RCF ART 912-A Test

Sie ist da – die RCF-ART-9-Serie! Die Erfolgsgeschichte der kompakten Kunststoffboxen aus dem Hause RCF geht damit in die neunte Runde. Ich glaube nicht, dass selbst die größten Optimisten gedacht hätten, was für einen Impact die Multifunktionsboxen der RCF-ART-Serie über die Jahre entwickeln würde. Im Jahre 1996 gelangte mit der ART 300 das erste Modell in den Handel. Sage und schreibe 25 Jahre später hält der Autor mit der ART 912-A das neuste Produkt aus der ART-Serie in den Händen.

RCF20ART20912-A20Test_review-1094447 Bild


Schon optisch hat sich im Vergleich zu den Anfängen eine Menge getan. Ein Multifunktionsgehäuse mit vollflächigem Lautsprechergitter und vier Griffen – das wirkt zeitgemäß und hochwertig. Zudem ist die schwarze Kunststoffbox ist mit einem Ampmodul versehen, das satte 2.100 Watt (Peak) zur Verfügung stellt. Schön, dass der Endkundenpreis mit 600,- Euro für die 12/1-Zoll-Box eher moderat ausfällt. Die Papierform verspricht eine moderne Box, die von RCF aus mit neusten DSP-Features ausgestattet ist. Nicht nur aus diesem Grund bin ich sehr gespannt auf den Praxistest. Doch zuvor werfen wir einen Blick auf die Hardware.

Details

Die Lieferung erfolgt im Karton und mit dem üblichen Lieferumfang: Box, Ausweispapiere (Quick Start Guide, Garantiekarte, Sicherheitshinweise) und ein Kaltgerätekabel. Stichwort Kaltgerätekabel: Ich will nicht verhehlen, dass ich mir für die neuste Version der Art-9-Serie bevorzugt ein verriegelbares Netzkabel gewünscht hätte. Aber das ist in der 600-Euro-Klasse schlichtweg kein Standard. Wenigstens hat RCF ein richtig langes Kaltgerätekabel beigelegt. Nicht selten werden Boxen mit viel zu kurzen Kaltgerätekabeln ausgeliefert. In der Praxis sitzen Topteile bei circa 1,60 Meter Unterkante auf einem Lautsprecherstativ oder einer Distanzstange auf. Spätestens dann ärgert sich der Anwender über ein zu kurzes Netzkabel, wenn dadurch die 3er-Steckdosenleiste in der Luft baumelt. In diesem Punkt hat RCF jedenfalls aufgepasst.
Und auch, was die Online-Kundenbindung betrifft. Wer die Box online bei RCF registriert, der wird mit einer automatischen Garantieverlängerung um ein Jahr belohnt. Gute Sache! Die Box selbst ist dank einem Griff auf der Oberseite und dem niedrigen Gewicht von knapp unter 20 Kilogramm schnell aus dem Karton gezogen. An Griffen hat man bei der ART 912-A definitiv nicht gespart. Ich notiere gleiche vier Griffgelegenheiten, drei davon mit einer gummierten Auflage, was den Tragekomfort erhöht. Stichwort Komfort: Am besten trägt sich die Box, wenn man diese quer vor dem Bauch transportiert. Das geht hervorragend mit je einem Griff auf der Ober- und Unterseite.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Versandkarton der RCF ART 912-A

Ich trage die Box zu meiner Werkbank für eine weitere Begutachtung. Beim Absetzten der Box fällt mir auf, dass das Lautsprechergitter Nebengeräusche von sich gibt. Im Betrieb hört man die Nebengeräusche nicht, da sie nur auftreten, wenn man mechanisch auf die Gitter einwirkt (zum Beispiel mit den Fingern draufklopft). Da es sich bei den Testboxen um sehr frühe Modelle handelt, gehe ich davon aus, dass man dieses Manko in der Serienfertigung noch abstellt. Ansonsten gefällt die ART-9-Serie durch ihr gelungenes Design. Vor allem das durchgängige Lautsprechergitter, welches nun auch die Hochtontreibersektion abdeckt, rückt die Box in ein seriöses Licht. Die Verarbeitung des Gehäuses ist tadellos und die verbauten M10-Montagepunkte sind optisch elegant mit Plastikkappen abgedeckt. Wer die Box ohne großen Aufwand in die Höhe bringen möchte, der bedient sich einfach des verbauten Hochständerflansches auf der Unterseite. Sollte die Box als Bühnenmonitor zum Einsatz kommen, garantiert ein entsprechender Gehäusewinkel eine direkte Adressierung der Musiker.

Fotostrecke: 4 Bilder Die RCF ART 912-A lässt sich auch als Bühnenmonitor einsetzen

Kunststoffboxen, besonders wenn sie so leicht wie unsere Kandidaten sind, haben mit einem Vorurteil zu leben. Kunststoff verfügt nicht über die gleiche Festigkeit wie Multiplexholz, das beim Boxenbau bevorzugt verwendet wird. Daher muss eine Kunststoffbox innen ordentlich versteift werden, damit das Gehäuse selbst bei hohen Lautstärken keine Resonanzen erzeugt. Wie man das erfolgreich umsetzt, hat RCF in den letzten Jahren zur Genüge bewiesen. Dass in diesem Punkt immer noch Entwicklungspotential schlummert, zeigt die ART 912-A. Um die Gehäusesteifigkeit nochmals zu erhöhen, entwickelte RCF den „M-Rahmen“. Dieser befindet sich in Zentrum der Box und soll die Steifigkeit der Seitenwände zusätzlich erhöhen. Ob das gelungen ist, teste ich im Praxisteil, wo die Box unter Volllast performen darf.

Zubehör

Wie es sich für eine RCF-Box gehört, so bieten die Italiener gleich einiges an optionalem Zubehör. Dazu zählen die gepolsterte „CVR ART 912“ Schutzhülle und der „FL-BR ART 912“ Montagewinkel. Letzterer erlaubt das vertikale Fliegen an Ketten und bietet sich damit bevorzugt für eine Festinstallation an. Für gelegentliche „Flug-Shows“ mit der Hilfe von Half-Couplern stehen mit den Modellen „H-BR ART 912“ und „V-BR ART 912“ gleich zwei unterschiedliche Modelle zur Verfügung, die alternativ eine vertikale oder horizontale Aufhängung ermöglichen. Darüber hinaus sind von RCF auch diverse Distanzstangen und Lautsprecherstative erhältlich. Solch ein Rundum-sorglos-Paket ist in dieser Preisklasse eher die Ausnahme und verleiht der der ART-9-Serie einen Pluspunkt.

Bass Motion Control Processing und FiRPHASE Filtering

Die neue RCF-ART-9-Serie hat im Vergleich zum Vorgänger gleich zwei neue DSP-Features verpasst bekommen, welche zum einen den Sound und zum anderen die Betriebssicherheit erhöhen sollen. Eine dieser Neuerungen ist das Bass Motion Control Processing. Die Idee dahinter ist folgende: Lautsprecher „sterben“ in der Regel durch zwei verschiedene Szenarien. Zum einen durch einen zu hohen Durchschnittspegel, wie er gerade bei stark komprimierter Musik (DJ-Einsatz) in Kombination mit hoher Lautstärker auftritt. Die Schwingspule erhitzt sich im Betrieb und kann sich durch den Dauereinsatz und die kleine Dynamik der Konserven-Musik nicht abkühlen. Irgendwann brennt die Schwingspule durch und der Treiber nicht mehr funktionsfähig. Vermeiden lässt sich das durch einen praxisnah eingestellten RMS-Limiter. Dieser reduziert die Leistungszufuhr bei einer zu hohen Dauerlast und wendet eine Überhitzung der Schwingspule ab.
Die zweitgeläufigste Ursache für den Pappentod ist ein zu großer Membran-Hub (X-Max). Die klassische Schutzvorrichtig dafür ist eine Kombination aus zwei Dingen. Erstens einem sinnvoll eingestellten Peak-Limiter, der die Signalspitzen kappt, bevor sich die Membran zu stark auslenkt. Zweitens setzt der Entwickler in der Regel einen Hochpassfilter in den Signalweg: Das Filter beschneidet tiefe, energiereiche Frequenzen. Das soll ebenfalls zu große Membranauslenkungen verhindern. Das Hochpassfilter erzeugt allerdings gleich zwei Nebenwirkungen. Zum einem kappt es Tiefbassfrequenzen selbst bei niedrigen Lautstärken ab, auch wenn diese den Treiber nicht überfordern würden. Zum anderen hat das Filter oftmals auch einen negativen Einfluss auf die Phase. RCF verzichtet bei der ART-9-Serie auf diese klassischen Werkzeuge und geht die Problematik mit den neusten DSP-Errungenschaften namens Bass Motion Control & FiRPHASE Filtering an. Während das FiRPHASE Filtering eine möglichst phasengenaue Wiedergabe über den gesamten Frequenzbereich erreichen soll, erlaubt die Bass Motion Control die Kontrolle des Bassbereichs ohne obligatorisches Hochpassfilter. Dabei wird die Membranauslenkung des Tiefmitteltöners während des Betriebs ständig überwacht. Die Bass Motion Control greift nur bei einer potenziellen Gefahr durch eine zu große Membranauslenkung ein. Das soll dem Treiber ermöglichen, dem Musiksignal deutlich natürlicher folgen zu können. Das klingt von der Theorie her logisch und ich bin gespannt, ob sich das im Klang und in der Praxis bemerkbar macht.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Rückseite der RCF ART 912-A

Ampmodul

Bevor ich die Boxen von der Kette lasse, möchte ich noch das Ampmodul vorstellen, das ebenfalls überarbeitet wurde. Elegant sieht es aus. Eine Front aus Aluminium, schwarz lackiert und komplett konvektionsgekühlt. Das bedeutet: Kein Lüfter, keine Luftschlitze – ideal, um auch einen kleinen Regenschauer unbeschadet zu überstehen. Was die Ausstattung betrifft, zeigt sich RCF eher spartanisch. Während der Trend bei Ampmodulen zu integrierten Mixereinheiten, User-DSPs und Bluetooth-Empfängern tendiert, geht RCF mit der ART-9 Serie bewusst den klassischen Weg. Ein Combobuchsen-Eingang und eine XLR-Link-Out-Buchse sind die einzigen Signalschnittstellen. Ein einsames Poti dient zur Signalanpassung. Das Poti wird von zwei LEDs (Signal & Overload) zur Signalüberwachung begleitet. Verwalten kann das Ampmodul lediglich Line-Signale. Links neben der Eingangsbuchse befindet sich ein Taster, mit dem sich drei voreingestellte Presets (Linear, Boost, Stage) abrufen lassen. Mehr Zugriff auf den DSP erhält der Anwender nicht. Funktionen wie FiRPHASE oder das Bass Motion Control Processing sind automatisiert. Die Netzversorgung wird über die übliche Kombination von Kaltgerätebuchse und Netzschalter sichergestellt.

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.