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Pickup-History


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Tonabnehmer fungieren als Bindeglied zwischen dem Gitarristen, seinem Instrument und dem Verstärker. Dabei hat der Einfluss der unterschiedlichen Tonabnehmer-Konzepte auf den Gesamtsound einer Gitarre für viele Musiker eher etwas geheimnisvolles, ja geradezu mystisches an sich. Klar das sich etliche Legenden um die Funktionsweise und Wirkung der  Sound-Lieferanten ranken. Ähnlich verhält es sich auch mit der Historie des verstärkten Gitarren-Spiels. Auch hier liefert der „Markt“ zahlreiche Halbwahrheiten und Stammtischweisheiten.  Grund genug euch in unserer folgenden Story mit einem mehr oder weniger amtlich verbrieften Histörchen rund um die magnetischen Lautmacher zu versorgen.

Wie jeder innovativen technischen Entwicklung auf dieser schönen Erde, ging auch der Erfindung des Tonabnehmers die Konfrontation mit einem mehr oder minder massiven  Problem voraus. In unserem speziellen Fall war es das vermehrte Aufkommen von Big-Bands in den 30er Jahren, die mit ihren lautstarken Bläser-Sektionen den Wunsch der Gitarristen nach  purer Lautstärke initiierte.

 Warum sollte man sich bei seiner Performance auch Mühe geben, wenn das eigene Spiel,  und sei es noch so virtuos, sowieso von den konzertierten Aktionen megalauter Posaunen, Saxophonen und Trompeten in Grund und Boden gehupt würde.  Aber das schnöde „sich in sein Schicksal  ergeben“ist nicht die Sache von Menschen, die sich jahrelang mit dem Bearbeiten von mit Draht bespannten Holz-Stücken die Zeit vertrieben hatten. Gesagt,  getan. Auf die große Nachfrage nach lauteren Gitarren reagierten die meisten Hersteller zunächst indem sie Instrumente mit üppiger dimensionierten Bodies bauten.. Mit der Resonator-Gitarre präsentierte die Firma National eine Lösung der besonderen Art. Die Resonator-Gitarre – auch Dobro genannt – wurde in Kalifornien und später in Chicago hergestellt. Die bekanntesten Brands dieser Baugruppe, sind die Markenbezeichnungen National und Dobro. Beide hatten eines gemeinsam: Der Korpus  wurde mit Resonanzkegeln aus Aluminium ausgestattet, die für ein Plus an Lautstärke sorgten. Der baubedingt sehr spezielle Sound dieser Art Gitarren  verhinderte aber einen universellen Siegeszug.

Dobro (click to enlarge)
Dobro (click to enlarge)

Im Blues und Slide-Business erfreuen sich die Instrumente allerdings bis heute einer großen Beliebtheit. Parallel zu den rein akustischen Lösungsansätzen, begannen Musiker mit dem Einsatz von Mikrofonen und Tonabnehmer-Systemen  zu experimentierten. 
(Nächste Seite: Die ersten Instrumente mit Tonabnehmern)

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Die erste industrielle gefertigte Gitarre mit Tonabnehmer ließ nicht lange auf sich warten und wurde im Jahr 1932 von der Rickenbacker präsentiert. Zwar hatte die Lap-Steel Gitarre die auf dem Schoß liegend gespielt wurde, noch nicht viel mit einer  „normalen“ E.Gitarre gemein, trotzdem brachte ihr Release einen Stein ins Rollen, der nicht mehr zu stoppen war.

 In den Folgejahren nahmen alle namhaften Hersteller  sogenannte „Spanish Archtop“ Gitarren in ihr Programm auf.  Die Gitarren basierten allesamt auf  ursprünglich akustischen Modellen, die, zur lautstärketechnischen  Aufwertung mit entsprechenden Tonabnehmer-Systemen ausgestattet wurden. Zu den angesagtesten Instrumenten dieser Phase der Elektrifizierung gehören Instrumente wie die Gibson ES-150, die Gretsch Electromatic oder die Electro Spanish von Rickenbacker.

Eines hatten alle genannten Gitarren gemeinsam: Sie waren im Grunde genommen echte Akustik-Gitarren und so kamen alle User fortan zwar in den Genuß  des verstärkten Spiels, die wegen der großen Resonanz-Körper unvermeidlichen Feedback-Tendenzen der Geräte stellte die Musiker  aber vor neue Probleme. Und wieder war en es  die Mitarbeiter von Rickenbacker, die den ersten Schritt  in die richtige Richtung taten. Mit dem legendären Model B stellte die Kultfirma im Jahre 1942 eine der ersten echten Solid-Body Gitarren vor. Der kommerzielle Erfolg sollte der kurzmensurigen ¾ Klampfe aber verwehrt bleiben. Der Solidbody-Bauform zum Durchbruch verhalf erst das Merle Travis Modell von Tüftler Paul Bigsby  aus dem Jahre 1948. Der Druck auf renommierte Hersteller wie Gibson und Fender stieg und so fokussierte sich ihr Tätigkeit  nicht nur auf das Design entsprechender Solidbodies sondern auch auf die Entwicklung, immer besserer Tonabnehmer-Systeme und Verstärker. Womit wir beim Thema wären: Die ersten in Serien-Gitarren eingesetzten Pick-Ups waren ob ihrer Größe und ihres Klangs tatsächlich eher Verlegenheitslösungen. So umschloss der hufeisenförmige  Magnet der Pick-Ups (Horseshoe Pick-Ups) die Epiphone und Rickenbacker seinerzeit auf ihren Gitarren einsetzten die Saiten und behinderten den Spieler so doch recht massiv bei seiner Arbeit. 

Schauspieler Kiefer Sutherland mit seiner ES-336.
Schauspieler Kiefer Sutherland mit seiner ES-336.

P-90
Der erste Tonabnehmer, der sich auch in der harten Realität des Musikeralltags souverän bewährte war der für Gibson entwickelte P-90, ein Single-Coil Pick-Up der mit seinem druckvollen, natürlichen Sound  und seinem praktischen Design Maßstäbe setzte. Einzige Konkurrenz für das Top-Produkt waren seinerzeit Tonabnehmer mit dem DeArmond Brand (Hersteller Rowe Industries), die z.B. in Gitarren aus dem Hause Gretsch zum Einsatz kamen.

P-90
P-90

(Nächste Seite: Leo Fender greift ein)

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Und genau jetzt kommt ein weiterer großer Name ins Spiel. Leo Fender, ein ausgebildeter Radiotechniker entschied sich  bei seinen Bestrebungen die Abmessungen magnetischer Tonabnehmer weiter zu reduzieren für ein vollkommen neues Konzept. Anders als beim P-90 der durch seine zwei kräftigen, unterhalb der Spule laufenden  Magnete, recht bullig daherkam, entschied sich Leo dafür sechs einzelne Magnet-Stifte (Pole Pieces) senkrecht unter jeder Saite zu platzieren und so deren Schwingungen separat abzugreifen .

Fender war es auch der als einer der ersten das neue Material Alnico einsetzte, eine Legierung aus Aluminium, Nickel und Kobald (daher auch das Kürzel), die durch ihren hohen Gauss Wert mehr  magnetische Kraft zur Verfügung stellen konnte als jeder natürliche Magnet. Doch damit war die Entwicklung noch lange nicht am Ende. Wieder war es die Unzufriedenheit einiger Musiker, die neue kreative Energie freisetzte.Die Single-Coils hatten nämlich trotz ihres sehr ausgewogenen Sounds einen ganz entscheidenden Nachteil- sie brummten mitunter doch ganz erheblich! Der Druck auf die Industrie wuchs und so sahen die  50er Jahre  einige mehr oder weniger erfolgreiche Versuche der  Hersteller die Nebengeräuschempfindlichkeit  ihrer Produkte zu reduzieren. So rüstete Fender z.B.  den sehr einstreufreundlichen Hals Pick-Up der Broadcaster (später Telecaster) mit einem Einstreuschutz in Form einer sehr dicken Metall-Kappe aus. Komplettiert wurden die Abschirm-Maßnahmen durch eine unterhalb des  Tonabnehmers montierten Kupferplatte, eine Baumaßnahme die nicht nur dabei half ungewollte  Brummgeräusche  zu reduzieren sondern  sich ganz  nebenbei unmittelbar auf den Sound  der Gitarre auswirkte und so ungewollt dabei half, den typischen Tele „Twang“ mitzuprägen.

Aktueller Gibson 57' Classic mit Nickel-Kappe
Aktueller Gibson 57′ Classic mit Nickel-Kappe

Im Hause Gibson sah man die Maßnahmen der Konkurrenz als eher halbherzige Versuche an,  den einmal eingeschlagenen Weg zu rechtfertigen   und wandte sich  engagiert  der Realisation ganz anderer Lösungsansätze zu. Der endgültige Durchbruch gelang dem Gibson Techniker Seth Lover. Seine Idee dem Tonabnehmer durch den Einsatz  einer zusätzlichen, gegenphasig geschalteten Brummkompensationsspule die Nebengeräuschempfindlichkeit „abzugewöhnen“, war ein voller Erfolg und führte zur Markteinführung des, nach der englischen Bezeichnung der Zusatz-Spule (Humbucking Coil) benannten  Tonabnehmer-Konzepts Humbucker.  Doch Gibson für die Entwicklung des innovativen Tools die alleinigen Lorbeeren zuzuschanzen wäre nur die halbe Wahrheit. Parallel zur Arbeit im Hause Gibson gelang es nämlich auch den Technikern der Firma Gretsch ein funktionierendes  Humbucker-Konzept aus der Taufe zu heben. Wer jetzt allerdings glaubt, der Mark wäre durch das Auftauschen der Humbucker entgültig befriedigt gewesen,  der irrt sich. Gitarristen sind halt ein recht wählerisches Völkchen. Gewöhnt an den knackigen, transparenten  und höhenbetonten Sound des P-90 oder des DeArmond (beides ja Singlecoils) konnten die Humbucker beider Firmen mit ihrer deutlich mittigeren Performance, zunächst nicht wirklich  überzeugen.  In der Folgezeit gelang es Gretsch mit dem Filtertron  und Gibson mit dem legendären P.A.F. aber immer besser, ihren Doppelspulern den begehrten „Höhenkick“ anzutrainieren.

Humbucker_nickel

(Nächste Seite: Replacement-Pickups und mehr)

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In den Folgejahren änderten die in ihrer Basis gleichbleibenden Tonabnehmer der großen „3“ (Fender, Gibson, Gretsch) ihren Sound hauptsächlich auf Grund zahlreicher Umstellung im Produktionsprozedere und der Auswahl der verwendeten Materialien. So ist es durchaus keine Spinnerei das Vintage-Freaks ein besonderes Interesse am jeweiligen Entstehungsjahr des Objekts ihrer Begierde haben, unterscheiden sich die Sounds der Instrumente und Pick-Ups verschiedener Baujahre doch ganz erheblich. Aber die Entwicklung ging noch weiter. Namentlich Larry DiMarzio war es, der Anfang der 70er mit seiner originalgetreuen Replikt des legendären Gibson PAFs aus dem Jahre 1958 für Aufsehen sorgte und gemeinsam mit Firmen wie Seymour Duncan oder OBL eine ganze Lawine sogenannter  Replacemet Pick-Ups lostrat, Tonabnehmer also die ausschließlich für den Austasuch der serienmäßig in Gitarren verbauten Tonabnehmer konzipiert wurden und bis heute werden.

Zum Abschluss unserer kleinen Exkursion in die Welt der  Tonabnehmer, haben wir  noch eine grobe Übersicht der wichtigsten Gitarren Pick-Ups aller Zeiten für euch vorbereitet: 

  • Gibson ES-150: „Charlie Christian“ Modell: Der erste Pick-Up der in einer Serien-Gibson  zum Einsatz kam (1935). Der Pick-Up hatte eine hohe Ausgangsleistung und überzeugte mit einem warmen, jazzigen Ton.
  • Gibson P-90 : Der dynamisch klingende  Singlecoil Pick-Up wurde 1946 eingeführt und gehört als echter Klassiker auch heute noch zum Angebot der Firma Gibson.
  • DeArmond: Der Pick-Up wurde von der Firma Rowe Industries gefertigt und war einer  der ersten Tonabnehmer, die mit separaten Stiftmagneten zur gezielten Abnahme einzelner Saiten ausgestattet war.
  • Gibson PAF: Zählt seit dem Jahre 1958 zu den beliebtesten Humbuckern überhaupt und hat den Sound des Rocks mitgeprägt,  wie kaum ein anderer Pick-Up.
  • Gretsch Filtertron: Der patentierte Humbucker überzeugte die Musiker mit seinem höhenbetonten, fast singlecoil-mäßigen Sound.
  • Fender Single-Coil: Trotz stetig wechselnder Produktionstechniken und der damit einhergehenden Qualitäts-, und Soundschwankungen teilt sich das Pick-Up Konzept die Spitze des Tonabnehmer-Rankings mit dem legendären Gibson PAF.
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