Pioneer DJ DDJ-400 Test

Praxis

Plug’n’Play

Mit dem Pioneer DJ DDJ-400 geht der Einstieg wirklich leicht von der Hand, angefangen von der Installation der Software auf meinem Apple Mac Pro 15″, Baujahr 2016. Wer bereits noch eine ältere rekordbox DJ-Version, unter 5.0, auf seinem Rechner speichert, der muss die aktuellste Version (5.3) komplett neu auf seinen Laptop spielen und entpacken. Zusätzliche Treiber sind bei der Windows-, als auch OS X-Version nicht erforderlich. Zum Schluss noch den beigelegten Lizenzschlüssel der Software aktivieren, den Laptop mit dem USB-Kabel samt geöffnetem rekordbox DJ und Controller verbinden. Der Controller begrüßt anschließend den User mit einer La Ola durch alle beleuchteten Elemente.
Die Software erkennt den Controller ad hoc, der DDJ-400 wird fortan im Setup gelistet. Neulinge schult rekordbox DJ in mehreren Tutorials eines Popup-Fensters. Der erste Crash-Kurs erklärt die wichtigsten Funktionen des Controllers und das Einrichten, der zweite das Mixing. Ergänzend findet ihr Performance-Videos von Pioneer DJ.
Mehr Infos liefert die beigelegte, sehr kurzgefasste Bedienungsanleitung. Tieferen Einblick in die einzelnen Funktionen offenbart die Downloadvariante des Manuals, die auch keine Hidden-Features auslässt.

Das Einrichten

rekordbox DJ überschüttet einen förmlich mit Anpassungsoptionen im Setup. Daher setze ich Prioritäten und stelle im Audio-Setup nur die Latenz auf das möglichste Minimum ein. Das schmälert vor allem zeitliche Verzögerungen bei der Befehlsübergabe vom Jog-Wheel zur Software. Zudem justiere ich noch die Kurven an den Line-Fadern und dem Crossfader samt Cut-In, das heißt, ab wieviel Millimetern das Signal nach dem Öffnen des Crossfaders zu hören ist. Bis zu 0,3 Millimeter darf der Cut-In kurz sein, die Voraussetzung für messerscharfe Cuts.
Je nachdem, ob die Equalizer-Knobs beim linken Anschlag Frequenzen komplett löschen (Isolator) oder nur dämpfen (EQ) sollen, wähle ich die entsprechende Einstellung unter dem Reiter “Mixer” im Setup.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Latenz im Setup anpassen

Das Handling

Ein Controller dieses Ausmaßes geht Kompromisse vom Spielraum ein. Die sehr gut reagierenden Transporttasten fallen gegenüber den größeren Modellen deutlich kleiner aus, aber groß genug für die Treffsicherheit. Deren Anschlagsdynamik liegt auf gleichem Niveau wie bei preislich höher angesiedelten Konsolen. Auch bei den Performance-Pads musste vom Platz gespart werden. Sie messen 1,5 Zentimeter im Quadrat, sind dazu nur einfarbig in Rot illuminiert. Deren Gummi-Oberfläche sorgt für guten Gripp. Gegenüber anderen Controllern aus der Pioneer-DJ-Familie geben die kleinen Pads etwas nach und bestätigen dann per Klick den Befehl. Sie reagieren sehr sensibel und direkt, selbst auf schnell geschossene Triggersalven, beispielsweise mit Sounds aus dem Sampler.

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Performance-Triggern

Meine Begeisterung steigert sich mit den sich sehr gut anfühlenden Jog-Wheels, die viel Oberfläche für die Finger zum Pitch-Bending, Searching und selbst Scratching bieten. Auf deren Bewegungen reagiert die Software ohne deutliche Latenz.
Auch die Mixsektion überzeugt mit einer in dieser Klasse überdurchschnittlichen Ausstattung und Qualität. Mit den smoothen Fadern gelingen langsame, als auch schnellere Blenden. Der flutschende Crossfader lädt sogar zu Scratch-Cuts ein.
Mit den EQ- und Filterreglern Frequenzen zu modulieren, macht wirklich Spaß. Schließlich ist deren Gleitwiderstand angemessen, und in der 12 Uhr-Position rasten die Regler zur Sicherheit ein.

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EQ- und Filterregler

Klassisches Auflegen

Obwohl der DDJ-400 Sync per Knopfdruck unterstützt, lädt er auch zum klassischen Beatmatching ein. Der Pitch-Control ist von seiner Länge ausreichend groß, um genau das Tempo manuell anzupassen. Das gelingt am besten mit seinem einstellbaren Umfang von sechs Prozent (alternativ zehn, sechzehn Prozent und Wide).
Mit dem Jog-Wheel lässt sich der Track ähnlich wie von Platte starten, abbremsen und beschleunigen. Im Mix hält man damit die beiden Decks sauber in Phase. Selbst das Scratching geht überraschend gut von der Hand. Eine kleine Latenz spüre ich bei schnellen Chirp-Scratches in Folge schon, da im synchronen Zusammenspiel mit dem Crossfader einem leicht das Signal unter dem Jog-Wheel wegrutscht. Aber für eine kurze Scratch-Show-Einlage reicht es allemal!

Der Klang

Von einem unsymmetrischen Cinch-Ausgang als Master sind eigentlich keine akustischen Wunder zu erwarten. Dennoch, den DDJ-400 an meinen Rane Seventy-Two angeschlossen, setzt er sich druckvoll und klanglich ausgeglichen durch. Man muss nicht den Gain und Master aufzwirbeln, um das Signal vom Probanden zu hören. Zu verdanken ist das seiner 24-Bit-Soundkarte mit 44,1 Kilohertz Samplingrate. Der Rauschabstand beträgt satte 103 Dezibel.
Auch vom Kopfhörerausgang überzeugt mich der Controller, denn die Cue-Signale überträgt er laut, deutlich und präzise auf meinem Sennheiser HD-25.
Der DDJ-400 bietet auch einen Mikrofoneingang, allerdings ohne Klangregelung. Ein angeschlossenes Shure SM58 klingt wirklich ausgeglichen und sehr gut verständlich, ohne Verzerrungen.

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Klang des angeschlossenen Shure SM58

Die Effekte

Effekte von rekordbox DJ über die FX-Sektion einzubinden, das läuft nach bewehrtem Prinzip von Pioneer DJ. Über FX Select wählt man allerdings nur den ersten Effekt von insgesamt drei möglich kombinierbaren pro Deck in der Software aus. Die Verknüpfung mehrerer Effekte geht von daher nur über rekordbox DJ.
Alternativ sind auf den beiden Pad FX beispielsweise Echo, Delay, Transformer, Crush, Slip Loop, Noise und Reverb mit zum Teil verschiedenen Beat-Längen gemappt und abrufbar.

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Effekte über Pad FX

Die Performance-Modi

Die Matrix aus acht Pads kümmert sich neben den besagten Pad FX auch um Hot Cues, Beat Loops, Beat Jumps und den Sampler. Nicht zum Standard eines Controllers dieser Preisklasse zählen Keyboard- und Key-Shift-Mode, beides fehlte auch beim DDJ-RB. Der Keyboard-Modus ist mit dem Tone Play zu vergleichen, wobei ein ausgewählter Hot Cue in zwölf Halbtöne transponiert wird. Damit lassen sich kleine Melodien spielen.
Key Shift ändert die Tonart des Tracks auf Knopfdruck: Auf den Pads sind die in Halbtonschritten angrenzenden Tonarten abgelegt. Damit passe ich dessen Harmonie an die eines anderen Songs an. Wobei Änderungen um mehr als einen Halbton zu sehr auffallen und den ursprünglichen Charakter des Tracks verfremden.

Die Loops

Der DDJ-400 schenkt den Loops doppelte Beachtung. Zum einen aktiviert man über die Performance-Pads Beat-Loops mit einer Länge zwischen ¼ und 32 Beats. Alternativ zu den vorgemappten Längen bietet auch der Controller manuelles Looping. Loop-In und -Out fixiert rekordbox DJ an den Beatgrids der Tracks. Die Loops können anschließend von ihrer Länge halbiert beziehungsweise verdoppelt werden. Mit “Active Loop” springt der Track wieder automatisch zu einem bereits gesetzten Loop zurück und startet ihn erneut. Unter “Call” werden abgespeicherte Loops und sogenannte “Memory Cues”, nicht zu verwechseln mit “Hot Cues”, abgerufen.

Universell einsetzbar

Kreative können im MIDI-Modus von rekordbox DJ auch ihre eigene Oberfläche schaffen. Wer gänzlich den DDJ-400 für andere Trigger-Zwecke nutzen möchte, kein Problem, denn der Controller steuert auch andere Programme allgemein per MIDI. Voraussetzung: euer persönliches Mapping.

Der Einsatz

Der DDJ-400 bietet im Zusammenspiel mit rekordbox DJ etliche Features wie auch größere und wesentlich teurere Controller. Als Anfänger bekommt man einen üppigen Vorgeschmack darauf, was beim digitalen DJing alles möglich ist. Mit seiner Haptik und seinem Workflow erleichtert er die ersten Gehversuche, sodass er auch zum Üben des klassischen Beatmatchings, Mixings, selbst Scratchings zu empfehlen ist.
Zudem punktet der DDJ-400 mit einer kompakten Größe. Deswegen wird er auch trotz nur eines Ausgangs bei privaten Partys oder Hochzeiten, wo oft auch Platzmangel herrscht, seinen Einsatz finden.

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