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Okko Diablo Gain Plus Test

Der Okko Diablo Gain Plus im bonedo-Test – Trommelwirbel – Lautstärke steigt langsam an – Sekt bereithalten – jetzt das Crescendo und… Tusch! Wir sind dreistellig! Der bonedo Verzerrer-Testmarathon hat die Hunderter-Marke geknackt. Und wie es sich für ein solches Event gehört, haben wir zum Jubiläum ein besonderes Schätzchen für euch bereitstehen: Ein Okko Diablo Gain Plus Boutique-Pedal, handgefertigt  in Leipzig. Ja, ihr habt richtig gelesen, es muss nicht immer Kalifornien sein. Auch in unseren Breiten sitzen findige Tüftler, die sich mit Akribie unserem guten Sound widmen. 

Okko_Diablo_004FIN


Hinter Okko FX verbirgt sich Heiko Lauenroth aus Leipzig, der die Pedale in Handarbeit herstellt. Ich persönlich habe einen „normalen“ Diablo seit fast zehn Jahren in meinem Pedalboard und er leistet mir sehr gute Dienste. Beim Live-Setup ist er überwiegend für cremige Leadsounds zuständig, außerdem wird das Pedal öfters bei den Sound Alike Workshops eingesetzt, und das in unterschiedlichen Zerr-Disziplinen. Das Teil hat mich nie im Stich gelassen und der Platz in der ersten Startmannschaft des Boards ist über weitere Jahre unbefristet gesichert. Das sind also die Vorschusslorbeeren, aber es geht ja in unserem Jubiläumstest um den großen Bruder, den wir natürlich trotz einer gewissen positiven Voreingenommenheit mit absoluter Sorgfalt und kritischem Blick und Ohr in die Mangel nehmen werden.  

Details

Gehäuse/Optik

Der Diablo Gain Plus kommt im Standard-Metallgehäuse der Größe B (100 x 125 x 54 mm) mit orangefarbener Lackierung und der dicken roten LED mit Hörner-Umrandung unter den sechs Reglern. Die beiden Schalter sind so weit wie möglich von einander entfernt positioniert, damit man nicht versehentlich beide gleichzeitig trifft. Das Pedal findet rutschfesten Halt durch vier große Gummifüße unter der Bodenplatte, die mit vier Schrauben am Gehäuse befestigt ist. Diese muss man leider beim Batteriewechsel lösen, um an das Fach des 9V Energiespenders zu kommen. Optional besteht natürlich die Möglichkeit, den Diablo per externem Netzteil mit Strom zu versorgen, bei einem Stromverbrauch von etwa 20 mA ist das auf jeden Fall sicherer. Der Anschluss hierfür ist an der Front, die weiteren Anschlüsse für Gitarre und Amp findet man seitlich rechts und links. Der Diablo Gain Plus ist mit einer Schaltung versehen, bei der die interne Spannung verdoppelt wird, um etwas mehr Headroom und dadurch eine effizientere Ausbeute des dynamischen Spektrums zu erhalten. Diese Spannungsverdopplung kann mit dem Headroom-Schalter auf der Rückseite aktiviert werden, wenn die Einstellung ´Hi´ angewählt ist.  

Fotostrecke: 6 Bilder Teuflischer Name, teuflisches Artwork

Bedienung

Neben den drei Standardreglern Level (Endlautstärke), Tone (Klangfarbe) und Gain (Verzerrungsgrad) hat der Diablo Plus noch zwei weitere zum Einstellen des Basis-Zerrsounds. Body ist für den Anteil der unteren Mitten und das Kompressionsverhalten zuständig. Je weiter man dieses Poti aufdreht, desto kräftiger und sustainreicher erscheint der Klang. Der Feed-Regler ist vor der Gainstufe positioniert und bestimmt den Pre-Gain-Bassanteil. Mit ihm lassen sich bei geringen Werten fette Humbucker-Pickups im Bassbereich etwas entschlacken. Der Basissound des Diablos wird mit dem rechten Schalter (Go!) aktiviert, der selbstverständlich über True Bypass verfügt. Für das Zuschalten einer weiteren Zerrstufe ist der linke Schalter (+) zuständig. Mit dem Plus-Regler in der unteren Reihe wird der Zerrgrad dieser zweiten Gainstufe eingestellt. Wie das alles klingt, erfahrt ihr gleich im Praxisteil. Aber zwei Regler sind noch zu vermerken, sie befinden sich als kleine Trimmpotis im Inneren des Pedals. Dabei handelt es sich um eine Bass- und eine Presence-Control, die den Diablo frequenzmäßig besser an den angeschlossenen Amp anpasst.

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Praxis

Wir fangen mit dem Praxistest erst einmal gemächlich an und beginnen mit Singlecoil-Gitarren, später kommen die schwereren Kaliber mit Humbucker-Pickups zum Einsatz. Das Pedal klingt recht frisch, es bringt eine kleine Portion Höhen mit, auch wenn der interne Presence-Regler zur Amp-Anpassung komplett zurückgenommen wird. Das klingt aber sehr gut und fördert vor allem die Durchsetzungsfähigkeit des Sounds. Die internen Regler habe ich vorher auf den angeschlossenen Amp justiert (Bass 50 %, Presence 40%) und nicht verändert, um den Fokus auf die „Onboard“-Regelmöglichkeiten zu legen. Der Gain-Regler arbeitet über die komplette Bandbreite, lässt also auch bei Linksanschlag ein Signal durch, das man für Rhythmusarbeit bei leicht angezerrten Sounds gut nutzen kann. 

GitarreBodyGainToneFeed+LevelHeadroom
Strat1271212off14Hi
Audio Samples
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Dirty

In der ersten Hälfte des Gain-Regelwegs nimmt der Verzerrungsgrad (mit angeschlossener Singlecoil-Gitarre) noch recht langsam zu, was ich sehr gut finde, denn so lässt sich die Verzerrung sehr feinfühlig dosieren. Auf jeden Fall reagiert der Diablo sehr sensibel auf den Anschlag, wie man beim nächsten Beispiel gut hören kann. Agiert man leicht, zeigt sich ein recht warmer, unverzerrter Ton, langt man kräftiger in die Saiten, nimmt die Verzerrung zu und ein schmatziger Sound mit Biss in den Höhen kommt aus dem Speaker. Für Blues-Einsätze bestens geeignet und vor allem inspirierend.   

GitarreBodyGainToneFeed+LevelHeadroom
Strat12111212off13Hi
Audio Samples
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Crunch

Für kräftigere Powerchord-Riffs bei mittlerer Verzerrung lässt sich die Strat mit dem Feed-Regler etwas aufblasen, der bisher in recht neutraler mittlerer Position stand. Um seine ungefähre Spannweite zu demonstrieren, habe ich zwei extremere Einstellungen aufgenommen, einmal auf 9 und dann auf 15 Uhr. Bei der ersten klingt die Strat natürlich zu dünn, solche Settings sind eher zum Entschlacken von Humbucker-Gitarren geeignet, aber mit der 15-Uhr-Einstellung stellt sich der Sound wesentlich breitbeiniger auf. 

GitarreBodyGainToneFeed+LevelHeadroom
Strat1114129-15off12Hi
Audio Samples
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Feed 9 Feed 15

Zum Abschluss der ersten Halbzeit kommt nun die Strat mit maximalem Gain; Feed- und Body-Regler sind zum schnellen Muskelaufbau noch etwas weiter aufgedreht. Zur Stärkung des Kompressionsverhaltens und um auch die letzten Tropfen Verzerrung und Sustain noch nutzen zu können, habe ich den Headroom-Schalter auf Lo gestellt. So wird der Pegel etwas schwächer und man muss logischerweise mit dem Level nachregeln. Aber mit diesem Sound kann dann kernig gerockt werden. 

GitarreBodyGainToneFeed+LevelHeadroom
Strat14171115off13Lo
Audio Samples
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Max. Gain
Klingt mit Singlecoil-Klampfen schon umwerfend. Mal sehen, wie Humbucker-Gitarren mit dem Okko klarkommen.
Klingt mit Singlecoil-Klampfen schon umwerfend. Mal sehen, wie Humbucker-Gitarren mit dem Okko klarkommen.

Jetzt geht es weiter mit Humbucker-Pickups, zuerst ist die ES 335 mit einem leicht angezerrten Blues-Sound an der Reihe. Auch bei der etwas leistungsstärkeren Gitarre spricht das Pedal gut auf den Anschlag an und ändert auch den Sound entsprechend. Zu Beginn des nächsten Beispiels hört ihr das recht genau, dabei habe ich einen Ton immer kräftiger angeschlagen. 

GitarreBodyGainToneFeed+LevelHeadroom
ES15101111off14Hi
Audio Samples
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Blues

Mit der SG erzeugt der Diablo bei mittlerem Gain ein wirklich amtliches Rockbrett, wobei der Body-Regler für die Feinkosmetik zuständig ist. Soll es etwas dünner klingen, um vielleicht auch Platz für den zweiten Gitarristen zu lassen, dann macht es Sinn, den Regler ein wenig zurückzunehmen. Will man einen wärmeren und volleren Sound, dann hoch damit. Hier sind beide Extreme, einmal komplett zurückgenommen und dann voll aufgedreht. 

GitarreBodyGainToneFeed+LevelHeadroom
SG7-17131311off13Hi
Audio Samples
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Body 7 Body 17

Die Strat haben wir gemästet, jetzt bekommt die Les Paul eine kleine Abmagerungskur. Wirklich exzellent, wie der  Feed-Regler die Gitarre im Bassbereich transparenter macht! Ich habe auch hier wieder mit 15 und 9 Uhr recht extreme Einstellungen gewählt und der Unterschied ist sehr deutlich zu hören. Die Les Paul ist bei der 9 Uhr-Einstellung viel klarer im Ton und das Riff kommt wesentlich definierter. Es wird mit Sicherheit den einen oder anderen geben, der den muffigen, verschwommenen Sound besser findet – kein Problem. Das Schöne ist ja, dass man alles nach Geschmack einstellen kann. 

GitarreBodyGainToneFeed+LevelHeadroom
Les Paul15151315-9off12Hi
Audio Samples
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Feed 15 Feed 9

Der Diablo hat ordentlich Gain, wenn man ihn voll aufdreht, aber der Sound bleibt klar und transparent, Akkorde auf sechs Saiten klingen auch wie Akkorde und nicht nach Klangbrei. Auch bei vollem Gain lässt sich der Zerrgrad noch sehr gut mit dem Volume-Poti an der Gitarre zurücknehmen, um mal eben zum fast unverzerrten Rhythmussound zurückzukehren. Ihr hört im nächsten Beispiel meine favorisierte Leadsound-Einstellung in verschiedenen Variationen.
1. Hals-Pickup mit Volume 10
2. Hals-Pickup mit Volume 4
3. Steg-Pickup mit Volume 10 
4. Steg-Pickup mit Volume 4

GitarreBodyGainToneFeed+LevelHeadroom
Les Paul14171311off13Hi
Audio Samples
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Lead

Zum Abschluss darf auch der zweite Gain-Regler (+) ins Spiel eingreifen und bildet quasi Kanal 3 unseres kleinen Soundsystems: Cleansound bei ausgeschaltetem Pedal, leichter bis mittlerer Zerrgrad, wenn der Diablo aktiviert wird, und eine satte Verzerrung beim Einschalten der zweiten Gainstufe. Letztere liefert neben der Erhöhung des Zerrgrades je nach Einstellung auch noch etwas mehr Pegel und Sättigung. Vor allem ist das Ganze sehr gut aufeinander abgestimmt und ermöglicht eine hochflexible Soundgestaltung. Ihr hört nun zuerst den Diablo mit einem Mid Gain Sound. Hier wird noch einmal die Steuerung des Zerrgrades über den Anschlag sehr deutlich, in der ersten Hälfte wird leicht angeschlagen, dann immer härter. Im klingenden Powerchord kommt dann die zweite Gainstufe hinzu und es wird dichter. 

GitarreBodyGainToneFeed+LevelHeadroom
Les Paul1691391712Hi
Audio Samples
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Second Gain
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Fazit

Absolute Spitze! Der Okko Diablo Gain Plus ist ein Zerrer fürs Leben und daher auch jeden Euro Wert. Er punktet mit einer sehr großen Gain-Reichweite von leichter Übersteuerung bis zum satten Leadsound mit exzellentem Sustain. In allen Zerrbereichen bietet das Pedal einen transparenten Klang mit guter Auflösung, der in keiner Situation seine Definition verliert. Sein Druck und vor allem die Anpassungsmöglichkeit an das jeweilige Instrument mit Body- und Feed-Regler sind erstklassig und generieren sehr variable Sounds für fast alle Musikbereiche außer Metal. Ob crunchige Rhythmus-Sounds mit der Tele oder dicke Leads auf der Les Paul, das Pedal liefert zu jeder Zeit einen amtlichen und charakterstarken Ton. Mit der zweiten Gainstufe ergibt sich zudem die Möglichkeit, zwei unterschiedliche, gut aufeinander abgestimmte Zerrsounds zu erzeugen. 

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Sound-Flexibilität und Transparenz
  • dynamische Ansprache in allen Gain-Bereichen
  • Anpassung an das Instrument mit Body- und Feed-Regler
  • Anpassung an den Amp mit internen Bass- und Presence-Control
  • zweite Gainstufe (gut abgestimmt)
Contra
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Okko Diablo Gain Plus Test
Für 229,00€ bei
Der Verzerrer für's Leben: Okko Diablo Gain Plus
Der Verzerrer für’s Leben: Okko Diablo Gain Plus
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Okko
  • Modell: Diablo Gain Plus
  • Typ: Overdrive Pedal
  • Regler: Body, Gain, Tone, Feed, +, Level,
  • Regler im Gehäuse: Bass, Presence
  • Anschlüsse: Input, Output, 9V DC
  • Stromverbrauch: ca. 20 mA (abhängig von der Wahl des Headroom-Schalters)
  • Spannung: 9V (Batterie oder Netzteil)
  • Maße: 100 x 125 x 54 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 0,3 kg
  • Preis: € 239,– (UVP)
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Profilbild von Magman

Magman sagt:

#1 - 28.05.2014 um 22:20 Uhr

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Der Diablo ist auch bei mir seit vielen langen Jahren nicht mehr wegzudenken.
Vor einem 7ender-typischen Amp DER Overdrive schlechthin. Es gibt ja sehr viele Overdrives die sich vom Sound her ähneln, der Diablo allerdings ist eigenständig. Und bei Heiko gibt es auch nen tollen Service, auch was Sonderwünsche angeht.
Das war jetzt schon etwas Werbung, aber die mache ich gerne weil das Pedal wirklich gut und musikalisch ist :)

Profilbild von Schorschl

Schorschl sagt:

#2 - 30.05.2014 um 12:57 Uhr

0

Ne Zerre, die gut klingt vor nem Fender-Amp? Das wär ja mal was neues! Hab so die Erfahrung, dass alle Effekte bis auf den guten alten Tubescreamer bescheiden klingen... Bzw. der Amp klingt dann unfein...
haste einen Tipp? Oder was für einen Fender-Amp spielste?

Profilbild von stratkus

stratkus sagt:

#3 - 01.08.2014 um 21:28 Uhr

0

Der Vibrolux und auch der Deluxe Reverb klingen mit dem Okko erstklassig. Einfach mal auf yt ein Video von Gregor Hilden ansehen.

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