Reloop Mixon 8 Pro Test

Praxis

Die Inbetriebnahme des Mixon 8 Pro mit Serato DJ Pro und Algoriddim Djay Pro AI setzt deren aktuelle Versionen voraus. Sofern diese installiert und die Softwares neu gestartet sind, wird der DJ-Controller erkannt und dem Zocken steht nichts mehr im Weg.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Eingänge am Reloop Mixon 8 Pro

Reloop Mixon 8 Pro Haptik

Auch wenn große Controller wie der Mixon 8 Pro eher als unpraktisch und sperrig gelten, beweist diese Kommandozentrale durch viel Platz auf der Benutzeroberfläche Handlichkeit beim Workflow, vorangestellt durch die großen gummierten Pads, die vom Anschlag recht hart sind, nicht nach- und kein Feedback geben und daher für superschnelles und anschlagsdynamisches Triggern prädestiniert sind. Auch die überarbeiteten Transporttasten aus Metall reagieren sehr direkt. Dank ihrer robusten Verarbeitung traue ich ihn auch eine recht lange Lebensdauer zu, selbst wenn man energischer auf sie einhämmert.

Die Jogwheels besitzen annähernd CDJ-Niveau. Von Haus aus sind sie recht leichtgängig, aber vom Widerstand nicht einstellbar. Die von Reloop als Gun-Metal bezeichnete Oberfläche attestiere ich Robustheit und einen ganz guten Grip, wobei mir bei schnellen Scratches der Sounds unter den Fingern wegrutscht. Um Chirps richtig sauber zu cutten, bedarf es echt Übung, wie ich merke.

Die großzügig angeordneten Drehpotis fühlen sich ebenfalls sehr griffig an, ihre Dämpfung lässt auch ein schnelleres effektvolles Schrauben zu. Lediglich der Widerstand in der 12 Uhr Position kann bei den EQ- und Filter-Knobs zu leicht überwunden werden, sodass ein Überdrehen der linearen Einstellung meines Erachtens zu schnell passiert.

Auch den Vorteil des hochauflösenden 100 mm langen Pitchfaders sollte man nicht unterschätzen, denn mit ihm lassen sich die BPM zehntelgenau geschmeidig anpassen. Allerdings muss man technisch bedingt gewisse Temposprünge um 0,03 BPM akzeptieren, was im virtuellen Deck von Serato DJ Pro sehr gut zu erkennen ist. 

Serato DJ Pro vs. Algoriddim Djay Pro AI

Da von beiden Programmen die Vollversionen freigeschaltet werden, bietet dies schon eine recht große Ersparnis. Dennoch ist Reloop in meinen Augen vielleicht anzukreiden, dass beispielsweise Pitch ’n Time nicht zum Lieferumfang gehört, welches der Pitch-Play-Mode und die extra eingerichtete Key-Sync-Taste einfordern. Gleiches gilt auch für die DVS-Unterstützung.

Algoriddims Djay Pro AI kann hingegen ohne Einschränkung genutzt werden, die Neural-Mix-AI-Sektion eingeschlossen. Wer allerdings die Software inklusive aller Effekte und weiterer Features ausreizen möchte, kommt nicht um ein Pro-Upgrade herum, wie auch die iPad- oder iPhone-User. Hier funktioniert nur der Classic-Modus von djay Pro AI, aber dennoch auch mit Neural Mix-Feature. Wer lieber den Controller mit Djay vom iPad betreiben möchte, muss indes leider zum vollen Ausreizen aller Features ein monatliches Abo abschließen.

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Die STEMS klingen bei Serato DJ Pro hörbar sauber Neural Mix ist qualitativ noch nicht auf dem gleichen Niveau wie Serato DJ Pro

Effektsektionen des Reloop Mixon 8 Pro

Für die Effekte ist der Mixon 8 Pro ausschließlich auf die jeweilige DJ-Software angewiesen. Mit den robusten und etwas gedämpften Kippschaltern macht das rhythmische Attackieren wirklich Spaß, schließlich muss man sich über zu viel einwirkende Energie keinen Kopf machen, das halten die schon aus. 

Der Workflow läuft wie gewohnt: Über die vorgesehenen Taster die Effekte aktivieren und mit dem Parameter-Knob die Intensität regeln. Auch die Effekte können direkt vom Mixon 8 Pro durch die Tastenkombination Shift + FX ausgewählt werden. Das Tempo wird über den Tap-Taster und den Beats-Knobs eingestellt.

Wer den Mixon 8 Pro mit djay Pro AI nutzt, ist gegenüber Serato DJ Pro-Usern zumindest bei den Neural Mix-AI-Effekten im Vorteil. Ob Drums, Harmonie, Bass oder Vocals, jeder Spur kann ich einen der sieben Effekte mit beliebiger Intensität aufdrücken, der auch nur auf dieser aktiv ist.  

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Toller Effekt, wenn unter dem Vocal ein Echo mit 3/4-Beat liegt
Fotostrecke: 5 Bilder Die Jogwheels zählen zu den Highlights

Hochauflösende Jogwheel-Displays

Die hochauflösenden Displays inmitten der Jogwheels visualisieren in ihrem blau-weißen Design sämtliche nützlichen Track-Informationen sehr ansprechend, sei es die Spielzeit, aktive Loop-Länge, aktuelle Pitch-Range nebst Position. Der Needle-Sticker, der zwar selbst beim Scratching nicht sonderlich nachzieht, könnte meines Erachtens nach schmaler und damit genauer dargestellt sein.      

Klang des Reloop Mixon 8 Pro

Über die Eigenschaften der verbauten Soundkarte hält sich Reloop etwas bedeckt. Lediglich die Bit-Rate von 24 wird bekanntgegeben. Den Mixon 8 Pro an meine Neumann KH 120 angeschlossen, liefert der DJ-Controller ein recht knackiges und gut auflösendes Klangbild, das nicht nur zu Hause oder bei einer übersichtlichen privaten Feierlichkeit, sondern auch im Club eine überzeugende Figur machen wird.  

Besonderes Lob kassiert die Konsole auch für die beiden gleichrangigen Mikrofonkanäle, die dank ihres Routings auf Chanel 1 und 4 auch von der Klangregelung profitieren kann und viel Spielraum für individuelle Anpassungen lässt. Die Talkover-Funktion dämpft das Signal recht zügig, für das Anheben dagegen nimmt es sich etwas mehr Zeit.

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Mikrofon-Sound

Optik vs. Funktionalität

Reloop legt beim Mixon 8 Pro gelungener Maßen sehr großen Wert auf Design, leider auf Kosten der Zweckmäßigkeit. Blau beschriftete Features oder blaue Knobs heben sich nicht so gut vom schwarzen Hintergrund ab. Auch die fast komplett in Schwarz gehaltenen EQ- und Gain-Regler gehen förmlich auf dem Face-Plate unter.

In der Mischeinheit stört mich, dass vereinzelte Elemente der Navigations-und Kopfhörersektion herausgerissen sind und an einem mir nicht nachvollziehbaren Ort platziert wurden. Zudem sitzen die zu klein ausfallenden Cue-Tasten neben dem Bass-EQ. Warum?

Auch das gespiegelte Layout der Decks und die damit sicherlich gefälligere Optik geht zu Lasten des Workflows. Schon beim Beatmachting erfordert das gleichzeitige Agieren am Jogwheel und Pitch-Control an beiden Decks eine konträre Arbeitsweise, sprich linke und rechte Hände kümmern sich entweder um das Rad oder den Fader. Für einen alten Hasen wie mich ist das sicherlich kein Problem, aber wer noch unerfahren ist, muss doppelt trainieren. 

Noch kritischer sehe ich die Platzierung der Play-Taste, denn in der Regel triggere ich den ersten Hotcue und feuere anschließend den Track über die Play-Taste ab. Beim linken Deck geht dies sehr schnell von der Hand, da sowohl Hotcue-Pad und Play-Taste nah beieinander liegen. Beim rechten Deck dagegen muss meine Hand den Weg über die komplette Performance-Matrix zurücklegen, was mich beim Abfeuern des Tracks einige Millisekunden und damit einen sauberen Übergang kosten könnte. Reloop sollte meiner Meinung nach vielleicht ihre gespiegelte Anordnung zukünftig überdenken, auch „wenn’s schee macht.“

Reloop Mixon 8 Pro – mögliche DJ-Controller Alternativen  

Obwohl der Reloop Mixon 8 Pro gut ausgestattet zu sein scheint, sitzt die Konkurrenz dicht auf den Fersen. Vor allem der Roland DJ-707M bietet deutlich mehr Features für seinen günstigeren Preis: 

 Roland DJ-707MPioneer DJ DDJ-1000SRTReloop Mixon 8 Pro
Serato DJ Pro Lizenzjajaja
Stand-Alonejajaja
On Board-Effektemehr als 9 Effekte14
Crossfader No Name-FaderMAGVEL Fader No Name-Fader
Mikrofon-Eingänge422
BesonderheitenLautsprecher- Management x3Feedback-UnterdrückungZone-AusgangMirkrofonverstärker in StudioqualitätMikrofon-EQ und EffektePresets für SzenenFull Size Jog Wheels vom CDJ-2000NXS230×30 mm große PadsUSB-C-AnschlussVier Effekt-Kippschalteralgoriddim djay Pro AI-kompatibel
Preis1145,00 Euro1649,00 Euro1299,00 Euro
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