RGBlink Mini+ Test

Praxis

Bedienung am Gerät

Beim Anschluss ans Stromnetz begrüßt mich der RGBlink Mini+ direkt mit einer kleinen Startgrafik im 2 Zoll großen TFT-Display, bis das Gerät im Anschluss in eine Übersicht der vier HDMI-Eingänge und deren Auflösung wechselt. Ein roter Rahmen zeigt mir an, welcher der vier Eingänge gerade der pgm-Ansicht (Programm-Ansicht) zugewiesen ist. Einen Ein-/Ausschalter sucht man vergebens, was wohl dem günstigen Preis geschuldet ist. Über die sechs Gummibuttons wähle ich entweder einen der Eingänge aus oder gelange ins Haupt- bzw. ins Set-Menü. Im Hauptmenü finde ich diverse Einstellungen für den Mini+: eine Übersicht der Eingänge, Einstellungen für den HDMI-Ausgang, Funktion des USB-3 Ports, IP-Einstellungen sowie Audioeinstellungen. In den Menüs bewege ich mich mit dem rechten Drehpoti, mit dem ich ebenfalls die Auswahl durch ein kurzes Drücken bestätige.

Fotostrecke: 3 Bilder Sind die Komponenten erst einmal verkabelt …

Test-Setup RGBlink Mini+

Mein Testsetup besteht aus einer Sony A6400, einem iPad, einem MacBook Pro und natürlich dem RGBlink Mini+. Als Ausgabegerät nutze ich einen 22-Zoll Full-HD-Monitor. Nachdem ich meine Sony A6400 an den ersten HDMI-Eingang des Mini+ angeschlossen habe, wird die Kamera sofort erkannt und der dazugehörige Button Nr. 1 leuchtet dauerhaft grün. Das signalisiert mir, dass dem HDMI-Eingang ein Signal anliegt. Der Mini+ skaliert alle anliegenden Signale auf 1920 x 1080/60fps, was die Arbeit mit unterschiedlichen Kameramodellen unheimlich einfach macht. Selbst anliegende 4K-Signale wandelt der Mini+ ohne Probleme. Als weitere Kamera dient mir ein iPad mit Lightning-HDMI-Adapter, welches am zweiten HDMI-Eingang ebenfalls problemlos erkannt wird.
Kleiner Tipp an dieser Stelle: Da das iPad im „normalen“ Kamera-Modus keine cleane HDMI-Ausgabe zulässt, sondern mir nur ein Abbild der Kameraoberfläche bietet, nutze ich die kostenlose App Airmix Solo. Sie bietet einem zusätzliche Funktionen wie Color Grading, diverse Bild-Effekte und natürlich ein sauberes HDMI-Signal.
Als dritte Bild-Quelle dient der HDMI-Ausgang eines MacBook Pros, die auch direkt vom Switcher erkannt wird. An den HDMI-Ausgang des Mini+ schließe ich einen 22-Zoll HP-Monitor an, der mir ebenfalls ohne Probleme die Multiview anzeigt.
Als Audioeingabe nutze ich, neben den Mikrofonen der Kameras, ein Mischpult, dessen Main-Outs via Adapter mit dem Audio-In des Mini+ verbunden sind. Eine Übersicht des eingehenden Signals bieten mir hierbei die Pegelanzeigen in der Multiview-Ansicht. Abgehört wird das Signal direkt am Gerät über den Audioausgang. Die Lautstärke des Ausgangs ist über das linke Dreh-Poti regelbar. Die Lautstärke des Eingangs lässt sich leider nicht regeln.
Durch kurzes Drücken gelange ich in das Lautstärke-Menü. Da der Ausgang nur Line-Pegel ausgibt, wird man um den Kauf eines extra Kopfhörerverstärkers nicht drum herumkommen. Um das Signal des Audioeingangs dauerhaft dem pgm zuzuweisen, ist es wichtig, dass im Menüpunkt „Audio“ die Quelle auf external gestellt wird. Im Embeded-Mode ist immer das Audiosignal der jeweils gewählten Kamera aktiv. Eine Anwahl der einzelnen Eingangskanäle ist ebenfalls möglich. Weitere Audioeinstellungen bietet der Mini+ nicht, was zu verkraften ist, wenn man den Stream via OBS realisiert oder über geeignete Audio-Hardware wie Mischpulte oder Vorverstärker verfügt.

Fotostrecke: 3 Bilder Der USB-3 Port zur Ausgabe des pgms

Die Bedienung am Gerät ist einfach und intuitiv. Auf dem 2-Zoll-TFT-Monitor habe ich sofort eine Übersicht der Eingangssignale, in der mir sogar die Auflösung der einzelnen Kameras dargestellt wird. Ich finde mich sofort in den einzelnen Menüs zurecht. Über den Set-Button gelange ich ins Set-Menü. Im Menüpunkt „Mix“ bietet sich mir die Möglichkeit, einen der 15 Übergangseffekte auszuwählen, die ich entweder im T-Bar-Mode manuell oder im Fast-Mode automatisch steuern kann.
Die Übergangseffekte sind durch die Bank gut, wobei „Mix“ (überblenden) und „Cut“ (direktes Umschalten der Eingangssignale) in der Praxis wahrscheinlich am häufigsten Verwendung finden. Den jeweiligen Modus wähle ich im nächsten Menüpunkt „Mode“ aus, in dem ich für die automatische Übergangsteuerung einen Zeitwert festlege. Eine Auswahl von 0,5 bis 5 Sekunden ist möglich. An dieser Stelle ist zu beachten, dass ein Anwählen der Kameras über die Gummibuttons erst nach Ablauf der eingestellten Zeit möglich ist, was im Fast Modus die „Cut“-Funktion beeinträchtigt.
Der nächste Punkt im Set-Menü bietet mir die Option, in den „PIP“-Mode (Picture-in-Picture Mode) zu gelangen. Hier habe ich die Möglichkeit, aus neun Positionen zu wählen oder den PIP-Mode ein/auszuschalten. Der PIP-Mode ist ideal, um Präsentationen, Videoeinblendungen oder den Ausgang einer Spielekonsole in den Stream zu integrieren. Unter „PTZ“ nehme ich Einstellungen für PTZ-Kameras vor. Bis zu acht Kameras lassen sich mit dem Mini+ steuern, wobei immer nur vier Kameras den Switch-Buttons zugeordnet werden können. Die Auswahl treffe ich im PTZ-Menü. Mit den passenden Kameras habe ich die Möglichkeit, mit Hilfe der beiden Drehpotis auf der Front, die X/Y-Achse sowie den Zoom der Kameras zu ändern und sogar als eine von zwanzig View-Ansichten im Gerät zu speichern. Ein genauerer Test war mir an dieser Stelle nicht möglich, da ich über keine PTZ-Kameras verfüge.
Das Auswählen der Kameras ist über die vier Gummibuttons ein Kinderspiel und ich bekomme ein direktes optisches Feedback über die farbige Hintergrundbeleuchtung. Ist der Button rot, ist die Kamera dem pgm zugewiesen. Blinkt der Button grün, ist die Kamera für den nächsten Übergang ausgewählt und wird nach Anwendung des Übergangs dem pgm zugewiesen. Ein dauerhaftes Grün zeigt mir, dass ein Signal dem Eingang anliegt. Im T-Bar Mode gelingen mir spielerisch sanfte Übergange und es lassen sich auch zwei Eingangsquellen miteinander mischen. Da die Buttons eher unempfindlich reagieren, ist ein nicht beabsichtigtes Switchen der Kameras im Live-Betrieb so gut wie ausgeschlossen.    
Praktischerweise erfolgt die Ausgabe über den USB-3-Port, daher brauche ich nur meinen Laptop und eine stabile Internetverbindung und kann direkt mit dem Streaming auf den diversen Plattformen beginnen. Als MacOS User sollte man sich im Klaren sein, dass die Einbindungen von Webcams unter Safari nicht möglich ist und man eher auf Google Chrome zurückgreifen sollte. Der Mini+ wird auf allen gängigen Streaming-Plattformen wie Facebook, YouTube oder Restream.io sofort als Webcam erkannt. Die Einbindung als Webcam und Audioquelle in OBS-Studio verlief reibungslos. Da eine komplette Bedienung am Switcher möglich ist, kann man sich ganz auf den Stream konzentrieren, ohne ständig auf die Remote-App am Laptop zugreifen zu müssen.

Fotostrecke: 6 Bilder Im Hauptmenü lassen sich diverse Einstellungen am Gerät vornehmen

Die Remote-App

Zusätzlich zur Bedienung am Gerät ist es möglich, den Mini+ mit der Remote App Xpose zu steuern. Da der RGBlink Mini+ ohne die dazugehörige Software geliefert wird, lade ich kurzerhand die Remote-App auf der Herstellerseite. Für welche MacOS bzw. Windows Version die App geeignet ist, wird leider nicht angegeben. Die beim Test aktuelle Version stammt vom 02.11.2020 für MacOS bzw. vom 06.01.2021 für Windows. Neben der Remote-App bietet RGBlink noch eine Produktbroschüre, Gerätespezifikationen und den mitgelieferten Quick-Start-Guide als PDF an. Eine ausführliche Bedienungsanleitung findet man leider nur zum Thema „PTZ“.
Die Kommunikation mit der App erfolgt über den Netzwerkanschluss des Gerätes über den ebenfalls ein Firmware-Update erfolgt. Zum Zeitpunkt des Tests gab es keine aktuellere Firmware als die auf dem Gerät installierte Version 1.0.0.7. Nach der Installation verbinde ich den Mini+ und das MacBook Pro mit einem Netzwerk-Switch. Im Menü vergebe ich dem Mini+ unter „IP“ eine feste IP-Adresse oder wähle „DHCP“ zur Vergabe einer dynamischen IP. Im Ad-Hoc-Netzwerk ist es möglich, das Gerät direkt mit dem Laptop zu verbinden, ohne einen Switch bzw. Router zu verwenden.
Beim ersten Start der App öffnet sich eine kleine Animation, die noch mal eine kurze Anleitung zum Anschluss der verschiedenen Komponenten bietet. Dieses Video ist jederzeit unter dem Menüpunkt „User Guide“ abrufbar. Durch einen Klick auf „Search“ bekomme ich eine Übersicht auf die im Netzwerk verbundenen Geräte. Hier ist es laut Hersteller möglich, bis zu 128 Geräte zu integrieren. Durch einen weiteren Klick auf das „Mini+“-Modell verbindet sich die App nach nur wenigen Sekunden mit dem Gerät 
Tipp: Über einen W-LAN-Router ist auch eine drahtlose Steuerung möglich.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Animation beim ersten Starten der App

Das GUI der Software ist der realen Geräteoberfläche nachempfunden. Neben der Anwahl der einzelnen Eingänge, der Steuerung der T-Bar und der Eingangsübersicht habe ich auch hier die Möglichkeit, ins Set- bzw. Hauptmenü zu gelangen. Allerdings war es mir nicht möglich, unter MacOS Mojave auf das Set-Menü zuzugreifen. Dieses Problem sollte aber mit einem zukünftigen Software-Update behoben sein. Ich konnte es verschmerzen, da ich alle Parameter am Gerät selbst einstellen kann.
Im Hauptmenü der Software befinden sich weitere Punkte, die ich nicht direkt über das Gerät auswählen kann. Unter dem Punkt „Live Streaming“ bietet sich mir die Wahl, eine Streaming-Software direkt auf das Gerät zu importieren oder den Mini+ im H.265 Modus zu nutzen. Das Streamen aus der Remote App zu starten oder zu beenden, erwies sich in der Praxis aber als äußerst unstabil und führte bei mir regelmäßig zum Absturz der Streaming-Software OBS-Studio. Ist das Gerät auf „H.265 on“ gestellt, erhalte ich eine pgm-Ansicht im Vorschaufenster der Remote-App. Es ist nicht möglich, OBS-Studio und H.265 gleichzeitig zu nutzen, was in der Praxis aber zu verkraften ist, weil OBS-Studio über ein eigenes Vorschaufenster verfügt.

RGBlink_Mini+_29_Program_Vorschau_in_der_Remote_App.jpg
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Ein weiteres Highlight findet sich unter dem Menüpunkt „FX“. Neben Chromakey und Einstellungen der PTZ-Kameras bietet der Mini+ die Möglichkeit, ein Logo auszuwählen, das, wie man es aus dem TV kennt, permanent ins Bild eingeblendet werden kann. Aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Das Logo muss im Format „Logo.bin“ erstellt werden. Leider konnte ich keine App für MacOS im Netz finden, mit der ich ein solches Format erstellen könnte. Eine Einbindung von anderen Bildformaten ist leider nicht gegeben. Die Chromakey Funktion des Mini+ hat sich mir auch nach mehreren Versuchen und intensiver Recherche im Netz nicht erschlossen. Eine genauere Erklärung im Quick-Start-Guide ist ebenfalls nicht zu finden. Da das Gerät aber gerade frisch auf dem Markt ist, gehe ich davon aus, dass der Hersteller an dieser Stelle für Aufklärung sorgen wird.
Zu guter Letzt kann ich unter „Reset“ die ursprüngliche Ausgangskonfiguration wieder herstellen.

Zielgruppe

Die praktischen Einsatzgebiete des Mini+ sind schier endlos. Egal, ob ich als DJ mein Set live in die Welt schicken, als Band ein Lebenszeichen aus dem Probenraum senden oder die neusten Games in Form eines Let’s Plays streamen möchte: Der Mini+ hat fast keine Grenzen. Allerdings sollte dem potenziellen Käufer bewusst sein, dass der Mini+ seine volle Stärke erst durch zusätzliches Equipment wie Laptop, Kameras oder Mediaplayer entfalten kann. Auch für Video-Konferenzen empfiehlt sich der Mini+, da Einbindungen von Präsentationen oder Infovideos kein Problem darstellen.
Durch die Einbindung von PTZ-Kameras bietet der Mini+ sogar die Möglichkeit, neben herkömmlichen Videoanwendungen auch IP gestützte Überwachungskameras zu verwalten. Da das Gerät einfach und intuitiv zu bedienen ist, eignet es sich auch für Einsteiger, die noch keinerlei Erfahrung im Bereich Streaming haben. Auch der Einsatz als herkömmlicher Videomischer zur Erstellung von z.B. Musikvideos, Imagevideos oder Konzertmitschnitten ist möglich.

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