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REON Driftbox R Test

Praxis

Sound

Was für ein inspirierendes, kleines Chaos-Kästchen! Für die Beschreibung dessen, was aus dem Ausgang der REON Driftbox R herauskommt, ist es gar nicht so einfach, die passenden Adjektive zu finden. Der Sound ist bissig, knarzig, knurrig, ungestüm, direkt, roh, temperamentvoll und manchmal ein bisschen gewalttätig. Auch gegenüber den meisten anderen Analogsynthesizern aus jüngerer Zeit empfinde ich den Klang der Driftbox R als besonders „ungewaschen“ und daher durchaus charakterstark. Das Filter ist eher von der respektlosen Sorte und recht aggressiv bis schmutzig, was ich ausdrücklich gut finde.
Simple Synthesizer-Bässe und Sequencer-Sounds sind natürlich möglich und wegen der einfachen Struktur schnell zurecht gedreht. Richtig Spaß macht es aber, wenn man in die Möglichkeiten zur Frequenzmodulation der beiden VCOs und des Filters eintaucht. Dann ist die Driftbox R manchmal schwer zu zähmen und minimale Reglerbewegungen führen zu drastischen, nicht immer planbaren Resultaten. Das inspiriert und kann einem Sound, einem Pattern oder einem ganzen Track eine neue Richtung geben. Die Driftbox R ist definitiv ein Instrument zum Laufen lassen – die besten Sounds entwickeln sich dynamisch während der Performance oder der Aufnahme. Das urtümliche Bedienfeld mit seinen Kippschaltern und Potis und den gerade am Anfang nicht immer auf den ersten Blick nachvollziehbaren Modulationswegen trägt einen großen Teil dazu bei, dass man immer wieder überrascht wird.  

Audio Samples
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Weird Massive Bass Driftbox R Jam 1 Driftbox R Jam 2 Driftbox R Jam 3 Driftbox R Jam 4 Driftbox R Jam 5

CV/Gate

Durch die drei CV-Inputs für die Frequenzen der beiden VCOs und den Filter Cutoff lassen sich diese Parameter (und natürlich Gate) getrennt voneinander von außen steuern, im einfachsten Fall von verschiedenen Ausgängen eines analogen Stepsequencers oder eines MIDI-to-CV-Interfaces. In den letzten Jahren sind zahlreiche Synthesizer und auch Hardware-Sequencer erschienen, mit denen die Driftbox R auf diese Weise kommunizieren kann, z.B. der Korg SQ-1 Stepsequencer oder die Roland SBX-1 Sync Box. Da die VCOs zugleich als Modulationsquellen dienen, eröffnen sich hier weitreichende Möglichkeiten, die deutlich über die reine Steuerung von Tonhöhe und Filterfrequenz hinausgehen.
Über CV/Gate lässt sich die Driftbox R auch als Sidekick zusammen mit einem weiteren Analogsynthesizer nutzen – mir fallen an dieser Stelle insbesondere Synths mit CV-Outputs und/oder Patchmöglichkeiten wie der Korg MS-20 (mini), der Arturia MicroBrute oder der Analogue Solutions Telemark v2 ein, mit denen sich die Chaos-Schachtel verbinden lässt. Und wer gar ein analoges Modularsystem sein Eigen nennt, der weiß ohnehin, was man mit Steuerspannungen so alles anstellen kann.

Voll analog: Über CV/Gate lässt sich die REON Driftbox R in analoge Setups integrieren
Voll analog: Über CV/Gate lässt sich die REON Driftbox R in analoge Setups integrieren

Kein MIDI, kein USB

Auf MIDI und USB muss man hingegen verzichten. Das ist in der heutigen Zeit ein gewagter Schritt. Wer noch kein CV-fähiges Equipment besitzt, benötigt mindestens ein weiteres Gerät, das die erforderlichen Steuerspannungen liefern und gegebenenfalls zwischen der DAW und der Driftbox dolmetschen kann. Auch die Software MOTU Volta kann weiterhelfen, wenn kein weiteres Analog-Equipment angeschafft werden soll. Tatsächlich erlebt das CV/Gate-Verfahren gerade einen zweiten Höhenflug und das Angebot an kompatiblen Instrumenten ist groß, sodass das gar nicht mehr unbedingt ein Nachteil sein muss. Aus praktischer Sicht wäre es dennoch wünschenswert, wenn die Driftbox zumindest Gate und Pitch direkt aus MIDI-Befehlen beziehen könnte, denkt sich der Pragmatiker in mir. Man muss ja deshalb nicht gleich die gesamte Steuerung digital umsetzen. Ich hätte mir einen Ansatz gewünscht, wie ihn beispielsweise Korg mit den neu aufgelegten MS-20 mini und ARP Odyssey oder Arturia mit MiniBrute und MicroBrute verfolgen. Alle diese Synthesizer lassen sich über CV/Gate umfangreicher fernsteuern als über MIDI. Trotzdem kann man sie – falls nötig – einfach per USB an die DAW hängen und der Synth spielt MIDI-Noten ab, was nun mal unbestreitbar praktisch ist. Vielleicht kommt ja irgendwann die Driftbox R 2.0 mit MIDI heraus oder es findet sich ein engagierter Bastler, der sich eine Lösung dafür ausdenkt. Das hat bei den meisten analogen Synthesizern der 70er und 80er ja auch geklappt.

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Profilbild von toddi

toddi sagt:

#1 - 08.05.2015 um 14:26 Uhr

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stand auch auf der musikmesse bei den aria sachen

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