Ortega D2-4 Test

Der Name Ortega ist bereits seit fast 25 Jahren eine feste Größe am Markt, wenn es um akustische Instrumente geht. Anscheinend hat man bei Ortega auch ein Herz für Bassisten/innen, denn kaum ein anderer Hersteller hat eine derart reichhaltige Auswahl für uns Tieftöner im Angebot. Von Bass-Ukulelen bis hin zu vier- und fünfsaitigen Akustikbässen in verschiedenen Größen und Preisklassen wird für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas geboten. Ich darf heute den Ortega D2-4 Akustikbass testen. Das “D” im Namen steht dabei für “Deep Series”, von der es drei verschiedene Ausführungen gibt. Alle Modelle beruhen auf kompakteren Ausmaßen und sollen so unter anderem den Wechsel vom E-Bass erleichtern.

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Details

Boden und Zargen des D2-4 bestehen aus nahezu schwarzem Walnuss-Holz. Der gesamte Korpus wird mit einem Binding aus hellem Holz (genauere Angaben dazu konnte ich leider nicht finden) eingefasst, was einen schönen farblichen Kontrast zur Walnuss darstellt.
Bei der massiven Decke hat man sich für Zeder entschieden, sie ist etwas dunkler und rötlicher als die bei akustischen Instrumenten ebenso beliebte Fichte. Sie besitzt ebenfalls ein Binding (diesmal aus Abalone), zum anderen wird das Schallloch passend zu den Zargen mit Walnuss und Abalone eingerahmt.

Fotostrecke: 6 Bilder Der Ortega-Bass wird in einem schwarzen Gigbag ausgeliefert, …

Um auch in den hohen Lagen eine gute Bespielbarkeit zu gewährleisten, hat man dem D2-4 ein Cutaway spendiert, welches der Greifhand den Zugang bis zum letzten der 22 Bünde ermöglicht – diese spezielle Form des Cutaways nennt sich übrigens “florentinisch”.
Die Mensur des Ortega D2-4 ist als “Medium Scale” ausgelegt, in Zahlen: 32 Zoll bzw. 812 mm. Der Unterschied ist im Vergleich zu den “normalen” 34 Zoll (834 mm) zwar nicht gewaltig, aber immerhin doch spürbar kürzer. Folglich wurde auch der Korpus etwas kompakter gestaltet, damit die Proportionen wieder passen.

Fotostrecke: 2 Bilder Diese Form des Cutaways nennt sich “florentinisch”.

Hals und Kopfplatte bestehen aus Mahagoni, Griffbrett, Steg und das Furnier der Kopfplatte wurden dagegen aus Akazie gefertigt. Das Griffbrett hat man übrigens mit demselben hellen Binding eingefasst wie den Korpus – schick! Das einzige Inlay auf dem Griffbrett ist die römische Zahl XII (12), was zugegebenermaßen ziemlich cool aussieht! Für den Spieler/in gibt es seitlich die üblichen Dots zur Orientierung auf dem Griffbrett.

Fotostrecke: 3 Bilder Im 22-bündigen Akazien-Griffbrett befindet sich nur eine römische “12” auf Höhe des 12. Bundes.

Der gesamte Bass wurde mit einem hauchdünnen matten Finish versehen, das kaum sicht- und spürbar ist. Man hat das angenehme Gefühl, das blanke Holz zu berühren – für mich gerade bei akustischen Instrumenten ein entscheidender Faktor!
Beim Tonabnehmer vertraut Ortega auf den renommierten Hersteller Fishman. “Presys+” heißt das verbaute System und bietet neben dem Piezo-Tonabnehmer im Steg ein umfangreiches Cockpit mit Vierband-Equalizer (Bass, Mid, Treble, Brilliance), einen Notch Filter zur Eliminierung von Rückkopplungen, einen Schalter zur Phasenumkehrung sowie ein Stimmgerät.

Fotostrecke: 4 Bilder Unter der Steg-Konstruktion befinden sich die Piezo-Elemente zur Klangabnahme.

Eine Besonderheit gibt es noch zu erwähnen, denn neben dem üblichen Ausgang für das Instrumentenkabel (Klinke) gibt es noch einen D.I.-Ausgang in Form einer XLR-Buchse. Auf diese Weise kann man sein Signal sowohl zum Amp als auch direkt zum Mischpult senden, ohne weiteres Equipment bemühen zu müssen. Beide Ausgänge befinden wie bei vielen E-Bässen in der Zarge.

Das Signal verlässt das Instrument sowohl über den Klinken-, als auch über den XLR-Ausgang.
Das Signal verlässt das Instrument sowohl über den Klinken-, als auch über den XLR-Ausgang.

Bisher macht der Ortega D2-4 einen tadellosen Eindruck. Alles ist absolut akkurat verarbeitet und das Instrument fühlt sich sehr hochwertig an. Optisch ist er mit den vielen Details nicht gerade zurückhaltend, wirkt dabei aber auch nicht überladen. Mein einziger Kritikpunkt sind die Stimmmechaniken, deren Wirkungsgrad in meinen Augen leider etwas zu wünschen übrig lässt.
Hier könnt ihr den Ortega D2-4 schon mal im Video sehen und hören:

Ortega D2-4 Acoustic Bass review (No talking)

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Praxis

Über das Gewicht braucht man sich bei akustischen Instrumenten in der Regel keine Sorgen zu machen – so auch beim Ortega D2-4, der mit seinen 2,6 kg wirklich federleicht ist. Die kürzere Mensur und der kleinere Korpus machen gerade denjenigen, die ab und zu mal zum Akustikbass greifen, die Umstellung vom E-Bass denkbar einfach, denn hier fühlt sich alles sehr vertraut an. Eine große Hürde bei erwachsenen Akustikbässen mit 34-Zoll-Mensur ist ja, dass konstruktionsbedingt die tiefen Lagen weiter weg vom Spieler rücken. Beim D2-4 ist jedoch alles exakt da, wo man es erwartet.
Die Werkseinstellung der Saitenlage ist relativ niedrig, trotzdem ist dem Ortega D2-4 kaum unangenehmes Schnarren zu entlocken. Dazu muss man schon mit ordentlich Energie zu Werke gehen. Auch in den hohen Lagen bleibt es ruhig. Hier gibt es ja bei Produkten anderer Hersteller häufiger mal Probleme im Bereich der Anbindung des Halses an den Korpus – nicht so jedoch beim D2-4. Hier wurden anscheinend alle Hausaufgaben sehr gewissenhaft erledigt, denn die Abrichtung des Griffbretts und der Bünde ist einwandfrei.

Schnarrfrei bis in die hohen Lagen - leider nicht bei allen Akustikbässen eine Selbstverständlichkeit!
Schnarrfrei bis in die hohen Lagen – leider nicht bei allen Akustikbässen eine Selbstverständlichkeit!

Die Haptik ist ebenfalls sehr gelungen, das dünne Finish vermittelt – wie weiter oben schon beschrieben – eher das Gefühl, dass man das Holz berührt als den Lack. Am Daumen der Greifhand ist kein unangenehmer Bremseffekt ist zu spüren, und durch das Cutaway sind alle Bünde problemlos zu erreichen.

Fotostrecke: 3 Bilder Gute Bespielbarkeit bis in die hohen Lagen – das …

Bis hierher konnte der Ortega D2-4 auf voller Linie überzeugen. Nun kommen wir aber zum wichtigsten Kriterium: dem Klang!
Hier möchte ich etwas ausholen, da Akustikbässe durchaus ihre eigenen Gesetze haben. Zum einen gibt es die leidige Physik – tiefe Frequenzen brauchen nun mal ein großes Volumen (sprich: Resonanzkörper), um entsprechend verstärkt zu werden und rund und voll zu klingen. Je größer der Korpus, desto lauter und tiefbassstärker ist das Instrument.
Darunter leidet natürlich irgendwann zwangsläufig die Bespielbarkeit eines Akustikbasses. Zwischen den beiden Polen Lautstärke/Klang und Bespielbarkeit muss also ein Kompromiss gefunden werden. Das Resultat ist, dass eigentlich kein Akustikbass wirklich laut genug ist, um im Zusammenspiel mit z.B. Gitarren zu bestehen. Spielt man nicht gerade alleine, benötigt man also fast immer zusätzliche Verstärkung.

Auch wenn die Bodies von Akustikbässen massig aussehen - sie können in der Regel nicht mit Akustikgitarren oder Percussion-Instrumenten konkurrieren.
Auch wenn die Bodies von Akustikbässen massig aussehen – sie können in der Regel nicht mit Akustikgitarren oder Percussion-Instrumenten konkurrieren.

Aus diesem Grund setzen einige Hersteller (zumindest bei einigen ihrer Modelle) gleich mehr auf die Karte Bespielbarkeit und bieten kleinere Bässe an, denn verstärken muss man ja so oder so. Beim verstärkten Klang macht sich die kleinere Größe des Bodies nahezu nicht mehr bemerkbar, während sie für den Solobetrieb zuhause vollkommen ausreichend ist. Es macht also durchaus Sinn, dass man als Hersteller diesen Weg beschreitet.
Ein solcher Kandidat ist auch unser Ortega D2-4: Akustisch gespielt ist er sicher nicht der lauteste Kandidat und es fehlt ihm etwas an Low End. Doch das wird auch seitens Ortega bewusst in Kauf genommen, somit kann man es ihm nicht als Nachteil ankreiden. Vielmehr besitzt der D2-4 einen sehr präsenten Klang mit prägnanten Mitten, die für entsprechend gesunde Definition sorgen. Akkorde, Soloarrangements oder dergleichen machen daher große Freude mit ihm. Hier ein paar Eindrücke des akustischen Sounds:

Audio Samples
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Akustiksound 1 Akustiksound 2 Akustiksound 3 Akustiksound 4

Und so klingt der Fishman-Tonabnehmer – ich habe den D2-4 direkt ins Audio Interface gestöpselt und sämtliche Regler in Neutralstellung gelassen:

Audio Samples
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Piezosound 1 Piezosound 2 Piezosound 3 Piezosound 4

Piezo-Tonabnehmer besitzen im Vergleich zum akustischen Sound ja stets eine etwas künstliche und sterile Note. Dies ist auch hier der Fall, aber der Fishman macht seinen Job wirklich ordentlich. Nimmt man den umfangreichen Equalizer hinzu, so kann man den Sound noch den persönlichen Bedürfnissen anpassen und die üblichen Probleme mit verschiedenen Räumlichkeiten und Rückkopplungen ausschalten.
Gerade der Notch Filter ist hier ein echter Segen: Er ist ein Equalizer mit sehr enger Flankensteilheit, der problematische Frequenzen absenkt, aber nicht den Charakter des Instruments verbiegt. Falls es zu Auslöschungen im Signal vom Amp und P.A. kommt, so kann der Schalter zur Phasenumkehr geradezu ein “Lebensretter” sein!

Fotostrecke: 2 Bilder Dank des hochwertigen Preamps ist der verstärkte Sound des D2-4 absolut ernstzunehmen.

Fazit

Der Ortega D2-4 ist ein idealer Begleiter für Bassisten/innen, die gelegentlich mal zum Akustikbass greifen, ob daheim oder bei einer Unplugged-Session. Seine kompakten Ausmaße und die kürzere Mensur machen den Umstieg vom E-Bass sehr leicht. Konstruktionsbedingt ist er daher zwar nicht der Lauteste und lässt etwas Tiefbass im Klang vermissen, doch das liegt in der Natur der Sache und ist eine bewusste Entscheidung des Herstellers. Die komfortable Bespielbarkeit steht hier im Vordergrund – und diese muss man dem D2-4 ebenso attestieren wie seine tolle Verarbeitung. Für das Spielen in den heimischen vier Wänden ist seine Lautstärke mehr als ausreichend und mit anderen Instrumenten muss man in der Regel ohnehin auf einen Verstärker zurückgreifen. Dafür bietet der D2-4 dann eine umfangreiche Klangregelung und sogar einen D.I.-Ausgang, mit dem man direkt ins Mischpult gehen kann. Mit diversen Bindings und Inlays ist er optisch nicht gerade zurückhaltend, wirkt aber nicht überladen. Der Preis ist für ein in Fernost gefertigtes Instrument kein Schnäppchen, aber angesichts der tollen Qualität und der umfangreichen Ausstattung durchaus angemessen.

Pro:
  • Optik
  • Bespielbarkeit
  • Verarbeitung
  • D.I. Out
Contra:
  • Wirkungsweise der Stimmmechaniken
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Schnarrfrei bis in die hohen Lagen – leider nicht bei allen Akustikbässen eine Selbstverständlichkeit!
Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Ortega
  • Modell: D2-4
  • Herkunftsland: China
  • Decke: Zeder
  • Boden und Zargen: Walnuss
  • Mensur: 812 mm
  • Hals: Mahagoni
  • Griffbrett: Akazie
  • Bünde: 22
  • Tonabnehmer: Fishman Presys+
  • Gewicht: 2,9 kg
  • incl. Gigbag und Gurt
  • Preis: 869,- Euro (Ladenpreis im Februar 2019)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Optik
  • Bespielbarkeit
  • Verarbeitung
  • D.I. Out
Contra
  • Wirkungsweise der Stimmmechaniken
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Ortega D2-4 Test
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