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Numark Mixtrack Pro 2 Test

Numark Mixtrack Pro 2 im bonedo-Test – Nachdem Numark vor wenigen Wochen auf der NAMM seine neue DJ-Controller-Flotte vorgestellt hat, trudelt bereits das erste Gerät im Test-Studio ein. Die Rede ist vom Mixtrack Pro II. Ausgestattet mit einem USB-Audio-Interface, brandneuen Performance-Pads, einem runderneurten Design und Serato DJ Intro im Gepäck, tritt er an die Nachfolge des Mixtrack Pro an, um die Messlatte in der 200 Euro Preiskategorie eine Stufe höher zu legen. Ob ihm dies wohl gelingt? Immerhin hat er es mit einem Haufen Konkurrenten zu tun: Als direkte Gegenspieler sehe ich unter anderem Vestax Spin und Typhoon, American Audios VMS2, Hercules DJ-4Set und DJ-Tech iMix-Reload Mk2, die ebenfalls um den Einzug in die Wohn- und Partyräume der Hobbyisten und fortgeschrittenen Anwender kämpfen.

Numark Mixtrack Pro 2 - In Version 2 nicht nur ein optisches Facelifting
Numark Mixtrack Pro 2 – In Version 2 nicht nur ein optisches Facelifting

Details

Auspacken

Sicher gegen Transportschäden verpackt kommt der fast vollständig aus Kunststoff gefertigte Kandidat ins Haus. Dafür sorgen die passgenauen Styropor-Formteile im Inneren des bunt bedruckten Kartons. Aus diesem schälen sich neben der flachen Kommandozentrale ein USB-Kabel und das Handbuch. Eine CD befindet sich nicht im Lieferumfang, was bei 23,7 Megabyte Download-Volumen für Serato Intro zumindest für all diejenigen Tellerdreher zu verschmerzen ist, die in einer DSL-erschlossenen Region dieses Landes residieren. Ach ja, und das Anlegen eines Accounts oder eine Registrierung auf der Website ist nicht nötig, was in Anbetracht des Hardware-Dongles (der Mixtrack selbst) nachzuvollziehen ist.
Meine visuelle Inspektion zeigt eine dem Preisgefüge angemessene Verarbeitungsqualität, beginnend mit einer abgerundeten, matt silberfarben lackierten Bodenwanne, die rutschfest auf vier Gummifüßen steht. Die Gehäuseoberfläche täuscht gebürstetes Aluminium vor, es gibt kaum Grate und der Sitz der Anschlussbuchsen geht auch in Ordnung. Beim ersten Trockenlauf über die Bedienelemente treffen meine Finger auf diverse, unter Strom sowohl beleuchtete als auch unbeleuchtete Klick-Klack-Buttons, neun Encoder sowie einen leichtgängigen, Software-seitig in seinem Öffnungsverhalten einstellbaren 45 mm langen Crossfader und passend gleitende Line-Fader gleicher Länge, deren Wackelfaktor sehr gering ausfällt.
Praxistaugliche Widerstände bringen mir auch die silberfarbenen Plastikdrehregler entgegen, obgleich ich sie lieber gegen eine dunkle, gummierte Variante austauschen würde, da sie nicht meinen persönlichen Geschmacksnerv treffen. Jedoch zieht dieses Unterfangen, wenn ich die lokal vorrätigen Vestax-Kappen ausprobiere, ein Schleifen auf der Oberfläche nach sich. Das gleiche gilt für die Line-Caps. Belassen wir es also beim Silber-Style und wenden uns lieber den Jogwheels mit ihrem auffälligen hochglänzenden Numark-Logo in der Mitte zu. Mit diesen berührungsempfindlichen Tellern, dass darf ich vielleicht vorwegnehmen, könnt ihr Nudgen, Spulen und Scratchen, sogar Loopflanken einstellen. Der haptische Widerstand, die Laufruhe und die griffige, gummierte Oberfläche, die von einem roten Leuchtkranz umgeben ist, geben nicht den geringsten Anlass zur Kritik, sofern der DJ mit der schmalen Bauhöhe der Low-Profile-Wheels zurechtkommt und nicht auf eine Positionsanzeige im Ring Wert legt. Die Transportzeile mit den bunt beleuchteten Buttons darunter entspricht dem aktuell gängigen Standard.
Exquisiter hingegen fällt der nördliche Teil der Decksektionen mit seinen Performance-Pads aus, die wir uns im Praxisteil noch genauer zu Gemüte führen werden. Bevor der Blick nun nach innen wandert, möchte ich noch die an den Seiten gelagerten Pitch-Regler und ihre „Pitchbend-Brüder“ erwähnen. Der Slider verfügt in Serato Intro über keine Null-Signalisierung und ebenfalls über keine Range-Funktion. Aber ansonsten verrichtet er nach einer Skaleneinteilung unsensiblen Bereiches ordnungsgemäß seinen Dienst mit etwa 13/100 Genauigkeit. Das Tempo via Pitchbend nimmt stetig ab oder zu, solange die Tasten gedrückt werden, was zu einem Rückwärts-Effekt nach kurzem Stillstand beim Bremsvorgang führt.

Fotostrecke: 3 Bilder Sehr flache handliche Jogwheels

Im Zentrum…

…hat sich ein Zweikanal-Mixer mit Dreiband-Kill-EQ niedergelassen. Leider lässt er die obligatorischen Gain-Buttons vermissen, doch in Anbetracht der Tatsache, dass es „von außen“ (mit Ausnahme des Mikros) nichts einzupegeln gibt und dem in Serato Intro ohnehin implementierten regelbaren Auto Gain, geht das in Ordnung. Seltsam mutet mir an, dass sich hier oben, neben Browser-Encoder, Lade- und Vorhörtasten zwar Drehregler für den „Cue Gain“ und „Cue Mix“ einfinden, ein Knopf für die Hauptlautstärke indes nicht. Stattdessen hat es sich dieser als Flachbahnregler zwischen den Channelfadern gemütlich gemacht. Also Obacht, auf dass ihr euch nicht versehentlich vergreift. Apropos Lautstärke:

Fotostrecke: 2 Bilder Kill-EQs und Browser-Encoder an zentraler Position

Anschlussfelder

Wer seinen Mixtrack Pro II an die Hi-Fi-Endstufe oder ein Mischpult anschließen möchte, bewältigt dies über den rückseitigen Master-Cinch-Output – abgesehen vom Kopfhörer der einzige Signalweg. Sein direkter Vorgänger hat einen Master-Playout mehr zu bieten. Schade. Neben jenem wartet die USB-Buchse auf eine Verbindung mit dem Computer, der auch gleich die Stromversorgung übernimmt – ein Power-Schalter ist nicht zugegen. Eine Netzteilbuchse als Alternative zur USB-Stromversorgung ist genauso nicht vorhanden. Der Hersteller verzichtet ebenso auf symmetrische XLR-Ausgänge oder einen separaten Booth Out. Eine Diebstahlschutz-Aussparung ist ebenfalls nicht vorzufinden.
Zwei Kopfhörerbuchsen und ein regelbarer Mikrofonanschluss, dem es an einem EQ fehlt und der direkt auf den Master durchgeleitet wird, finden sich entgegen marktvorherrschender Gepflogenheiten nicht frontal, sondern an der rechten Seitenwand ein – warum auch nicht? Immerhin sind am Gerät eh keine Phono-Line-Inputs verbaut, so dass der DJ Turntables oder CD-Player daneben aufbauen würde. Einzig, wenn es um den Einsatz eines weiteren DJ-Controllers geht, ist man so gezwungen, diesen an der linken Flanke aufzustellen was ich in der Regel lieber auf der Rechtsposition angedenke. Anders sieht dies bei einem Pad-Controller wie dem LPD8 aus, der einfach vor die Konsole gestellt wird, ohne dass ihm Kabel in den Weg kommen. Zwar macht der Hersteller keine Angaben zum verbauten Audio-Interface, aber der Mac interpretiert das Innenleben als 16 Bit, 44,1 Kilohertz, 0-In/4-Out. Treiber liefert Numark im Übrigen nicht mit, insofern empfiehlt es sich für Windows-User, die den Probanden zum Beispiel mit VDJ oder Traktor einsetzen wollen, sich mit dem kostenlosen ASIO4ALL zu bestücken. Zum Kopfhörerausgang, der ein transparentes Klangbild abliefert, aber insgesamt etwas leise daher kommt, möchte ich noch sagen, dass auch dieser seinen extern spannungsversorgten Brüdern N4 und Mixdeck Express deutlich unterlegen ist, wie ihr in den nachfolgenden Audiofiles hören könnt. Das heisst jedoch nicht, dass er nicht laut genug für den Bedroomer oder den Hobbykelleraktivisten ist!

Fotostrecke: 3 Bilder Numark Mixtrack: Ohne frontale Anschlüsse …
Audio Samples
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Vergleich Kopfhörer MTP2, N4, Mixdeck Express Mikrofonsignal
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Praxis

Software-Dreingabe

Begann ein Absatz wie dieser vor einigen Jahren sinngemäß meist mit: „Im Paket befindet sich zudem Traktor LE“ oder als „Softwaredreingabe gibt’s Virtual DJ“ hat sich das Blatt in letzter Zeit gewendet, denn es stehen zwei „neue“ Mitstreiter an der Tartanbahn, bereit den Langstreckenmarathon für sich zu entscheiden, namentlich Serato DJ Intro und Djay4Mac. Wenngleich letztgenanntes Programm, wie der Name schon sagt, den Apple-Jüngern vorbehalten ist. Und dann wären da ja auch noch Mixvibes, das sich stetiger Beliebtheit erfreut und Deckadance, wobei man aus dem Hause Image Line, was ihre DJ-Software angeht, nun schon länger nichts Bahnbrechendes gehört hat, außer das Versionsnummer zwei bald erscheinen soll. Serato Intro weist zwar im Direktvergleich zu den Platzhirschen VDJ und Traktor oder auch Mixvibes aufgrund seines jungen Bestehens „nur“ ein kleines Controller-Portfolio vor (zudem sich nun auch der MT-ProII zählen kann). Das liegt aber vielmehr daran, das SDI eine direkt unterstützte oder besser gesagt zertifizierte Hardware einfordert, wohingegen sich die beiden Konkurrenten mit jeder MIDI-fähigen Kommandobrücke mappen lassen – was im Sinne der freien Controller-Auswahl hoffentlich auch in Zukunft so bleiben wird. Zur Software:
Serato DJ Intro ist eine Dual-Deck-DJ-Software, die mit folgenden Kernkomponenten ausgestattet ist:

  • Zwei virtuelle Decks mit Tag- und BPM-Erkennung
  • Grafische Wellenformdarstellung inkl. Cuepoints und Loops
  • Musikverwaltung mit iTunes-Integration Crates, Playlisten und Cover-Darstellung
  • Auto-BPM und Autosync
  • Manuelle und automatische Loops
  • Fünf Cue-Punkte pro Track
  • Sampleplayer mit vier Slots
  • Zwei synchronisierbare Effekt-Racks mit je drei Effekten
  • Offline-Modus zur Titelvorbereitung
Fotostrecke: 2 Bilder Bereit zum Einsatz …

Im Rahmen unserer Kickstart-Serie Digital-DJing findet ihr ausführliche und ständig aktualisierte Testberichte zu aktuellen DJ-Programmen, bald auch Serato DJ Intro, daher möchte ich euch auf diesen Artikel verweisen, solltet ihr die Software-Funktionen im Detail nachlesen wollen. Wir schauen uns nun vielmehr an, wie es um das Zusammenspiel der beiden Komponenten bestellt ist und dies beginnt mit einer anwenderfreundlichen Inbetriebnahme via „Plug-and-Play“: Kaum ist der Controller eingestöpselt und die Software hochgefahren, konfiguriert sich alles wie von Geisterhand und der Numark leuchtet mich freundlich an, als wolle er sagen: „Von mir aus können wir loslegen“. Dem komme ich gern nach.
Mit dem Encoder browse ich zielstrebig durch den Verzeichnisbaum, welcher Crates und die iTunes-Library enthält. Drücke ich den Regler nieder, gelange ich in die aktuelle Playlist. Back beamt mich wieder in den Seitenbaum. Überraschenderweise zeigen meine Aktivitäten keinerlei Auswirkungen auf das File/Folder-Lämpchen. Es scheint wohl für eine andere Software bestimmt zu sein. Zwei Ladebuttons befüllen meine beiden Decks. Die Analyse einer Wellenform während der Laufzeit (MacBook/Core2Duo) erfolgt innerhalb von zehn Sekunden. Ein Beatgrid wird nicht angelegt, stattdessen wollen mich Tempo- und Beatmatching-Anzeigen als visuelle Mixhilfen für sich gewinnen – und natürlich auch die Wellenformen selbst. Neben „Cue“, „Pause“ und „Stutter“ lauert unterhalb des Jogwheels ein „Sync“-Button, der die beiden Software-Decks in Gleichschritt bringen soll, was aber nicht immer einwandfrei funktioniert, wie ihr dem nachfolgenden Audiobeispiel entnehmen könnt, bei dem die Off-Beats durch wiederholtes Drücken von „Sync“ erzeugt wurden.

Audio Samples
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Offbeats durch wiederholtes Drücken von Sync

Ich persönlich praktiziere aber auch gern manuelles Beatmatching, also ganz „Oldschool“ nach Gehör mit Tempofader und den Jogwheels, die beim MT-Pro 2 gehörig gut unter der Hand liegen. Die Übersetzung der Teller im Scratch- und Nudge-Modus ist für meine Begriffe zweckdienlich eingestellt, wobei eine Umdrehung des Wheels exakt einem Turnus der Nadelposition im virtuellen Deck entspricht, was bei einen 120-BPM-Titel knapp 1,8 Sekunden bedeutet. Damit kommen die Hersteller dem Scratch-Gefühl einer Platte, zumindest was das grundsätzliche Timing angeht, einigermaßen nah, denn ein Vinyl, das bei 33 1/3 RPM abgespielt wird, macht ebenfalls 1,8 Sekunden pro Turn. Schade ist vor diesem Hintergrund, dass die Emulation nicht auf 45 RPM eingestellt werden kann – bei meiner „clubrelevanten“ Vinylsammlung herrscht nämlich ein deutlicher „Maxisingle/EP-Überhang“ vor. An dieser Stelle sei erwähnt, dass sich die „Virtual Deck Speed“ in der Vollversion allerdings anpassen lässt.
Beim Vorhören der Decks kann ich zwischen Master und PGM gemäß ausgewählten Cue-Kanälen stufenlos blenden. Der Kopfhörerverstärker arbeitet angenehm zerrfrei, ist aber wie gesagt nicht der lauteste seiner Art. Das Audiointerface klingt gut. Vergleiche ich den Ausgabepegel bei identischen Einstellungen mit dem N4 (Gain auf Mitte), der durch einen externen Trafo bestromt wird, fällt auf, dass dieser allerdings doch um einiges höher ist. Bei dieser Gelegenheit habe ich auch den Cut/ Boost der Equalizer verewigt, die für meine Begriffe praxisdienlich zupacken. Ein Kanalfilter ist nicht zugegen. Wer Wert drauflegt, kann sich mit Hi- oder Lowpass der Effektsektionen behelfen. Sollte der DJ auf der nächsten Party zu fortgeschrittener Stunde ein wenig über die Stränge schlagen, kommt ihm an dieser Stelle Seratos integrierter Software-Limiter zu Hilfe, der bei Überpegeln ins Geschehen eingreift und der Abend ist gerettet.

Audio Samples
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Vergleich: Master Playout MTP2 und N4 Cut/Boost Hi-Q Cut/Boost Mid-Q Cut/Boost Low-Q Cut/Boost Killfunktion

Performance

Mit zwei Musikstücken bei 5ms Latenz, eingeschalteter Synchronisation und aktiviertem Keylock, der respektable Dienste leistet, lag die Auslastungsanzeige während meines Tests meist zwischen 40 und 60 Prozent, also klar im grünen Bereich. Selbst wenn ich den Titeln mit Effekten auf die Pelle rücke und Samples abfeuere, gelangt die CPU-LED kaum in den roten, selten aber schon einmal in den orangenen Bereich. Ausnahme: Ich befördere nicht analysiertes Audiomaterial in ein Deck und die Berechnung geschieht im laufenden Betrieb, während alle Register gezogen werden. Der Käufer sollte seinen Musikbestand daher besser im Vorfeld auswerten lassen und nicht während einer Live-Session. Wer eine umfangreiche MP3-Sammlung sein Eigen nennt, könnte den Controller also vom Computer trennen und ihn am besten über Nacht rechnen lassen. Die Analyse der Audiofiles geschieht dann mit einem Titel pro CPU-Core.

Samplepads

Ein besonderer Eyecatcher an diesem Gerät ist natürlich die Pad-Sektion zum Abfeuern von Samples, Cues und Loops. Auch Akai gehört ja bekanntermaßen der inMusic-Gruppe an, daher verwundert es nicht, dass die Pads ihren „Brüdern“ am LPD8 wie ein Ei dem anderen gleichen und sogar in Orange, wenngleich strenggenommen etwas heller illuminieren. Indes, sie stehen beim Numark-Controller etwas mehr aus dem Gehäuse heraus, als bei meinem LPD. Wo ihr die Tasten trefft, ist ihnen herzlich egal, solange ihr dies mit einer gewissen Bestimmtheit tut. Sanft darüberstreichen ist nicht, daher konnte ich auch leider keinen Punkt für die „Anschlagdynamik“ verteilen – denn die konnte ich nun gar nicht ausmachen. Daher könnte man auch durchaus von überdimensionierten Buttons sprechen. Wer also glaubt, er könne ähnliche verschachtelte Aftertouch- und Velocity-abhängige Funktionen aufrufen, wie bei einem VCI-400, irrt nicht nur wegen der funktionsbeschnittenen Software. Samples landen im Übrigen „direkt“ auf dem Master, gemäß der in der Software eingestellten Lautstärke. Warum Numark keinen Drehregler zur globalen Lautstärkeanpassung verbaut hat oder den mittleren Masterfader hierzu einsetzt, der zwischen den beiden Channelfadern auf mich ohnehin auf der falschen Position spielt, bleibt mir ein Rätsel.

Fotostrecke: 2 Bilder Hier kann und soll der DJ ruhig richtig zur Sache gehen

Serato Intro hat sechs Basic-Effekte an Bord, von denen drei pro Deck simultan gesteuert werden können. Für die Effekte befinden sich an jedem Deck vier Endlosdrehregler samt dediziertem Takt-Encoder, der 24 Schritte pro Umdrehung macht. Bedeutet: Bei einem Effektanteil von 100 Prozent pro Turnus entspricht ein Schritt demnach rund vier Prozent. Um den Beat-Multiplier zu einem Taktwechsel zu bewegen, sind drei Schritte nötig. Wo ich gerade die FX-Racks anspreche: Neben den zuvor erwähnten Filtern haben diese Flanger, Phaser, Reverb und Echo im Gepäck (zum Teil temposynchronisierbar von 1/8-8 Beats). Seltsamerweise erfolgt keine Aktualisierung in der Softwareoberfläche, wenn ich an der Hardware Sampleplayer oder FX bediene. Ein Umschalter für die grafische Benutzeroberfläche in Intro ist ebenfalls nicht zugegen. Ärgerlich.
Eingeschaltet werden die „Audioschleifer“ über die Pads 1-3, was ich ehrlich gesagt nicht verstehe. Hätte man die Button-Funktion nicht in die Encoder integrieren und stattdessen Loop-Rolls auf die Pads verfrachten können? – Ja, ich weiß, man kann nicht alles haben, aber dennoch hätten Push-Encoder für mehr Konfigurationsmöglichkeiten, gerade auch im Hinblick auf ein Update, meiner Meinung nach nicht geschadet. Außerdem: Cuejuggling und Loop-Roll-Infernos bereiten einfach weitaus mehr Spaß, wenn man sie über große Pad-Matrixen abfeuern kann, doch den FX-On Befehl und die Manual-Loops finde ich dafür unpassend. Da hätte mir eine kleine Zeile Standardtaster unter den Potis bei Verwendung der Pads für andere Funktionen (damit man nicht eine Dreifachbelegung auf der untern Zeile hat) besser gefallen.
Dafür ist das visuelle Feedback, da die Encoder-Stellung im Gegensatz zum Gehör keinen Aufschluss über die Intensität eines Klangverbiegers erlaubt, durch die beleuchteten Pads (welcher Effekt ist eigentlich eingeschaltet) eindeutig. Was ich für Autoloops (1, 2, 4, 16 Bars), die als Zweitfunktion auf den gleichen Tasten liegen, eben aus diesem Grund nicht behaupten kann.
Apropos Autoloops: die Vergrößerung über „8“ kann aktuell nur mittels Auto-16-Button, nicht jedoch über die x2-Taste erfolgen, denn diese macht bei „8“ Schluss (noch). Kleiner als “1” wird´s gar nicht erst, ergo ist man bei einem „Build-Up“ stark eingeschränkt, es sei denn die Verwendung der Jogwheels zum Verkürzen der Schleife ist für den Einzelnen eine Option – im nachstehenden Hörbeispiel als Kombination mit einem Echo, Reverb und Phaser zu hören. Hier sei nochmal angemerkt, dass sich leider keine Loops auf die fünf Bänke abspeichern lassen, sondern nur Cues. Jedoch kann ein Loop an einem Cuepoint deklariert werden, sodass ich zumindest diese eine Schleife beim Cuejuggling mit den vier Positionen (der temporäre Cuepoint ist über die Stutter-Taste zugänglich) nutzen kann.
Pad Nummer 4 ist im Normalzustand derweil als Tap-Button für die Synchronisation der Effekteinheiten angedacht. Auch manuelle Loops mit Reloop und Cutter-Taste sind mit von der Partie, und zwar über die untere Zeile, die sich zudem auch für Cue-Punkte oder Samples verantwortlich zeigt. Der Operationsmodus wird über die „Shift“-Taste aktiviert. Was das Handling der Kreativabteilungen angeht, so kann ich feststellen, dass manuelle und automatische Loops den Nulldurchgang gut treffen, jedoch werden sie nicht quantisiert oder an einem Beat angelegt, daher ist im Mix mit einem zweiten Titel Vorsicht und gutes Taktgefühl geboten – gerade beim Verlassen kleinerer Loop-Intervalle oder beim Upscaling.
Was mir gut gefällt, ist die Option, Loop-Flanken per Jogdial anzupassen, wenn man mal danebengelegen hat. Ebenfalls an Ort und Stelle angelegt und abgerufen werden können bis zu vier Cuepoints und Sampleslots. Jedoch nicht alles simultan, sondern ich muss zwischen den Pad-Modi umschalten. Zum minimalistischen Sampleplayer ist zu sagen, dass die Audiodateien im One-Shot-Modus abgespielt werden und ich als Startpunkt einen potenziellen Hotcue deklarieren kann. Nur stoppen lassen sich die Samples aufgrund fehlender alternativer Abspielmodi (Toggle, Hold, Trigger, Loop…) nicht.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Effektsektion bietet sechs Brot&Butter-FX …
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Effektdurchlauf 1-3 Effektdurchlauf 4-6 Jog Loopcut mit FX

Update auf Serato DJ

Ob sich das Update auf Serato DJ lohnt, ist eine sehr individuelle Frage, die sich nicht pauschal beantworten lässt. Dagegen spricht, dass sich weder Loop-Rolls noch der Slicer-Mode der „größeren“ Controller mappen lassen, auch nicht mit einem Zusatzcontroller. Warum Serato den Käufern des kostenpflichtigen Upgrades derartige Restriktionen auferlegt, kann ich nicht nachvollziehen und es entzieht sich meiner Kenntnis. Erschwerend kommt hinzu, dass eine Re-Konfiguration des Mixtrack Pro II als „Nativ-Controller“ NICHT vorgesehen, sprich nicht machbar ist. So erscheint mir der Preis für die „Vollversion“ im Direktvergleich mit der Konkurrenz zu hoch. Kommen wir aber nun zu den positiven Aspekten: Dafür sprechen zum Beispiel der Session-Recorder zum Aufzeichnen der Darbietung, der erweiterte Umfang des Samplers, mehr Loops, mehr Cues, mehr individuelle Einstellmöglichkeiten in den Preferences und der Bibliothek oder auch neue Ansichten für Browser und Layouts. Solltet ihr es noch genauer wissen wollen, hier findet ihr weiter unten eine Fotostrecke zum direkten Vergleich der beiden Versionen.

Fotostrecke: 14 Bilder Serato DJ Intro Deckview
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Fazit

Numark hat bei der Revision des Mixtrack Pro nicht nur optisches Facelifting betrieben, sondern auch einige konzeptionelle Neuerungen implementiert, wie die seitlich angebrachten Kopfhörer- und Mikrofonbuchsen, die Performance-Pads und die überarbeiteten Jogwheels. Das Gerät wendet sich primär an die Fraktion angehender Partybeschaller und DJ-Neueinstiger. Der Klang ist gut, Ergonomie und Workflow praxisdienlich. Mit Serato DJ Intro erhält der Käufer ein schnörkelloses, einsteigerfreundliches „Plug&Play-Programm, das stabil läuft und eine interessante Auswahl an kreativen Bordmitteln zur Verfügung stellt, mit denen man seine Tracks durch die Mangel drehen kann. Zwar fehlen der Software einige Highlights, wie der Session-Recorder, Beatgrids, Rolls und Slices, aber für eine LE-Version geht das in Ordnung. Was mir hardwareseitig nicht zusagt, sind der mittlere Masterfader, die fehlenden Gains und ich vermisse aussagekräftige LED-Meter. Ferner müssen die Samplepads schon bestimmt getroffen werden und das Umschalten zwischen den diversen Modi ist sicherlich auch nicht jedermanns Sache, aber:  
Werfe ich nun den Verkaufspreis von knapp 220 Euro Street in die Waagschale und mit diesem gleich noch die stabile Performance, praxisdienliche Jogwheels, viele beleuchtete Tasten und Pads, ein gut klingendes Interface und eine insgesamt weitgehend gelungene Portierung der Software-Funktionen auf die MIDI-Sektionen des Numark-Controllers, dann schlägt die Nadel (auch aufgrund des resultierenden Preis-Leistungsverhältnisses) weit in Richtung positiver Überhang aus. Und es ist nur schwer zu rechtfertigen, in der Summe mehr als einen Stern abzuziehen. So kommt es im noch jungen Jahr 2013 bereits zu meinem ersten heißen Tipp für DJ-Einsteiger mit kreativen Ambitionen. Check it out and take a ride…

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Kompakt und Leicht
  • Einsteigerfreundliche Inbetriebnahme
  • Griffige, flache Jogwheels
  • Frisches Design
  • Loops, Sample- und FX-Sektionen
  • Zwei Kopfhörer und ein Mikrofonanschluss
Contra
  • Kein Gain, keine LED-Meter
  • Masterfader (-position)
  • Kopfhörerausgang könnte lauter sein
  • Nicht alle aufgedruckten Funktionen in der Software vorhanden
  • Mehrfach belegte, Velocity-lose Padsektion
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Numark Mixtrack Pro 2 Test
Für 172,00€ bei
Numark Mixrack Pro 2
Numark Mixrack Pro 2
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