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Pearl Crystal Beat Studio Drumset Test

Als in den frühen 1970er Jahren die Supergroups versuchten, sich in Sachen Equipment und Bühnenoptik gegenseitig zu übertrumpfen, rauchten auch in den Entwicklungsabteilungen der Drum-Hersteller die Köpfe. Die Idee, durchsichtige Trommelkessel aus synthetischem Material zu produzieren, stammt ursprünglich von der Firma Fibes, aber so richtig berühmt wurden die Acryl-Trommeln durch einen gewissen Herrn Bonham mit seinen Ludwig Vistalite Drums. Aber auch die Japaner schliefen nicht, und so schaffte es Pearl 1973 als einziger Hersteller, seine „Crystal Beat“ Kessel nahtlos herzustellen, wodurch das Hauptproblem der Acryl Drums, nämlich die Gefahr von Rissen an den Nahtstellen, gebannt werden sollte.    

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Mehr als 40 Jahre später, in einer Zeit, die stark vom Retro-Trend geprägt ist, lässt Pearl nun seinen damals kommerziell nur mäßig erfolgreichen Klassiker in modernisierter Form wieder aufleben. Nachdem das Set mit viel Aufsehen Anfang 2015 vorgestellt wurde, brauchte es einen zweiten Anlauf, um die Kessel auch mit den Pearl-typischen Qualitätsansprüchen in den Handel zu bringen. Drei Farben und ebenso viele Konfigurationen mit Trommelgrößen zwischen 10 und 22 Zoll stehen hierzulande zur Auswahl. Wir haben zum ausführlichen bonedo Test vom Pearl Vertrieb ein vierteiliges Studio Shellset in der Farbe Tangerine Glass sowie zwei normalerweise nicht im Lieferumfang enthaltene Tom-/Becken-Stative bekommen. 

Details

Nahtlose Kessel mit leicht gerundeten Gratungen

Das Crystal Beat Studio Testset beinhaltet eine 20“x15“ Bass Drum, 10“x7“ und 12“x8“ Rack Toms sowie ein 14“x13“ Floor Tom. Die abgebildeten Stative gehören nicht zum regulären Umfang, müssen also, um die Toms aufzuhängen, separat erworben werden, denn auf der Bass Drum selbst gibt es keine Befestigungsmöglichkeit. Gut so, denn das Gewicht der nicht gerade leichten Trommeln würde den sieben Millimeter starken Kessel der Basstrommel nur unnötig belasten. Obwohl die in China hergestellten Kessel nahtlos gefertigt sind und somit Stabilität versprechen, gewährt Pearl auf dieses Set übrigens keine „Lifetime Warranty“ wie bei den anderen Serien, sondern lediglich eine zweijährige Garantie. Für mich ein klarer Hinweis darauf, dass diese Drums mit einer gewissen Sorgfalt behandelt werden sollten. Die sauber geschnittenen Kesselgratungen auf der Bass Drum wie auch auf den sechs Millimeter starken Kesseln der restlichen Trommeln liegen etwa zwei Millimeter von der Außenseite entfernt und weisen sowohl nach innen als auch nach außen einen 45 Grad Gegenschnitt auf. Um den Fellen etwas mehr Auflagefläche zu bieten und somit dem Sound eine Portion Wärme zuzufügen, sind sie leicht verrundet.  

Die Acryl-Kessel der Crystal Beat-Reihe sind nahtlos gefertigt.
Die Acryl-Kessel der Crystal Beat-Reihe sind nahtlos gefertigt.

Bei Acrylkesseln besonders wichtig: Gummiunterlagen an der Hardware

Mit ihren 20 Spannböckchen bringt die 20“x15“ Bass Drum ein stattliches Gewicht auf die Waage, wozu auch die kräftigen, gut verarbeiteten Acryl-Spannreifen sowie die massiven, ausklappbaren Standbeine mit  herausschraubbaren Metallspitzen beitragen. Selbstredend sind sowohl die Böckchen als auch die Spannklauen und Beine mit Gummiunterlagen versehen, um einen direkten Kontakt zwischen Metall und Acryl zu vermeiden. Ein kleines, aber feines Detail sind die verschraubten Ösen für die Luftlöcher. Mit jeweils zwei Schrauben sind die Badges an den Trommeln befestigt. 

Fotostrecke: 5 Bilder Die Gratungen wurden leicht verrundet.

Das Optimount Tom-Haltesystem und die Air Suspension Feet sind Pearl Klassiker

Sechs Spannböckchen pro Seite wurden an den Rack Toms verbaut, zwei mehr sind es beim Floor Tom. Die Tom-Aufhängung ist das seit Jahren bewährte Optimount System, welches eine Befestigung an vier Spannschrauben vorsieht und beim Fellwechsel nicht entfernt werden muss, da es von den zwei Schrauben der gegenüber liegenden Seite gehalten wird. Zur Optimierung des Sustains sind die drei Beine des Floor Toms mit den Pearl-typischen „Air Suspension Feet“ ausgestattet, deren Besonderheit in einer Aussparung besteht. Die am Kessel verschraubten Böckchen zur Aufnahme der Beine sind einfache Versionen, bei denen die Feststellschraube direkt auf das Bein drückt. Die spezielle Formgebung sorgt für geringstmöglichen Kontakt zum Kessel. Alle drei Toms sind mit einfachen, 1,6 Millimeter starken Spannreifen bestückt. Die Fellauswahl besteht aus zweilagigen Schlag- und einlagigen Resonanzfellen, alle in klarer Ausführung.

Fotostrecke: 4 Bilder Altbewährt und immer noch gut: Die Optimount Tom-Aufhängung.
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Praxis

Hier riecht es so streng

Nachdem ich die Trommeln aus ihren Kartons befreit habe und die Felle der 10“ und 12“ Toms zur Inspektion der Innenseiten entferne, schlägt mir ein stechender Lösungsmittelgeruch entgegen, den ich in dieser Intensität noch bei keiner anderen Trommel wahrgenommen habe. Leider verflüchtigt er sich auch im Verlauf des Tests nicht vollständig.

Hardware mit kleinen Schwächen

Die Qualität der Spannböckchen sowie der Bassdrum-Spannklauen ist sehr gut, und die Stimmschrauben laufen leichtgängig in den vorgefetteten Gewindehülsen. Auch die Verarbeitung und Funktionalität von Bassdrum-Beinen und Optimount Haltesystem sind über jeden Zweifel erhaben. Lediglich die Stahlspannreifen an den Toms entpuppen sich durch teilweise rauhe Stellen an den Kanten als preisgünstige Einheitsware. Auch bei den Böckchen für die Standtom-Beine hätte es etwas mehr sein dürfen, denn bei häufigem Auf- und Abbau werden sich früher oder später Abnutzungsspuren in der Riffelung der Beine zeigen. Nachdem ich die äußerliche Inspektion abgeschlossen habe, bin ich nun gespannt auf den Sound. Im folgenden Video hört ihr das Set in zwei verschiedenen Stimmungen:

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Mehr Informationen

Satte Sounds in tiefer Stimmung

Da Acryl-Trommeln zumeist in rockigen Gefilden zum Einsatz kommen und die doppellagigen Felle diese Intention unterstreichen, beginne ich mit einer tiefen Stimmung. Dämpfungsmaßnahmen erübrigen sich mit dieser Fellkombination, und dennoch halten sich bei den Toms die Obertöne in Grenzen, so dass der Fokus sich klar auf die tiefen Frequenzen verlagert. Man sagt Acryl Drums im allgemeinen nach, dass sie so klingen, als sei ihr Sound bereits mit dem Equalizer bearbeitet worden, und diesen Eindruck kann ich bestätigen. Das Mittenspektrum der Toms ist weniger stark ausgeprägt als bei Holzkesseln. Dadurch ist der Sound bei der Aufnahme leicht zu handhaben und entwickelt kaum störende Frequenzen, wirkt aber gleichzeitig auch nicht so „charaktervoll“ wie bei hochwertigen Holzkesseln. Die typische Acryl-Charakteristik zeigt sich auch bei der Bass Drum, die für die Testaufnahmen mit einem kleinen exzentrischen Loch im Resonanzfell versehen und ebenfalls nicht zusätzlich gedämpft wurde. Low End ist in ausreichendem Maße vorhanden, und durch die reduzierten Tiefmitten neigt die Trommel nicht zum Wummern. Der naturgemäß helle Attack, den das Kesselmaterial mitbringt, wird durch die runde Kesselgratung leicht abgeschwächt, was auch für die Toms gilt. 

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Tiefe Stimmung – Groove Tiefe Stimmung – Toms solo Tiefe Stimmung – Tom-Groove

Im hohen Tuning erweisen sich die Werksfelle als ungünstig 

Stimmt man die Toms deutlich höher, so erweisen sich die doppellagigen Felle, in Kombination mit den rundlichen Gratungen, als „Obertonkiller“, was sich in einem etwas dumpfen Sound äußert und vor allem beim 10“x7“ Tom deutlich wird. Die Trommel entwickelt nicht den erwarteten knallig-perkussiven Sound, zudem ist das Sustain des kleinen Kessels relativ kurz, was übrigens beim Floor Tom überhaupt nicht zutrifft. Trotz der Tatsache, dass die Trommel mit ihren drei Beinen auf dem Boden ruht, klingt sie lange aus – vermutlich ein Effekt der Air Suspension Feet. Das 12“x8“ Tom reiht sich bezüglich des Sustains genau zwischen den anderen beiden Trommeln ein.

Audio Samples
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Hohe Stimmung – Groove Hohe Stimmung – Toms solo Hohe Stimmung – Tom-Groove

Mehr Obertöne durch einen Fellwechsel

Um zu sehen, über welches Potenzial die Trommeln im hohen Tuning-Bereich verfügen, ziehe ich klare Remo Ambassador Felle auf die Toms und stimme die Bass Drum, bei geschlossenem Resonanzfell, etwas höher. Der Fellwechsel bedeutet für die Toms eine wahre Frischzellenkur, denn nun entfaltet sich ein deutlich hellerer, perkussiver Charakter, der auch ohne Dämpfung gut kontrollierbar bleibt. Die Bass Drum liefert ein weiches Fundament, das sich gut für ruhige, akustische Musik eignet, entwickelt dabei aber nicht die ausgeprägte Tonalität, die beispielsweise im Jazz gefragt ist. 

Audio Samples
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Remo Ambassador – komplettes Set Remo Ambassador – Tom-Groove Remo Ambassador – Toms solo
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Fazit

Das Pearl Crystal Beat fügt dem Portfolio des japanischen Herstellers eine weitere klangliche Facette hinzu. Im Vergleich zu Holzkesseln entwickelt Acryl als Kesselmaterial ein etwas anderes Klangbild, das durch einen abgesenkten Mittenbereich gekennzeichnet ist. Wenngleich dadurch ein wenig Charakter verloren geht, bietet diese Klangästhetik auch Vorteile, nämlich die leichte Mikrofonierbarkeit des quasi „vorgeformten“ Sounds. In Verbindung mit den gerundeten und damit leicht dämpfenden Kesselgratungen erweisen sich die doppellagigen Felle nicht als optimal, da sie den Trommeln, vor allem in höherer Stimmung, zu viele Obertöne rauben. Bezüglich der Hardware gibt es, abgesehen von den mäßigen Qualität der Stahlspannreifen und der verschleißanfälligen Fixierung der Floortom-Beine, nichts zu beanstanden, und die Optik macht das Set auf jeden Fall zum Hingucker. 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • fairer Anschaffungspreis
  • gut mikrofonierbarer Sound
  • auffällige Optik
  • stabile Tom-Halterungen und Bassdrum-Beine
Contra
  • starker Lösungsmittelgeruch
  • unflexible Fellauswahl
  • Fixierung der Floortom-Beine
  • mäßige Qualität der Stahlspannreifen
Artikelbild
Pearl Crystal Beat Studio Drumset Test
Für 1.199,00€ bei
Imposante Erscheinung mit Durchblick: Das Pearl Crystal Beat
Imposante Erscheinung mit Durchblick: Das Pearl Crystal Beat
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Pearl
  • Bezeichnung: Crystal Beat CRB-504P/C
  • Farbe: Tangerine Glass
  • 20“ x 15“ Bass Drum
  • 10“ x 07“ Rack Tom
  • 12“ x 08“ Rack Tom
  • 14“ x 13“ Floor Tom
  • Kesselmaterial: Acryl
  • Kesselstärke: Bass Drum 7 mm / Toms 6 mm
  • Spannreifen Bass Drum: Acryl
  • Spannreifen Toms: 1,6 mm Stahl
  • Hardware: Chrom, Rack Toms mit Optimount Haltesystem, Floor Tom mit Air Suspension Feet
  • Felle:
  • – Bass Drum: einschichtig, klar mit Dämpfungsring
  • – Toms Schlagfelle: zweischichtig, klar
  • – Toms Resonanzfelle: einschichtig, klar
  • Weitere erhältliche Farben: Ultra Clear, Ruby Red und Frost Acrylic (nicht in Deutschland)
  • Herstellungsland: China
  • PREIS: (Verkaufspreis)
  • EUR 999,-
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Made in China - im Jahre 2016 fast schon selbstverständlich.

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