Pioneer DJ DJM-S11 Test

Mit der Markteinführung des DJM-S9 im Jahr 2015 erkämpfte sich Pioneer DJ auch unter den Battle-Mixern die Beliebtheitskrone. Schließlich führte er als erster zertifizierter Zweikanal-Mischer die von DJ-Controllern abgekupferten Performance-Pads ein. Selbst scratchende und juggelnde DJs pochen mittlerweile auf Fingerdrumming und Controllerism. Die einstige Lieblingswaffe der Turntablisten, der Rane Sixty-Two, musste sich funktionell, aber auch preislich ergeben. Der DJM-S9 galt als der nächste Schritt, aber nicht als Quantensprung in der Battle-Mixer-Evolution: keine Dual-Funktion der Performance-Pads, Serato-Effekte nur im Single-Mode zuschaltbar, zudem fehlte es zumindest den ersten ausgelieferten Chargen an einer nachhaltigen Oberflächenverarbeitung, sodass vor allem im Bereich des Crossfaders recht schnell der Lack ab war. Das ließ genügend Luft nach oben, von der Rane mit ihrem Seventy-Two, Seventy und Reloops Elite zunächst profitierten.

Pioneer DJs DJM-S11: Zweikanal-DJ-Mixer für Serato DJ Pro und rekordbox


Aber wie in einem Battle schlägt man besser nicht sofort zurück, sondern studiert seinen Gegner, um ihn – nicht nur ­­– mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Fast zeitlich passend zur Auslieferung des Rane Seventy-Two MKII kontert Pioneer DJ mit dem neuen DJM-S11, dessen Highlight, sein 4,3-Zoll großes Touchdisplay, sofort ins Auge fällt. Aber Pioneer DJ kupfert nicht einfach ab, sondern erweitert die Funktionalität des Bildschirms, zum Beispiel mit der Option zum Steuern zweier weiterer Decks. Auch haptisch und technisch wurde geklotzt und nicht gekleckert: mehr On-Board-Effekte, vergrößerte Performance-Pads, verbesserter Magvel Crossfader Pro und Klang in Studioqualität. Das macht neugierig, den DJM-S11 genauer unter die Lupe zu nehmen …

Details

Den DJM-S11 aus dem ansprechenden Karton ausgepackt und dem kleineren DJ-S9 gegenübergestellt, fällt zunächst seine 452,2 mm und damit um fast 5 cm gewachsene Tiefe auf. Breite und Höhe bleiben dagegen mit 267 mm und 107,9 mm identisch. Mit 5,2 kg wiegt der S11 nicht deutlich mehr.
Beim Finish verlässt sich Pioneer DJ auf einen zweiteiligen Materialmix. Die Mixer-Sektion ist mit einer austauschbaren mattschwarzen Aluplatte versehen, die obere Hälfte des Mixers ziert eine hochwertige Glasoptik. Alternativ bietet Pioneer DJ den Mixer auch in einer limitierten Edition im klassischen DJM-909-Design mit einer grauschwarzen Metallic-Face-Plate an. Welches Material sich allerdings unter dem angeschraubten Plastikbody, der vor Kratzern schützt, verbirgt, darüber schweigt sich Pioneer DJ aus. Zwar wirkt das Gehäuse solide, aber ein offensichtliches Metallgehäuse wie bei den Rane-Mixern oder dem Reloop Elite schenkt in meinen Augen mehr Vertrauen.
 

Fotostrecke: 3 Bilder Das macht Appetit!

Sehr übersichtliche Oberfläche

Auf den ersten Blick wirkt der DJM-S11 sehr aufgeräumt. Die einzelne Einheiten sind auffällig und mit viel Spielraum voneinander getrennt. Dafür sorgen auch die durch unterschiedliche Formen, Farben und Größen abgesetzten Buttons und Knobs. Die Mixer-Sektion gleicht dem DJM-S9: Zwei Linefader und der Crossfader umzingeln die zehngliedrige, dreifarbige LED-Kette, dem einzigen Level-Meter des Mixers, um den Ausschlag der beiden Mono-Cue-Signale und des Stereo-Master-Pegels anzuzeigen.
Rechts ordnet sich die Kopfhörer-Unit an, bestehend aus Level- und Cue/Mixing-Regler und Channel-Fader. Auf einen Schalter für Split-Cue zum Trennen von Master- und Cue-Signal verzichtet Pioneer DJ. Links befindet sich der Sample-Knob nebst neuem Smooth-Echo-Button.

Fotostrecke: 3 Bilder Übersichtlich und hochwertig – der DJM-S11

Darüber knüpft die Performance-Sektion samt vier Parameter-Tasten an, deren rechteckige Pads 220 mm in der Höhe und 260 mm in der Breite messen. Den dafür erforderlichen Platz gewinnt die Oberfläche aus den vier nun mehr über den Pads angeordneten Modi-Buttons, die sich in drei Ebenen unter anderem um Hotcue, Roll, Saved Loop, Sampler, Pitch Play, Slicer Loop, Transport, Saved Flip und die neue Scratch Bank kümmern.
Auch der obere Teil des Mixers ähnelt seinem kleineren Bruder. Die beiden Effekthebel aus Plastik befinden sich in der Mitte des Top-Panels, dazwischen ein Regler für die Effektintensität, darüber Pads zum Tappen und Verkürzen beziehungsweise Verlängern der Beats.
Jeweils daneben positionieren sich wie gehabt in zwei Dreierreihen die sechs FX-Buttons. Links für die On-Board-Effekte, rechts für die FX der DJ-Software.

Der obere Teil des Mixers wirkt sehr übersichtlich
Der obere Teil des Mixers wirkt sehr übersichtlich

Für die Loops spendiert Pioneer DJ eine dedizierte Loop-Sektion inklusive Buttons zum Halbieren und Verdoppeln der Beat-Längen, die auch jüngst bei Ranes Seventy Einzug hielt. Auf beiden Seiten ordnen sich darüber die jeweilige, sehr gut abgesetzten Browse-Sektionen zum Scrollen, Springen zwischen den Crates und Laden der Tracks in die Decks an. Obendrein befinden sich die Kanal-Schalter zum Umschalten zwischen den beiden USB-Anschlüssen und Phono- beziehungsweise Line-Quelle.

Die Loop- und Browse-Einheit: Jede Sektion hebt sich sehr gut ab
Die Loop- und Browse-Einheit: Jede Sektion hebt sich sehr gut ab

Frontpanel

Das frontseitige Regelwerk teilt sich einerseits in das Mikrofon-Management, bestehend aus Level-Regler und Kippschalter, einem Echo-Switch plus Intensitätsregler, dazu eine Zweiband-Klangregelung, andererseits in das Crossfader-Adjustment mit stufenloser Line- und Crossfader-Kurveneinstellung nebst Reverse-Modus auf. Natürlich kann auch der neue Magvel Fader Pro von seinem Gleitwiderstand per Stellschraube den persönlichen Ansprüchen angepasst werden. Aux-Level-Regler und zwei Kopfhörerbuchsen für 6,3 mm und 3,5 mm Klinkenbuchse ergänzen die Front, die zum sicheren Transport links und rechts von zwei Abstandshalter aus Hartgummi geschützt ist.

Die Fronseite mit den Reglern für Mikrofon- und Crossfader
Die Fronseite mit den Reglern für Mikrofon- und Crossfader

In- und Outputs

Das Backpanel definiert sich über folgende Anschlüsse: jeweils zwei vergoldete Cinch-Buchsen für Line- und Phono-Quelle nebst Erdungsschraube für den Schallplattenspieler, dazu ein weiterer Cinch-Input für das Aux-Stereosignal. Das Mikrofon wird über eine kombinierte XLR-Klinkenbuchse angesteckt. Zwei USB-Ports sind für Laptops vorgesehen, die damit auch den Back-to-Back-Betrieb unterstützen. Zudem erweitert Pioneer DJ den DJM-S11 um zwei USB-Hubs zum Anschluss und Steuern der Software über CDJs oder Controller, wie Ranes Twelve MKII.
Als Ausspielwege stehen zwei XLR-Buchsen für den Master, zwei Cinch-Outputs für den zweiten Master/Record und zwei 6,3 mm Klinkenbuchsen für den Monitor (Booth) bereit. Damit öffnet sich der DJM-S11 für etliche professionelle Anbindungsmöglichkeiten, wobei ich einen Session-In und -Out zum Einschleifen eines zweiten DJ-Mixers oder externen Effektgeräts und einen zweiten Mikrofon-Anschluss vermisse.
Die Rückseite ergänzen noch eine Kensington-Diebstahlsicherung, der Netzschalter und AC-In zum Anschließen des Kaltgerätekabels, das neben dem USB-Kabel und der wenig aussagekräftigen Kurzanleitung als Poster beziehungsweise den Warnhinweisen, dem Garantiezettel und ein Serato DJ Pro Expansion Pack-Gutschein zu den Beilagen gehört. Da der Mixer als Dongle funktioniert, bedarf es keiner Lizenz zum kostenlosen Download und Aktivieren von Serato DJ Pro und rekordbox 6 in der Standardversion. Leider gehören die für den DVS-Betrieb notwendigen Control-Vinyls nicht zum Lieferumfang.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Backpanel des Mixers

Bildschirm

Das hochauflösende Display bietet etliche hilfreiche Features in diesen Untermenüs:

  • Browse: Stöbern in der Library
  • FX Settings: Aufrufen einer der vier Effektbänke, Zuweisen von Effekten den FX-Buttons plus Parameteranpassung
  • Touch MIDI: Triggern der gebräuchlichsten MIDI-Funktionen vom Display (wie Umschalten auf Intern, Key Lock, Key- und Beat Sync, Play, Silent Cue, Quantize, Tempo Reset, Record Start und Save)
  • Touch FX: gleichzeitiges Steuern zweier Effekte über das Display als X/Y-Pad
  • Deck 3/Deck4: Controlling der beiden virtuellen Decks per Deck Move, Dual Deck, Mash-up-Mode
  • Waveform: Anzeigen der laufenden mehrfarbigen Wellenformen
Das Menü des Touch-Displays
Das Menü des Touch-Displays

Deck Move-Feature

Mit dieser exklusiven Funktion steuert ihr auf dem Zweikanal-Mischer alle vier Decks von Serato DJ Pro, wodurch Tracks der Main-Decks in die beiden virtuellen verschoben werden oder ihr startet via Display die Decks 3 und 4. Dazu bietet das Menü vier Modi:

  • Simple: Das virtuelle Deck lässt sich vom ersten Hotcue triggern, synchronisiert starten, stummschalten, dazu mit Auto-Loop versehen. Auch der Wechsel in den Browse-Modus zum Stöbern und Füttern der Decks mit Tracks ist möglich. 
  • Mash Up: Dies bringt neben Sync, Key Lock und Pitch Bend die Funktionen Deck Move und Dual Deck ins Spiel. 
  • Hotcue: In diesem Fenster könnt ihr alle acht Hotcues des Tracks im jeweiligen Deck  triggern.
  • Mixer: Darunter hört ihr in das jeweilige virtuelle Deck per Kopfhörer, stellt die Lautstärke per Gain und Channel-Fader ein und weist den Ausgangssound dem Crossfader zu.
Fotostrecke: 3 Bilder In diesem Simple-Mode startet man Tracks

Damit ihr unabhängig vom gewählten Modus nicht die Spielposition des Tracks außer Acht lasst, stellen alle Modi stets die Wellenform sowohl laufend und in der Übersichtsansicht mit Play Head dar.

Praxis

Voreinstellungen

Für meinen Testlauf des Flaggschiffs hole ich folgendes Equipment ins Boot: zwei Technics SL-1210 M5G inklusive Ortofon Concorde Digital, zwei Rane Twelve MKII, ein Sennheiser HD-25 und ein Shure SM58. Das Master-Signal spiele ich über zwei an die XLR-Ausgänge angeschlossene Genelec Aktiv-Monitore aus.
Serato DJ Pro auf die neueste Version aktualisiert, dazu Mixer-Treiber installiert und die Software gestartet, wird der DJM-S11 direkt erkannt. In den Setting Utilitys, im Serato DJ Pro-Setup über den Tab „Audio“ und durch Anklicken von „Customs“ aufzurufen, öffnen sich zwei Registerkarten für die Kanal-Zuweisung der In- und Outputs. Interessanter finde ich hingegen den Reiter „FX Bank“, in der 22 On-Board-Effekte (wie Echo, Duck Echo, Echo Out, Helix, Spiral, One Shot- und Vinyl Brake und vier Fader-Effekte) den sechs vorbelegten FX-Tastern zugewiesen werden können. Obendrein stelle ich diverse Parameter ein, sperre sie mit entsprechend gesetzten Haken. Auch die bereits beim DJM-S9 eingesetzte und beliebte Smoothing-Funktion hält Einzug. Der Filter-Knob agiert wahlweise als Noise, Pitch, Dub Echo und Wide Filter, deren Resonanz ebenfalls einstellbar ist. Wer ständig auf andere Effekte schnell zugreifen möchte, der speichert die gewählten mit ihren Einstellungen in den vier Bänken A bis D.
Auch den Preferences sollte man Aufmerksamkeit schenken: In den „Loop Options“ definiere ich die voreingestellte Länge der Auto-Loops, von Haus aus ist es ein Takt, sprich vier Beats. Wer Faderstart für die Decks mag, der setzt seinen Haken. Für Scratch-DJs dürfte besonders die bis zu 0,1 mm verkürzbare Cut-in-Länge interessant sein, die in Minimaleinstellung nur 0,1 mm beträgt. Selbst durch den Crossfader hervorgerufene Lautstärkeschwankungen können um eine gewisse einstellbare Zeitdauer gedämpft werden.
Zu guter Letzt sollte man den DVS-Steuertonsignalpegel reduzieren, sofern Cuepoints zwischen Platte und Software beim Scratchen driften.  
Wer als Windows-User den Datentransfer-Puffer und damit die Latenz seiner Rechnerleistung anpassen möchte, bitte die ASIO-Registerkarte aufschlagen. Die meisten dieser Einstellungen können auch schneller und während der Performance on the fly über das Display vorgenommen werden.

Fotostrecke: 2 Bilder On-Board-Effekte können zugewiesen werden

Verarbeitung und Haptik

Der DJM-S11 präsentiert sich generell sehr hochwertig. Die Alu-Faceplate wurde laut Herstellerangaben im Bereich des Crossfaders härter beschichtet, um auftretende Kratzspuren durch sehr schnelle Cuts zu verringern. Inwiefern der Lack den Cut-Salven tatsächlich standhält, werden wohl erst die in den nächsten Wochen bei YouTube hochgeladenen, mit dem DJM-S11 praktizierten Hardcore-Routines der Turntablisten zeigen.
Die Tasten schätze ich als solide mit einem schnellen Reaktionsvermögen ein. Die Regler sind sehr angenehm gedämpft, rasten spürbar in der 12-Uhr-Position ein. Die großen, gummierten und damit äußerst griffigen Kappen heben sich dank der weißen Markierung vom dunklen Finish gut ab.
Die angewachsene Länge zahlt sich in der großzügigen vertikalen Anordnung der Knobs ab. Sie bieten sehr viel Spielraum selbst bei dicken Fingern, da stößt man bei heftigen Schraubmanövern beim Nachbar-Knob nicht an.        

Klang

Pioneer DJ spendiert dem DJM-S11 die vom DJM-900NXS2 hochgepriesene Sound-Engine, bestehend aus einem DSP mit 64 Bit Mix- und Dithering-Verarbeitung samt 32 Bit-D/A-Wandler. Damit rangiert er momentan zu einem der bestklingenden Battle-Mixer, begründet in einem sehr rauscharmen, kristallklaren und drückenden Sound. Drehe ich beide Line-Kanäle ohne Zuspielung eines Signals samt Gain und Master auf Anschlag, ist kein Grundrauschen zu vernehmen. EQs und Filter reagieren beim kleinsten Dreh, wobei ich besonders das Filter lobe, das linear und smooth auf das Signal greift.
Auch mein Shure SM-58 gibt am DJM-S11 eine hervorragende Figur ab, nicht zuletzt dank getrennter Klangregelung für Bass und Höhen. Mit dem zugeteilten Echo klingt dessen Signal je nach eingestellter Intensität und Beatlänge, nur über das Bildschirmmenü einstellbar, weniger trocken, wobei ein Reverb meiner Meinung nach effektiver wäre. Besonderes Lob kassiert die Talkover-Funktion, nicht nur für ihre sehr kurze Reaktionszeit fast ohne Verzögerung, sondern auch für die unterschiedlichen Dämpfungspegel und den Advanced Modus, der das Hintergrundsignal per HP-Filter drosselt. Der Kopfhörerausgang klingt mit meinem Sennheiser HD-25 ebenfalls lautstark und sehr homogen.

Audio Samples
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Pioneer DJM-S11 Mikrofon

Fader

Zu den Kaufargumenten des DJM-S11 zählt erneut der verschleißfreie Magvel Crossfader Pro mit seinem am Frontpanel einstellbaren Gleitwiderstand und den je nach Härtegrad (weich, mittel, hart) entsprechend zurückfedernden und auswechselbaren Crossfader-Kissen, die sich unter der Deckplatte verstecken. Außerdem erhöhte Pioneer DJ die vertikale Steifigkeit des Crossfaders um 30 %. Der Fader rutscht sehr leicht und geschmeidig über die Fader-Bahn, wobei im direkten Vergleich zum DJM-S9 dessen Crossfader noch etwas leichter flutscht. Mit dem bereits erwähnten ultrakurz, allerdings für beide Seiten nicht getrennt einstellbaren Cut-in schießen definitiv die schnellsten und schärfsten Cuts aus dem Crossfader.
Die Linefader kommen allerdings nicht in den Genuss verschleißfreier Technik. Von ihrem leicht gedämpften und damit geschmeidigen Gleitwiderstand profitieren smoothe Blenden. Auch schnellere Upfader-Cuts gelingen. Letztlich bleibt die Frage offen, wie viele Zyklen sie durchhalten.

Perfomance-Pads

Die Performance-Pads punkten durch ihre neue Größe, denn so finden auch zwei Finger genügend Platz zum Triggern. Die gummierten Flächen reagieren sensibel und geben beim Anschlag nicht nach, wodurch sehr schnelles Finger-Drumming völlig latenzfrei gelingt. Dank der farbtreuen RGB-Darstellung erkennt man sehr gut auch ähnliche Farben wie Gelb und Orange. Zwar wurde auch die Helligkeit verbessert und ist nun in drei Stufen individuell anpassbar, dennoch kann sie sich gegen Sonnenlicht vermutlich nur spärlich durchsetzen.
Die 16 Pads unterliegen in drei Ebenen 12 verschiedenen Pad-Modi plus Benutzerebene zum individuellen Mappen von MIDI-Funktionen. Der Combo-Pad-Mode erlaubt dazu eine duale Nutzung zweier Modi in einem Deck. Befinde ich mich beispielweise mit Deck A im Hotcue-Modus und drücke dessen Taste gleichzeitig mit der des Samplers, wird die zweite Reihe der Hotcues gegen die erste Reihe des Samplers getauscht. 
Ein weiteres Highlight: die neue Scratch Bank, die exklusiv in Serato DJ Pro momentan nur in Verbindung mit dem Mixer neben dem Sampler als Button der Toolbar Einzug hält. Damit parkt ihr in acht Slots pro Bank, von denen es vier gibt, jeweils ein Soundfile mit wählbaren Startpunkt, aktivierbaren Keylock und Repeat, um es durch Triggern des jeweiligen Pads sehr schnell in das jeweilige Deck zu laden. Sehr hilfreich, nicht nur zum Scratchen verschiedener Soundfiles on the run, sondern auch für noch schnellere Track-Wechsel im Mix. Selbst Tracks aus den Slots instant und beatgenau in das laufende Deck zu schießen, funktioniert, sofern der Cuepoint als Startpunkt exakt dem Downbeat entspricht.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Perfomance-Pads sind zum DJM-S9 deutlich gewachsen

Display

Generell bescheinige ich dem Touch-Display eine sehr durchdachte und übersichtliche Oberfläche. Sämtliche Buttons fallen gut ins Auge und lassen sich auch aufgrund ihre Größe schnell triggern. Der Bildschirm arbeitet ohne Verzögerung, sei es beim Wechseln der Ansicht und auch Auslösen gewisser Aktionen. Die Wellenformen laufen zudem recht flüssig.
Das Browsen in der Library über den Bildschirm eines Mixers war für mich bisher noch keine Option, das könnte sich allerdings beim DJM-S11 tatsächlich ändern. Dafür spricht die gute Übersicht dank verkleinerter Schriftgröße und zweizeiliger Liste, obendrein die einstellbaren Attribute (Key, BPM, Song, Artist, Track#), nach denen sich die Tracks im Crate sortieren lassen.

Fotostrecke: 2 Bilder Hier lässt sich gut stöbern

Steuern von vier Decks

Für mich ist dieses Feature mit das innovativste Kaufargument für den DJM-S11. Zugegeben, alle vier Decks gleichzeitig zu bändigen, gleicht einer Herausforderung, der man aber dank dem Mash-up-Modus mit Deck Move und Dual Deck durchaus gewachsen ist. Vor allem Deck Move habe ich mir schon lange von Serato gewünscht, zwar eigentlich für den Sampler, aber für die unbenutzten Decks … noch besser! 
Einfach Track im Main Deck 2 reingemixt und Deck Move gedrückt, verschiebt es den Track in Deck 3 und Main Deck 2 steht für den nächsten Track bereit. Allerdings funktioniert dies leider nicht umgekehrt, wie auch die Kontrolle über Deck 3 und 4 per Turntable oder Controller zu übernehmen. Was noch nicht ist, kann aber vielleicht noch kommen.
Das Starten des Tracks vom virtuellen Deck im Simple Mode gelingt auf den Beat. Wer beim Triggern die Phase dennoch verfehlt, der korrigiert per Pitchbend oder nochmaliges Drücken von Sync. Mit aktivem Dual-Deck steuert ihr in den Decks 1 und 3 sowie 2 und 4 gleichzeitig Gain, EQ, Line- und Crossfader, Filter, Effekte, Performance-Pads und Loops, Sync und Key Lock. Vorausgesetzt, das duale Deck läuft auch gleichzeitig. Schaltet ihr die laufenden Main-Decks per Silent Cue stumm, greifen Regler, Fader und Pads des Mixers ausschließlich hörbar auf die Decks 3 und 4. Serato DJ Pro bestätigt die aktive Dual-Deck-Funktion in der Software visuell, indem es von intern auf dual umschaltet. Kurzum, ein bahnbrechendes, durchdachtes und fast ausgereiftes Feature, das nur etwas Übung vom Anwender abverlangt.

Effekte

Die beliebten, blau beleuchteten FX-Hebel, die wie gehabt nach oben einrasten und damit den Effekt halten, fertigt Pioneer DJ abermals aus Kunststoff, was ihrer Leichtgängigkeit und ihrem schnellen Zurückfedern zugutekommt, um im Beat auf den Hebel geklopfte FX-Akzente zu setzen. Auch die FX-Batterie begeistert, nicht nur wegen der üppigen On-Board-Batterie mit 22 Effekten inklusive den 15 Beat-Effekten und der Smoothing-Funktion, die der S11 vom DJM-S9 erbte. „Smoothing“ dämpft einen eingeschalteten Effekt trotz aufgedrehter Intensität beim Ein- und Ausblenden. Beim Smooth Echo, das unterhalb des Sampler-Reglers zugeschalten wird, triggern Crossfader, Hotcue, Silent Cue, Channel Fader, Gate Cue und Load (bei Instant Play) ein Echo.

Die Einstellungen für die Effekte on Board
Die Einstellungen für die Effekte on Board
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Pioneer DJM-S11 Effekte
Cutte ich einen Track aus dem Deck oder tausche diesen instant aus, verstummt dessen Kanal nicht trocken, sondern hallt ohne aktivem FX-Hebel noch etwas nach, je nach eingestellter Echo-Lautstärke, Beat-Länge sowie der Mindestanzahl der Beats vor dem Echo beim Crossfader in den FX-Settings. Letztes deaktiviert das Echo bei sehr schnellen, kurzen aufeinanderfolgen Cuts, wie bei einem Transformer.

Für spielerischen Aktionismus sorgt Touch FX, das zwei Effekte gleichzeitig in der X- und Y-Achse des Bildschirms bedient. Dessen Setting bietet neben dem Hold Mode-Button die Presets Roll&Pitch und Echo&Filter, alternativ kombiniert einen der On-Board- oder Software-FX eurer Wahl mit dem Filter, der vom Mixer stets als zweiter Effekt festgelegt ist.

Die Software FX können unter den FX-Settings kombiniert und durch gleichzeitiges Drücken der Software FX-Buttons verkettet und sogar auf beide Decks gleichzeitig greifen. Den momentan gewählten Effekt mit seiner Beatlänge bestätigt der untere Bildschirmbereich, der auch bei gedrückter FX-Taste und gedrehtem Browse-Encoder auch den gerade ausgewählten Effekt anzeigt.

Serato DJ Pro vs. rekordbox

Obwohl der DJM-S11 sich beiden DJ-Programme unterwirft, schauen die Rekordboxer bezüglich Scratch Bank, Deck Move, Dual Deck und Combo Pad Mode in die Röhre, da sie momentan ausschließlich mit Serato DJ Pro funktionieren. Rekordbox liefert auch keine adäquaten funktionellen Argumente, um den Serato DJ Pro Anwender zu rekordbox zu bekehren. Sofern wäre es von Pioneer DJ clever, wenigstens Control-Vinyls für rekordbox zum Lieferumfang beizusteuern, um damit unbeleckte DJ-Software-User für sich zu gewinnen.
Der DVS-Betrieb funktioniert bei Serato DJ Pro im Zusammenspiel mit dem Mixer wie gewohnt latenzfrei und ohne im Test auftretende Bugs. Rutscht das Signal unter den Fingern gefühlt leicht weg, dann kurz in den besagten Preferences der Setting Utilitys den Signalpegel verkleinern. Das verbessert die Performance spürbar.
Übrigens unterstützt der DJM-S11 über seine beiden USB-Hubs auch den Rane Twelve MKII plug ’n’ play. Allerdings steuert er nur die beiden Main Decks 1 und 2, Deck 3 und 4 bleiben damit dem Mixer vorbehalten, obwohl der Twelve MK II eine Vierdeck-Kontrolle zulässt.    

Fazit

Pioneer DJs Serato DJ Pro und rekordbox zertifizierter DJM-S11 glänzt mit überarbeitetem Design, bei dem vor allem das 4,3-Zoll große und individuell anpassbare multifunktionelle Touch-Display hervorsticht. Wellenformdarstellung, Effektmanagement und MIDI-Steuerung übernimmt das Display, wie auch die exklusiven Features „Deck Move“ und „Dual Deck“, die erstmalig das gleichzeitige Steuern von vier Decks an einem Zweikanalmischpult zulassen. Die Performance-Sektion mit ihren vergrößerten Pads führt den Combo Pad Mode am DJM ein, damit Pads in zwei oder vier verschiedenen Performance-Modi zeitgleich triggern können.
Die Scratch Bank speichert bis zu acht Scratch Sounds oder Tracks, um sie via Pad in die beiden Main Decks zu laden. Satte 22 Effekte sind an Bord des Pioneer-Flaggschiffs, wobei Smooth Echo, das automatisch mit einem beliebigen Fader, Pad oder Silent Cue ein Echo auf den verstummenden Kanal ausgelöst wird, besonders hervorsticht. Unter der Alu-Faceplate versteckt sich zudem ein verbesserter, hinsichtlich des Gleitwiderstands einstellbarer Crossfader, der Magvel Fader Pro mit erhöhter Steifigkeit. Mit diesen Features, seinem sehr durchdachten Workflow, dem kristallklaren, dynamischen Sound und seinen etlichen Anschlussmöglichkeiten für den professionellen Einsatz könnte der DJM-S11 die neue „Weapon Of Choice“ der Turntablism-DJs werden. 

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • hochwertige Verarbeitung
  • sehr übersichtliches Design
  • ausgezeichneter Sound
  • bis zu vier Decks steuerbar
  • zwei verschiedene Performance-Modi pro Deck kombinierbar
  • individuell anpassbarer Bildschirm
  • innovativer und intuitiver Workflow
  • 22 On-Board-Effekte samt Smooth-Echo
  • Day-Mode im Display
  • Serato DJ Pro- und rekordbox-kompatibel
Contra
  • keine verschleißfreien Linefader
  • kein Split-Cue
  • keine Timecode-Vinyls beiliegend
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Pioneer DJ DJM-S11 Test
Pioneer DJs DJM-S11: Zweikanal-DJ-Mixer für Serato DJ Pro und rekordbox
Pioneer DJs DJM-S11: Zweikanal-DJ-Mixer für Serato DJ Pro und rekordbox
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