkanalige Pegelanzeige etc., die  als kostenloses Tool von RME mitgeliefert werden.

So kann der Einzelanwender oder ein kleiner Studiobetrieb, mobil oder fest installiert, qualitativ sehr hochwertige  Recordingdaten erzeugen. Bei größeren Produktionen lassen sich drei Wandler kaskadieren und simultan mit den gleichen exzellenten Werten betreiben.

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Details

Wurde doch die FireWire-Schnittstelle an den Computern der letzten Jahre immer als Wundertür mit hohem Datendurchsatz für Audio verkauft, so hatte ein USB-Anschluss meist  das Image, eine Mehrspurarbeit eventuell nicht leisten zu können. Um das aber sicher zu stellen, ging RME einen sehr schlauen Weg. Es wurden beim Fireface UC für die Kommunikation keine handelsüblichen USB-Bausteine eingesetzt, sondern in dem benutzen FBGA Chip (free progammable gate array = kleiner integrierter Schaltkreis) wurde einfach eine eigene USB 2.0 Schnittstelle reinprogrammiert. So konnte man das wirkliche Optimum aus diesen Schnittstellen herausholen und war nicht auf die üblichen und möglichen Eckdaten anderer USB Chip-Hersteller angewiesen.

Eine weitere Besonderheit ist die Implementierung einer getrennten Mac- und Windows-Software (Firmware) hinter der eigenen USB-Schnittstelle zur Realisierung verschiedener Übertragungsmechanismen. Bei Einschalten des Gerätes wird vom Interface sofort erkannt, welcher Rechnertyp angeschlossen ist und sofort die dafür notwendige Software aktiviert. So lassen sich beispielsweise auch für die unterstützten Rechnerplattformen getrennte Firmware-Updates realisieren. Die damit erreichbaren Latenzzeiten erzielen durch ein sehr ausgeklügeltes Low-Latency-Konzept unter beiden Betriebssystemen ziemlich sensationelle Werte. Der digitale Weg der Audiodaten vom Eingang zum Ausgang des Interfaces benötigt maximal drei  Samples, das entspricht ca. 68 Microsekunden bei 44,1 kHz und bei der größten möglichen Samplingfrequenz von 192 kHz  nur noch 15 Microsekunden. Diese Minimalwerte gelten auch für die digitalen Eingänge. Durch einen Trick aus der alten Bandmaschinenzeit werden die Eingangsdaten direkt auf einen virtuellen Monitorausgang geschickt und lassen so eine fast latenzfreie Arbeit bei den Aufnahmen oder beim Synchronisieren zu. Das RME Fireface rutscht hier auf der Datenseite in die wirkliche High-Class Ecke. Eine wichtige Vorraussetzung dafür ist  aber ein „schneller“ Rechner.

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Ingesamt hat das RME Fireface UC eine sehr schöne Oberfläche im Alulook  mit blau-grauen Feldern. Ein äußerst stabiles Gehäuse füllt ein halbes 19“-Format mit einer Höheneinheit aus. Die Beschriftung, weißer Siebdruck auf blau-grauem Untergrund, ist auch bei kritischer Arbeitsbeleuchtung sehr gut ablesbar.

Beim Fireface sind tatsächlich 18 Ein- und Ausgänge direkt in Echtzeit nutzbar. Jeweils acht analoge Wege gehen direkt per symmetrischer Klinkenbuchse rein und raus, acht weitere können digital über eine ADAT Schnittstelle angesprochen werden und die übrigen zwei Wege sind digitale Ein- und Ausgänge, die per S/PDIF über zwei Cinch-Buchsen beschaltet werden. Diese Schnittstellen verstehen oder produzieren aber auch bei Bedarf ein digitales AES/EBU-Signalformat.

Auf der Frontplatte sind Eingang 1 und 2 als Neutrik Combobuchse (XLR/Klinke) ausgeführt und verfügen über je einen zuschaltbaren Mikrofonvorverstärker, der vorne mit einem großen grauen Regler bedient wird. Eine grüne, zweistellige LED-Anzeige zeigt den eingestellten Verstärkungsgrad an. In 1dB-Schritten lässt sich die Vorverstärkung von 10 bis 65 dB regeln. Dieser griffige Drehknopf (Push-Encoder) kann durch einen Druck auf den Knopf in einen Channelmodus wechseln. Beim Drehen dieses Push-Encoders kann man nun die verschiedenen Ein- oder Ausgänge aufrufen und durch einen weiteren Druck auf den Knopf gelangt man wieder in den Levelmodus zurück, um den Pegel des angewählten Kanals zu korrigieren. Auch der Pegel am niederohmigen Kopfhörerausgang ist so regelbar. Hierbei kann man auch einen Stereomodus aufrufen, der immer die Pegel der Gruppen 1/2  bis  7/8 oder den Kopfhörerausgang zusammen für die jeweiligen Ausgänge bestimmt. Line-Input 5 bis 8 müssen in einem Kontrollfeld auf dem Computer verändert werden und haben nur drei Schaltstufen. Die Auswahl von Low-Gain, +4dBu oder -10dBV, und an den  Ausgängen in High Gain, +4dBu oder -10dBV ist möglich.

Ebenfalls auf der Frontplatte sind die Klinkeneingänge 3 und 4. Sie lassen sich auch als Instrumenteneingang schalten und haben dann eine Eingangsimpedanz von 470 kΩ. So kann man z.B. eine Gitarre oder einen Bass auch direkt an das RME-Interface anschließen, um Tracks in eine Recordingsoftware einzuspielen.

Zur Pegelanzeige aller Eingänge gibt es je eine grüne LED, die ein vorhandenes Signal am Gerät anzeigt. Einen zu hohem Eingangspegel signalisiert eine darüber liegende rote LED. Zum praktischen Ein- und Ausstöpseln des Kopfhörers liegt der Monitoranschluss ganz rechts auf der Frontplatte. Er ist sehr niederohmig gehalten und kann so einem angeschlossenen Kopfhörer wirklich „Dampf“ anbieten. Vier farbige LEDs auf der Frontplatte geben Auskunft über die digitale Welt der Beschaltung des Interfaces. WordClock, S/PDIF-Signal, ADAT-Signal und die Verbindung zum Computer wird signalisiert. Vier weitere farbige LEDs checken die Pegel der Ein- und Ausgänge von den ersten beiden Kanälen. Die Anzeigehelligkeit all dieser LEDs reicht auch bei direkter Arbeitsbeleuchtung aus, und sie sind alle gut ablesbar.

Die Rückseite des Fireface stellt die restlichen Anbindungswege zur Beschaltung zur Verfügung. Die Versorgungsspannung wird nicht über den USB-Anschluss des Rechners, sondern über ein externes Schaltnetzteil realisiert – mit einer grünen LED wird eine anliegende Spannungsanzeige am Versorgungsstecker signalisiert. Mit diesem Netzteil lässt sich auch eine Phantomspeisung von wirklichen 48 Volt an den Neutrik Combobuchsen auf der Frontseite für die XLR-Eingänge 1 und 2 sicherstellen. Die am USB-Port vorhandenen 5 Volt mit 500 mA würden für den Betrieb dieses Interfaces und einer Phantomspeisung nicht ausreichen. Ein kleiner Japanswitch neben dem Anschluss für die Stromversorgung fungiert als praktischer und Platz sparender Ein- und Ausschalter des Interfaces. Unter der Netzteilbuchse ist ein kleines mechanisches U-Profil befestigt, das man für das Spannungsführende Kabel oder einen vielleicht benutzten Kabelbaum, als Zugentlastung nutzen kann. Ein Super überlegtes und praktisches Detail, wie ich finde! Zur Anbindung des Wandlers an den Rechner gibt es daneben eine USB 2.0 Schnittstelle in einer stabilen Typ B Ausführung. Das notwendige Kabel dafür wird von RME mitgeliefert.

Line-Eingang 6-8 und die Lineausgänge 1-6 sind als symmetrische Klinkenbuchsen in der unteren Reihe auf der Rückseite zu finden. Die Abstände der Buchsen reichen aus, um auch „dicke“ Klinkenstecker einzusetzen. Digitale Ein- und Ausgänge, die im S/PDIF- oder AES/EBU-Format arbeiten können, werden per Cinchbuchsen bereitgestellt. Die eingestellte Samplefrequenz dieser Wege wird auf der Frontplatte per LED angezeigt. Daneben liegen zwei optische ADAT-Schnittstellen für jeweils acht weitere Ein- und Ausgänge. Man findet sie auf den Eingängen 9 bis 16 des RME Softwaremixers, „Totalmix“ genannt. Ein optisches TOSLINK-Kabel dafür gehört ebenfalls zum Lieferumfang des RME-Interfaces.
Für die Einbindung des Wandlers in einen Verbund mit mehreren digitalen Geräten lässt sich die Wordclock als Master oder als Slave über BNC-Buchsen anbinden. Ist das Fireface das letzte Gerät in einer Kette, so kann man den BNC-Ausgang zusätzlich auch über einen Minischalter mit 75 Ohm abschließen. Neben diesen Wordclock-Wegen liegt die MIDI-Schnittstelle. Sie ist aus bautechnischer Größe als kleine  9-polige Mini DIN-Buchse ausgelegt, die mit einem ebenfalls mitgelieferten Breakout-Kabel die MIDI In- und Out-Buchsen als normalen DIN-Stecker anliefert.
Zum Einbau des Fireface in ein 19“-Rack gibt es als optionales Zubehör das Rackmount RM-19. Mit ihm lassen sich ein oder zwei Einheiten direkt in ein Rack einbauen. Die Bohrungen auf diesem  Universal Rackmount-Adapter passen für alle RME Nicht-19-Zoll-Geräte.

Zu der Hardware gehört der schon erwähnte und mitgelieferte wichtige Softwareteil von RME, der nicht nur die notwendigen Treiber liefert. Als Zusatzpaket wird bei der Treiberinstallation auch ein 64-Kanal Mixer mit 42 Bit interner Auflösung auf dem Computer installiert. Es ist ein Standalone-Programm, das die Performance des benutzten Rechners kaum belastet. Zuständig ist diese Software für die Monitorarbeit und das Routing beim Aufnehmen. Jeder Eingang lässt sich so auf jeden Ausgang routen. Dabei ist die Darstellungsgröße der Anzeige variabel gehalten, damit man bei Benutzung eines kleinen Bildschirms (Laptop) auch alles Notwendige optisch erfassen kann. Eine kleine Besonderheit: Man kann mit diesem Mixer auch Subgruppen fürs Monitoring oder für die Aufnahme erstellen. Zur besseren Übersicht auf dem Bildschirm lassen sich auch die übereinander angeordneten Fader-Reihen, also die physikalischen Eingänge des Interfaces, die virtuellen Ausgänge des Recorders oder die Regler für die RME Interface Ausgänge ein- oder ausblenden. Es gibt auch eine Talkback-Funktion, in der der Weg zum „Sprechen“ und „Hören“ getrennt angewählt werden kann. Eine DIM-Funktion reduziert auf Knopfdruck die Abhörlautstärke und ein Mono-Schalter legt die beiden Kanäle übereinander. Über eine virtuelle Kreuzschiene kann auch sofort die Studioabhöre zu Kontrollzwecken auf die verschiedenen Monitorsummen 1/2,  3/4  oder 5/6 geschaltet werden. Für jeden Eingang gibt es eine Pegelanzeige, einen Fader, eine Panorama-Funktion, einen Mute- und einen Solo-Button. Acht speicherbare Presets kann man an diesem praktischen Tool per Mausklick selbst erstellen. Dieser Totalmixer ist softwareseitig auf einer erstaunlichen Programmgröße von unter 1 MB untergebracht.

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In einer neueren Version dieses Mixers, Totalmix FX, die schon als  kostenloser Download erhältlich ist,  gehen die RME-Ingenieure noch einen Schritt weiter. Es sind interne Effekte wie Hall und Echo erzeugbar und Phasen-Schalter in den einzelnen Kanälen vorhanden. Eine super Möglichkeit ist, den einzelnen Kanalzug optisch in der Größe auf das Aussteuerungselement zu reduzieren, um sich so nach der Einstellarbeit nur noch auf die Pegelanzeigen zu konzentrieren. Diese Anzeigen können auch in der Darstellung als RMS-Level umgeschaltet werden. Ein weiteres kleines Softwarepaket, das auch automatisch mit installiert wird,  liefert ein kleines Kontrollfeld zu Modifizierung der ersten vier Eingänge: Die Eingangsempfindlichkeiten, die Phantomversorgung oder das Datenformat für die digitalen Schnittstellen können hier übersichtlich bestimmt werden. Ein ganzes Paket von Mess- und Analysetools liefert der dritte Softwareteil von RME, das so genannte DIGICheck-Paket. Es kann z.B. eine separate zwei- oder vierkanalige Aussteuerungsanzeige mit horizontaler oder vertikaler Anzeige und frei bestimmbarer Größe auf dem Bildschirm ausgewählt werden. Ein Multi Channel Level Meter für acht oder 16 Wege, ein Spectrumanalyser, ein Vector Audio Scope, das bei 4-Kanal-Mixen die Pegel, den Korrelationsgrad und die Hörposition zeigt und ein Totalyser, der auf dem Bildschirm als Analyser mit den Summenpegeln und gleichzeitigem Korrelationsmesser arbeitet, sind ebenfalls mit an Bord. Es ist jedoch immer nur ein Tool anwählbar!  Alle Darstellungsgrößen dieser Werkzeuge sind auf dem Bildschirm frei bestimmbar. Wichtige Parameter, wie Anstiegszeiten und Abfallzeiten der VU-Meter, etc. lassen sich ebenfalls verändern.

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Alle diese erwähnten Tools arbeiten aber nur mit RME-Interfaces. Die interne Soundkarte eines Rechners ist mit diesen Tools so nicht nutzbar. Hier als Beispiel der so genannte Totalyser:

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Praxis

Der mitgeliefert Inhalt der Treiber-CD lässt sich völlig problemlos installieren. Das Installationsprogramm erkennt den Rechnertyp (Mac oder PC) und bietet alles Notwendige sofort an. Minimale Systemvorraussetzung ist beim Mac das Betriebssystem 10.5.x (Leopard) auf einem Intelprozessor und beim PC Windows XP , Vista oder neuere Betriebssysteme. Ältere Betriebssysteme oder Prozessoren werden beim Betrieb dieses Fireface nicht mehr unterstützt. Eine verständlich geschriebene deutsche oder englische Bedienungsanleitung in gedruckter Form, kann bei Problemen sofort helfen. So werden auch Tipps für z.B. eine unsymmetrische Verkabelung des Fireface in dem Handbuch erklärt. Sie liefert aber auch schnelle Hilfe bei einem eventuell notwendigen Flash Update.

Installiert werden der USB-Treiber, ein Totalmixer, der maximal drei Firefaces bedienen und somit fernsteuern kann, und ein zusätzliches Kontrollfeld für die Eingänge 1 bis 4 sowie eine Toolbox. In der Toolbox befinden sich so schöne und praktische Dinge wie z.B. ein Analyser oder eine mehrkanalige Aussteuerungsanzeige. Der eigentliche USB-Treiber ist ungefähr 250 KB groß.

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Nach dem Einschalten des Gerätes sind acht farbige LEDs als Anzeige für den Betriebszustand des Fireface UC zuständig.  Sie signalisieren, ob analoge oder digitale Signale an den Eingängen vorhanden sind und ob das Gerät über eine externe oder interne Wordclock versorgt wird.  Bei irgendwelchen Setup-Problemen erhält man hier sofort eine Antwort, wo ein Problem liegen könnte. Man sollte aber vor dem Anschluss die Abhörmonitore noch gemutet lassen, damit nicht ein nerviger Einschaltknacks vom Wandler die Speaker beschädigt. Die Sequenzerprogramme Logic und Cubase erkennen sofort den Audioweg über USB und verbinden das RME als Audiointerface. Wenn man das mitgelieferte DSP-Mixerfeld Totalmixer zum ersten Mal aufruft, öffnet sich ein Preset, bei dem alle Eingangs- und Ausgangssignale geöffnet und somit hörbar sind. Mit diesem Mixer lassen sich, wenn gewünscht, alle Ein- und Ausgänge frei auf die 18 physikalisch vorhanden Ausgänge routen. Also kein langes Fummeln und kein nerviges Probieren. Bis zu neun vollkommen unabhängige Stereo-Submixe per Totalmix ergeben außergewöhnliche Monitor-Fähigkeiten. Darüber hinaus berechnet die Hardware RMS und Peak Level-Meter für alle Audiokanäle, bei kaum messbarer CPU-Belastung des angeschlossenen Rechners.

Über den schön griffigen Stellknopf (Push-Encoder) auf der Frontseite des Gerätes werden die gewünschten Pegel für die Ein- und Ausgänge eingestellt. In 1dB-Schritten lassen sich 55 dB Verstärkung regeln. Bei minimaler Verstärkung sind die Eingänge 1 und 2 normale Line-Inputs.
Ein kleines Kontrollfeld, das Fireface USB Setting heißt, schaltet eine eventuell notwendige Phantomspeisung für die Micpreamps in diesen beiden Kanälen hinzu. Auf dem gleichen Kontrollfeld werden auch die Wordclock, das digitale Ein- und Ausgangsformat sowie die Eingänge 3 und 4 als Instrumenteneingang eingestellt. Bei der Auswahl als Instrumenteneingang ist die Eingangsimpedanz sehr hochomig und kann so als gut klingender Instrumenteneingang genutzt werden. Das Verschalten einer externen DI-Box für das direkte Einspielen mit einem E-Bass oder einer E-Gitarre ist also nicht notwendig, wie wir in einigen Hörtest feststellten.

Auch die gewünschte Samplerate ist im Fireface  USB Kontrollfeld in neun Stufen von 32 bis 192 kHz regelbar und lässt sich sogar im Betriebsfall in Realtime knackfrei umschalten.

Beim ersten Betrachten des Totalmixers zeigen sich 54 Regler in drei Reihen untereinander auf dem Bildschirm und schaffen eventuell etwas Verwirrung beim ersten Betrachten. Es ist aber eigentlich alles sehr einfach und logisch aufbereitet: Die oberste Reihe vertritt den physikalischen Eingang des Systems, die mittlere stellt virtuelle Ausgänge für ein Monitoring zur Verfügung und die untere Reihe regelt die tatsächlich vorhandenen Audioausgänge des benutzten Harddisk-Systems. Jeder dieser Mischpultwege besitzt einen Fader, ein RMS Level-Meter und eine namentliche Anzeige des Signals, die per rechter Maustaste verändert werden kann. Man sieht also sofort, an welchem Punkt im System Signale anliegen und wo sie hingeschaltet sind. Die Eingangs- und Monitorwege besitzen noch zusätzlich einen Panoramaregler, einen Routing-, Mute- und Solo-Schalter sowie eine kleine digitale numerische Anzeige des Pegels. Per gedrückter Control-Taste und Mausklick auf den Fader lässt sich sehr schnell ein nominaler Wert von 0 dB für jeden Faderweg einstellen. Dieser Wert wird auch über eine grüne numerische Anzeige dargestellt. Bei der Betätigung des Panoramareglers wird in der gleichen Anzeige die Pan-Stellung dezimal angezeigt. Sie springt erneut zurück bei einer neuen Faderbewegung. Zu einer besseren Übersicht dieses Softwaremixers kann man aber auch die einzelnen Faderreihen nach der Einstellarbeit über einen Viewbuttom wegblenden.

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In der ganz rechten Hälfte des Mixers befindet sich eine virtuelle Kreuzschiene. Es gibt Bedienelemente zur Speicherung und für das Aufrufen von Presets, die Anwahl und die Steuerung von mehreren RME-Interfaces sowie eine Dim- und Mono-Funktion für Abhörlautsprecher. Ausgewählte Mute- oder Solotasten können per Master auf diesem virtuellen Summenmodul zurückgesetzt werden.  Auch die Quelle für die Kopfhörer kann hier bestimmt werden. Eine eventuell notwendige Talkbackverbindung für den Studiobetrieb ist ebenfalls über diese geniale Totalmixer-Software realisierbar. Kanal und Pegel für diesen Weg sowie die Abschwächung des Monitorkopfhörerpegels sind einstellbar. Eigentlich sind alle Funktionen eines Studiomischpultes hier per Software nachgebildet.  
Durch Konstruktion des neuen Baby Face von RME, in dem der gleiche FBGA Chip wie im Fireface UC sitzt, wurde der Totalmixer noch einmal extrem überarbeitet und erhielt zusätzlich  viele neue Funktionen. Die neue Software  trägt, wie schon erwähnt, den Namen TotalMix FX.  Es gibt parametrische 3-Band Equalizer für Ein- und Ausgänge mit optischer Anzeige, ein Lowcut-Filter mit einer wählbaren Steilheit von 6 / 12 / 24 dB pro Oktave, vier Mutegruppen, vier Sologruppen und vier Fadergruppen und eine sehr praktische UNDO-Funktion, um zur letzten oder vorletzten Einstellung zurückzukehren. Die Eingangskanäle auf dem Bildschirm können nicht nur Mono- sondern auch Stereo-Wege sein, die alle über eine Basisbreitenregelung verfügen. All diese neuen Funktionen arbeiten auch bei der maximal einstellbaren Samplerate von 192 kHz! Auch Effekte wie Hall oder Echo sind im Programm bei der neuen Softwarevariante aufrufbar. Nach dem Einstellen der Pegel lässt sich der Mixer optisch umschalten, und in der Darstellung auf dem Bildschirm tauchen dann nur noch die VU-Meter auf. Das hilft enorm bei der Übersicht auf dem Bildschirm. Die Beta-Version der neuen Totalmixer-Software lässt sich über die Download-Page von RME in eingeschränkter Funktion von jedermann runterladen und ausprobieren.

Wenn die ADAT Schnittstellen mit acht weiteren digitalen Eingangssignalen versorgt werden, dann ist auch hier der Totalmixer zuständig. Dabei ist es unabhängig, ob man als Peripherie einen Wandler oder eine Signalquelle eines anderen Herstellers nutzt. Die Kanäle 9 bis 16 warten auf ihre Arbeit. Auch die digitalen Eingänge 17 und 18 sind auf dem Mixer sofort aktiv und auch schon beschriftet.

Wenn die Kanalanzahl eines Fireface nicht ausrecht, dann ist es auch möglich, zwei weitere Interfaces mit einzubinden und in allen Funktionen uneingeschränkt über den Totalmixer zu bedienen. Bei einem Stromausfall oder bei der Trennung des USB-Kabels schließt das Programm Totalmix und behält aber beim Neustart die zuletzt gewählten Einstellungen bei. Das kleine Paket DIGICheck darf natürlich nicht unerwähnt bleiben. Super Audiotools, die aber nur mit RME-Hardware zusammen arbeiten. Bei diesen Werkzeugen sind alle Einstellungen selbstsichernd und bei einem Neuaufruf des Tools werden alle Parameter wieder in der letzten Einstellung aufgerufen.

Bei Cubase und Logic gab es überhaupt keine Probleme bei der Anbindung der RME Fireface UC an den Computer. Nach der einfachen Installation der Treiber kommunizierten beide Programme sofort mit der Hardware. Man sollte aber vielleicht das Interface vor dem Aufrufen des Programms eingeschaltet haben und mit dem Computer verbinden, damit die notwendigen Audiotreiber sofort aktiv sind.

Sofort nach dem Rechnerstart bieten Cubase und Logic 18 anwählbare Ein- und Ausgänge im Programm an, auch wenn die ADAT-Schnittstelle mit dem Input 9 – 16 und die digitalen Eingänge 17/18 noch nicht beschaltet sind. Ein super Feature. Das RME-Interface hat ja seinen eigenen Prozessor und belastet die Performance des benutzen Rechners eigentlich kaum.

Beginnen wir zunächst mit einem Test der Mikofoneingänge 1 und 2. Über das kleine RME USB-Kontrollfeld werden die notwendigen Parameter für die Eingänge 1 – 4 konfiguriert und diese eingestellten Parameter sind selbstsichernd. Eine aktivierte Phantomspeisung, eine Änderung der Eingangsimpedanz als Instrumenteneingang oder der Pegel der Eingänge werden z.B. bei einem Stromausfall oder einem Absturz des Computers sofort wieder hergestellt.

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Ein wirkliches klangliches Highlight sind die Mikrofonvorstufen im Fireface.
Ein guter Konzertflügel mit zwei sehr guten Kondensatormikrofonen wurde glasklar abgebildet und aufgezeichnet. Klangliche Tiefe und Farbe waren immer sehr deutlich im Klangbild auszumachen und verzückten unseren Pianisten. Anschließend folgende Sprach- und Gesangsaufnahmen lieferten ebenfalls höchst zufrieden stellende Hörergebnisse. Der Charakter der unterschiedlichen Stimmen wurde immer sehr neutral abgebildet und Tests mit einem leichten Überfahren des Mikrofonvorverstärkers richteten keinen klanglichen „Schaden“ an. Bei einer Vollaussteuerung des Eingangskanals bis + 4dB bleibt immer noch ein Headroom von erstaunlichen 9dB. Einzelversuche mit einer rotzigen Bratgitarre und diversen Akustik-Bässen ließen nur einen Schluss zu: Der RME-Wandler klingt einfach super und ist ein wertvolles Handwerkszeug im Recordingsektor.

Wenn wir über den Eingang 3 oder 4 im Instrumenten-Modus (extrem hochohmige Eingangsimpedanz) einen Bass oder eine Gitarre direkt in das Interface einspielten, war auch dieses klangliche Erlebnis sehr überzeugend. Das Hörerlebnis konnte sich durchaus mit sehr guten und teuren aktiven DI-Boxen auf dem Markt messen. Ob Ovation 12-String oder ein schöner alter Fenderbass, alles „tönte“ einfach super. Natürlich ist in so einer Kette auch ein sehr gut klingendes Instrument mit einem ebenso guten Musiker unbedingt notwendig. Da wurden wir aber gut bedient!

Auch keine Probleme machte das integrierte MIDI-Interface in den Testläufen. Es lief neben der aufwendigen Wandlungsarbeit des Fireface stets problemlos „so nebenbei“. Beim MAC wurde es bei Programmstart automatisch erkannt und aktiviert und beim PC war nur eine kleine Auswahlarbeit notwendig.

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Wer nicht alle Mischarbeiten mit der Hand bzw. der Maus erledigen will, kann sich auch von irgendeiner handelsüblichen MIDI-Remote helfen lassen. Das RME-Interface versteht z.B. das Mackie Remotecontrol Protokoll, und so lässt sich der Totalmix auch komplett fernsteuern. Ausprobiert wurde diese Möglichkeit mit der Mackie Control Universal Pro Hardware und der kostengünstigen Behringer BCF2000 Remote, die aus 100 mm Motorfadern und vielen Drehpotis, die alle zugeordnet werden können, besteht. Auf diesem Wege ist es sehr einfach, schnell einen oder mehrere Monitormixe für die Aufnahmearbeit zu erstellen. Man hat Zugriff über „richtige“ Fader, und das ermöglicht immer ein sehr genaues Einstellen des gewünschten Mixes. Zuerst sollte man sich aber erst einmal die Oberfläche des Totalmixers begreifbar machen, damit die notwendige Einstellarbeit fehlerfrei erfolgt. Zur besseren Orientierung lassen sich die Kanäle auch über die Tastatur mit maximal fünf Buchstaben und Zahlen beschriften. Wenn man per gedrückter Strg- oder Command-Taste auf das Textfeld der einzelnen Wege klickt, ändert sich die Farbe des Feldes und zeigt einen Aktivierungszustand. Wählt man so verschiedene Fader nacheinander aus, bilden sie so eine Art Subgruppe und können alle mit nur einem Regler bedient werden. Dabei verlaufen die Faderbewegungen der einzelnen Steller nicht linear, sondern logarithmisch. Als sehr praktisch erwies sich der Gebrauch und das direkte Zuordnen der Talkbackwege für die Kommunikation bei der Recordingarbeit. Dabei funktionierte auch der DIM-Schalter für die Monitorlautstärke. Beim Betätigen des Schalters wird auch die Monitoranzeige des VU Meters ebenfalls mit gedimmt. Eigentlich hat RME eine komplette Summenkreuzschiene per Software in die Mischoberfläche integriert. Das erspart externe Einheiten, wie kleine Mischpulte, Platz und eine oft nervige externe Zusatzverkabelung. Etwas fummelig war aber ein weiterer Test auf einem 13,2 Zoll Laptop. Der eigentlich geniale Totalmixer war doch in seiner Darstellung etwas klein geraten. Seine Darstellungsgröße ist festgelegt und man braucht etwas Zeit, um mit der Maus die verschieden Parameter zu modifizieren. Da schafft aber die neue Variante, der Totalmix FX Mixer Abhilfe. Er ist erheblich übersichtlicher gestaltet. Ein weiterer Test mit einem extern eingebundenen Hallgerät, gesteuert über den Totalmixer und das Interface lief ebenfalls völlig problemlos. Man kann also auch lieb gewonnene Hardware in sein Recordingset mit einbinden. Nur mit einem Recordingprogramm wie Cubase, Nuendo oder Logic ist so etwas nicht so einfach zu realisieren. Unbedingt zu loben sind die Mess- und Analysetools aus dem DIGICheck Paket. Sie waren eine große Hilfe bei der Aufnahmearbeit. Im Moment lassen sich die Messgeräte aber nur auf die 18 Eingänge legen. In der Software erkennt man jedoch an einem bereits vorhandenen Klappmenü für die Eingangsauswahl, dass sie wohl irgendwann per Update auch auf die realen Ausgänge der Interfaces schaltbar sein werden. Wir benutzten den Analyser und das Korrelationsmessgerät, für das man normalerweise in externer Hardwareform im Studio einen vielfachen Preis des Interfaces bezahlen muss. Der Analyser lässt sich auch noch als 10, 15, 20 oder 30 Bandanzeige umschalten. Die Anstiegs- und Abfallzeiten sind frei bestimmbar. Er hat eine gut ablesbare Anzeige und zusätzlich die Möglichkeit der stufenlosen Größenveränderung auf dem Bildschirm. Das jeweils zuletzt benutzte Werkzeug aus dem DIGICheck Paket wird nach einem Neustart des Computers in der zuletzt benutzten Konfiguration wieder geöffnet. Es ist von RME vorgesehen, dass immer nur eine Applikation aus dem Paket auf dem Rechner läuft. Wenn man aber mal die DIGICeck Software einfach dupliziert, dann funktionieren bei einem schnellen Rechner tatsächlich auch zwei Applikationen aus diesem Toolpaket gleichzeitig. Wir haben also mal das Toolpaket dupliziert. Bei unserer Arbeit liefen dann ein mehrkanaliges Levelmeter und ein Analyser tatsächlich gleichzeitig.

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Beim RME Fireface UC stimmt vom Klang über die technischen Werte bis hin zum mitgelieferten Softwarepaket und der Bedienung einfach alles. Das Fireface UC genügt auch sehr hohen Ansprüchen und ist dank der vielfältigen Anschlüsse auch in der Lage, größere Projekte zu stemmen.

Bei einer Kaufentscheidung für das RME Interface mag vielleicht  im ersten Moment der Preis etwas hoch erscheinen. Der Käufer bekommt aber extrem viel dafür und es stimmt der Klang, die Werte, die Bedienung und das mitgelieferte Softwarepaket, das eine komplette Studiohardware eigentlich per Software ersetzt.

Wurde früher gerne der Begriff aus der Technikwelt „Plug and Play“ mit  „Reinstecken und geht“ etwas volksnah übersetzt, so müsste man beim RME Fireface UC vielleicht die Begriffe etwas verändern: Mein Vorschlag wäre da: „Reinstecken und klingt“.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • sehr kompakte Bauweise
  • Mic-Eingang mit Phantomspeisung in Top Qualität
  • sehr hochohmiger Instrumenteneingang
  • umfassende auch mobile Einsatzmöglichkeiten
  • extrem gute und kompakte Verarbeitung
Contra
Artikelbild
RME Fireface UC Test
Für 845,00€ bei
RME_FirefaceUC_08FIN
Spezifikationen
  • 36-Kanal USB 2.0 Audio-Interface
  • 18 Ein- und Ausgänge gleichzeitig nutzbar
  • 24-Bit / 192 kHz AD/DA Wandler
  • 2 Micpreamps mit digital kontrolliertem Gain und einzeln zuschaltbarer Phantomspeisung 48V in Hi-End Qualität
  • 2 Lineingänge als Instrumenteneingang schaltbar
  • 8x Analog I/O
  • ADAT I/O
  • SPDIF I/O oder AES/EBU Format
  • 2x MIDI I/O
  • Word Clock In/Out
  • Intelligent Clock Control
  • SyncCheck
  • SyncAlign
  • SteadyClock
  • Software: Treiber, DIGICheck und Totalmix
  • Bauart: 9,5”, 1HE
  • Preis: EUR 974,61 (UVP)
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Profilbild von SteveFromBerlin

SteveFromBerlin sagt:

#1 - 27.07.2011 um 16:24 Uhr

0

Ein wirklich exzellenter Testbericht - vielen Dank!

Profilbild von Bdigitalo

Bdigitalo sagt:

#2 - 23.03.2014 um 04:57 Uhr

0

Hey,wie ist es eigentlich, wenn man die Qualität bei einer Mikrofonaufnahme (u87ai) mit der eines Neve 1073 vergleicht?
lG

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