Native Instruments Traktor Pro 4 Test

Native Instruments Traktor Pro 4 ist in der Redaktion gelandet. Die Konkurrenz hat vorgelegt, nun legt Native Instruments nach und bringt mit der neusten Ausgabe seiner DJ-Software unter anderem Stem-Separation, nachdem man bereits vor 10 Jahren das Stem-Format erfunden hatte. Ebenfalls neu: flexible Beatgrids, der Ozone Maximizer und Pattern-Player für alle (die letzten beiden Features waren zuvor nur im Abo verfügbar). 

Das professionelle DJ-Programm punktet seit Jahren mit seinen umfangreichen Optionen, ikonischen Effekten sowie einer zuverlässigen Synchronisation und ist dank MIDI-Mapping und Dongle-freier Audio-Kompatibilität mit nahezu jeder Hardware einzusetzen. Wir beleuchten im Test die neuen Key-Features und schauen, was sich sonst noch getan hat.

Native Instruments Traktor Pro 4 Test

NI Traktor Pro 4 – das Wichtigste in Kürze

  • professionelle DJ-Software
  • umfangreiche Browser/Library-Optionen und Ansichten
  • umfangreiche Audioanalyse 
  • Track-Decks, Remix-Decks, Stem-Decks und Live-Input möglich
  • umfangreiches Effektarsenal
  • Stem-Separation, flexible Beatgrids, Pattern-Player und mehr
  • Ableton Link, MIDI- und DVS-fähig

Native Instruments Traktor ist nun bereits seit 23 (!) Jahren eine der beliebtesten DJ-Software-Plattformen. Traktor Pro 4 ist die lang erwartete Weiterentwicklung. Mehr über die spannende Geschichte von Traktor erfahrt ihr hier.

Erst einmal ein paar Worte der Beruhigung. Nein, NI hat Traktor nicht umgekrempelt, alles ist noch immer da, wo man es erwartet und alle Traktor-User werden sich sofort zurecht finden. Daher möchte ich auch hier nur auf die wirklichen Neuerungen eingehen, alle übrigen Infos zu Traktor findet ihr in unserem großen Test zu Traktor Pro 3.

Native Instruments Traktor Pro 4 Test
Willkommen zu Traktor 4 Pro – kurze Tutorialvideos machen den Einsteig leicht und lassen schon mal das Wasser im Munde zusammenlaufen

Stems Reloaded

Schon vor 10 Jahren hat NI das vierspurige Stem-Format in die DJ-Kultur eingeführt, aber der altehrwürdige Stems-Creator wird zur Stem-Erstellung nicht mehr benötigt. Nun kann jedes Stereo-File direkt in Traktor in Stems aufgebrochen und abgespeichert werden. Hier bleibt NI seinem ursprünglichen Format treu: Präzise werden Drums, Bass, Instrumente und Gesang einzeln isoliert und liegen dann wie gewohnt in den Stem-Decks sichtbar vor, wo die einzelnen Spuren in ihrer Lautstärke gemischt und mit Filtern und Effekten bearbeitet werden können. 

NI setzt hier die hochgelobte RX-Technologie von iZotope ein – und das hört man auch. Und obwohl bei einem Stem-Track in der Collection nun ein Stem-Symbol angezeigt wird, steht er auch nach wie vor als Stereodatei zur Verfügung.

Native Instruments Traktor Pro 4 Test
„Generate Stems“ heißt das neue Zauberwort in Traktor 4 Pro.

Flexible Beatgrids

Für diese neue Generation von Beatgrid löst NI die Gridmarker aus dem Hotcue-Kontext heraus. Nach der ersten Analyse eines Tracks verbleibt wie gewohnt ein weißer Cue-Marker auf der ersten berechneten Position. Dieser kann jedoch gefahrlos gelöscht werden, ohne das errechnete Beatgrid zu verlieren. 

In Pro 4 setzen Rastermarkierungen keinen neuen Downbeat wie noch in Traktor Pro 3. Es können nun so viele Gridmarker gesetzt werden, wie gewünscht und sie tauchen visuell nicht mehr bei den Hotcues auf. 

Theoretisch könnten DJs, die viel handgemachte Musik (z. B. Disco, Funk, Soul) auflegen, also jeden Beat mit einem Gridmarker versehen. Die Raster zwischen zwei aufeinanderfolgenden Rastermarkierungen sind dabei gleichmäßig verteilt. Leider setzt Traktor die Beatgrid-Marker nicht automatisch, z. B. auf die Transienten, es ist also noch echte Handarbeit nötig. 

Die Belohnung für die Mühe sind dann beispielsweise originale Tunes, die total tight im Sync mit einem modernen Beat liegen, der den per Stem-Separation gemuteten Beat des Original ersetzt. Instant Edits on the fly!

Tracks mit flexiblem Beatgrid erkennt man in der Traktor 4 Pro Playlist an den vier ungleichen Balken neben der BPM-Zahl
Tracks mit flexiblem Beatgrid erkennt man in der Traktor 4 Pro Playlist an den vier ungleichen Balken neben der BPM-Zahl

Ozone Maximizer

Der Ozone Maximizer war für Abonnenten des Traktor-Programms schon in Versionen von Pro 3 enthalten, nun bekommen alle Traktor-User den State-Of-The-Art Mastering Maximizer aus dem Firmenportfolio.

Ozone Maximizer kann alternativ zu den Traktor-Limitern „Classic“ und „Transparent“ in den Mixer-Präferenzen angewählt und in einem eigenen Präferenzen-Reiter editiert werden, wenn auch die Boost-Intensität (bis 20 dB) und die Presets „Fast“ und „Smooth“. Der Ozone Maximizer wird übrigens nicht in den internen Traktor Audio-Recorder aufgenommen, er liegt in der Signalkette zwischen Recorder und den Ausgängen.

Der Ozone Maximizer
Der iZotope Ozone Maximizer in Traktor 4 Pro haut bis zu 20 dB Verstärkung raus

Pattern-Player

Der Pattern-Player war ebenfalls für Abonnenten des Traktor-Programms schon in Versionen von Pro 3 enthalten. Er wird als Modus einer beliebigen FX-Einheit genutzt und als Send, Insert oder Post-Fader geroutet. 16 verschiedene Kits mit je 8 Sounds und 8 Patterns von stilbildenden Producern wie u. a. Camea, Rebekah, Nicole Moudaber, Len Faki, Luke Slater, Dubfire, Chris Liebing, Florian Meindl, Fabio Florido und Joran van Pol sind enthalten. Natürlich dürfen auch ein 808- und ein 909-Kit nicht fehlen.

Traktor 4 Pro Pattern Player Library
Die Library des Pattern Player kommt mit Sounds von 808, 909 und angesagten DJ

Native Instruments Traktor Pro 4 in der Praxis

Es war nur eine Frage der Zeit: Stem-Separation in Traktor. Wer schon zuvor mit dem Stem-Creator und Traktor-Stems gearbeitet hat, wird sich nicht umgewöhnen müssen: Alles ist wie früher, nur kann man jetzt aus jedem Stereo-File die Stems direkt in der Software generieren.

Traktor 4 Pro, Kontrol S4 Mk3 und Kopfhörer
Auf geht’s: In-Depth-Test vonTraktor 4 Pro

Stem-Separation

Stem-Separation geschieht nicht automatisch, sondern muss im Kontext-Menü per Rechtsklick initiiert werden. „Generate Stems“ geht leider nur einzeln pro Track und nicht, indem man mehrere Tunes anwählt und im Batch separieren lässt. Wäre ein Wunsch für ein Update. Die Stems werden im MP4-Format in einem eigenen Folder gespeichert. Beim Mac findet man diesen Folder unter Music/Traktor/Stems.

Wenn man die Stems nicht mehr möchte, kann man die Stem-Separation über das Context-Menü „Delete Associated Stems“ wieder rückgängig machen (Rechtsklick auf Track) und sie werden aus dem Folder entfernt. Die Files tragen kryptische Namen, die nicht dazu taugen, den Originaltitel dahinter zu identifizieren. Also: einfach nicht anrühren und Traktor machen lassen

War die Datei vorher noch nicht analysiert, macht der Befehl „Generate Stems“ das praktischerweise gleich mit. Ist der Track einmal in Stems separiert worden, taucht er im Browser von Traktor Pro 4 auch fortan stets mit einem kleinen Symbol auf, das indiziert, dass hier auch Stems verfügbar sind. 

Dennoch hat man weiterhin Zugriff auf die Stereo-Version. Bei einfachem Click auf den Load-Button angeschlossener Traktor-Hardware wird der Stem-Track geladen wenn verfügbar, bei Doppelklick das dazugehörige Stereo-File.

Dieses Ladeverhalten lässt sich in den Voreinstellungen verändern (Preferences > Loading > Loading to Deck > Load as Stem / Load as Track). Ich fand es für mich tatsächlich logischer, bei einem Klick auf den Load-Button des Kontrol S4 Mk3 stets die Stereodatei zu laden und bei Bedarf das Stem-File per Doppelklick. Beim Laden via rechtem Mausklick stehen die Optionen „Load as Stem“ und „Load as Track“ zur Verfügung.

Wie so fast alles kann übrigens auch der Stem-Erstellungsbefehl auf eine Key-Kombination oder einen Controller gemappt werden (Add > Browser > List > Generate Stems).

Die Streifen und der kleine Kringel im Browser links neben dem Tracknamen zeigen an: Hier liegen Stems vor

Der Stem-Separation-Prozess

… dauert je nach Power eures Computers ca. die Hälfte bis zu einem Drittel der Spieldauer des Tracks. Das geht im laufenden Betrieb, auch wenn der Track bereits läuft. Die Berechnung erfolgt in einem separaten Thread und stellt daher kein Risiko für die Soundausgabe dar. Wenn der nächste Mix davon abhängt, dass das Stem-File pünktlich am Start ist, würde ich jedoch lieber die Finger vom Live-Generieren auf der Bühne lassen und die entsprechenden Stems in Ruhe zu Hause vorbereiten.

Traktor Kontrol S4 Mk3 und Kontrol F1
Der kleine Kontrol F1 ist immer noch ein prima Controller für Stems in Traktor 4 Pro

Der Stem-Prozess dauert ein wenig. Andere Software wie Serato DJ und Rekordbox ist in diesem Punkt deutlich schneller. Die Ergebnisse sprechen allerdings für sich: Die separierten Stems klingen vergleichsweise hervorragend. 

Während andere DJ-Stem-Separation-Technologien noch mit allerhand Artefakten zu kämpfen haben, ist der Algorithmus in Traktor Pro 4 so gut, dass man die resultierenden Spuren tatsächlich häufig auch solo nutzen kann. Gerade bei Vocals ist das sehr nützlich.

Laut NI wurde aber das Augenmerk darauf gelegt, dass die kombinierten Stems möglichst so klingen wie der Originaltrack. Natürlich hängt die Separation-Qualität auch vom File ab. Bei Tracks mit wenigen Informationen klingen die Ergebnisse einfach gleich sehr viel besser, als wenn sich der Algorithmus durch undefinierbare Klangwolken durchkämpfen muss.

Es geht aber auch ohne zusätzlichen Kontrol F1: Mit den oberen vier farbigen Tastern werden die einzelnen Stem-Tracks am Kontrol S4 Mk3 stummgeschaltet, mit den gedrückten unteren weißen Tastendienen die beiden Endlosregler zum Einstellen von Lautstärke und Filter

Und wozu braucht man das?

  • Hier meine Top 5, wofür Stems in Traktor gut sind:
    Acapella freistellen und über einen Instrumental-Track mixen
  • Oder wenn der Gesang nervt: Den einfach stummschalten
  • Irgendeinen beliebigen Sound freistellen und scratchen
  • Der Beat ist nicht kräftig genug: Einfach den schlappen Original-Beat muten und energetische Beats vom Nebendeck drunterlegen
  • In der Mix-Transition nur einen flächigen Pad-Sound freistellen, um geschmeidig zu einer sehr unterschiedlichen BPM-Geschwindigkeit zu wechseln
  • Bonus-Tipp: Einfach mal die Drums auf dem Downbeat für einen Beat droppen

Euch fallen sicher auch noch andere gute Gründe für Stem-Separation in DJ-Software ein. Schreibt sie uns gerne in die Kommentare.

Hier ein kleines Hörbeispiel mit einem viertaktigen Loop, erst mit allen Spuren, dann werden nacheinander die Drums, der Bass und die Keyboards gemutet, dann wieder nach und nach dazugeschaltet.

Audio Samples
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Stem Separation in Traktor 4 Pro Stem und Mutes in Traktor 4 Pro, NI-Demosong „Cooking Swings“

Beatgrids

Mit Traktor Pro 4 führt NI flexible Beatgrids ein und verändert für den einen oder den anderen ein paar eventuell gewohnte Arbeitsweisen. In Pro 3 war es z. B. möglich und bei sehr organischen Tracks auch sinnvoll, an verschiedenen Stellen neue Beatgrids zu setzen, um den Track für kritische Mix-Phasen tight zu machen. 

Jeder Gridmarker definierte dabei das Tempo bis zum nächsten Gridmarker und alle Gridmarker entsprachen in ihrer Funktion auch einem Hotcue.

In Traktor Pro 4 sind Beatgrids nun unabhängig von Hotcues. Das Löschen der weißen Hotcues hat keinerlei Auswirkungen mehr auf das darunterliegende Beatgrid. Wer trotzdem auf den weißen Beatgrid-Marker nicht verzichten möchte, kann dies in den Preferences festlegen (Preferences > Analyze Options > Automatic Markers).

Man kann grundsätzlich so viele Beatgrid-Marker setzen, wie gewünscht – oder wie nötig. Bei einem DAW-produzierten Track, der mittendrin mal für mehrere Takte die Geschwindigkeit ändert, benötigt es also mindestens einen Beatgrid-Marker zu Beginn, einen zweiten am Anfang des anderen Tempos und einen dritten, wenn das Tempo wieder auf die Ursprungsgeschwindigkeit wechselt. 

Bei live gespielter Musik kann es hingegen nötig sein, alle paar Takte einen neuen Beatmarker zu setzen, ähnlich wie bei den Warp-Markern in Ableton. Wenn ihr schon mal Edits von Disco-und Funk-Stücken in Ableton gemacht habt, dürfte euch das Prozedere bekannt vorkommen.

Beatgrid
Die Gridmarker sind in Traktor 4 Pro jetzt von den Hot Cues getrennt, hier am Beispiel des Breaks von „French Kiss“

Aber dann gibt es ja auch noch

… die „Mutter aller flexiblen Tempo Tracks“, nämlich „French Kiss“ von Lil Louis. Der Track war 1989 nicht nur eine Club-Sensation aufgrund seiner vokalen Äußerungen aus der tiefsten Intimsphäre, sondern auch weil er mittendrin kontinuierlich langsamer wird, fast im Stillstand verharrt, um dann wieder gaaaanz langsam Tempo aufzunehmen. Dazu hat Lil Louis einfach am Tempo-Regler seiner Drummachine gedreht.

Hier war mein Ziel natürlich nicht, die ikonische Tempoveränderung glattzubügeln, sondern einen anderen Track per Sync durch diese BPM-Changes mitzunehmen. Dazu setzte ich einen Beatmarker auf jede Viertelnote jeden Taktes (also auf jede Bassdrum) und ja, es kostet verdammt viel Zeit und ist dann doch nicht ganz so einfach, weil Traktor bei langsameren Geschwindigkeiten im Beatgrid ein Double-Tempo-Feel erzeugt und sich der Eindruck eines immer langsamer werdenden Tracks nicht so einfach auf einen anderen aufprägen lässt. 

Vielleicht wird das Erkennen von kontinuierlichen Tempoverläufen und das automatische Setzen von Beatmarkern irgendwann durch eine entsprechende KI-Funktion gelöst. Bis dahin gilt nach wie vor: Handarbeit. Insgesamt ist es aber gut, dass Hotcues und  Gridmarker nun getrennt sind. Und auch wer sich die ganze Mühe nicht machen möchte wird bemerken, dass das Handling des Beatgrids einfach ein wenig einfacher geworden ist.

Audio

Audio Samples
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Beatgrid mit einem festen Tempowechsel plus Stem-Mutes Beat follows Grid

Beat follows Grid: Im Hintergrund läuft der Break von Lil Louis, allerdings mit unsorgfältig gesetztem Beatgrid, was in Double-Tempo-Stolperern resultiert. Dieses “verunglückte” Beispiel zeigt immerhin, dass der Sync-Track dem Master-Track wirklich überall hin folgt. 

Ozone Maximizer

NI hat dem Ozone Maximizer nur wenige Einstellparameter mitgegeben und ich halte das für eine gute Entscheidung. In den Audiobeispielen hört ihr die beiden Ozone-Presets „Fast“ und „Smooth“ jeweils mit 6 dB, 14 dB und den maximalen 20 dB Boost. Der Ozone macht ordentlich Druck und ich war mit ca. 6 dB Boost bereits völlig zufrieden. Bei 14 dB wird eben auch schon einiger Dreck aus den Tiefen des Tracks an die Oberfläche geholt und 20 dB klingen eher wie ein Effekt, als eine Verbesserung des Signals.

Wer sich als Traktor-User schon öfters mal geärgert hat, dass diese verflixten CDJs im Club irgendwie immer lauter klingen als Traktor, wird sich über den Ozone Maximizer freuen. Denn die CDJs müssen ja auch nur einen Stereo-Audiokanal verzerrungsfrei ausgeben. In Traktor können das mit Stem-Decks und eventuellen Pattern-Playern bis zu 20 Stereo-Tracks sein, weswegen Traktor mehr Headroom benötigt. Der Ozone bringt die verlorene Lautstärke dann wieder druckvoll zurück. 

Audio Samples
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Test-Track mit Classic, Transparent und Ozone Maximizer (+3 dB) Test-Track mit Ozone Maximizer (Fast) bei 0 dB, +6 dB, +13 dB und +20 dB) Test-Track mit Ozone Maximizer (Smooth) bei 0 dB, +6 dB, +13 dB und +20 dB)

Pattern Player

Nicht falsch verstehen: Der Pattern Player ist trotz der 16-Step-Sequencer-Matrix keine Mini- (Drum-) Maschine in Traktor. Es kann stets nur ein Sound zur Zeit gespielt werden. 

Eine Hauptanwendung des Pattern-Players ist es, einem Track eine Bassdrum unterzuschieben, einen Clap draufzupacken oder einfach eine treibende HiHat zu erzeugen. Aber niemand hält euch davon ab, mit zwei Pattern-Playern zu arbeiten und auf dem zweiten mit unterschiedlichen Sounds für Bewegung zu sorgen (siehe Audiobeispiel). 

Die Bedienelemente sind straight forward: Ganz links der Start-Knopf (ON-Button der Effekteinheit), daneben zwei Buttons zum Durchscrollen der Sounds und zugehörigen Preset-Patterns. Schließlich der Duck-Button, um das Signal des dem Sample-Player zugeordneten Track-Decks zugunsten des Pattern-Player-Sounds dezent zurückzudrücken. Pumpende Mixes à la Daft Punk sind mir damit aber leider nicht gelungen.

Die acht Patterns pro Instrument werden per Regler sehr organisch reingedreht, um beispielsweise Fills oder Climaxes zu erzeugen, man kann aber auf dem Step-Sequencer auch selbst Patterns mit der Maus programmieren.

Fotostrecke: 2 Bilder Die 16 Steps des Pattern-Players lassen sich per Maus auch manuell setzen

Hier ein paar Soundbeispiele. Und damit es nicht so langweilig wird, habe ich auf das linke Effektgerät stets die Bassdrum eines Kits gelegt und auf dem rechten Rack schalte ich die anderen sieben Sounds durch. Im Falle des Kits von Rebekah kann man da auch schon einen kurzweiligen Hard-Techno-Track from Scratch performen. Als letztes noch eine 808-Bassdrum mit Duck-Funktion auf unserem Test-Track. Check it out!

Audio Samples
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2 x Pattern Player 808 2 x Pattern Player 909 2 x Pattern Player Len Faki 2 x Pattern Player Rebekah 2 x Pattern Player 808 und Duck Funktion

Weitere Verbesserungen

Traktor ist bekanntlich schon sehr lange am Markt und bisherige Versionen haben anscheinend immer einige „Programmier-Altlasten“ mitgeschleppt. Für Traktor Pro 4 hat NI offensichtlich hart im tieferen Maschinenraum geschraubt, denn die Software fühlt sich viel flüssiger an.

Traktor Pro 3 ist zwar rock-solid und kaum in die Knie zu zwingen, aber beim Schließen der Preferences oder beim Schließen der Software nimmt sich Pro 3 selbst auf meinem flotten Silicon-Mac immer noch mehrere Sekunden bzw. Ewigkeiten lang dauernde Bedenkzeit. Zum Glück ist das endlich vorbei: in Pro 4 flutscht jetzt alles so knackig schnell, wie man das heutzutage erwarten darf. Leider funktioniert der Export der Playlist immer noch lediglich als Webpage, man muss alle unnötigen Optionen wie „Filepath“ oder „Comment 2“ aufwändig wegklicken und nach dem Schließen des Programms hat auch Traktor Pro 4 diese Einstellungen wieder vergessen.Dabei wäre solch eine simple Funktion ganz oben auf meiner Wunschliste, z. B. wenn man Mixes für eine Radiostation oder Soundcloud macht und die Playlist in Textform exportieren möchte. Vielleicht liest das ja hier jemand von NI.

Playlist Export
Der Playlisten-Export wurde in Traktor 4 Pro leider nicht verbessert

Hardware

Meine gesamte Controller-Hardware-Armada wurde auf Anhieb erkannt: Kontrol S4 MK3 (zum Test), Kontrol Z2 mit Scratch-Vinyls der MK1 und MK2-Generation, Kontrol D2 und Kontrol F1 funktionieren wie gewohnt. 

Gerade zur Stem-Kontrolle sind die kleinen handlichen Remix-Deck-Controller F1 (zum Test) immer noch Gold wert. Zur Erinnerung: Vier Filter-Knöpfe, vier Volume-Fader, vier Mute-Buttons … und die 4×4-Matrix dient als „LED-Kette“ für das Volume der vier Stems. 

Der Kontrol D2 (zum Test) bietet mit seinem hochauflösenden Display natürlich einen viel genaueren Überblick über einen Stem-Track, aber ist eben auch ungleich größer, benötigt sein eigenes Netzteil und ist dadurch deutlich weniger transportfreundlich. Es bleibt abzuwarten, ob NI neue Hardware vorstellen wird, um das Arbeiten mit Stems noch logischer und intuitiver zu gestalten.

Traktor Kontrol S4 MK3 und Kontrol D2
Die Controller Kontrol S4 Mk3 und D2 funktionieren einwandfrei mit Traktor 4 Pro.

Für wen ist das?

Meiner Meinung nach kommt man als Traktor-User an dem Pro-4-Update eigentlich gar nicht vorbei. Allein der Stem-Generator und das neue flexible Beatgrid sind großartige Features, die man nicht mehr missen möchte, wenn man mal damit gearbeitet hat. Der Ozone Maximizer macht ordentlich Druck und zwirbelt aus Traktor das entscheidende bisschen mehr Lautstärke raus, das sonst fehlt, um mit den üblichen Club-Mediaplayern mithalten zu können. Der Pattern-Player ist nice to have. Aber viel wichtiger sind für mich die schnelleren Routinen bei gleichbleibendem Workflow und dass auch ältere Hardware nach wie vor einwandfrei mit der neuen Software funktioniert. 

Stem-Generierung haben zwar auch andere Firmen zu bieten, aber während rekordbox DJs ihre Musik in Stereo per USB-Stick in fast jedem Club der Welt in den passenden Player stecken können, geht das eben mit Rekordbox-Stems noch nicht. Hierfür wird nach wie vor ein Laptop mit passendem Controller benötigt und hier hat Traktor Pro 4 wieder mal die Nase vorn. Ob der Algorithmus besser ist als Serato DJ, möchte ich hier und heute nicht entscheiden. Er klingt aber für Juli 2024 richtig gut und – das ist ja nur der Anfang.

NI Traktor Pro 4 – mögliche Alternativen

ProduktTraktor Pro 4Serato DJ ProRekordbox DJ 7.0Virtual DJ
Streaming Servicesjajaja ja
Stem Separationjajajaja
DVSjajajaja
HardwareNative Instruments, konfigurierbarspezielle Modelle u. a. von Serato, Pioneer, Reloop, Hercules, Rane, Denon, Numark, Allen & Heath … Pioneer und Alpha Theta Hardwareüber 50 Hardware-Hersteller unterstützt
PlattformmacOS, WinmacOS, Win macOS, Win macOS, Win
Preis in Euro149,-  ab 249,- (oder Abo / ab 9,99 Monat)nur Abo, von 9 – 30,- / Monatvon 49,- bis 299,- (Abo ab 19,-) 

Official Video

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Mehr Informationen

Fazit zum Native Instruments Traktor Pro 4 Test

Traktor Pro 4 ist eine DJ-Software, die sich durch ihre vielen kreativen Funktionen, ein umfangreiches Effekt-Arsenal, Routing- und Sync-Möglichkeiten, freie Controller- und Interface-Auswahl, DVS sowie umfangreiche Audioanalyse, guten Sound und weitreichende Library-Optionen auszeichnet. Native Instruments bohrt den Funktionsumfang und die Performance mit der neuen Generation erneut auf. Traktor-User dürfen bedenkenlos upgraden, denn Traktor Pro 4 fühlt sich wie Traktor Pro 3 an, nur einfach besser, schneller, professioneller. Die Flexible Beatgrids geben euch erweiterte Möglichkeiten und dank des Stem Generators landet das Stems-Format, ursprünglich von Native Instruments initiiert endlich dort, wo es herkommt und das in wirklich guter Qualität. Antesten!

Traktor Pro 4 Spezifikationen

  • Unterstützte Betriebssysteme (Mindestanforderungen):
  • macOS 12, 13, 14 (aktuellstes Update), iTunes 12 (aktuellstes Update), Intel Core i5 oder Apple M1/M2, 4 GB RAM
  • Windows 10, 11 (aktuellstes Service Pack), Intel Core i5 oder gleichwertige CPU, 4 GB RAM
  • Monitor-Auflösung mindestens 1.280×800, USB 2.0, 1 GB Speicherplatz
  • Grafikkarte, die OpenGL 2.1 oder neuer unterstützt
  • 1 GB Festplattenspeicher
  • Internetverbindung für Installation und Streaming
    Unterstützte Audioformate: 
  • MP3, WAV, AIFF, Audio CD, FLAC, Ogg Vorbis, AAC (ohne DRM)
  • Unterstützte Treiber:
  • Core Audio, WASAPI, ASIO, DirectSound
  • Preise (07/24):
  • Vollversion: 149,- Euro
  • Upgrade von Traktor Pro 3: 74,50 Euro
  • Upgrade von Traktor Pro 2: 104,- Euro

Native Instruments Traktor – Website des Herstellers

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Profilbild von Mike Schmidt

Mike Schmidt sagt:

#1 - 27.07.2024 um 21:04 Uhr

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Das ist mal ein KLASSE Praxis Test. Mijk hat an alles gedacht, mal kurz, was auch mir auf der Seele brennt. Z.b. Thema Webplaylist. Danke dafür. Es grüßt Mike von Evosonic.

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