Peavey MiniMax™500 Test

Praxis

Positiv macht sich sofort bemerkbar, dass der Peavey MiniMax trotz des niedrigen Preises mit zwei Speakon-/Klinke-Kombibuchsen für den Anschluss der Lautsprecherboxen angeboten wird. Selbst bei weitaus teureren Produkten ist dies leider noch längst nicht der Standard! Zwar wird dies verständlicherweise häufig damit begründet, das Speakon-Verbindungen angesichts der hohen Leistungen bei Class-D-Verstärkern einfach sicherer sind, aber im Praxisfall war ich schon sehr häufig dankbar, beide Steckervarianten verwenden zu können. Es ist und bleibt ein Phänomen: das berühmte “falsche Kabel am falschen Ort im falschen Moment”. Deswegen definitiv von mir ein großes Plus für jeden Hersteller, der sich Meiner erbarmt und die Anschluss-Optionen offenhält.
Es gibt ja, wie bereits erwähnt, mittlerweile viele Class-D-Bassaggregate auf dem Markt. Manche kommen ohne Lüfter aus, manche könnten ohne ihn auskommen, enthalten aber einen zur Sicherung ungestörter Betriebsfunktion. Andere benötigen den Lüfter auf jeden Fall. Zu einer der letzten beiden genannten Kategorien zählt der Peavey MiniMax – leider, denn der hier installierte Lüfter ist der Gattung “Terrorstufe 2” zuzuordnen. Klar, lauter geht immer, aber das, was ich hier zu hören bekomme, ist schon mehr, als man eigentlich tolerieren möchte! Ich weiß, die Rechnung ist immer die gleiche: Je mehr Leistung ein Amp liefert, desto lauter darf natürlich auch der integrierte Lüfter sein, denn dann hört man ihn ja schließlich während des Spielens sowieso nicht mehr. So oder ähnlich kann ich mir den Denkansatz der Hersteller erklären, der sie seit Jahren immer wieder dazu verleitet, grässlich laute und nicht einmal temperaturgesteuerte Lüfter in Geräte zu verbauen, die aber dank der Natur ihrer portablen Bauweise auch sehr gerne im eigenen Zuhause Verwendung finden. Im Wohnzimmer, aber auch in einem kleinen Saal zum Semi-Akustikset, macht der Lüfter des MiniMax dem Spaß bereits beim Anschalten direkt ein Ende. Es gibt sicherlich viele Kollegen, die sich nicht an solchen Geräuschen stören. Mir persönlich ist das aber definitiv eine Stufe zu viel!
Der nächste kleine “Knack”-Punkt ist in der Tat ein solcher, denn sobald ich das Stimmgerät in Betrieb nehme, was gleichzeitig dem Betätigen eines Mute-Schalters entspricht, welcher den Amp stumm schaltet, hört man ein deutliches und lautes Knacken. Manchmal sind solche Knackgeräusche beim Betätigen des Schalters ein Einzelfall. Es kann statische Aufladung sein, oder eben hin und wieder ein mysteriöses temporäres Schalter-Eigenleben. Hier ist es jedoch eindeutig die Regel. Jeder Schaltvorgang des Tuner-Schalters wird von einem deutlichen Knacken quittiert, das natürlich umso lauter wird, je weiter man die Endstufe des MiniMax aufdreht.

Die Geschichte der amerikanischen Traditionsfirma Peavey geht zurück bis in die frühen 1960er-Jahre!
Die Geschichte der amerikanischen Traditionsfirma Peavey geht zurück bis in die frühen 1960er-Jahre!

Weder der Lüfter- noch der Tune/Mute-Schalter gewinnen hier daher einen Preis für Unauffälligkeit. Das ist ein bisschen schade, denn es sind ja zwangsläufig die ersten beiden Eindrücke nach dem Anschalten des Amps. Die gute Nachricht: Ab diesem Zeitpunkt beginnt sich das Blatt zugunsten der Performance des MiniMax eindeutig zum Positiven zu wandeln! Bereits in der Neutralstellung aller Klangregler in der Mittelposition klingt der MiniMax sehr gut und kann mit einem überaus runden und gut ausgeglichenen Basston aufwarten. Das erweckt sofort den Eindruck eines unkomplizierten “Plug & Play”-Komplizen – hört mal:

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Neutral, alle EQ-Regler auf 12 Uhr

Alle drei Klangregler zeigen sich in der Praxis absolut effektiv und musikalisch. Die Bässe wirken weder matschig, noch sind die Höhen zu scharf oder aufdringlich, wenn sie geboostet werden. Besonders effizient wirkt auch der Mittenregler auf den Sound. In der ersten Einstellung, mit dem Mittenfrequenz-Wahlschalter in der Off-Position, werden die Frequenzen um 600 Hz angesprochen. Vor allem beim Absenken dieses Frequenzbereiches erhält man einen tollen Funksound. Hier hört man im Beispiel, wie die Frequenzen zuerst abgesenkt und dann angehoben werden, um schließlich wieder zur Nullstellung zurückzukehren:

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Mittenregler; Zentralfrequenz: 600 Hz, erste Hälfte allmählich abgesenkt, zweite Hälfte angehoben

Ist der Mittenfrequenz-Wahlschalter gedrückt, so werden die Frequenzen um 250 Hz bearbeitet. Das ist vor allem ein Frequenzbereich, welcher durch Boosten einen knurrenden Rockbass-Sound begünstigt:

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Mittenregler, Zentralfrequenz 250 Hz, erste Hälfte allmählich abgesenkt, zweite Hälfte angehoben

Hier das Beispiel mit zeitgleich angehobenen Bässen und Höhen und abgesenkten Mitten bei 600 Hz:

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EQ: Bass +2, Mid (600 Hz) -3, Treble +2
Vergleicht man den MiniMax einmal z.B. mit Bildern des Peavey Musician-Amps, wird einem die immense Entwicklung der Produkte erst so richtig bewusst.
Der MiniMax punktet mit geringem Gewicht, enormer Power und guten Sound – allerdings entdeckte Oliver Poschmann auch Wermutstropfen!

Ich muss gestehen, dass ich von diesem Sound sehr angetan bin! Er klingt für mich ganz und gar nicht nach “kleiner Konservenbüchse”, sondern groß und ausgewachsen. Die Augen geschlossen, kann man sich gut und gerne der Illusion hingeben, hier den Sound eines großen Topteils zu erleben – ohne jegliche Kompromisse. Dies bestätigt sich auch dann weiter, wenn ich mit der Klangregelung etwas herumexperimentiere. Hier ein Beispiel, bei dem ich zusätzlich die beiden Schalter “Punch” und “Bright” betätige, mit weit aufgedrehten Bässen und leicht geboosteten Mitten bei 250 Hz und Höhen:

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Schalter Punch & Bright IN, Bass +4, Mid (250 Hz) +2, Treb +2

Jetzt schalte ich zusätzlich noch den geheimnisvollen “Psycho-Acoustics-Technology”-Schalter ein und bin abermals verblüfft. Der Effekt ist zwar nicht opulent, sondern eher diskret, aber dennoch sehr deutlich hör- und spürbar. Die Effizienz zeigt sich vor allem bei der Leistungsausnutzung, denn der Sound wirkt auch im Raum augenblicklich deutlich lauter. Das macht diese Schaltung nicht nur zu einem Verkaufsgimmick, sondern tatsächlich verbirgt sich dahinter ein brauchbares Arbeitswerkzeug, um seinem Sound eine zusätzliche Qualität zu verleihen, die man mit dem EQ alleine nicht erreichen würde:

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Schalter Punch & Bright IN plus „Psycho-Acoustics“, Bass +4, Mid (250 Hz) +2; Treb +2

Bei allen Spieltechniken bleibt der Peavey MiniMax absolut souverän und liefert das, was man von einem modernen Bassverstärker gerne hören möchte. Ich finde, dabei klingt er vor allem nicht typisch nach Class-D. Man kann ihm stattdessen eine gute Portion hörbarer Wärme abgewinnen und er klingt laut, aber nicht schmerzhaft, wie man das Klangverhalten von Class-D-Amps manchmal umschreiben möchte, wenn sie in Lautstärkebereiche gefahren werden, die in die Kategorie “Körperverletzung” gehören. Dabei ist eher das schnelle Impulsverhalten ausschlaggebend, als tatsächlich nur pure Leistung. Wie gesagt, der MiniMax macht auf mich eine musikalisch gute Figur!

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Finger Slap Pick Tapping

Zuletzt teste ich die integrierte Röhrensimulation, seitens Peavey mit dem Kürzel TT (TransTube) betitelt. Das Besondere an dieser Schaltung ist, das sie auf geschickte Weise mit dem Gain-Regler interagiert. Ist die TT-Schaltung aktiviert, so stellt man den gewünschten Verzerrungsgrad am Gain-Regler ein. Natürlich verstärkt sich bei zunehmenden Gain die Verzerrung und auch die Lautstärke nimmt zu. Das kann man am (Master-) Volume-Regler wieder ausgleichen. Der Trick kommt jetzt: Schaltet man die TT-Simulation wieder aus und kehrt zum unverzerrten Basssound zurück, so verändert sich die Lautstärke vom zuvor eingepegelten Overdrive-Signal nicht mehr! Das funktioniert super und man kann nun wunderbar zwischen cleanem und röhrenartigem Sound hin- und herschalten, ohne erneut nachpegeln zu müssen. Dabei ist die Qualität des Tube Simulation-Sounds wirklich hörenswert und ich staune wirklich, was dieser kleine Peavey für so wenig Geld zu bieten hat.

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TransTube off, Punch on, Bass +3, Mid (600 Hz) -2, Treb +2 TransTube on (Gain +6), Punch on, Bass +3, Mid (600 Hz) -2, Treb +2 TransTube on (Gain voll offen), Punch on, Bass +3, Mid (600 Hz) -2, Treb +2 Alle drei Settings hintereinander
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Profilbild von Gerd_Bass

Gerd_Bass sagt:

#1 - 04.05.2016 um 00:02 Uhr

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Zu schade, das mit dem Lüfter und dem Knacksgeräusch. Ich habe einen 35 Jahre alten Mark IV, der immer noch problemlos läuft, aber von Beginn an ein sattes Plopp beim Ausschalten vernehmen lässt. Angeblich ist das für die Speaker nicht schädlich, aber es ist so peinlich, dass ich vor dem Ausschalten i. d. R. die Speakerkabel abziehe.Seltsam, dass Peavey es in 35 Jahren nicht schafft, dieses nervige Problem zu beseitigen. Statt dessen kommt noch eines hinzu, das mein alter Mark IV nur vom Hörensagen kennt: Lüftergeräusche. Die sind nur bei mittleren bis grossen Gigs unauffällig, aber schon auf kleinen Bühnen, beim Proben oder gar bei Live Recordings im Studio ein No-go.Ich hatte schon erwartet, meine Topteil-Wunschliste bekäme einen neuen Spitzenreiter. Alles passt: Sound, Features, Preis. Wobei ich gerne 25 € mehr für einen temperaturgesteuerten Lüfter ausgegeben hätte. Aber diese beiden Geräuschprobleme verhageln ihm das Ergebnis.
Zu schade.

    Profilbild von lars.bonedo

    lars.bonedo sagt:

    #1.1 - 04.05.2016 um 06:49 Uhr

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    Hi Gerd!Ha, kenne ich - auch ich besaß zu Beginn meiner Musikerkarriere einen Peavey-Amp (sogar noch einen Mark III). Der klang gar nicht übel und war quasi "unkaputtbar", besaß aber auch schon das von dir beschriebene Knacksen.
    Du hast Recht: dass man das nach all den Jahren nicht einfach mal behebt, ist schon komisch. Scheinbar legen die Entwickler auf andere Sachen Wert; und die firmeneigenen Features sind ja auch durchaus beachtlich.
    Trotzdem: der Schritt zur Nebengeräuschminimierung wäre ja im Grunde nur ein kleiner. Dass der noch nicht getätigt wurde, versteht man nicht wirklich!Viele Grüße und weiterhin viel Spaß mit deinem Mk. IV, Lars

    Antwort auf #1 von Gerd_Bass

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