Radikal Technologies RT 451 Dual Multimode Filter Test

Radikal Technologies ist ein deutscher Synthesizer-Hersteller, der mit seinem Spectralis Synthesizer viele Fans unter den Synth-Fetischisten gefunden hat. Der erste Spectralis kam 2004 auf dem Markt und seine hybride Bauweise aus einem analogen subtraktiven Synthesizer, einer Filterbank, einem Live-Sequenzer und Sampling-DSP war damals einzigartig. In 2009 löste eine zweite Version die Erste ab und seit 2016 ist dieser einzigartige Desktop-Synthesizer leider nicht mehr erhältlich. Radikal Technologies stellt uns dafür ein Filter-Modul vor, das den Spectralis Filter für das Eurorack adaptiert.

Radikal Technologies RT 451 Dual Multimode Filter Test (Foto: Igor Sabara)
Radikal Technologies RT 451 Dual Multimode Filter Test (Foto: Igor Sabara)


Hierbei handelt es sich jedoch nicht um eine exakte Kopie des ursprünglichen Spectralis Filter, die vorliegende Version wurde von Radikal Technologies überarbeitet und verbessert. Wir haben den doppelten Multimode Filter getestet und berichten euch, was es damit auf sich hat, und wie gut sich der weiter entwickelte Spectralis Filter im Eurorack macht. 

Details

Verpackung und Verarbeitung

Der RT 451 Multimode Filter wird, untypisch für das Eurorack, gut gepolstert in einer großen und schicken Box ausgeliefert. Neben dem obligatorischen Flachbandkabel für die Stromversorgung und Schrauben zum Montieren, liegt dem Modul auch ein gedrucktes Handbuch in deutscher und englischer Sprache bei. Schon beim Auspacken erhält man das Gefühl ein sehr hochwertiges Produkt erworben zu haben. Dieses Gefühl wird sofortig bestätigt, sobald man das Modul in den Händen hält. Hier wird die die außerordentlich gute Verarbeitung fühl- und sichtbar. Schon am Gewicht spürt man, dass es sich hier um keine Aluminium-Frontplatte handelt.
Die Frontplatte ist aus einem stabilen Metallteil gefertigt und weißt eine hochwertige Lackierung auf. Alle 13 Potis sind fest mit der Frontplatte verschraubt und lassen sich sehr geschmeidig bedienen. Die sechs Kippschalter sitzen ebenfalls bombenfest, genau wie die schwarzen Buchsen, die bündig mit der Frontplatte montiert sind. Das ist recht ungewöhnlich bei Eurorack-Buchsen, und trotz der fehlenden Schrauben, hinterlassen auch diese einen sehr langlebigen Eindruck. Alles in allem verleiht dieses Modul das Gefühl, für die Ewigkeit gebaut zu sein. Die Lackierung, im Design der frühen 1990er Jahre, ist auf den ersten Blick ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Grundsätzlich hinterlässt das duale Filter-Modul – schon vor dem Einbau ins Case – einen wirklich guten Eindruck.

Fotostrecke: 2 Bilder Das RT 451 Modul wird sicher verpackt … (Foto: Igor Sabara)

Aufbau

Das RT 451 ist eigentlich simpel aufgebaut. Auf 32TE befinden sich zwei identische Filtersektionen, die beide aus jeweils einem 12dB Multimode Filter bestehen. Anders als bei den meisten Eurorack Multimodefiltern sind für Tiefpass-, Hochpass-, Bandpass- und Notchfilter keine Einzelausgänge vorhanden, hier werden alle Filtertypen durch eine gemeinsame Ausgangsbuchse bedient. Anhand drei Kippschaltern pro Filtereinheit wird bei diesem Modul der jeweilige Filtertyp ausgewählt. Stehen alle drei Kippschalter auf ‚Aus‘, so ist der Filter dann stummgeschaltet. Aktiviert man mehrere Kippschalter gleichzeitig, so werden die verschiedenen Filtertypen gemischt. Deswegen hat es auch keinen dedizierten Kippschalter für Notch. Diesen Filtertyp erhält man wenn Tiefpass und Hochpass gleichzeitig aktiviert werden.
Außer der Ausgangsbuchse bietet das RT 451 Filtermodul eine Eingangsbuchse für Audio sowie drei Eingänge für Steuerspannungen. Zwei davon kümmern sich um den Cutoff, wobei man mit der Dritten die Resonanz automatisieren kann. Alle vier Eingangsbuchsen der ersten Filtereinheit sind auf die Zweite normalisiert. Das bedeutet, wenn kein Kabel in einem der Eingänge der zweiten Filtereinheit steckt, so wird automatisch das Audio bzw. die Steuerspannungen der ersten Einheit kopiert. Das ist recht nützlich, wenn beide Filter für den Stereobetrieb verwendet werden. Hier ist es nicht nur schön festzustellen, dass alle Buchsen normalisiert sind, sondern dass jeder CV-Eingang auch über einen dedizierten Attenuverter verfügt. So kann man die eingehenden Steuerspannungen nicht nur dosieren, sondern auch invertieren.
Auch das ist im Stereobetrieb eine feine Sache, denn so kann man Monosignale auf vielfache Weise in interessante Stereosignale wandeln. Zusätzlich zu den drei Attenuverters für die CV-Eingänge gibt es auch ein Gain-Poti, um das Eingangssignale zu dosieren. Vier von den sechs Potis pro Filter dienen also zur genauen Anpassung der Eingangssignale, und so sind die letzten beiden Potis für die manuelle Kontrolle des Cutoffs und der Resonanz zuständig. Zum Schluss findet sich noch ein großes Poti in der Mitte, zwischen den beiden Filtereinheiten, das die beiden Cutoffs gemeinsam regelt. Hier wurde das Multimode Konzept gründlich und praktisch verwirklicht. Gut gelöst, und in der Anwendung nützlich: Alle Eingänge verfügen über dedizierte Abschwächer. Leider ist die CV-Kontrolle über Resonanz nicht bei jedem Filter vorhanden.

Fotostrecke: 3 Bilder Der RT 451 von vorne … (Foto: Igor Sabara)

Praxis

Unterschiede zum Spectralis Filter

Die Unterschiede zum ursprünglichen Spectralis Filter sind nicht viele, dennoch steckt der Teufel im Detail. Der erste Unterschied besteht darin, dass der RT 451 komplett analog aufgebaut ist. Beim Spectralis lief das Audio zunächst durch einen Wandler, auch die Steuerspannungen waren digital. Diese Änderung resultiert aus der Adaption zu einem Eurorack-Modul.
Da es sich beim RT 451 um ein reines Filtermodul handelt, werden auch keine Wandler benötigt. Dieser Filter klingt immer hochwertig und voll. Er weißt ein sehr geschmeidiges und ausgewogenes Klangverhalten auf, ohne dabei zu kühl oder zu schmutzig zu klingen. Hat man das Bedürfnis nach einem etwas raueren Klang, so kann man eine der beiden CV-Buchsen mit einem Audiosignal füttern. Dosiert man diese Modulation dann vorsichtig mit den Attenuverters, erhält man sehr schöne Audiomodulationen und einen schmutzigeren Klang. Da hier nicht nur Abschwächer, sondern Attenuverters zur Verfügung stehen, erhält man die Möglichkeit die gleiche Audiomodulation auf der einen Seite zu invertieren um somit interessante Stereoeffekte zu erzielen.

Die eingelassenen Buchsen des RT 451. (Foto: Igor Sabara)
Die eingelassenen Buchsen des RT 451. (Foto: Igor Sabara)

Die zweite Änderung zum originalen Spectralis Filter liegt im Regelbereich der Resonanz. Wo der Filter beim Spectralis schon relativ früh in die Eigenresonanz geriet, liegt er beim RT 451 bei voll aufgedrehtem Resonanz-Poti nur knapp davor. Das ermöglicht eine genauere Justierung der Resonanz und macht bei diesem Filter wirklich Sinn, da die gebotene Resonanz sehr vielseitig und lebendig klingt. Bei höheren Frequenzwerten fängt der Filter dann doch an, mal in die Eigenresonanz zu gelangen und fällt dann aber auch wieder ab.

Klang & weitere Eigenschaften

Das absolute Highlight bei dieser Resonanz und deren Konfiguration sind jedoch die Filter-Pings. Filter-Ping bedeutet, dass man die Resonanz soweit aufregelt bis der Filter kurz davor ist in Eigenresonanz zu geraten Schickt man nur einen ganz kurzen Trigger, oder eine sehr knackige Hüllkurve in den Audioeingang, so gerät der Filter dadurch kurzzeitig in Eigenresonanz und erzeugt Klänge mit einem natürlichen Decay. Das Decay kann dann auch mit dem Resonanz-Poti in seiner Länge eingestellt werden. Nicht jeder Filter ist dafür geeignet schöne Filter-Pings zu erzeugen und in der Regel ist es ein wirkliches Gefummel, die richtige Poti-Einstellung für die Resonanz zu finden. Hat man dann diesen Punkt gefunden, ist der Sweet-Spot dafür meistens so klein, dass man nicht wirklich Kontrolle über das Decay-Verhalten hat.
Beim RT 451 Filtermodul ist das Erzeugen von Filter-Pings nicht nur ein Kinderspiel, diese klingen auch wirklich großartig. Durch die Attenuverters und den Regelbereich der Resonanz kann man somit das Decay nicht nur hervorragend manuell, sondern auch per CV steuern. So ist dieser doppelte Multimode Filter auch ein wunderbarer duophoner Klangerzeuger für glockenähnliche Klänge. Die beiden CV-Eingänge bieten weiterhin Möglichkeiten, die beiden Stimmen mit einem Sequenzer tonal zu spielen und dabei gleichzeitig die zweiten CV-Eingänge für Frequenzmodulation zu nutzen.

Der RT 451 mal von oben perspektivisch betrachtet. (Foto: Igor Sabara)
Der RT 451 mal von oben perspektivisch betrachtet. (Foto: Igor Sabara)

Auch im Bereich der Frequenzmodulation (FM) bietet der RT 451 Potenzial. Wenn man die beiden Filtereinheiten sich gegenseitig frequenzmodulieren lässt, erhält man sehr interessante Klangergebnisse. Schade nur, dass keiner der CV-Eingänge auf 1V/Okt. geeicht ist, denn das Modul eignet sich auch hervorragend als Tonerzeuger. Es besteht zwar die Möglichkeit die eingehenden CV Eingänge mit den Attenuverters auf 1V/Okt zu regeln, jedoch ist das so fummelig, dass man das in der Praxis wohl kaum anwenden wird.
Das RT 451 kann aber nicht nur Filter-Pings und glockenartige Sounds generieren. Dreht man die Resonanz voll auf und führt eine feste Steuerspannung in einen der gebotenen CV-Eingänge, so gerät dann auch dieser Filter in die volle Eigenresonanz, die auch bis herunter in tiefe Frequenzen reicht. Auch das ist eher selten bei Filter Modulen und so lässt sich dieses Modul auch prima als Sinus-Oszillator nutzen. Aber auch hier vermisst man leider den 1V/Okt. Eingang.

Die sechs Kippschalter zur Auswahl der Filter-Modi und das große gemeinsame Cutoff-Poti. (Foto: Igor Sabara)
Die sechs Kippschalter zur Auswahl der Filter-Modi und das große gemeinsame Cutoff-Poti. (Foto: Igor Sabara)

Der Lösungsweg Kippschalter für die einzelnen Filtertypen einzusetzen, anstatt dedizierte Ausgangsbuchsen zu bieten, ermöglicht zwar nicht ganz so komplexe Patchmöglichkeiten, eignet sich dafür aber umso mehr für den Einsatz im Live-Betrieb. So lassen sich nicht nur schnell die Filtertypen ändern, ohne dabei Kabel umstecken zu müssen, sondern erhält auch die Möglichkeit, beide Filter schnell aus- und wieder einzuschalten. 

Audiobeispiele zu Radikal Technologies RT 451 Dual Multimode Filter

Audio Samples
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Verschiedene Filtertypen, beide Filter parallel geschaltet Verschiedenen Filtertypen, beide Filter in Reihe geschaltet Filter-Pings mit FM Filter-Pings mit Cross-Modulation

Fazit

Der Radikal Technologies RT 451 Dual Multimode Filter ist hervorragend verarbeitet und bietet ein ausgewogenes Klangverhalten, immer voll und hochwertig, ohne dabei steril oder zu rau zu erscheinen. Durch die gebotenen CV-Eingänge, Attenuverters und Normalisierungen ist das Modul in der Praxis sehr gut einzusetzen und bietet dem Anwender viele Möglichkeiten, im Studio sowie bei Live-Einsätzen. Nicht nur, dass man mit dem Modul zwei eindrucksvolle Filter erhält, die parallel, wie in Reihe geschaltet gleichermaßen zu verwenden sind, der RT 451 ist auch ein beeindruckender duophoner Klangerzeuger. Filter-Pings klingen hier besonders schön und die beiden CV-Eingänge pro Filtereinheit erlauben gleichzeitiges tonales spielen sowie FM. Der einzige Wermutstropfen ist, dass der RT 451 Dual Multimode Filter keine auf 1V/Okt. geeichten Eingänge bietet. Der geforderte Preis für das Modul ist angemessen und wer 32TE Platz für einen doppelten Filter hat, der sollte sich dieses Modul auf jeden Fall einmal genauer ansehen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Hochwertig verarbeitet
  • Voller und lebendiger Klang
  • Eignet sich für Filter-Pings und als Sinus-Oszillator
  • Kippschalter für verschiedene Filter-Modi und praxisgerechte Verwendung im Live-Einsatz
Contra
  • Kein 1V/ Okt Eingang
Artikelbild
Radikal Technologies RT 451 Dual Multimode Filter Test
Für 389,00€ bei
Der Radikal Technologies RT 451 Dual Multimode Filter bietet neben einem ausgewogenen Klang auch eine tolle Verarbeitung. (Foto: Igor Sabara)
Der Radikal Technologies RT 451 Dual Multimode Filter bietet neben einem ausgewogenen Klang auch eine tolle Verarbeitung. (Foto: Igor Sabara)

Weitere Informationen zu diesem Produkt gibt es auf der Webseite des Herstellers.

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Profilbild von dr w

dr w sagt:

#1 - 31.01.2019 um 15:26 Uhr

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so ein schoenes modul!
<3

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