Radial Bassbone V2 Test

Auch der Radial Bassbone V2 Preamp mit DI-Box aus der Tonebone-Serie trägt zu dem guten Ruf bei, den sich der Hersteller in der Riege der Live- und Studioelektronik erworben hat. Die Kanadier mit Firmensitz in Vancouver sind ungemein rührig und ständig auf der Suche nach neuen Wegen, geplagten Musikern und Tontechnikern das tägliche Leben zu erleichtern. Die Vielfalt der Produktpalette ist enorm. Einen wichtigen Platz in diesem umfangreichen Portfolio spielt auch die schon erwähnte “Tonebone”-Serie mit speziell für Gitarristen und Bassisten entwickelten Pedalen und Switchern.

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Bassisten stellte man vor zirka zehn Jahren ein hilfreiches Pedal zur Seite, das auf den Namen Bassbone hörte und für dessen Entwicklungshilfe man sich Ratgeber wie Will Lee, John Patitucci, Mark Egan und Alain Caron gesucht hatte. Es war eines der ersten zu jener Zeit erhältlichen Pedale, das über zwei Instrumentenanschlüsse und getrennte Kanäle verfügte und mit dessen Hilfe man zwei Bässe an einen einkanaligen Verstärker anschließen konnte. Zudem war es eine vollwertige DI-Box. Noch immer gibt es nicht viele solcher “Multitool-Pedale”, wie ich sie zu nennen pflege. Schon in der ersten Bassbone-Version steckten viele gute Ideen: Ein Kanal mit Dreifach-EQ-Preshapeschalter, ein zweiter Kanal mit 3-Band-EQ, Effektloop, Boostregler, einem separaten Tuner-Out und natürlich einem XLR DI-Ausgang. Aber es gab auch Kritikpunkte an fehlenden bzw. kompromissbehafteten Ausstattungsmerkmalen wie beispielsweise an der Mute-Funktion, der rein seriellen Effekt-Einschleifmöglichkeit nur via Y-Kabel, bei der der Effektanteil nicht regelbar war. Was indes schon damals überzeugte, waren die Freiheit von Nebengeräuschen und ein toller Sound. Diesen und anderen Punkten widmeten sich die ruhelosen Radial-Ingenieure und kreierten eine neue Version, die nun als Bassbone V2 vorgestellt wurde. Wir haben ihn frisch aus der Backstube auf den Tisch bekommen und wollen kritisch beleuchten, welche Verbesserungen es gegenüber der ersten Generation zu entdecken gibt.

Details

Das neue Radial Bassbone V2 Pedal ist nur ein paar Millimeter flacher und schmaler als sein Vorgänger, das Gewicht minimal höher bei stolzen 1.157 Gramm. Das ist allerdings nicht verwunderlich, denn das Gehäuse gleicht einem gepanzerten Safe und auch die verbauten Komponenten addieren Gewicht. Alle sieben Potis sind mit Stahlrahmen und Stahlschaft ausgestattet, dazu kommen eine doppelseitige Leiterplatte, drei Fußtaster, drei Schiebeschalter, sieben Anschlussbuchsen und fünf versenkte Mini-Dip-Schalter. Ausgeliefert wird das Pedal in solider Verpackung mit einer ausführlichen, leider nur englischsprachigen Bedienungsanleitung, die anhand übersichtlicher Grafiken sämtliche Einsatzmöglichkeiten und Schaltungsvarianten illustriert.
Das Gehäuse ist mit mattschwarzem Pulverlack überzogen, wobei Schrift- und Markierungen in gelb, weiß und grau gehalten sind. Der Farbcode erschließt sich schnell: Weiße Unterlegung von schwarzer Schrift kennzeichnet Regler und Schalter, die Kanal 1 zugeordnet sind, während die für Kanal 2 relevanten Komponenten primär mit gelber Farbe unterlegt sind.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Bassbone in der V2-Version

Die Anordnung der Anschlüsse, beginnend auf der rechten Seite, weiter über die Stirnseite bis zur linken Flanke entspricht dem Verlauf des internen Signalflusses:
Rechte Seite:
• Klinkeneingänge 1 und 2 zum Anschluss von zwei Bässen. Alternativ kann auch nur Buchse 1 belegt und der Bassbone dann als zweikanaliger Preamp verwendet werden, um mit einem Bass unterschiedliche Sounds abzurufen.
• Die Eingangsimpedanz von Kanal 2 lässt sich mithilfe eines seitlich versenkt sitzenden kleinen Dipswitches verändern, indem man einen Stift, Kugelschreiber oder ähnlichen Gegenstand zu Hilfe nimmt. Die normale Eingangsimpedanz beträgt 220 kOhm. Für eine optimale Anpassung an einen Piezotonabnehmer, wie er häufig zur Abnahme von Kontrabässen verwendet wird, lässt sich die Impedanz auf 10 mOhm erhöhen (bei hereingedrücktem Minischalter mit der Bezeichnung “PZB”).
• Ein weiterer Mini-Dipswitch mit dem Titel “Blend” ermöglicht die gleichzeitige Verwendung beider Kanäle, entweder, um zeitgleich mit zwei Instrumenten zu spielen (zum Beispiel beim Unterricht), oder aber, um zwei Tonabnehmer eines Basses miteinander zu mischen – manche Bässe ermöglichen es, zwei Tonabnehmer separat abzugreifen.

Fotostrecke: 2 Bilder Auf der rechten Seite liegen die beiden Inputs

Hinten:
• Tuner Out: Dieser Ausgang liegt vor Klangregelung und Effektloop und ist immer offen, auch wenn das Pedal stummgeschaltet sein sollte. Er ermöglicht also das geräuschlose Stimmen.
• Send: An dieser Buchse wird der Eingang eines Effektgerätes oder einer Effektgerätekette angeschlossen.
• Receive: An diese Buchse wird der Ausgang eines Effektgerätes oder einer Effektgerätekette angeschlossen. Hier haben wir eine der wesentlichen Verbesserungen gegenüber dem Bassbone der ersten Generation, dessen Effektloop nur eine einzelne Stereoklinkenbuchse besaß, an die man ein spezielles Y-Kabel anschließen musste. Die neue Variante mit getrennten Send- und Receive-Buchsen ist eine weitaus souveränere Lösung.
• Da es bei der Verwendung von Effekten manchmal zu Phasenumkehrungen kommen kann oder auch gelegentlich Phasenverschiebungen in einem Livesetup zwischen Bühnenanlage und PA auftreten, hat man dem Bassbone V2 einen Schalter spendiert, mit dem sich die Phase um 180 Grad drehen lässt. Auch dieser Schalter liegt versenkt im Gehäuse, kann so nicht versehentlich aktiviert werden und muss, wie die anderen, mit einem spitzen Gegenstand durch Drücken geschaltet werden.
• Balanced Out: XLR DI-Ausgang
• Ein Mini-Dipswitch aktiviert bei Bedarf den Groundlift für den XLR-Ausgang.

Fotostrecke: 3 Bilder Auf der Nordseite warten weitere Buchsen auf Anschluss

Linke Seite:
• Out: Klinkenausgang zum Bassverstärker.
• Mini Dipswitch “Boost/Mute”: Dieser Schalter bestimmt die Verwendung des Boost-Fußtasters auf dem Bassbone V2, wo im Normalfall die Funktion Boost beheimatet ist. Das Signal kann mittels eines separaten Boostreglers bis zu +8dB angehoben werden, für lauter gespielte Solopassagen beispielsweise. Ist der versenkte Dip-Schalter hereingedrückt, übernimmt der Boost-Schalter aber alternativ die Funktion eines Mute-Schalters, der das komplette Pedal stummschaltet, mit Ausnahme des Tuner Out (also des speziellen Ausgangs für den Anschluss eines Stimmgerätes). Das bedeutet auch, dass man sich zwischen Boost- und Mute-Funktion entscheiden muss. Beide Funktionen können nicht gleichzeitig verwendet werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Eine weitere 90-Grad-Drehung und man ist auf der linken Seite angelangt

Auf der Bedienoberfläche des Bassbone V2 befinden sich drei Fußschalter:
• Select: Schaltet zwischen Eingang 1 und 2 bei Belegung mit zwei Bässen, bzw. zwischen Kanal 1 und 2 bei Einzelbelegung mit nur einem Bass an Buchse 1.
• Loop: Schaltet den Mono-Effekteinschleifweg ein oder aus. Hier finden wir eine weitere essentielle Verbesserung gegenüber dem Vorgängermodell. Der Effektloop des Urmodells war rein seriell ausgelegt und ließ sich nicht verändern. Außerdem griff der Effektloop, sofern aktiviert, immer auf beide Kanäle zu. Das hat man nun beim Bassbone V2 grundlegend geändert. Erstens lässt sich der Effektanteil nun mittels eines zusätzlichen Potis stufenlos von 0% bis 100% regeln, also von allen Parallelabstufungen bis zum 100% Eintritt in die Signalkette, sprich “seriell”. Und zweitens kann man nun weiterhin anhand eines 3-Wege “Loop” Schiebeschalters bestimmen, ob der Effektweg auf Kanal 1, 2 oder auf beiden Kanälen aktiv sein soll. Hiermit wäre allen Anforderungen Tribut gezollt.
• Boost: Wie schon erwähnt, lässt sich das Signal der angeschlossenen Instrumente mittels Boostschalter um bis zu +8dB boosten. Der Grad der anzuhebenden Lautstärke wird über einen separaten Boostregler auf der Bedienoberfläche eingestellt. Der Boostschalter besitzt aber, wie schon erwähnt, eine Doppelfunktion, die über den Dipswitch an der linken Seite bestimmt wird. Alternativ fungiert er auch als Muteschalter, was den Wermutstropfen mit sich bringt, dass man in diesem Fall die Boostfunktion nicht mehr verwenden kann, sich also für eine der beiden Aktionen entscheiden muss. Offensichtlich wollte man bei Radial nicht noch einen vierten Fußschalter installieren.

Auf der Bedienoberfläche lässt sich eine Menge regeln und schalten
Auf der Bedienoberfläche lässt sich eine Menge regeln und schalten

Folgende Elemente finden wir weiter auf der Bedienoberfläche:
• EQ-1 (Preshape Filter Kanal 1): Ein 3-Wege Schiebeschalter, der den Signalweg von Kanal 1 mit Pre-Shape Filtern versorgt. Die Norm-Position lässt das Bass-Signal unbearbeitet passieren. Tone-A verwendet eine vorgefertigte EQ-Kurve mit folgenden Werten: + 4,5dB @ 110Hz; -5,1dB @ 650Hz; +2,7Hz @ 4,3kHz. Schiebt man den Schalter auf Position Tone B, werden folgende Filter aktiviert: +3,7dB @ 75 Hz; -6,3dB @ 350 Hz; +11dB @ 5,6 kHz
Zur besseren Übersicht noch einmal untereinander dargestellt:
TONE A: + 4,5dB @ 110Hz; -5,1dB @ 650Hz; +2,7Hz @ 4,3kHz
TONE B: +3,7dB @ 75 Hz; -6,3dB @ 350 Hz; +11dB @ 5,6 kHz
• HPF-2 (Kanal 2): Dieser 3-Wege Schiebeschalter aktiviert ein zweistufiges HiPass-Filter in Kanal 2. In der oberen Stellung verläuft das Signal unverändert. In der Mittelstellung erfolgt eine Absenkung der Frequenzen unterhalb von 60Hz, in der unteren Stellung erfolgt die Frequenzabsenkung bei Frequenzen unterhalb von 35Hz. Dies ist in erster Linie dazu gedacht, tiefresonante Instrumente im Frequenzkeller etwas zu zähmen, um sie aufgeräumter klingen zu lassen. Insbesondere für akustische
• 3-Band EQ (Kanal 2): Kanal 2 verfügt über einen klassischen 3-Band EQ mit Bässen, Mitten und Höhen. Die regelbaren Frequenzbänder lauten: 75 Hz (Bässe); 470 Hz (Mitten); 5,6 kHz (Höhen) und
Zuletzt, und das ist besonders erwähnenswert, verfügt jeder der beiden Kanäle über einen eigenen Lautstärkeregler. Das halte ich neben allen anderen Features vielleicht für das Wichtigste überhaupt, denn es gestaltet das Angleichen der Verhältnisse zwischen den angeschlossenen Instrumenten sehr einfach und komfortabel.

Fotostrecke: 3 Bilder Boost- und Loop-Regler

Die Stromversorgung des Bassbone V2 erfolgt über ein mitgeliefertes 15V-Netzteil. Das ist auch die einzig mögliche Stromversorgung. Es besteht weder die Möglichkeit des Batteriebetriebes noch der Phantomspeisung – etwas bedauerlich. Radial begründet diese Entscheidung damit, dass Phantomspeisung nur 5 bis 10 Milliampere Stromstärke zur Verfügung stellt, während der Preamp des Bassbone V2 satte 400 Milliampere benötige. Weiterhin argumentiert Radial mit dem zur Verfügung stehenden Headroom und verzerrungsarmer Signalübertragung. Immerhin lässt sich der Bassbone V2 auch alternativ mit 16- oder 18-Volt-Netzteilen betreiben. Die dadurch entstehende Überspannung wird in Form von Wärme abgeleitet. Dennoch muss die Polarität beachtet werden (Center +, Ring -).

Praxis

Zusammenfassend kann man sagen: Der Bassbone V2 ist eine Preamp DI-Box mit zwei getrennten Kanälen, die als zweikanaliger Preamp mit einem Bass oder als A/B-Preamp zum Umschalten zwischen zwei Bässen verwendet werden kann. Optional lassen sich die beiden Kanäle jedoch auch simultan betreiben und miteinander mischen, das wird aber nach meiner Einschätzung für wenige Nutzer relevant sein. Kanal 1 verfügt neben dem unbearbeiteten Signalfluss über zwei fest vorgegebene Preshape-Filter, während Kanal 2 einen vollwertigen und frei regelbaren 3-Band-EQ bereitstellt, zusätzlich angereichert mit der Möglichkeit, zwei unterschiedlich stark agierende HiPass-Filter hinzuzuschalten. Weiterhin lässt sich die Eingangsimpedanz von Kanal 2 anheben und so speziell an Piezotonabnehmer anpassen. Man hat also einen weniger und einen stärker flexibel ausgelegten Kanal zur Verfügung. Der Mono-Effektloop kann wahlweise entweder einzeln auf einen Kanal oder aber auch auf beide Kanäle geroutet werden. Dabei hat man die Möglichkeit, den Effektanteil stufenlos von 0% bis 100% zu regeln.
Das ist nur der grobe Umriss, mit dem ich noch einmal die Kernfunktion erläutern möchte. Für mich liegt diese primär darin, zwischen zwei Bässen umschalten zu können, für die nur ein gemeinsamer Ausgangskanal zum Amp via Klinkenbuchse und/oder zum Mischpult via XLR/DI Ausgang bereitsteht. Natürlich ist auch die Verwendung als 2-Kanal Preamp mit nur einem Bass und dadurch mögliche schnelle Soundwechsel interessant. Ich denke dennoch, dass wohl primär diejenigen nach einem Bassbone V2 greifen werden, die das Handling im Umgang mit zwei parallel angeschlossenen Bässen vereinfachen wollen. Wer übrigens nach einer A/B Preamp DI-Box sucht, die zwei gleichwertig und identisch ausgerichtete Kanäle mit separaten 3-Band-EQs für jeden Kanal offeriert, der wird ebenfalls bei Radial fündig unter dem Produktnamen “OD-2 Channel Bass Preamp”. Dies nur als Randnotiz.

Den Bassbone zeichnet seine ungeheure Vielseitgkeit aus
Den Bassbone zeichnet seine ungeheure Vielseitgkeit aus
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Kanal 1: Normal (EQ Bypass) Kanal 1: TONE A Kanal 1: TONE B Kanal 1: Tone B mit aktivem Bass

Testen wir also einmal die Schalt- und Soundmöglichkeiten, die sich mit dem Bassbone V2 eröffnen. Zuerst vergleichen wir die Preshape EQ-Stellungen von Kanal 1. Gleich vorweg: Der Bassbone V2 verfügt nicht über einen True-Bypass, das heißt, das Bass-Signal durchläuft stets Schaltkreise. Eine Stromversorgung ist also unabdingbar, weswegen man auch auf der Bühne von der Kabelklemme neben der Netzbuchse Gebrauch machen sollte, sofern der Bassbone 2 nicht fest in ein Pedalboard verbaut wird. So kann das Netzkabel nämlich nicht versehentlich während des Betriebs abgezogen werden. Dennoch unterscheidet sich der Sound eines angeschlossenen Basses an Kanal 1 des Bassbone V2 in EQ-Stellung “Normal” nicht hörbar vom direkt an den Amp angeschlossenen Bass. Die Signalgüte ist also sehr hoch und über einen fehlenden True Bypass brauchen wir hier nicht zu klagen.
Beim Vergleich der Preshape-Filter in Kanal 1 gefällt mir TONE-A sehr gut. Der Ton wird deutlich runder und voluminöser, jedoch nicht matschig. TONE-B dagegen klingt für mich etwas zu dünn. Diese Preshape-Kurve ist deutlich für den Slapstyle ausgerichtet, doch selbst dafür klingt sie etwas mager. Man hätte vielleicht die Mittenabsenkung statt bei 350 Hz doch eher wie schon bei TONE-A bei 650 Hz oder sogar noch etwas höher bei 800Hz ansetzen sollen. Aber das ist Geschmacksache. Etwas besser verhält sich das TONE-B Filter Shape in Verbindung mit einem aktiven Bass und dort angehobenen Bässen.

Zum Vergleich habe ich ein weiteres Beispiel mit dem EQ des Kanals 2 aufgenommen, den ich gezielter auf das Fingerspiel ausrichten konnte. Es zeigt, dass man experimentieren muss, welchen seiner zwei angeschlossenen Bässe man welchem Kanal zuordnet, um ein optimales Resultat zu erhalten.

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Kanal 2: 3-Band EQ Einstellung; Bass (5 Uhr), Mitten (3 Uhr), Höhen (4 Uhr)

Ein weiteres Beispiel auf Kanal 2, diesmal mit einer wärmeren Einstellung anhand abgesenkter Höhen:

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Kanal 2: 3-Band EQ Einstellung; Bass (2 Uhr), Mitten (3 Uhr), Höhen (10 Uhr)

Kanal 2 gestaltet sich äußerst flexibel. Die ausgewählten Frequenzbänder der 3-Band Klangregelung wurden gut angepasst, um weitreichend jedem Bass ausreichend unter die Arme zu greifen, falls Bedarf und Notwendigkeit besteht. Dabei verhält sich der Bassbone V2 wirklich äußerst geräuscharm. Er ist definitiv live- und studiotauglich.
Radial preist ja förmlich die ideale Fusion mit Piezotonabnehmer an, da man die Eingangsimpedanz von Kanal 2 auf 10 mOhm anheben kann. Das Resultat, hier anhand eines elektrischen Upright mit Piezosystem, klingt durchaus überzeugend.

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Kanal 2; Eingangsimpedanz auf Einstellung „PZB“ mit Eingangsimpedanz auf 10 mOhm
Die Klangeigenschaften dieser Stompbox sind hervorragend
Die Klangeigenschaften dieser Stompbox sind hervorragend

In Zusammenwirkung mit akustischen oder halbakustischen Bässen kann es speziell im Livebetrieb zu unbeliebten Tiefresonanzen kommen, denen man gezielt durch Low Cut- bzw. HiPass-Filter entgegenwirken kann. Dadurch sinkt die Bass-Feedbackempfindlichkeit und der Sound wird transparenter. Der Effekt ist natürlich nur hörbar auf Wiedergabesystemen, die in der Lage sind, Frequenzen unterhalb von 60 Hz wiederzugeben. Das folgende Beispiel zeigt drei Mal die gleiche Bassfigur in der Reihenfolge “Linear”, “HiPass oberhalb 60Hz” und “HiPass oberhalb 35 Hz”, wobei die Frequenzen unterhalb der Trennfrequenz nicht abgeschnitten, sondern abgemildert werden. Im Sound bleibt also noch ausreichend Volumen. Da Kanal 2 bereits von der Impedanzanpassung auf Piezosysteme ausgerichtet ist, hat man auch den HiPass-Filter nur Kanal 2 zugeordnet. Mir gefällt die musikalisch wirkende, milde Abstufung. Hier geht es um realistischen Einsatz und nicht um Effekthascherei.

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Kanal 2, Halbresonanzbass; HiPass Filter in allen drei Einstellung nacheinander; „Off“, „60Hz“, „35Hz“

Der Bassbone V2 besitzt eine Boostfunktion. Das Problem: Der FOH-Mischer kennt die Setlist nicht und der Moment mit dem einzigen kurzen Bass-Solo des Abends naht. Man legt los, was das Zeug hält, aber draußen kann niemand die Nuancen des virtuosen Spiels wahrnehmen, denn die Lautstärke des Bass-Signals bleibt auf vorherigem Begleitlevel. Volumenpoti am Bass ist bereits voll aufgedreht – keine Reserven mehr zum Nachschieben. Hier kommt die Boostfunktion in’s Spiel. Mit bis zu beachtlichen zusätzlichen +8dB kann man sein Signal auf ein Level bringen, das sogar die obligatorischen Schwätzer an der Theke zum Zuhören zwingt. Allerdings empfiehlt es sich in solchen Fällen, den Input-Level des FOH-Pultes beim Soundcheck auf die Boostlautstärke einzupegeln, denn sonst wird man zwangsläufig auf der PA unschöne Verzerrungen hören, wenn das Solo hereinbricht.
Der Schaltvorgang des Boosters wird von einem leisen Knacken begleitet, sowohl beim Ein- als auch beim Ausschalten des Boost. Im Beispiel erfolgen mehrere Level-Wechsel, man kann das Knacken im Playback weniger deutlich, aber dennoch hörbar wahrnehmen. Im zweiten Beispiel ohne Playback wird deutlich, wie das Knacken klingt. Es ist nicht überdimensional laut, aber man könnte sich daran stören.

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Booster: Schaltvorgang mit Playback Booster: Schaltvorgang ohne Playback

Sehr positiv ist die Tatsache, dass die Boostfunktion beim Bassbone V2 auch zusammen mit dem Effektloop eingesetzt werden kann. Das war zwar auch beim Vorgängermodell möglich, allerdings ließ sich dort der Effektanteil im Loop nicht regeln. Das ist beim Bassbone V2 nun viel besser gelöst und der Loop kann stufenlos von 0% über alle Parallel-Abstufungen bis zu 100%, also seriell, eingesetzt werden. Sollte durch die Effektkette Pegel verlorengehen, lässt sich dies problemlos mit dem Boostregler wieder ausgleichen. Schade ist und bleibt einzig und alleine, dass man nur alternativ wählen kann, ob man den Boostschalter für die Boost- oder alternativ für die Mute-Funktion nutzen möchte. Ich erachte beide Funktionen für durchaus relevant, wobei viele Situationen wohl noch stärkere Priorität auf die Möglichkeit lenken werden, das Signal zum Stimmen stummzuschalten.

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Effektloop: Parallel, Ratio 50/50 mit Chorus Effektloop: Seriell, Ratio 100% Effekt, mit Chorus

In der Praxis bewährt es sich, auf Kanal 1 den Bass einzusetzen, dessen Sound nicht mehr weiterbearbeitet werden muss, während man, bedingt durch die flexibleren EQ-Möglichkeiten, auf Kanal 2 den Bass einsetzen sollte, der von externer Sound-Modifikation abhängiger ist.

Fazit

Der Radial Bassbone V2 Bass Preamp und DI-Box ist ein außerordentlich vielseitiges Multitool-Pedal mit hervorragenden Klangeigenschaften. Es lässt sich als zweikanaliger Preamp für einen Bass verwenden, den man mit mehreren Soundoptionen versorgen möchte. Vor allem aber verkörpert es einen A/B-Switcher, an den zwei Bässe parallel angeschlossen werden können, um sie auf einen einzigen Ausgang zu routen, Eine Vielzahl zusätzlicher Features erweitert die Einsatzmöglichkeiten gegenüber der Radial Bassbone DI der ersten Generation. Zudem verbirgt sich hinter der soliden Verarbeitung und in dem stabilen Gehäuse außerdem eine wirklich hochwertige DI-Box. Lediglich zwei Punkte bedauere ich: Die Boost-Funktion muss geopfert werden, will man die Mute-Funktion verwenden, und die Stromversorgung kann nicht über Phantomspeisung erfolgen, was für Geräte dieser Ausrichtung eigentlich Standard sein sollte. Generell überwiegen jedoch die vielfältigen und qualitativ hochwertigen Nutzungsmöglichkeiten des Bassbone V2 Bass Preamp mit DI-Box.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Top-Verarbeitung
  • sehr guter Sound
  • zwei Kanäle, auch simultan verwendbar. Beide Kanäle individuell von der Lautstärke regelbar.
  • Kanal 1 mit EQ f, Kanal 2 mit 3-Band EQ
  • Impedanzanpassung für Piezotonabnehmer
  • schaltbarer Mono-Effektloop, stufenlos regelbar
  • Boost-Schalter und -Regler, bis zu +8dB möglich, alternativ als Mute-Schalter verwendbar.
  • HiPass-Filter
  • Phasenumkehrschalter
Contra
  • Stromversorgung via Phantomspeisung nicht möglich
  • Boost- und Mute-Funktion können nicht gemeinsam, sondern nur alternativ genutzt werden
Artikelbild
Radial Bassbone V2 Test
Für 269,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Radial Bassbone V2 Basspreamp DI
  • Herstellungsland: Canada
  • Audio Schaltkreis Typ: Diskreter Class-A FET mit geräuscharmen ICs
  • Frequenzgang: 20Hz – 18kHz
  • Total harmonische Verzerrung: 0,05% @ -15dBu
  • Intermodulations Verzerrung: 0,2% @ -20dBu
  • Dynamik Umfang: 85dB
  • Eingangsimpedanz Eingang A: 220kOhm
  • Eingangsimpedanz Eingang B: 220kOhm/10mOhm
  • Ausgangsimpedanz: 300 Ohm am XLR-Ausgang
  • Maximaler Eingangslevel: +7dBu
  • Grundrauschen: -100dB
  • Äquivalentes Eingangsrauschen: -92dBu an XLR
  • HPF-2 Hochpassfilter: Flat; 35 Hz und 60Hz
  • Kanal 1: Preshape-Filter
  • TONE A: + 4,5dB @ 110Hz; -5,1dB @ 650Hz; +2,7Hz @ 4,3kHz
  • TONE B: +3,7dB @ 75 Hz; -6,3dB @ 350 Hz; +11dB @ 5,6 kHz
  • Kanal 2: 3-Band EQ Frequenzbänder; 75 Hz (Bässe); 470 Hz (Mitten); 5,6 kHz (Höhen)
  • XLR Belegung: Pin 2 = +; Pin 3 = -; Pin 1 = Masse
  • Ground Lift: Trennt Pin 1 am XLR Ausgang
  • Strom: +15 Volt Gleichstrom/400mA (Netzteil im Lieferumfang)
  • Gehäuse: 2mm Stahl
  • Oberfläche: Pulverlack, mattschwarz
  • Maße (LxBxT): (203 x 107 x 48mm)
  • Gewicht: 1.157 Gramm
  • Betriebsumgebung: trockene Umgebung zwischen 5 und 40 Grad Celsius
  • Preis: 388,00 Euro UVP
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