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Pioneer DDJ-RZ Test

Pioneers DJ-Controller und Rekordbox-Kommandobrücke DDJ-RZ entert das Studio. Ausgestattet mit etlichen Anschlüssen für externe Audiogeräte, großen Jogwheels, Performance-Pads, einem magnetischen Crossfader, gleich zwei USB-Soundkarten, Effekten und anderen Nettigkeiten, tritt er an, der Konkurrenz das Fürchten zu lehren. Kostenpunkt: 2099 Euro (UVP) – kein Schnäppchen vom Wühltisch also. Wie sich die riesenhafte Performance-Maschine in Verbindung mit der runderneuerten Rekordbox und dem Plus-Pack schlägt, verrate ich euch im folgenden Test.

PioneerDJ_DDJRZ-0

Details

Verarbeitung

Die Verarbeitung des DDJ-RZ entspricht Pioneer DJs Top-Range. Das verwendete Material ist identisch mit den Nexus Playern und Mixern. Es fehlen jedoch USB-Eingänge für externe Festplatten und Sticks (hierfür würde dann natürlich für einen standalone Betrieb mindestens ein Display benötigt werden). Der Aufbau, Drehregler, Knöpfe und Fader der Mixersektion sind fast identisch zu den Clubmixern DJM-850 und DJM-900 Nexus. Die Haptik der Jogwheels ist sehr gut. Meiner Meinung nach sogar besser, als bei meinem CDJ-2000 Nexus – und das soll schon was heißen. DJs, die bereits mit diesen Geräten gespielt haben, werden kaum einen Unterschied zum RZ spüren.
Die drei Teilbereiche Player, Mixer und Player können separat herausgeschraubt und somit ausgetauscht oder repariert werden. Den rutschfesten Stand verdankt die Konsole ihren großen Gummifüßen. Der DDJ-RZ ist mit einem internen Netzteil ausgestattet, das via Kaltgerätestecker mit dem Stromnetz verbunden wird. Der Controller läuft autark von Laptop oder PC unabhängig, und sollte euer Rechner einmal während des DJ-Sets abstürzen, könnt ihr mit einem angeschlossenen CD-Player oder Plattenspieler überbrücken. Ein iPhone mit einem Mix darauf hilft natürlich auch aus der Klemme.

Fotostrecke: 2 Bilder Im Lieferumfang enthalten: Konsole, Anleitung, Netz- und USB-Kabel.

Front und Backpanel

Mittlerweile Standard bei professionellen Clubmixern und daher auch hier an der Rückseite verbaut: separat regelbare Master- (Cinch, XLR) und Booth-Ausgänge (Cinch) sowie ein Kensington Lock. Ebenfalls dort zu finden sind die Phono- und Line-Eingänge sowie die Mikrofonbuchsen. Vorn sind die beiden Kopfhörerausgänge beheimatet (6,3-Millimeter-Klinke und Miniklinke). Soweit, so gut, doch ich hätte zum Einbinden externer Effektgeräte gern zusätzliche Ein- und Ausgänge oder einen Send/Return-Weg gesehen, auch im Hinblick auf eine Festinstallation im Club.
Zwei USB-Soundkarten ermöglichen den Anschluss zweier PCs, so dass man

  • gleichzeitig auf zwei Rekordbox-Musikbibliotheken zugreifen kann,
  • im Club die Möglichkeit hat, ohne viel umbauen oder die Musik stoppen zu müssen, von einem zum nächsten DJ-Act zu wechseln,
  • als DJ-Team mit zwei Rechnern auflegen kann.
Fotostrecke: 2 Bilder Die Rückseite des DDJ-RZ sieht vielversprechend aus.

Mixer

Kanal 1-4 bieten die Möglichkeit, je ein USB-Deck und Line zu mixen. Kanal 1 und 4 sind zusätzlich mit Phono-Eingängen ausgerüstet. Der Dreiband-EQ im jeweiligen Kanal reicht von Kill bis 6 dB, ein bipolares Filter (HPF/LPF) ist ebenso in jedem Channel-Strip dabei. DDJ-RZ verfügt wie der Battlemixer DJM-S9 über Pioneers neuen Magvel Fader, ein magnetischer Crossfader in Club-Qualität. Die Crossfader-Kurve für den Übergang lässt sich am Frontpanel justieren. Weitere Optionen, wie zum Beispiel die EQ-Kurve, finden sich in den Einstellungsmenüs von Rekordbox.
Links gibt es noch einen „Kanalzug” mit Gain-Potis für die Mikrofonsignalpfade 1 und 2. Sie werden direkt auf den Master geschickt und können über einen Zweiband-EQ klanglich angepasst werden. Unterhalb der Mikrofonsektion befindet sich ein Volume-Regler nebst Sync- und Cue-Button für den Sampler (im Rekordbox-Verbund).
Vergleicht man den RZ mit den Pioneer-Clubmixern, fallen kleine grafische Unterschiede auf (Sound Color FX, Low/Hi-Regler sind blau umrandet) und es fehlt in der Mixersektion die Pioneer-typische Effekteinheit auf der rechten Seite. An dieser Stelle befindet sich nun der neue OSC-Sampler mit vier vorgegebenen Sounds (Noise, Sine, Siren, Horn). Je ein Lautstärke- und Parameterregler sitzen unterhalb der Play-Buttons, die blinkend anzeigen, welcher Sound gerade abgespielt wird. Sobald ein Rechner an die Konsole angeschlossen ist, könnt ihr die vier Sounds durch eigene Samples austauschen (ein Schalter zur Auswahl des Speichergerätes befindet sich unterhalb des entsprechenden Volume-Reglers).
Wer das Pult ausschließlich mit externen Playern nutzen möchte, hat lediglich die Color-FX zur Verfügung, namentlich Space (Hall), Jet (Phaser), Pitch und Filter (Highpass/Lowpass). Für einen schnellen Mix und auch in qualitativer Hinsicht sind sie vollkommen ausreichend. Auch dem Master-Kanal spendiert Pioneer ein Color-FX-Poti.

Fotostrecke: 5 Bilder Gewohnte Ansicht für einen DJ.

Player und Decks

Zum Aufbau der Deck-Sektionen: Im Zentrum prangen die Jogwheels, daneben sitzt der Pitchfader mit einer Länge von 100 mm, darüber der Needle Search Touch-Strip. Es gibt Drehregler für das Jogwheel-Feeling und Vinyl-Adjust sowie Buttons für Slip und Slip Reverse, Master Tempo, Cue/Play/Pause, Quantize und Loop. Ein großer Track-Encoder mit Button-Funktion hilft euch beim Browsen. Außerdem sind hier anzutreffen: die Werkzeuge zum Anpassen des Beatgrids und die Deck-Umschalter, sogar eine simultane Bedienung zweier Decks ist möglich. Der Shift-Button versetzt die meisten Knöpfe und Regler in eine zweite Auswahlebene mit zusätzlichen Funktionen.
Ganz oben residiert die neue Effektsektion mit drei On/Off-Tastern und ebenso vielen Parameter Drehreglern für die Rekordbox-Effekte. Daneben befinden sich ein viertes Poti für Release FX sowie zwei Buttons für die Quantisierungswerte der Effekte. Unterhalb der Jogwheels sind die Performance Pads arrangiert, die Hotcues, Pad FX, Slicer oder Sampler steuern. Die Pads zeigen durch ihre farbige Hintergrundbeleuchtung an, welche Funktion gerade aktiv ist. Das ist gerade im Live-Einsatz eine große Hilfe.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Decks wirken absolut hochwertig und laden zum Mixen ein.
Audio Samples
0:00
EQ-Fahrt mit Low/Mid/Hi Sound-Color-FX: Filter Sound-Color-FX: Jet Sound-Color-FX: Pitch Sound-Color-FX: Space OSC-Sampler: Horn OSC-Sampler: Noise OSC-Sampler: Sine OSC-Sampler: Siren
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Praxis

Anschließen ist ein Kinderspiel. Stromkabel in die Buchse, den Master-Out in meine Monitorboxen und los geht’s. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, daher schließe ich zuerst zwei CDJ-2000 Nexus und einen Technics 1210 MKII an. Ich kann sofort loslegen, klemme noch ein Aufnahmegerät an den zweiten Master-Out (oder den getrennt regelbaren Booth-Out), da es einen separaten Record-Ausgang, den ich von der DJM-Reihe kenne, hier nicht gibt.   Während meiner Mixsession schließe mein MacBook Pro an den USB-A-Eingang des DDJ-RZ (Voraussetzung ist die Installation des Treibers) und starte Rekordbox nebst freigeschaltetem „Plus Pack“. Der Mixer signalisiert durch Aufleuchten der USB-A-Taste und Aktivierung der Player-Sektionen inklusive Jogwheels seine Betriebsbereitschaft.
Durch Drehen des Browser-Encoders beim linken Player (Deck 1 ist ausgewählt), durchsuche ich die Rekordbox Musikbibliothek in meinem Rechner. Danach drücke ich die darunter liegenden Load-Taste und meine Auswahl landet im Deck. Gängiges Prozedere und nicht minder praktisch. In den Rekordbox-Einstellungen lässt sich das Button-Verhalten des Encoders dahingehend wandeln, dass ein Niederdrücken den Titel in das jeweilige Deck lädt. Hier fehlt mir die Möglichkeit, den Browser auf dem Monitor in eine „Vollbildansicht“ zu schalten, was im Live-Einsatz eine sehr wichtige Funktion darstellt. Auf meinem MacBook ist er nämlich im Multi-Deck-View komplett verdeckt, daher muss ich aktuell noch die Space-Taste am Rechner dafür bedienen. Ich hoffe, dass dieses Feature durch ein Update nachgereicht wird.

Fotostrecke: 2 Bilder Integrierte Effekte sind in dieser Preisklasse Pflicht.

Die Effektsektion in Rekordbox lässt sich sehr einfach und intuitiv bedienen. Es macht richtig Spaß, die neuen Effekte, die von den Pioneer DJ Effektgeräten RMX-500/1000 übernommen wurden, einzusetzen. Auch das Umschalten zwischen drei Effekteinheiten mit jeweils nur einem veränderbaren Parameter und einer Effekteinheit mit mehreren veränderbaren Parametern klappt tadellos und schnell im Mix. Mein DJ-Set kann ich über die USB-Verbindung zu Rekordbox direkt mit dem Rechner aufzeichnen. Auch toll.
Neu für mich sind die Performance Pads, die stark an Drum-Controller erinnern und sich auch so spielen lassen. Klasse zum Remixen des laufenden Titels. Ich denke allerdings, dass man sich in diesem Bereich zügeln sollte, um nicht zu viel zu „spielen“, denn hier besteht absolute Suchtgefahr! Die Programmierung verschiedener Effektmakros für die acht Pads erfolgt über den Edit-Modus der Effektsektion in der Rekordbox-Software.
Die Übertragungslatenzen der Regler, Fader, Jogwheels und Pads an die Software sind unglaublich gering, sodass ich während des Mixens keine Verzögerungen oder Hänger spüre. So muss es sein! Jeder DJ, der mit Rekordbox seine Playlists für den CDJ im Club vorbereitet, um diese über einen USB-Stick, Laptop oder eine externe Festplatte abzuspielen, wird ohne Probleme und Umgewöhnungszeit direkt mit dem RZ auflegen können. Durch das gelungene Plug-and-play-Konzept und die selbsterklärenden, gut beschrifteten Buttons und Drehregler ist es spielend einfach, sofort loszulegen und den ersten Mix aufzunehmen. Das kommt auch Einsteigern entgegen.

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Fazit

Pioneers Controller-Flaggschiff DDJ-RZ macht einen sehr professionellen Eindruck. Die Verarbeitungs- und Audioqualität entspricht den Erwartungen an ein Gerät, das sich mit einem Preis von 2099 Euro (UVP) eher an professionelle Nutzer richtet. Die Haptik ist quasi identisch mit den großen CDJ-Playern und DJM-Mixern. Das Zusammenspiel mit der mitgelieferten Software Rekordbox (inklusive freigeschaltetem Plus Pack) ist einwandfrei und läuft ohne Probleme. Auch Pioneer unerfahrene Nutzer können sofort und ohne Einarbeitungszeit mit dem Mixen eigener DJ-Sets beginnen. Plug-and-play ist hier Programm. Wer sich ein komplettes professionelles DJ-Studio mit etlichen Ein- und Ausgängen zulegen und dazu mit Rekordbox arbeiten möchte, der sollte den DDJ-RZ auf jeden Fall antesten.  

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Professionelle Audioqualität
  • Übersichtliches Layout
  • Zwei USB-Soundkarten
  • Intuitives Handling
  • Geringe Latenzen
  • Feature-Dichte
  • Professionelle Anschlussmöglichkeiten
  • Standalone-Betrieb möglich
  • Hochwertige Mikrofoneingänge
  • Magnetischer Crossfader
  • „Plus Pack“ inklusive
Contra
  • Keine MIDI I/Os und FX-Send/Returns
  • Button für Ansichtswechsel (GUI) fehlt
  • Weder Display noch USB-Stick-Port
  • Hoher Preis
Artikelbild
Pioneer DDJ-RZ Test
Für 1.998,00€ bei
PioneerDJ_DDJRZ-1
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Profilbild von Miro Momo

Miro Momo sagt:

#1 - 12.10.2016 um 00:17 Uhr

0

wie ist das wenn ich eine externe drummaschine anschliesen und synchronisieren möchte, so wie ich das sehe fehlt zumindest eine midiout buchse. kann rb - ähnlich wie traktor - irgendwie als master oder slave dienen?

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