Anzeige

Orange Brent Hinds Terror Test

Beim Orange Brent Hinds Terror handelt es sich um ein Röhrentopteil, das dem US-amerikanischen Gitarristen Brent Hinds gewidmet ist und sehr große Ähnlichkeit mit dem Orange Rocker 15 hat. Wenn es um kleine Rock-Röhrenamps geht, hat Orange trotz mächtiger Konkurrenz die Nase ganz weit vorne. Mit immer neuen und verbesserten Lunchbox-Variationen hat das Traditionsunternehmen in den letzten Jahren viele neue Freunde gefunden.

Orange_Brent_Hinds_Terror_TEST


Das neue 15-Watt-Signature-Topteil trägt nicht nur die klanglichen Merkmale, die der gelernte Zimmermann aus Alabama und Gründungsmitglied der Metal-Band Mastodon für sich in Anspruch nimmt. Auch seine Unterschrift ziert die Vorderseite genau so wie die optische Wiedergabe seines markanten Gesichtstattoos.

Details

Konzept und Aufbau

Den Orange Brent Hinds Terror kann man als modifizierte Version des Rocker 15 Terror betrachten. Die Verwandtschaft der beiden Amps ist mehr als offensichtlich, denn bis auf leicht veränderte Schaltkreise ähneln sich beide Topteile wie ein Ei dem anderen. Der zweikanalige Amp bietet maximal 15 Watt Endstufenleistung, die sich in vier Stufen abschwächen und per Miniswitch an der Rückseite auf bis zu 0,5 Watt reduzieren lässt. Die Schaltung ist den Ingenieuren von Orange erstaunlich gut gelungen, denn selbst bei einer Reduzierung auf 1 Watt bleibt das Klangverhalten weitestgehend erhalten. Wirklich hundertprozentig wird man das aber schon aus physikalischen Gründen so schnell nicht hinbekommen, denn die Lautsprechermembran, die bei hohen Lautstärken einen wichtigen Beitrag zum Gesamtklang liefert, bewegt sich bei Zimmerlautstärke kaum. Trotzdem eignet sich der Amp nicht nur für den Proberaum und die Bühne, sondern auch ganz hervorragend zum Üben bei gemäßigter Zimmerlautstärke. Orange beschreibt diese Eigenschaft mit der Überschrift From Bedroom To Headroom und trifft damit den Nagel wirklich auf den Kopf – auch der erwähnte Miniswitch an der Rückseite trägt übrigens dieses Label.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Orange Brent Hinds 15-Watt-Signature-Topteil ist eine modifizierte Version des Rocker 15 Terror.

Der Amp ist mit zwei autark arbeitenden Kanälen ausgestattet, wobei nur der verzerrte Bereich, der hier auf den Namen Dirty hört, über eine Dreibandklangregelung verfügt. Bei Verwendung des Natural-Kanals steht also nur ein Lautstärkeregler zur Verfügung. Allerdings ist der Frequenzgang extrem geschmackvoll eingestellt, sodass man im Zusammenspiel mit dem Masterregler auch hier schon viele überzeugende Sounds realisieren kann. Der “böse” Kanal bietet weitaus höhere Gainreserven und lässt sich dank der Dreibandklangregelung bis zu einem gewissen Maß verbiegen. Dabei sollte man allerdings nicht zu viel erwarten, denn bei aller Vielseitigkeit ist der Amp keine eierlegende Wollmilchsau, aber dazu später mehr.

Fotostrecke: 4 Bilder Die beiden Kanäle des Topteils werden mit Natural und Dirty bezeichnet, wobei der Natural-Kanal nur über einen Lautstärkeregler verfügt.

Das Powermanagement befindet sich an der linken Seite. Neben der Statuslampe hat man drei mächtige Schalter angebracht. Erster im Bunde ist für die Kanalumschaltung zuständig, für die es rückseitig auch eine Klinkenbuchse zum Anschluss eines Fußschalters gibt. Der Standby/Half/Full-Schalter ist ein erweiterter Standbyschalter mit drei Positionen. Im Full-Modus läuft der Amp mit 15 Watt und im Half-Modus mit 7 Watt. Mit dem On/Off-Schalter wird die Stromzufuhr aktiviert, bzw. gekappt. Als Besonderheit bei Orangeverstärkern befinden sich auch hier über allen Reglern und Schaltern die typischen hauseigenen Hieroglyphen.

Die Rückseite

Auf der linken Seite sitzt der erwähnte Headroom/Bedroom-Switch, mit dem man den Amp auf Zimmerlautstärke herunterregeln kann. Wenn der Schalter auf Headroom steht, bringt der Amp eine Endstufenleistung von 15 Watt oder 7 Watt, im Bedroom -Modus kommt man dagegen nur noch auf 1 Watt bzw. 0,5 Watt. So kann man die Endstufe auch bei Zimmerlautstärke in die Sättigung fahren, ohne die Nachbarn in den Wahnsinn zu treiben. Viele fragen sich jetzt vielleicht, warum man den Amp nicht einfach ganz leise dreht und gut ist? Das Besondere an Röhrenverstärkern sind die harmonischen Verzerrungen, die erst dann entstehen, wenn die Röhren in die Sättigung gefahren werden. Deshalb klingen weit aufgedrehte Röhrenverstärker so einzigartig. Das Ganze spielt übrigens nicht nur bei stark verzerrten, sondern auch bei cleanen Sounds eine Rolle.

Fotostrecke: 3 Bilder Die entstehende Wärme der Röhren (3 x ECC83, 1 x ECC81, 2 x EL84) wird über Lüftungsschlitze auf der Rückseite abgeführt.

Die Rückseite bietet insgesamt drei Lautsprecherausgänge, zur Verfügung stehen zwei 8-Ohm und eine 16-Ohm-Buchse. Daneben liegt der serielle Einschleifweg in Form von zwei Klinkenbuchsen. Hier bitte keine Bodentreter oder vorsintflutliche Bandechos anschließen. Sie würden die gute Dynamik des Amps ruinieren. Die beiden Kanäle lassen sich dank der Channel-Switch-Buchse auch vom Bühnenrand aus schalten, vorausgesetzt, man besitzt einen entsprechenden Fußschalter. Bliebe noch die Euro-Netzbuchse mit dem dazugehörigen Sicherungskasten zu erwähnen.

Anzeige

Praxis

Sound

Die beiden Kanäle des Orange Brent Hinds Terror sind gut aufeinander abgestimmt und greifen klanglich perfekt ineinander. Man befindet sich hier also nicht plötzlich in einer völlig anderen Klangwelt, wenn man von einem Kanal in den anderen wechselt. Obwohl der cleane Kanal nur aus einem Volume-Regler besteht, habe ich hier keine Klangregelung vermisst. Im Grunde kann man mit dem Natural-Kanal von einem leicht rotzigen Cleanton bis hin zur fetten Blueszerre alles einstellen. Allerdings wird es mit zunehmender Verzerrung auch immer lauter, weil der Kanal keinen Mastervolume-Regler hat. Kommen wir zu einer der cleansten Einstellungen, bei der das Topteil noch relativ unverzerrt klingt. Hier befindet sich der Gainregler in der 9-Uhr-Position.

Audio Samples
0:00
Natural-Kanal: Gain 9 Uhr

Bei 12 Uhr geht der Amp in eine leicht voxige und sehr obertonreiche Sättigung über, die rund und organisch daherkommt. Zusammen mit einem Tubescreamer oder Booster bietet sich hier schon eine gute Ausgangsposition für viele klassische Sounds.

Audio Samples
0:00
Natural-Kanal: Gain 12 Uhr

Bis zur 15-Uhr-Position kann man als Blueser durchaus hervorragend abledern. Allerdings ist hier für meinen Geschmack das Ende der Fahnenstange erreicht, weil die Endstufe sonst zu stark komprimiert.

Audio Samples
0:00
Natural-Kanal: Gain 15 Uhr

Die Vollgasposition ist zwar nicht unbrauchbar, aber man merkt, dass der Amp an seiner Grenze angekommen ist. Gut, das Ganze hat zwar auch seinen ganz besonderen Reiz, allerdings halte ich diese Einstellung im Proberaum und auf den meisten Bühnen für unrealistisch, weil es einfach zu laut ist. Klar kann man die Endstufenleistung halbieren, aber in der Full-Einstellung klingt der Amp einfach am dynamischsten.

Audio Samples
0:00
Natural-Kanal: Gain max.
Der Orange Brent Hinds Terror liefert einen direkten und ehrlichen Röhrensound mit gut ausgeprägtem Obertonbereich.
Der Orange Brent Hinds Terror liefert einen direkten und ehrlichen Röhrensound mit gut ausgeprägtem Obertonbereich.

Wie bereits erwähnt, haben die beiden Kanäle eine gemeinsame klangliche Grundlage. Man muss den Amp nicht unbedingt weit aufreißen, um eine anständige Verzerrung zu erreichen. Dass Orange in der Lage ist, wirklich geschmackvolle Verzerrungen zu kreieren, ist kein Geheimnis. Hier der Dirty-Kanal mit dem Gainregler auf 9 Uhr.

Audio Samples
0:00
Dirty-Kanal: Gain 9 Uhr

Insgesamt bringt der Amp jede Menge Höhen, wodurch er sich unter anderem vom Grundmodell unterscheidet, dem Rocker 15 Terror. Deshalb habe ich den Trebleregler nie über 12 Uhr gestellt, weil es mir einfach zu glasig wurde. Hier steht der Gainregler auf 12 Uhr, Treble und Middle ebenfalls, und der Bassregler auf 13 Uhr.

Audio Samples
0:00
Dirty-Kanal: Gain 12 Uhr, Treble 12 Uhr, Middle 12 Uhr, Bass 13 Uhr

Wie im cleanen Kanal bietet auch die verzerrte Abteilung eine gute Dynamik, solange man den Amp nicht bis Oberkante aufreißt. Deshalb steht der Gainregler maximal auf 15 Uhr. Der Ton ist klassisch, rau und erstaunlich klar, ohne jegliche Metallanteile.

Audio Samples
0:00
Dirty-Kanal: Gain 15 Uhr

Die Klangreglung beeinflusst den Sound nicht so stark, wie ich zuerst gedacht hatte. Der Grundsound und auch der leichte Hang zu Glasigkeit bleiben erhalten. Um euch die Wirkungsweise von Middle- und Treble-Regler grob zu demonstrieren, habe ich einige Einstellungen in einem Soundbeispiel zusammengepackt. Das File besteht aus vier Teilen. Im ersten Viertel steht der Treble-Regler auf 15 Uhr und der Middle Regler auf 9 Uhr, im zweiten Viertel befinden sich dann beide auf 12 Uhr. Danach habe ich den Treble-Regler weiter zurückgenommen und auf 10 Uhr gestellt. Das Middle-Poti steht dabei auf 14 Uhr. Zum Schluss gibt’s dann noch eine extreme Einstellung, bei der ich den Treble-Regler fast komplett zugedreht habe. Im Gegensatz dazu stehen die Mitten auf 16 Uhr.

Audio Samples
0:00
Dirty-Kanal: Wirkungsweise Middle- und Treble Regler
Anzeige

Fazit

Der Orange Brent Hinds Terror ist ein vielseitiges Vollröhrentopteil mit einer Endstufenleistung von maximal 15 Watt. Er eignet sich dank der vierfachen Leistungsreduzierung nicht nur zum Proben und für Gigs, sondern auch als Übungsverstärker. Der Sound ist ehrlich und direkt mit einem gut ausgeprägten Obertonbereich, der jedoch bei sehr höhenreichen Gitarren wie beispielsweise einer giftigen Telecaster schnell zu sehr im Vordergrund steht. Insgesamt aber ein Amp für geschmackvolle Gitarrenklänge, gerne auch mit Zerrpedal-Unterstützung, zu einem angemessenen Preis.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • gute Verarbeitung
  • direkter, ehrlicher Röhrensound
  • vielseitig
  • effektive Leistungsreduzierung
  • sehr gut als Übungsamp einsetzbar
  • gutes Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • sehr prägnanter Obertonbereich
Artikelbild
Orange Brent Hinds Terror Test
Für 399,00€ bei
Das Brent Hinds (Mastodon) Signature-Modell von Orange ist ein vielseitiger Amp für geschmackvolle Gitarrenklänge mit einer integrierten, effektiven Leistungsreduzierung.
Das Brent Hinds (Mastodon) Signature-Modell von Orange ist ein vielseitiger Amp für geschmackvolle Gitarrenklänge mit einer integrierten, effektiven Leistungsreduzierung.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Orange
  • Modell: Brent Hinds Terror
  • Typ: Vollröhren-Gitarrentopteil
  • Herkunftsland: China
  • Arbeitsweise: analog
  • Leistung: 15 Watt, reduzierbar auf 7,5 Watt, 1 Watt, 0,5 Watt
  • Endstufenröhren: 2 x EL84
  • Vorstufenröhren: 3 x ECC83, 1 x ECC81
  • Kanäle: Natural, Dirty
  • Regler Natural-Kanal: Volume
  • Regler Dirty-Kanal: Volume, Gain, Bass, Middle und Treble
  • Anschlüsse: Input, Channel, Send & Return, 1 x 16 Ohm, 2 x 8 Ohm Speaker
  • Effektweg: Seriell
  • Abmessungen B x H x T (cm): 35,6 x 17,7 x 15
  • Gewicht: 6,4 kg
  • Inkl. Gigbag
  • Ladenpreis: 699,00 Euro (April 2018)
Hot or Not
?
Das Brent Hinds (Mastodon) Signature-Modell von Orange ist ein vielseitiger Amp für geschmackvolle Gitarrenklänge mit einer integrierten, effektiven Leistungsreduzierung.

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Subtle Compressor Tones with the Wampler Mini Ego 76 Compressor!
  • Fender American Professional Classic Stratocaster HSS | First Look
  • Quilter Labs Elevate – Review & Sound Demo | Modeling reimagined?