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MXR M169 Carbon Copy Test

Es waren die Siebziger, in denen die Gattung der Effektpedale die erste große Blüte erlebte und eine ganze Anzahl an neuen Herstellern die Szene betrat. Einer der Pioniere war der amerikanische Hersteller MXR, der bis heute eine nicht unbedeutende Rolle in diesem Genre spielt.

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1973 von Keith Barr, Michael Laiacona und Terry Sherwood gegründet, brachte man schon ein Jahr später die ersten Effektgeräte auf den Markt. Im Gegensatz zu den großen Pedalen von Electro Harmonix waren diese viel handlicher und auch einfacher zu bedienen. Die meisten verfügten lediglich über einen oder zwei Regler und waren in vergleichsweise kleinen Gehäusen untergebracht. Mit Eddie Van Halen konnte MXR auf einen sehr populären User verweisen, dessen drei erste Alben sehr stark vom Phase 90 geprägt sind. Seit 1987 gehört MXR zum Dunlop Imperium, was die kontinuierliche Produktion der klassischen Geräte wie auch deren Weiterentwicklungen möglich machte.
Kaum ein Effekt, der nicht von einem MXR-Produkt generiert werden könnte. Klar ist auch, dass eine solche Traditionsfirma neben der Konstruktion neuer Geräte gerne auf ihren großen Erfahrungsschatz zurückgreift und erfolgreiche Technologien der Vergangenheit wieder aufleben lässt. Ein Pedal, das mit seiner klassischen analogen Eimerkettenspeicherung perfekt in diese Schublade passt, ist das Carbon Copy  Analog Delay. In unserem Test wird sich zeigen, ob es eher in die Vintage-Ecke gehört oder auch im Hier und Jetzt seine Berechtigung hat.

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DETAILS
Das Carbon Copy Delay im typischen MXR-Gehäuse präsentiert sich, zumindest, was seine Abmessungen anbelangt, als perfekter Bewohner des Pedalboards. Wer den kleinen MXR Phase 90 kennt, weiß was ich meine, denn für diese Zwerge findet sich immer irgendwo noch ein Platz. Trotz seiner bescheidenen Größe ermöglicht das Gerät mit drei Reglern und einem kleinen, versenkt angebrachten Schalter viele Eingriffsmöglichkeiten in die individuelle Soundgestaltung. Mittig angebracht liegt der Mix-Regler. Er bestimmt das Mischungsverhältnis von Dry- und Delaysound. In der Mittelstellung ist man in etwa bei einem Mischungsverhältnis von 50/50.

„Regen“ bestimmt nicht etwa die Niederschlagsmenge eines durchschnittlichen deutschen Sommers, sondern ist die Abkürzung für Regeneration. Hier wird die Anzahl der Echowiederholungen bestimmt. Dreht man den Regler auf Maximum, startet das Pedal eine Endlos-Feedbackschleife.
Das Delay-Poti regelt die Echogeschwindigkeit, wobei die Nullstellung ein mit 20 Millisekunden extrem kurzes Echo generiert. Die maximale Verzögerung liegt bei 600 ms. Ein kleiner Drucktaster aktiviert die Modulation, die das Delay zu einem leichten Eiern animiert und dem Sound mehr Tiefe verleiht. Das Direktsignal bleibt dabei unangetastet. Will man Tiefe und Geschwindigkeit der Modulation verändern, muss zunächst das „Bodenblech“ entfernt werden. Auf der dann offenliegenden Platine befinden sich zwei Trimpotis, die sich mit einem kleinen Schraubendreher feinfühlig justieren lassen. In der Regel findet man seine Einstellung sehr schnell und verändert diese auch nicht ständig. Die Ein- und Ausgangsbuchsen sind seitlich angebracht, ebenso wie der Anschluss für das 9Volt Netzteil.

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PRAXIS
Wenn es um den Sound von Delayeffekten geht, tauchen immer wieder drei Grundbegriffe auf: Tapedelay (Bandecho), Analogdely und Digitaldelay. Die ersten Delay-Effektgeräte waren mit Magnetband-Schleifen ausgestattet, eine Technik, die in den 70er Jahren von Analogdelays abgelöst wurde. Bei ihnen kamen sogenannten Eimerkettenspeicher zum Einsatz. Dabei handelt es sich um elektronische Schaltkreise, bei denen das Signal in einem bestimmten Takt von einem Bauteil zum nächsten weitergereicht und dadurch verzögert wird. Eines der größten Probleme dieser Anwendung ist jedoch das Rauschen, das mit jeder Verzögerungsstufe zunimmt. Ganz im Gegensatz zu unserer dritten Variante, den Digitaldelays. Hier werkeln im Grunde kleine Computer, die das Originalsignal digitalisieren und entsprechend verzögern und bei Bedarf modulieren, bevor es in analoger Form an den Amp entlassen wird. Den Beeinflussungsmöglichkeiten sind dabei kaum Grenzen gesetzt und um das Rauschverhalten muss man sich in der Regel auch keine großen Gedanken machen. Allerdings sind viele Gitarristen der Meinung, dass digitale Effekte eine gewisse Kühle mit sich bringen und dass zur Wärme eines analogen Sounds auch ein gewisses „natürliches“ Rauschen dazugehört.

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Das MXR ist ein reines Analogdelay, das genau wie mein Referenz-Gerät, der Memory Man Deluxe von Electro Harmonix, mit besagter Eimerkettenspeicherung arbeitet. Obwohl es sich bei diesen Geräten um ein und dieselbe Technologie handelt, klingen beide Pedale von Grund auf verschieden. Das MXR Carbon Copy klingt wärmer, oder je nach Perspektive könnte man auch sagen „dumpfer“. Die Echowiederholungen besitzen weniger Obertöne und erzeugen eine Klangwolke, die fast wie ein Hallteppich klingt. Einzelne Wiederholungen sind nicht wirklich zu hören, vor allem, wenn man mit einer Band spielt und Feinheiten leicht überdeckt werden. Ebenso wie beim Memory Man Deluxe kann man das Delay leicht modulieren lassen, wodurch der Echosound eine angenehme Tiefe erhält. Mir gefallen die Delayeffekte am besten mit cleanen Gitarren, und ganz besonders für Vintage-Gitarrenmusik à la Hank Marvin oder Brian Setzer. Wer seinen Leadsound einfach anfetten und eine dritte Dimension ins Spiel bringen möchte, kommt mit dem Carbon Copy gut zurecht, wobei lange Delayzeiten dumpfer klingen als kurze und der Sound schnell mulmig wird.

Audio Samples
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Max Delay Delay 15 Uhr Slapback
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FAZIT
Der Klang von Delaypedalen ist und bleibt Geschmackssache, und wer auf besonders unauffällige und weich klingende Delaysounds steht, der sollte sich den MXR Carbon Copy einmal näher anschauen. Das Pedal bietet neben rein analog klingenden Echosounds auch die Möglichkeit, die Delays zu modulieren. Dabei haben wir es aber keinesfalls mit einem Memory Man Deluxe in Miniaturausgabe zu tun, denn dafür besitzen die erzielten Sounds weniger und weichere obere Mitten. Das MXR Carbon Copy ist ein sehr unauffällig klingendes Analogdelay, bei dem der Echosound mit dem trockenen Signal eine Symbiose eingeht, die bei verzerrten Soli enorme Tiefe ins Spiel bringen kann. Für Tempodelays, wie man sie von The Edge und David Gilmour kennt, reicht es aber nicht, da die einzelnen Echos schnell verwischen und zu wolkig klingen.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Kleines Gehäuse
  • Modulationseinheit
Contra
  • Dumpfer Delaysound
Artikelbild
MXR M169 Carbon Copy Test
Für 172,00€ bei
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Facts
  • Delayzeit: 20 bis 600 ms
  • True Bypass
  • Regler: Delay, Mix, Regeneration
  • Interne Trimmpotis für Depth und Rate der Modulation
  • Anschlüsse: IN/OUT, 9 Volt Netzteilanschluss
  • Schalter: ON/OFF Fußtaster
  • Preis: 226 EUR (UVP)
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