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Pioneer DDJ-SZ2 Test

Mit dem DDJ-SZ hat Pioneer vor gut 3 Jahren eindrucksvoll gezeigt, wie ein DJ-Controller der Luxusklasse aussehen kann. Da sich in dieser Zeit bei Serato ein paar neue Features ins Programm geschlichen haben, war Hardware-Redesign und Wachablösung vorprogrammiert. Der DDJ-SZ2 wurde in einigen Bereichen überarbeitet, angezogen hat dabei auch der Preis von seinerzeit 1.999 Euro (UVP) auf 2.099 Euro. Damit ist Pioneers DDJ-SZ2 hinter dem DDJ-RZX (2.999 Euro) der teuerste Hybrid (Stichwort Standalone-Mixer) in der Klasse der DJ-Controller, gefolgt vom Numark NS7III und dem Roland DJ-808, die beide knapp 500 Euro weniger aufrufen. Was hat der DDJ-SZ2 zu bieten?

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Details

Konzept und Anschlüsse

Pioneer DDJ-SZ2 ist eine Symbiose aus einem Standalone-Vierkanal-Mixer und einem DJ-Controller für Serato mit zwei imposanten Deck-Sektionen und einem Mischpult, das sich hinsichtlich Layout und Features an den DJM-Clubmixern orientiert. Zwei USB-Ports erlauben den Anschluss zweier Laptops für nahtlose DJ-Wechsel oder Back2Back-Performances zweier Protagonisten. Rund 160 teils mehrfach belegte Bedienelemente, darunter Navigationstasten, mehrfarbig beleuchtete Performance-Pads sowie Loop- und Effektregler widmen sich der Steuerung von vier Serato Decks, Effekten, Samples und anderen kreativen Bordmitteln.
Das Pult ist mit einstellbaren EQs (Classic, Kill) ausgerüstet und offeriert dazu Color- und Oszillatoreffekte. Ein Eyecatcher sind die 20 Zentimeter großen Jogwheels mit integrierten Displays für Cue-Countdown und -Positionsanzeige, deren Latenz bei diesem Modell verbessert wurde.
Rückseitig finden sich Anschlüsse für zwei Mikrofone (Klinke/XLR-Klinke-Combo), vier CDJs und zwei Plattenspieler (nur Kanal 3 und 4) sowie deren Erdungskabel. Hier hätten es meiner Ansicht nach ruhig vier Turntable-Eingänge sein dürfen. Zur Speisung der Beschallungsanlage sind XLR-, große Klinken- und Cinch-Ausgänge vorgesehen, Master und Booth sind separat regelbar. Das Kensington-Lock, der Netzteilanschluss und der Power-Schalter schließen mit den beiden USB-Buchsen den hinteren Anschlussreigen, zwei Kopfhörer (Standard-/Miniklinke) können vorn angeschlossen werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Pioneer DDJ-SZ2 ist eine Symbiose aus standalone Vierkanal-Mixer und DJ-Controller für Serato. Am Frontpanel zu finden sind zwei Kopfhöreranschlüsse.

Pioneers DDJ-SZ2 ist Serato DVS Certified und kann ein Steuersignal von Timecode-Vinyl an die Software weiterleiten, sodass man sich mit niedrigen Latenzen und der Hand am Plattenspieler dem Scratchen und Mixen widmen kann. Das Interface arbeitet mit 24 Bit und 44,1 kHz.
Zum Lieferumfang gehören neben Serato DJ, die Plug-ins Pitch ’n’ Time und Serato Flip, die DVS-Option (UVP: 99 Euro) müsste darüber hinaus käuflich erworben werden. Sicherlich schade, doch es stellt sich natürlich die Frage, ob jeder SZ2-Nutzer die DVS-Funktion benötigt und bereit wäre, dafür drauf zu zahlen. Dies könnte man nun auch in Bezug auf die Dreingabe von Pitch ’n’ Time und Serato Flip anführen, doch das Re-Design respektive die neuen Funktionen des DDJ-SZ2 betreffen eben genau diese, die wir uns im nun folgenden Praxisteil mal etwas genauer ansehen.

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Praxis

Der Koloss bietet wahrlich eine vortreffliche Arbeitsumgebung. Es macht einfach Spaß, mit diesem Gerät zu arbeiten. In meinen Augen ist Pioneer die Verarbeitung und Haptik vom Scheitel bis zur Sohle gelungen, die Software pariert auf den Fuß, der Workflow ist klasse. Auf der Bedienoberfläche gibt es genug Raum, um nicht mit den Fingerspitzen an den Potikappen hantieren zu müssen oder benachbarte Regler mitzureißen. Kein Wunder, kommt der Testproband doch auf Abmessungen von 87 x 41,9 x 9,8 Zentimeter (zum Vergleich: Ein ausgewachsenes Setup aus zwei CDJ-2000NXS2 und ein DJM-900NXS2 misst in der Breite zusammen etwa 93 Zentimeter). Beim Gewicht kommt er auf stolze 10,7 Kilogramm. Das wirft man sich wahrlich nicht einfach so über die Schulter. Dennoch sollte sich der Laptop-bewaffnete Beschallungsreisende unbedingt ein passendes Case auf die Einkaufsliste schreiben – auch wenn hier noch mal gut 15 Kilo Gewicht hinzukommen und 250 Euro anstehen, die sind aber gut investiert.
Als zentrales Element eines DJ-Setups mit Turntables und CDJs macht sich der DDJ-SZ auch gut, schöner wäre allerdings, wenn die Deck-Sektionen Standalone-Player integriert hätten, wie beispielsweise beim Denon MCX8000.
Von klanglicher Seite habe ich nichts auszusetzen. Druckvoller und transparenter Sound, genug Dampf auf dem Kopfhörer-Output, adäquate Parametrisierung der Hardware-FX, hier hat sich nichts geändert. Bei den Oszillator-Sounds gibt es allerdings eine kleine Kosmetikmaßnahme: Cymbal und Horn haben zugunsten von Siren und Drop die Segel gestrichen. Da der DDJ-SZ2 einer behutsamen Produktpflege unterliegt, möchte ich an dieser Stelle nicht den ganzen Controller im Detail besprechen, sondern diesbezüglich auf den DDJ-SZ Test verweisen und nun ausschließlich mit den Neuerungen fortfahren.

Fotostrecke: 3 Bilder Der DDJ-SZ2 ist eine vortreffliche Arbeitsumgebung.
Audio Samples
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Oscillator FX Drop Oscillator FX Noise Oscillator FX Siren Oscillator FX Laser CFX Jet CFX Filter CFX Echo CFX Pitch

Serato, Mac und PC

Für die Verwendung mit Serato heißt es zunächst, sich zu registrieren, ein Serato-Benutzerprofil anzulegen, im Anschluss den Software-Installer und Treiber für Windows oder Mac (!) herunter zu laden und zu installieren.
Core2Duo-CPUs und Systeme mit 2 GB RAM werden laut Software-Spezifikationen nicht mehr unterstützt, ebenso wie Mac OS X 10.7 und 10.8. Als Hardware-Mindestvoraussetzung gibt der Hersteller die CPUs i3, i5 und i7 an. Windows darf ab Version 7 ins Spiel kommen, Mac OS X ab Version 10.9 und in puncto Arbeitsspeicher sind nun 4 GB RAM Pflicht. Sobald alle Installationsvorgänge erledigt sind, kann die Inbetriebnahme des DDJ-SZ2 Plug & Play erfolgen und man kann loslegen. Konfigurationen der Ein- und Ausgänge lassen sich im Pioneer-Panel vornehmen.

Fotostrecke: 3 Bilder Serato DJ mit vier Decks

Dezente optische Veränderungen: Der Browser Encoder ist jetzt silberfarben. Einige Tasten leuchten blau statt rot (Tempo, Key), es gibt abweichende Bezeichnungen respektive Funktionsaufdrucke (Censor, Loop-Sektion etc) sowie eine neue Skalierung der Channel- und Master-LEDs.
Funktionale Veränderungen: Neben dem Sync-Button ist nun eine Quantize-Taste platziert. Aktiviert ermöglicht sie das Abfeuern von Loops und Cues entsprechend der voreingestellten Taktung. Diese Funktion gibt es grundsätzlich seit Serato DJ 1.6 und sie war beim SZ zuvor via Performance-Pad aufzurufen. Hier allerdings ist sie deutlich besser platziert.
Auf der gegenüberliegenden Seite, gleich neben dem Schleifenbaukasten, hat wie beim DDJ-SX2 eine Flip-Sektion Einzug gehalten. Damit lassen sich live eingespielte Hotcue-Abfolgen aufzeichnen, abspeichern und bei Bedarf wieder abrufen. Hierfür steht bei den Performance-Modi der Layer „Saved Flip“, wo ihr eure zuvor gespeicherten Flips findet.

Fotostrecke: 3 Bilder Neu: Pitch Play Option bei den Performance Pads, Flip-Sektion direkt am Teller und …

Pitch Play und Key

Die „Grid-Sektion“, vormals zuständig für manuelle Taktrasterkorrekturen, wurde zur „Key-Sektion“ umfunktioniert. Die Beatgrid-Anpassung ist also nicht mehr über den Controller zugänglich. In der Regel sollte man seine Tracks im Vorfeld schon so bearbeiten, dass man dies im Live-Betrieb nicht flickschustern muss. Mit den Tasten lässt sich nun die Tonart nach oben oder unten transponieren, mit einem anderen Track Keymatchen und auf den Ursprung zurücksetzen.
Noch mehr Key-Spielereien erlaubt das Pitch-Play-Feature von Serato DJ, zu bedienen via Performance Pad-Sektion. Hier legt man mittels Tastenkombination einen Cuepoint der Wahl fest und spielt diesen auf der Matrix in acht unterschiedlichen Tonlagen an, die zudem über die Parameter-Tasten variiert werden können.
Die Up-Range steht für die Originaltonhöhe und +1 bis +7 Halbtöne, wohingegen die mittlere Range neben der Originaltonhöhe bis +3 und -4 spielen lässt und die Low-Range schließlich Original und -1 bis -7 Halbtöne bedient. Voraussetzung hierfür ist das Aktivieren des Pitch ’n’ Time Plug-ins aus dem Lieferumfang, das obendrein noch einen verbesserten Keylock aktiviert und im Normalfall 29 Euro kostet. Dieser „Preispolitik“ darf man sicher skeptisch gegenüberstehen, es ist allerdings Seratos Baustelle, nicht Pioneers. Hören wir uns einen Vergleich und die Pitch-Play-Funktion einmal an.

Audio Samples
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Keylock bei -30 und -50 Key-Move Pitch Play

Rekordbox?

Vor dem Fazit muss ich noch einen Wermutstropfen einschenken. Im Gegensatz zum Vorgänger ist der DDJ-SZ2 nicht mehr kompatibel mit Pioneers rekordbox dj und das ist laut aktuellem Stand auch nicht vorgesehen. Weiterhin ist zu bemerken, dass der (nahezu identische) Rekordbox-Controller DDJ-RZ auch etwas günstiger ist. Gut, für den muss Pioneer keine externe Software-Lizenz draufschlagen, aber dennoch muss man nun für die neuen Features etwas „mehr zahlen“ und mit leicht eingeschränkter Kompatibilität leben (Traktor, Mixvibes und auch der Rest sämtlicher MIDI-fähigen DJ-Programme funktionieren natürlich, wenn man selbst Hand anlegt und sich selbst ein Mapping anlegt. Ein Traktor-Mapping, das es beim Vorgänger noch gab, ist für den DDJ-SZ2 (noch) nicht erhältlich).  

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Fazit

Wer auf der Suche nach einem Serato DJ-Controller von Pioneer DJ ist, bei dem sowohl die Features als auch der Bedienkomfort und nicht unbedingt nur der Verkaufspreis den Ausschlag geben, dem könnte der DDJ-SZ2 auf den Leib geschneidert sein. Sein großzügiges Layout, die Verarbeitung, Haptik und sein Sound werden professionellen Ansprüchen gerecht. Das standalone funktionsfähige Mischpult mit den integrierten Hardware-Effekten kommt dem DJM-Look ‘n’ Feel sehr nah. Die hünenhaften, einstellbaren Jogwheels erinnern an die CDJs und die neu hinzugekommenen Funktionen für Keymatch und -transpose, Pitch Play und Flip lassen noch mehr Live-Remixing zu, als es ohnehin schon der Fall war. Schnittstellen für externe Zuspieler und Mikrofone sowie zwei USB-Ports für nahtlose DJ-Wechsel und Back2Back-Performances runden das System gekonnt ab. Der Funktionsumfang der Controller-Einheit hängt natürlich in erster Linie vom Angebot der Software ab. Manch einem mag die resultierende, behutsame Produktpflege genau richtig erscheinen, andere hätten sich womöglich mehr neue Features gewünscht, integrierte USB-Mediaplayer seitens Pioneer beispielsweise.
Vor dem Hintergrund, dass es einen DDJ-RX gibt und man sich als DJ eh für eine Software-Plattform entscheiden muss, wiegt der Verlust der Rekordbox-Kompatibilität nicht so schwer, als dass es dafür in der Gesamtbewertung zu einem zusätzlichen Punktabzug käme, zumal beim SZ2 ein paar neue Features und Software-Plug-ins hinzugekommen sind und die UVP nahezu identisch ist. Weiter nach oben als beim Vorgänger schlägt die Wertungsnadel aber trotz Flip und Co auch nicht aus.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • gelungenes Hardware-Design und solide Verarbeitung
  • umfangreiche Serato- und Mixer-Funktionalität
  • Dual-USB-Interface
  • einstellbare Vollformat-Jogwheels mit Display
  • RGB-beleuchtete Performance Pads mit Velocity und Aftertouch
  • Sehr guter Klang
  • Serato DVS-tauglich
  • Serato DJ, Flip, Pitch ’n’ Time im Lieferumfang
Contra
  • hoher Preis
  • Phono-Anschlüsse nur an Kanal 3 & 4
  • kein Dual-Deck-Mode (SX2)
  • Crossfader nicht austauschbar
Artikelbild
Pioneer DDJ-SZ2 Test
Für 2.099,00€ bei
Pioneers Schlachtschiff geht in die zweite Runde: DDJ-SZ2
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