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Paiste 2002 Black Big Beat Cymbals Test

Retro ist in. Anders lässt sich kaum erklären, dass sich fast alle traditionsreichen Instrumentenhersteller momentan mehr oder minder offensiv ihrer eigenen, bewegten Geschichte bedienen, um ihre Produkte an den trommelnden Konsumenten zu bringen. Paiste ist da keine Ausnahme, allerdings muss man den Schweizer Beckenspezialisten zugute halten, daß ihre 2002 Serie tatsächlich seit 45 Jahren ununterbrochen angeboten wird und daher mit Fug und Recht als Dauerbrenner bezeichnet werden kann. Immer wieder erweitert und den jeweiligen Sound-Geschmäckern neuer Trommlergenerationen angepasst, bringt es die reguläre Serie mittlerweile auf über 40 Modelle. Nicht ganz unschuldig am durchschlagenden Erfolg der Reihe dürfte der legendäre Led Zeppelin-Drummer John Bonham gewesen sein, denn neben seinem bombastischen Stil war es vor allem auch sein Sound, der unzähligen Trommlern auch heute noch schlaflose Nächte bereitet. 

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„Bonzo“ erzeugte diesen Sound mithilfe großer Trommeln und Becken und einer spielerischen Intensität, die immer noch ihresgleichen sucht. Der Druck, den er am Instrument entfesselte, war zum Teil auch dem Umstand geschuldet, dass selbst in größeren Clubs oft keine PA-Anlagen vorhanden waren. Hinterm Schlagzeug musste daher ordentlich gearbeitet werden, damit auch das Publikum in den hinteren Reihen noch einen halbwegs ausgewogenen Mix hören konnte. Um den Drummern der neuen, lauten Rock-Stile zu mehr Durchsetzungskraft zu verhelfen, experimentierte Paiste in den 60er Jahren mit einer neuartigen Bronzelegierung, die statt 20 nur noch acht Prozent Zinn enthielt und damit besonders die Höhen und oberen Mitten stärker heraushob. B8 wird diese Legierung in Fachkreisen genannt. 1965 kam mit den Stambul 65 Becken die erste, aus diesem Material hergestellte Serie auf den Markt, gefolgt von den kurzlebigen – aber mittlerweile neu aufgelegten – Giant Beats, deren Produktion bereits 1971 wieder eingestellt wurde, um den Nachfolgern namens 2002 Platz zu machen. Die wirkungsvolle Legierung blieb. Unsere Testkandidaten können also auf bedeutende Ahnen verweisen, wollen aber definitiv keine Becken sein, die nur von Lautspielern geschätzt werden. Ob die Black Big Beats den Spagat zwischen Rock-Tradition und zeitgemäßen, komplexen und warmen Sounds hinbekommen, lest und hört ihr auf den folgenden Zeilen.

Details

Bezeichnungen wie „Crash“ oder „Ride“ sucht man auf den Black Big Beats vergebens

Ein Keuchen sagt mehr als tausend Worte. „Das muss die komplette Serie der neuen 2002 Black Big Beat Becken sein!“, denke ich, als der UPS-Bote 20 Kilogramm feinste CuSn8 (B8) Bronzeplatten japsend vor meiner Haustür abstellt. Und tatsächlich, ein Blick ins Innere des stabilen Kartons liefert die Bestätigung. Hi-Hat-Becken in 15 und 16 Zoll befinden sich darin, sowie sechs der von Paiste so genannten Single-Typen in 18, 19, 20, 21, 22 und 24 Zoll, alle ohne weitere Anwendungsbezeichnungen wie Ride oder Crash. „Multifunctional“ nennen die Schweizer ihre Becken auf der Website. Wie in alten Zeiten bleibt dem Trommler also selbst überlassen, wie er seine Becken einsetzen möchte, und wie die alten Originale sind auch die neuen Versionen mit schwarzen Logos versehen. Abgesehen vom fehlenden Rahmen und der Herkunftsangabe „Made in Switzerland“ entsprechen sie allerdings jenen der regulären 2002er. Alle Testbecken sind absolut makellos verarbeitet. 

Eine leichte Patina hebt die Black Big Beats von den normalen 2002ern ab

Die wichtigsten Neuerungen gibt es allerdings bei der soundrelevanten Bearbeitung der Becken zu vermelden. So ist es kein Zufall, dass mich eine Art Freudscher Verschreiber dazu verleitet, diesen Test zunächst mit „Paiste Twenty…“ zu betiteln. Woran liegt’s? Man muss zweimal hinsehen, dann fällt auf, dass die Becken irgendwie gealtert aussehen. „Halb mattiert“ nennt Paiste das, den Blechen fehlt damit das saubere, rötlich schimmernde Erscheinungsbild der normalen 2002er, stattdessen sehen sie wie bereits längere Zeit gespielt aus. Eine deutlich unregelmäßiger und auch tiefer ausgeführte Hämmerung, die eher an eine Mischung aus Sabian HH und eben Paistes – mittlerweile eingestellter – Twenty-Serie erinnert, gibt es bei allen Becken außer den Hi-Hat Bottoms zu bestaunen. Viele kleine, klar abgegrenzte Hämmermale verteilen sich auf einer in unterschiedlichen Abständen abgedrehten Beckenoberseite. Von der Anatomie her entsprechen die Black Big Beats den regulären 2002ern, werden sie doch aus den gleichen Rohlingen hergestellt. 

Fotostrecke: 5 Bilder Single-Börse: die 18 bis 21 Zoll großen Black Big Beats im Gruppenbild

Alle Single-Becken weisen die gleichen – oben beschriebenen – Bearbeitungsmerkmale auf. Ihr Profil ist unspektakulär und damit weder besonders flach noch überdurchschnittlich gewölbt. Ab der 20 Zoll Variante werden die Kuppen etwas größer und setzen sich optisch stärker ab. Das soll die Durchsetzungsfähigkeit erhöhen, außerdem sollen solch große Modelle auch als Rides funktionieren und müssen deshalb über eine präsent klingende Bell verfügen. Auf der Unterseite sind alle Singles abgedreht, auch hier gibt es keine Auffälligkeiten, das Muster mit unregelmäßig breit gesetzten Rillen entspricht jenem der Oberseite. Mit etwa 1350 Gramm beim 18er, 1450 Gramm beim 19er, 1700 Gramm beim 20er, 1950 Gramm beim 21er, 2300 Gramm beim 22er und 2850 Gramm beim 24er fallen die Black Big Beat Single Modelle in die eher leichte Kategorie. Ich bin gespannt, wie „multifunktional“ sich die Becken im Praxistest schlagen werden.  

Fotostrecke: 5 Bilder Gut zu erkennen: die Hämmerung ist tiefer ausgeführt als bei den normalen 2002ern

Die Hi-Hats fallen konstruktiv etwas heraus 

Die Hi-Hat Modelle wirken auf den ersten Blick ähnlich konzipiert wie die Single-Becken, aber schon beim Herausnehmen aus dem Karton fällt mir das niedrige Gewicht auf. 800 und 950 Gramm für das Top- beziehungsweise Bottom-Becken einer 15 Zoll großen Hi-Hat sind wahrlich nicht viel, und auch die große 16er Version liegt mit knappen 1000 und 1150 Gramm weit jenseits dessen, was eine typische Rock Hi-Hat ausmachen würde. Ein bisschen stutzig macht mich auch, dass ich zur Unterscheidung von oberem und unterem Becken jeweils auf die aufgedruckten Bezeichnungen schauen muss, denn der Gewichtsunterschied ist offensichtlich ziemlich gering. Schon bei einer gängigen 14 Zoll Allround Hi-Hat sind 200 bis 300 Gramm Differenz zwischen Top- und Bottom eher die Regel als die Ausnahme. Anatomisch sind beide Becken jeweils identisch, eine Auffälligkeit gibt es aber noch: Die Bottoms weisen nicht die tiefere, „wildere“ Hämmerung der anderen Becken auf, sondern jene der regulären, roten 2002 Modelle. Die Hammerschläge sind hier also gleichmäßiger und weniger tief gesetzt. 

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Praxis

Die Black Big Beat Single Becken klingen weniger silbrig als normale 2002er  

Die Paiste Black Big Beat Becken zählen zu jenen Instrumenten, denen man schon beim Anfassen anmerkt, dass bei ihrer Produktion Wert auf größte Sorgfalt gelegt wurde. Ihre Oberfläche fühlt sich angenehm samtig an, die Kanten sind weich verrundet – da macht das Hantieren direkt Spaß und erzeugt Vorfreude auf die ersten Schläge. Meine Vermutungen bezüglich der Sounds werden ziemlich schnell bestätigt. Alle Singles klingen ausgewogen und sind tonal gut aufeinander abgestimmt. Wer mit Becken der 2002 Reihe noch keine Erfahrungen gemacht hat, dürfte hier Allround-Modelle für einen sehr breiten Einsatzbereich finden. Im folgenden seht ihr ein kleines Video mit zwei Konfigurationen der Becken.

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Mehr Informationen

Die „kleinen“ 18er und 19er Becken sprechen – als Crash angespielt – schnell und klar an, das Stickgefühl ist eher weich, das Sustain relativ lang und mittelhoch. Kenner des 2002 Crashsounds werden die mittigen, etwas silbrigen Obertöne heraushören, welche hier allerdings vielschichtiger und dunkler auflösen. Die Schärfe, für die gerade dickere Paiste-Becken teilweise bekannt sind, gibt es hier praktisch nicht. Ich habe euch für alle Becken jeweils ein Solo- und ein Groove-Soundfile aufgenommen.

Audio Samples
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18″ Big Beat – solo 19″ Big Beat – solo 18″ Big Beat – Groove 19″ Big Beat – Groove

Dass man gerade vom 18er keine Wunderdinge in Sachen Ride-Verwendung erwarten sollte, dürfte klar sein, schon beim 19er gibt es aber einen schönen, leicht glasigen Anschlags-Sound, der in leiseren Stilen gut funktionieren dürfte. Zudem ist die Kuppe vollwertig einsetzbar. Ab 20 Zoll verwandeln sich die Black Big Beats – als Crashes am Rand angespielt – in Sound-Giganten mit uneingeschränktem Open Air-Potenzial. Dabei wird keines von ihnen unangenehm scharf, alle klingen außerdem wieder deutlich dunkler und komplexer als ihre regulären 2002 Pendants. Wer ein bisschen Ian Paice spielen möchte, im heimischen Proberaum bei entsprechenden Crash-Größen (ab 20 Zoll) aber um seine und die Ohren der Mitmusiker gefürchtet hat, könnte bei den Black-Versionen eine zivilere Alternative finden. 

Alle sechs Singles von 18" bis 24" auf einen Blick.
Alle sechs Singles von 18″ bis 24″ auf einen Blick.

Als Rides eingesetzt, werden die größeren Modelle zu absoluten Allroundern, mit denen sich sehr viele Stile bedienen lassen dürften, mir gefallen besonders das kontrollierte Stickgefühl und die musikalischen Kuppen. Auch beim 24er muss man keine Angst haben, dass es beim Anschlag sofort den Rest dominiert. Im Gegenteil, es lässt sich sehr dosiert spielen, ohne dass man sich übermäßig zügeln muß. Wieviel Power in dem Becken steckt, zeigt ein Wechsel zu dicken 2B Sticks. Ein breiter Mittenteppich rollt sich nun aus, und harte Schläge auf die Kuppe lassen auch Gehörschutz-verachtende Gitarristen zusammenzucken. 

Audio Samples
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20″ Big Beat – solo 21″ Big Beat – solo 22″ Big Beat – solo 24″ Big Beat – solo 20″ Big Beat – Groove 21″ Big Beat – Groove 22″ Big Beat – Groove 24″ Big Beat – Groove

Die Hi-Hats spielen sich weich und sind nicht allzu laut 

Bei den Hi-Hat-Becken ergibt sich ein etwas anderes Bild. Die – bei Bedarf – beträchtlichen Dynamikreserven der Singles stehen hier nicht zur Verfügung. Wer Marshall-Stacks mit harten Schlägen auf halb geöffneten Becken vor sich her treiben will, könnte also enttäuscht werden. Die leichte Konstruktion beider Becken sorgt eher für einen warmen, „sloshigen“ Sound, der kaum scharfe Obertöne enthält, die es aber bräuchte, um ordentlich Druck zu erzeugen. Ich fühle mich beim Spielen beider Modelle ein bisschen an meine Agop Om 15er oder die alte Paiste Formula 602 Hi-Hat eines Kollegen erinnert. Trotzdem – oder gerade deswegen – gefallen mir die beiden Big Beat Modelle gut. Geschlossen sind sie weich, aber artikuliert, leicht geöffnet schnurren sie los, ohne dass Kontrolle verloren ginge. Etwas schwächlich finde ich den getretenen Sound, auch dieser ist ein Resultat der leichten Bottom-Becken. Hier hätten hundert Gramm zusätzliches Gewicht vielleicht nicht geschadet. 

Die beiden Big Beat Hats im Gruppenbild.
Die beiden Big Beat Hats im Gruppenbild.
Audio Samples
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15″ Hi-Hat – solo 16″ Hi-Hat – solo 15″ Hi-Hat – Groove 16″ Hi-Hat – Groove

Am Schluss hört ihr noch ein kleines und ein großes Setup im Kontext. Das kleine besteht aus der 15er Hi-Hat sowie den drei kleineren Singles in 18, 19 und 20 Zoll. Das große beinhaltet die 16er Hi-Hat sowie die 21, 22 und 24 Zoll großen Crashrides.  

Audio Samples
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18″ 19″ 20″ in Reihe 21″ 22″ 24″ in Reihe
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Fazit

Die neuen Paiste 2002 Black Big Beat Becken überzeugen im Test mit musikalischen und großen Sounds, die sich vielfältig einsetzen lassen. Im Gegensatz zu den rot bedruckten Standardversionen, die übrigens identische Anschaffungspreise aufweisen, bieten die Big Beats einen etwas milderen, weniger aggressiven Grundton, der durch die stärkere Bearbeitung außerdem komplexer daher kommt. Mit diesen Qualitäten dürfte die Serie sowohl Fans alter 2002 Modelle ansprechen als auch Drummer, die ganz allgemein auf große, aber eher leichte Cymbals stehen. Wer kräftige und durchsetzungsfähige Hi-Hats mag, ist hier möglicherweise nicht an der richtigen Adresse. Sowohl das 15er als auch das 16er Modell repräsentieren klanglich und konstruktiv einen kompromissloseren Vintage-Ansatz als die Beckenmodelle der Single Versionen. Vom etwas matten Chick-Sound abgesehen, ist dies aber absolut nicht negativ zu verstehen. Insgesamt bieten die modifizierten 2002er tolle Sounds und eine sehr hochwertige und makellose Verarbeitungsqualität. Eine persönliche Begutachtung kann also wärmstens empfohlen werden. 

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr gute, ausgewogene Sounds
  • perfekte Verarbeitung
  • sehr gute Abstimmung der unterschiedlichen Größen
  • kein Aufpreis zur regulären 2002 Serie
Contra
  • etwas matter Chick-Sound bei den Hi-Hats
Artikelbild
Paiste 2002 Black Big Beat Cymbals Test
Für 499,00€ bei
Nichts für Splash-Becken-Freunde: Die 2002 Black Big Beat Becken sind groß.
Nichts für Splash-Becken-Freunde: Die 2002 Black Big Beat Becken sind groß.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Paiste
  • Serie: 2002 Black Big Beat
  • Material: B8 Bronze
  • Klangcharakteristik: traditionell
  • Gewicht: thin bis medium
  • Herstellungsland: Schweiz
  • Preise (UVP):
  • Hi-Hats 15“: 516,00 EUR
  • Hi-Hats 16“: 580,00 EUR
  • Single 18“: 348,00 EUR
  • Single 19“: 376,00 EUR
  • Single 20“: 404,00 EUR
  • Single 21“: 442,00 EUR
  • Single 22“: 480,00 EUR
  • Single 24“: 560,00 EUR

Seite des Herstellers: www.paiste.com

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Die Hi-Hats sind die einzigen Modelle mit Typenbezeichnungen.

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Profilbild von Franz Liebmann

Franz Liebmann sagt:

#1 - 02.12.2022 um 13:24 Uhr

0

Hallo bonedo team ich spiele schon seit lahren auf paiste becken mit der Roten 2002 schrift bin sehr zufrieden !! würde keine andere becken mehr wollen ich besitzte ein Mapex V serie schlagzeug ein sehr gutes drum set bin sehr zufrieden damit ist zum vergleich zum tama implestar oder ein yahmaha genauso gut

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