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Peluso P-414 Test

Der Test des Peluso P-414 ist nicht der erste, der sich mit einem ziemlich offensichtlichen Nachbau beschäftigt.

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Das und das Wort „Clone“ darf ich getrost laut sagen, schließlich machen Peluso keinen Hehl daraus, das C414 EB der ersten Serien zum Vorbild gehabt zu haben (Zitat: „We drew heavily from …“). Bedenkt man, dass die von uns getesteten Nachbauten der Neumann-47er-Serie, die des Neumann U87, also das Peluso P-87, sowie des AKG C12 (natürlich Peluso P-12 betitelt) durchaus zu gefallen wussten, ist es spannend zu erfahren, wie die Umsetzung der AKG-C414-Version gelungen ist.  

Details

Verwandschaft zwischen AKG C12 und C414 EB sowie Peluso P-12 und P-414

Die ersten C414 EB nutzten die 1“-Großmembran-Kondensatorkapsel CK12 „Brass Capsule“ („BC“), später wurde sie durch die CK12 „Nylon Capsule“ ersetzt. Das ist die, die im legendären österreichischen Röhrenmikrofon C12 (und auch in den C414-EB-Vorgängern C12 A, C12 B, C412, C414 E und C414 C) verwendet wurde. Und vor langer Zeit habe ich in London mit einem C414 EB gearbeitet und war sehr positiv überrascht. Ich kannte bis zu diesem Zeitpunkt lediglich C414 B-ULS und C414 B-TL II. Und wie im Peluso P-12 kommt auch im P-414 die randkontaktierte Doppelkapsel (CEK12) zum Einsatz, jedoch mit vier statt mit neun wählbaren Patterns wie beim P-12. Neben Niere, Acht und Kugel kann wie beim AKG-Original noch die Hyperniere eingestellt werden. Ebenfalls originalgetreu sind die beiden Schaltfunktionen auf der anderen Gehäuseseite: Hochpassfilter (75 oder 150 Hz, beide zweipolig) und das Pad von entweder 10 oder 20 dB.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Kapsel ist randkontaktiert – und wie die AKG-CK12 der ersten Generation mit einem Messingring geschraubt.

Technische Daten wie beim C414 EB? Nein!

Peluso nennt eine Empfindlichkeit von 12 mV/Pa und ein Eigenrauschen von 12 dB(A) – sicher für die Niere angegeben. Hier zeigt sich, dass man es mit der Originaltreue nicht übertrieben hat, das C414 EB BC rauschte stärker (17 dB(A)) und war weniger empfindlich (6 mV/Pa). Richtige Entscheidung, Peluso, wir haben schließlich 2019. Auf SMD-Bestückung wurde verzichtet, es finden sich hochwertige Bauteile auf der kleinen Platine des P-414. Der oft stark den Klang beeinflussende Ausgangsübertrager ist mit „Peluso“ gekennzeichnet und wurde nach Angaben des amerikanischen Unternehmens speziell für dieses Mikrofon hergestellt. Vor dem Pad ist max. SPL mit 142 dB SPL angegeben. Das ist, wenn man von 0,5 % THD+N ausgeht, ebenfalls etwas mehr als beim EB, bewegt sich aber generell Bereichen, in denen man über nichts nachdenken muss, wenn man 10 oder 20 dB Vordämpfung aktivieren kann. Die Impedanz des Peluso P-414 liegt, das wird nicht verwundern, unter 200 Ohm.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Übertrager (mittig, gelb) ist eines der prägenden Soundelemente des Mikrofons.

Peluso spart

Es gibt eine Sache, bei der Peluso immer spart, und zwar bei den Gehäusen. Nicht, dass sie schlecht wären, sie sind allesamt sehr stabil, doch für die gesamte Produktrange kommt das gleiche recht „hausbackene“ Metall mit der gleichen Oberfläche zum Einsatz, bei der sich jeder Kriminologe über nicht mehr zu entfernende Fingerabdrücke freuen würde. Und wirklich „schön“ finde ich das nicht. Dem P-414 steht das Äußere jedoch ein wenig, es wirkt wie eine etwas gelblichere Version des Vorbilds. Schade allerdings, dass die kompakte Brikettbauform eines C414 durch den im Vergleich zum AKG-Original längeren „Stiel“ aufgegeben wurde.

Fotostrecke: 3 Bilder Peluso: Preisgünstige, gute Nachbauten
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Praxis

Langsam

Das Peluso P-414 benötigt eine ganze Weile, bis es nach Anschalten der Phantomspeisung  keinen Mucks von sich gibt, weil sich ein großer Kondensator langsam lädt. Allerdings: Wenn man die Patterns umschaltet, knackst es ganz gehörig, ohne Mute sollte man das nicht tun.

Peluso P-414 in kompletter Montur mit Spinne und Windschutz
Peluso P-414 in kompletter Montur mit Spinne und Windschutz

Ausgewogen und detailliert

Der Grundcharakter des P-414 ist hervorragend. Das Signal ist ausgewogen, klar, detailliert und dadurch „groß“. Nicht nur Stimmen profitieren davon, dass die Auflösung sehr hoch ist, auch akustische Instrumente wie Stahlsaitengitarren und Drumkits sind sehr dankbare Signalquellen für ein 414EB. Mit dem Peluso P-414 erkennt man, weshalb AKGs 414er immer oft als „Gegenentwurf“ zum Neumann U 87 gesehen wurden, denn auch diese können als Arbeitspferde fast überall in der Produktion eingesetzt werden. Komplette Allrounderfähigkeiten würde ich trotz der vier Patterns, Pad und HPF nicht attribuieren, weil das Mikrofon doch eine nicht unauffällige Farbe mitliefert. Es ist ein wenig Fluch und Segen zugleich, dass das Signal in den Hochmitten und Höhen angereichert wird. Es ist dadurch durchsetzungsfähig, aber edel und niemals scharf. Bei Signalen, die sehr prominent im Mix sitzen oder gar solo zu hören sind (etwa Sprache), erscheint es aber bisweilen als leicht aufgesetzte, zusätzliche Komponente.  

Audio Samples
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Peluso P-414, Niere, 30 cm Peluso P-414, Niere, 30 cm, 45 Grad Peluso P-414, Niere, 70 cm Mojave Audio MA-201FET, 30 cm Aston Spirit, Niere, 30 cm Audio-Technica AT5045, 30 cm

Acht und Kugel sind super!

Das Nierenpattern fällt nicht negativ auf durch frühe Einbrüche oder extreme Unregelmäßigkeiten in den so wichtigen Mitten bei Schalleinfall im Bereich zwischen 90 und 270 Grad. Wirklich, wirklich toll sind aber vor allem Kugel und Acht! Die Acht ist im Vergleich zur Niere etwas knarziger und mit mehr „Brust“ ausgestattet. Gleichzeitig klingt sie minimal hohl. Was vielleicht zunächst etwas negativ wirken mag, finde ich besonders für Stimmen sehr angenehm. Etwas überspitzt könnte man sagen, dass dadurch ein bisschen „Röhrenwind“ im P-414-Signal weht. Beim Aston Spirit, hier zum Vergleich aufgenommen, ist das nicht der Fall.  

Audio Samples
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Peluso P-414, Acht, 30 cm Aston Spirit, Acht, 30 cm

Nun hatte ich ja nicht nur die Acht gelobt, sondern auch die Kugel. Sie ist auf eine natürliche und zurückhaltende Art höhenreich und wirkt sehr offen und transparent. Auffällig ist der recht sanft verlaufende und gar nicht mal so starke Höhenabfall bei seitlicher Besprechung. Im Audiofile der Kugel erkennt man, wie komplett das Signal noch bei 90 Grad Besprechung erscheint. Viele Doppelmembranmikros besitzen im Kugelmodus eine im Spektrum weit herunterreichende Achtercharakteristik.  

Audio Samples
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Peluso P-414, Kugel, 30 cm Peluso P-414, Kugel, 30 cm, 90 Grad Aston Spirit, Kugel, 30 cm

Nahbesprechung und Filter

Nah besprochen, neigt das Peluso P-414 so gut wie nicht zum Verschwimmen. Der Bass bleibt bleibt immer ganz staatsmännisch. Ein griffiger und trockener Tiefbass ist etwas, das meiner Meinung nach ein hochwertiges Großmembranmikrofon mitbringen sollte – und das schafft Pelusos C414-Klon durchaus. Wirklich ganz hervorragend und sauber arbeiten die beiden Filterstufen. Auch bei 150 Hz ist das Signal noch sehr natürlich und bietet ausreichend Fundament. Ganz unempfindlich gegen Popp ist das Peluso nicht, es empfiehlt sich also ein vernünftiger Poppschutz. Die mitgelieferte Spinne erfüllt ihren Zweck.

Audio Samples
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Peluso P-414, Niere, 10 cm Peluso P-414, Niere, 10 cm, HPF 150 Hz

In der Disziplin Grobdynamik gibt das Mikrofon ebenfalls ein gutes Bild ab. Es rauscht nur sehr verhalten und sehr gleichmäßig, selbst ohne Pad muss man schon Schlagzeug- und Blechblaspegel bemühen, um signifikante Verzerrungsanteile zu erzeugen.

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Fazit

Peluso hat mit dem P-414 einen würdigen Nachbau des AKG C414 EB BK ins Programm genommen. Das Signal des Mikros klingt hochwertig und lässt sich an vielen Stellen der Musikproduktion sehr gut nutzen. Außerordentlich neutral ist es natürlich nicht, doch wird es nur wenige Situationen geben, in denen man zwingend ein anderes, neutraleres Mikrofon verwenden will. Die Ausstattung ist mit den vier Patterns, Pads und Filtern sehr gut, der Preis ist es auch. Einen Schönheitswettbewerb wird ein Peluso-Nachbau wohl nie gewinnen, das gilt für das P-414 natürlich genauso.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • hohe Auflösung
  • feine, edle Höhen
  • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • sinnvolle Ausstattung
  • hervorragender Klang von Kugel und Acht
Contra
  • keins
Artikelbild
Peluso P-414 Test
Für 1.349,00€ bei
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FEATURES UND SPEZIFIKATIONEN
  • Membran: Doppelmembran-Kondensatorkapsel (umschaltbar)
  • Richtcharakteristiken: Kugel, Niere, Acht, Hyperniere
  • Betriebsspannung: 48 V
  • Frequenzgang: 20 Hz–20 kHz
  • THD+N: mind. 12 dB(A)
  • Übertragungsfaktor: 12 mV/Pa
  • maximaler Schalldruckpegel: 162 dB (mit 20 dB Pad)
  • Preis: € 819,– (Straßenpreis am 04.03.2019)
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Profilbild von Markus Kandzior

Markus Kandzior sagt:

#1 - 02.10.2019 um 18:00 Uhr

0

Danke für den guten Test! Auch wenn das Peluso klanglich auf die frühe 414 Version abzielt, wie seht ihr es im Vergleich zu den beiden aktuellen AKG 414 Versionen, die ja sogar günstiger sind?

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #1.1 - 04.10.2019 um 05:36 Uhr

    0

    Hallo Markus,ich würde das Peluso "auf die Schnelle" als minimal farbiger bezeichnen und näher am XLII als am XLS.Beste Grüße
    Nick Mavridis (Redaktion Recording)

    Antwort auf #1 von Markus Kandzior

    Antworten Melden Empfehlen
Profilbild von baba_https://www.amazon.com 6917146

baba_https://www.amazon.com 6917146 sagt:

#2 - 08.05.2024 um 12:22 Uhr

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