Auch in unseren Breitengraden zeigt sich die Sonne mit fortschreitendem Frühling immer länger am Himmel und parallel mit der Lust auf zünftige Grillabende steigt auch die Versuchung, die Gitarre umzuschnallen und am Lagerfeuer mit zünftigen Weisen Eindruck zu schinden. Für Einsätze dieser Art ist zwar die Akustik-Gitarre immer noch haushoher Favorit, aber wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren haben, wird – Tradition hin oder her – immer öfters recht hart gerockt. Verantwortlich für den dabei entstehenden Lärm sind kleine batteriebetriebene Krachmacher, die offensichtlich immer mehr in Mode kommen.
Wer also seine Gartenparty akustisch aufpeppen möchte, der sollte sich diesen Test zu Gemüte führen. Zwei Vertreter der Freiluftklasse haben sich zum bonedo-Test angemeldet, beide durch ihr stylishes Orange unschwer als Vertreter des britischen Traditionsunternehmens zu erkennen. Die beiden batteriebetriebenen Orange Crush Amp-Geschwister, einmal in Mono und als großer Bruder in Stereo, stellen sich rechtzeitig zur Freiluftsaison als Kandidaten für den Einsatz beim Terrassen-Open-Air vor. Ob ihr Sound dazu geeignet ist, für woodstockmäßige Stimmung zu sorgen?
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Gehäuse/Optik
Für die Optik gibt es ein uneingeschränkt dickes Kompliment: Die beiden Amps sehen nicht nach Spielzeug aus, sondern tatsächlich wie geschrumpfte Große. Auf der Frontseite schützt ein brauner Bespannstoff die Lautsprecher, während das 12 mm starke Holzgehäuse mit dem üblichen orangefarbenen Vinyl bezogen ist. Ein kleines Orange-Logo sitzt maßstabsgetreu in der Mitte der Front.
Auch beim Bedienfeld auf der Oberseite wurde nicht gespart und das metallene Ampchassis zieht sich über die gesamte Rückseite. Vier Gummifüße verleihen den Mini Crush Amps rutschfesten Halt auf allen glatten Oberflächen und zwei mitgelieferte Gurtknöpfe für die Seiten bieten die Möglichkeit, sie locker über die Schulter zu hängen und dem Begriff Wandergitarrist eine neue Bedeutung zu geben.
Betreiben lassen sich die Handtaschencombos wahlweise mit Batterien oder Netzteil, und an dieser Stelle zeigen sich die ersten kleinen Unterschiede bei den Geschwistern: Der Micro Crush Mono setzt 3 Watt aus seinem 4“ Lautsprecher an die frische Luft und kann seinen Bedarf von 250mA mit einer 9V-Batterie oder einem 9V-Standardnetzteil decken. Der Stereo-Amp ist da schon etwas anspruchsvoller. Er ist nicht nur doppelt so laut, er benötigt 18 Volt und mit runden 800mA auch mehr als das Dreifache an Strom. Die Batteriefächer sind bei beiden Amps auf der Unterseite angebracht.
Jedenfalls kann man den beiden Crush-Amps im Vergleich zu einigen Mitbewerbern durchaus zugutehalten, dass hier wirklich Holz und Metall im Spiel sind und es sich nicht um den verkleinerten Plastikabklatsch eines berühmten Kult-Originals handelt. Beide Amps machen einen sehr wertigen Eindruck.
Bedienfeld Micro Crush Pix 3 (Mono)
Der Mono-Amp ist natürlich etwas sparsamer ausgestattet als sein großer Bruder – viel mehr ginge bei dieser Größe auch nicht. Das Bedienfeld zeigt sich übrigens ganz im Stil der großen Orange-Amps in Weiß mit schwarzer Umrahmung und einem orangefarbenen Streifen auf der oberen Hälfte. Dort sind auch eine ganze Reihe kleiner LEDs angebracht, die zum eingebauten Tuner gehören. Und der ist sogar chromatisch – da fällt das Umstimmen auf Droptunings, Downtunings oder Open Tunings wesentlich leichter als mit einem Standard-Stimmgerät. Aktiviert wird der Stimmungshelfer mit einem Schalter, der das Gitarrensignal allerdings nicht stummschaltet. Trotzdem sollte man das Ausschalten nach getaner Stimmarbeit nicht vergessen, denn der Tuner frisst schließlich zusätzlichen Batteriestrom. Lautstärke und Klang werden mit den beiden Reglern Volume und Tone eingestellt, für Zerrsounds sorgt ein Schalter namens Overdrive, der die gleichnamige integrierte Schaltung aktiviert.
Micro Crush
Bedienfeld Micro Crush Stereo
Der große Bruder ist dagegen mit der doppelten Anzahl an Reglern bestückt: Gain und Tone für Verzerrungsgrad und Klangfarbe, Volume für die Gesamtlautstärke und Aux-In für die Anpassung des Signals, das über die Aux-In-Buchse auf der Rückseite zugeführt wird. Auch hier gibt es den chromatischen Tuner, der sich aber auf der unteren Hälfte des Bedienfeldes befindet. Auf dem orangefarbenen Streifen sind hier die typischen Symbole zu den Reglern zu finden. Der Kopfhöreranschluss findet sich bei diesem Amp neben dem Power-Schalter.
Micro Crush Stereo
Rückseite Micro Crush Pix 3 (Mono)
Hier sieht es relativ leer aus: Neben der Buchse für das externe Netzteil wartet lediglich ein Miniklinken-Anschluss auf einen Kopfhörer.
Rückseite Micro Crush Stereo
Hier zieren zwei Miniklinken-Buchsen die Rückseite, eine davon für den Anschluss von CD- oder MP3-Playern (Aux In), währen über die andere (Line Out) das Amp-Signal an ein Mischpult weitergeleitet werden kann. So lässt sich der kleine Kasten unter Umständen auch einmal beim Gig spielen. Auch hier befindet sich der Anschluss für das externe Netzteil auf der Rückseite.
Die beiden Würfel werden nun in der Praxis auf Klang und Schalldruck geprüft. Dazu habe ich auf das Verwenden eines Netzteils verzichtet und beide Amps im Batteriebetrieb laufen lassen. Nach einem Dauerbetrieb von vier Stunden hatte keiner der Probanden Müdigkeitserscheinungen, daher ist mit guten Alkaline-Batterien auch ein längerer Lagerfeuer- oder Straßenmusik-Gig realisierbar. Micro Crush Stereo Zuerst ist der Große an der Reihe und als Einstieg habe ich die mittlere Einstellung von Gain und Tone gewählt, um zu hören, in welchem Zerrstadium er sich dabei befindet.
Audio
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Clean Strat – Micro Crush Stereo
Gitarre
Gain
Tone
Volume
Strat
12
12
15
Hier ist der Ton noch völlig unverzerrt, und erst beim Volume-Regler auf 15 Uhr ist eine moderate Zimmerlautstärke erreicht. Die Bässe erscheinen etwas unterbelichtet, aber das ist bei zwei 4“ Lautsprechern auch nicht anders zu erwarten.
Erst bei Gain-Einstellungen nach 15 Uhr setzt – mit einer Single-Coil Gitarre betrieben – eine leichte Zerre ein, die im letzten Viertel des Regelwegs schnell zunimmt.
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Micro Crush Stereo – Dirty Strat
Gitarre
Gain
Tone
Volume
Strat
15
12
12
Deshalb heißt es, nach 15 Uhr mit dem Gain-Regler vorsichtig umzugehen, denn hier geht ganz schnell die Post ab und der Amp wird schon bei kleinen Potibewegungen fast doppelt so laut. Für eine ähnliche Lautstärke wie beim Cleansound, nur eben mit etwas mehr Verzerrung, muss ich den Master um ein Viertel zurückdrehen. Jedenfalls hat das kleine Kästchen eine Wahnsinnslautstärke! Für kleine Bandproben könnte man ihn theoretisch mitnehmen, nur blökt er etwas stark – Hörgenuss ist dabei nicht immer gewährleistet. Trotzdem finde ich diese Leistung bei 6 Watt schon enorm. Beim Freiluftgig kann man also mit einem Cajonspieler locker mithalten, vorausgesetzt, es ist kein Cleansound angesagt. Und so klingt’s dann mit der Strat bei vollem Gain.
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Micro Crush Stereo – Max Gain Strat
Gitarre
Gain
Tone
Volume
Strat
17
12
9
Selbstverständlich kann man mit einer Humbuckergitarre ein noch heftigeres Brett aus dem Crush Stereo herauskitzeln.
Audio
Samples
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Micro Crush Stereo Max. Gain LP
Gitarre
Gain
Tone
Volume
Strat
15
11
12
Bei höheren Volume-Einstellungen ist ein kleines Extra an Verzerrung möglich, aber generell liegt das Ganze im Mid-Gain-Bereich, bestens für den Standard-Rock-Einsatz geeignet. Wer mehr Gain benötigt, der kann zusätzlich ein deftiges Distortionpedal vor den Amp schalten. Anpassungsprobleme gibt es dabei keine. Die typische Interaktion zwischen Amp und Gitarre ist auch hier vorhanden – so lässt sich zum Beispiel der Verzerrungsgrad sehr gut über den Lautstärkeregler der Gitarre steuern. Hier ein Beispiel mit der Les Paul. Das Volume-Poti ist zuerst auf 3, dann voll aufgedreht.
Gitarre
Gain
Tone
Volume
Strat
15
11
12
Audio
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Micro Crush Stereo – Dynamic Poti
Mono Crush
Jetzt kommen wir zum kleinen Bruder. Der ist mit seinen 3 Watt selbstverständlich wesentlich leiser und beginnt auch viel früher zu zerren. Für Zerre und Lautstärke steht nur ein Volume-Regler zur Verfügung, weshalb ein Cleansound nur bei relativ geringem Pegel möglich ist, den ich mal als „Schlafzimmerlautstärke“ bezeichnen würde.
Gitarre
Overdrive
Tone
Volume
Strat
Off
12
9,5
Audio
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Micro Crush Pix3 – Clean Strat
Bei Volume auf 12 generiert eine Humbuckergitarre in normaler Zimmerlautstärke schon etwas mehr Brett.
Gitarre
Overdrive
Tone
Volume
SG
Off
12
12
Audio
Samples
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Micro Crush Pix3 – Crunch SG
Im Gegensatz zum großen Bruder gibt es beim Crush Pix 3 einen zusätzlichen Schalter für den Overdrive-Sound, der dann der kleinen Kiste einen Mini-Rockton entlockt.
Gitarre
Overdrive
Tone
Volume
SG
On
12
12
Audio
Samples
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Micro Crush Pix3 – Overdrive SG
Mit dem Tone-Regler kann man den Klang von „muffig“ bis „extrem kratzig“ einstellen. Ab 12 Uhr wird es sehr grell, aber von einem Amp für weniger als 50 Euro und einem 4“ Lautsprecher sollte man fairerweise auch keine klanglichen Wunder erwarten. Hier sind drei Positionen des Tone-Reglers bei maximalem Volume mit Overdrive.
Gitarre
Overdrive
Tone
Volume
SG
On
7-12-17
17
Audio
Samples
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Micro Crush Pix3 – Tone
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Fazit
Die beiden Orange Amps machen äußerlich einen sehr guten Eindruck – Optik, Ausführung und Qualität der einzelnen Komponenten sind durchweg gut und in dieser Klasse nicht unbedingt selbstverständlich. Zudem warten beide Amps mit integrierten chromatischen(!) Tunern auf, und auch was die Leistung anbelangt, gibt es nichts zu meckern. Natürlich kann man nicht die Klangqualität erwarten, die ein ausgewachsener Combo liefert, aber gemessen an den bauartbedingten Einschränkungen wie den 4“ Lautsprechern ist man mit beiden Amps für die Freiluftsaison oder zum Üben zu Hause bestens gerüstet. Auch für etwas schrägere Zerrsounds bei den nächsten Aufnahmen könnten sie durchaus zu gebrauchen sein. Das Preis-Leistungsverhältnis beider Amps ist sehr gut.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
Verarbeitung
Optik
Tuner
regelbarer Aux In (Micro Crush Stereo)
Contra
Zerrt schon bei geringer Lautstärke (wie man’s nimmt…) (Micro Crush)
lässt sich nur mit einem 18-V-Netzteil betreiben (Micro Crush Stereo)
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