MXR stellt seit den 70er Jahren Effektpedale her – gehört damit also zweifelsfrei zu den Traditions-Herstellern in diesem Business. Und zwar zu den Erfolgreichsten, denn nicht umsonst werden die Erfindungen der Herren Barr, Sherwood und Laiacona gerne kopiert und sind sehr häufig in gemodelter Form in Multieffekten oder Amp & Effekt Plug-Ins zu finden. Der Sound der Pedale hat Rockgeschichte geschrieben: Eddie Van Halen hat den Phase 90 auf den ersten beiden Alben benutzt und David Gilmour´s Intro-Lick bei Shine On You Crazy Diamond wäre ohne den Phase 90 nur halb so gut. Aber auch der Flanger von MXR hat viele Anhänger gefunden. Neben Eddie Van Halen (Unchained – Fair Warning) machte auch der legendäre Randy Rhoads häufiger mal Gebrauch von diesem Modulationspedal.
Allerdings nimmt der normale Flanger mit seinen vier Reglern doppelt so viel Platz auf dem Pedalboard ein, wie beispielsweise ein Dynacomp oder ein Phase 90, was bei manchen Gitarristen nicht so gut ankommt. Für die Platzsparer unter den Gitarristen hat MXR den Micro Flanger im Standard MXR-Schmal-Format in die Läden gestellt. Und genau den werden wir im folgenden Test mal durch die Mangel drehen. Ich bin gespannt, ob er genau so böse klingen kann, wie sein breiterer Arbeitskollege.
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DETAILS
Gehäuse/Optik
Das Metallgehäuse unseres Testgeräts ist in einem matten (Fast-)Schwarz lackiert und kommt in der üblichen Optik der MXR-Pedale, an der sich seit den 70ern nichts Bedeutendes verändert hat. Einzig der Schriftzug wurde von einer geschwungenen Schreibschrift in breite Druckbuchstaben gemorpht – das war’s dann aber auch schon. Unterhalb des mittig angebrachten Logos strahlt die rote Status-LED, gefolgt vom runden Standard-Fußschalter. Das Pedal ist mit zwei Reglern ausgestattet, denen man große Gummikappen verpasst hat, sodass man sie mit ein wenig Geschick auch mit der Schuhsohle verstellen kann. Wer das nicht mag, der kann die Kappen einfach abziehen.
Die Anschlüsse für Gitarre und Amp sind seitlich positioniert, rechts parkt die Klinkenbuchse für den Eingang (Input), links der Ausgang (Output), der mit dem Verstärker verbunden wird. Das Pedal kann wahlweise mit einer 9V-Batterie oder einem Standard-Netzteil, dessen Anschluss sich neben der Input-Buchse auf der rechten Seite befindet, betrieben werden. Laut Hersteller verbraucht das analoge Flanger-Pedal ca. 7 mA, was natürlich sehr wenig ist – und da könnte man schon mal drüber nachdenken, das Kistchen auch fest verbaut im Pedalboard mit einer Batterie zu betreiben. Nachteil: Ein separates Batteriefach gibt es leider immer noch nicht. Bei einem zwangsläufig irgendwann einmal nötig werdenden Wechsel des „Antriebs“ muss die komplette Bodenplatte abgeschraubt werden – und die ist mit vier Kreuzschlitzschrauben befestigt.
Auf der Bodenplatte befinden sich noch vier kleine Gummifüße, die trotz ihrer geringen Ausmaße für einen stabilen Halt auf glatten Oberflächen sorgen. Ansonsten macht der Micro Flanger den stabilen Eindruck, den man von MXR-Pedalen seit Jahrzehnten gewohnt ist. Absolute Roadtauglichkeit ist gewährleistet.
Bedienung
„Rate“ und „Regen“ haben natürlich nichts mit den deutschen Bezeichnungen zu tun, hier geht es um die Effektgeschwindigkeit (Rate) und die Intensität des Flanger-Effekts (Regen). Laut Beipackzettel erreicht man einen dezenten Effekt, wenn die Regler entsprechend dezent aufgedreht sind und einen etwas aggressiveren Ton, wenn Rate und Regen üppiger ins Spiel gebracht werden. Na ja, kann man sich eigentlich denken. Vorteil im Vergleich zum großen Bruder: Mit „nur“ zwei Reglern geht das Einstellen wesentlich einfacher von der Hand. Getreu dem Motto: „Zu viele Köche verderben den Brei“ oder „Zu viele Regler erzeugen nur Brei“. Ob diese Einfachheit in der Bedienung mit einer unflexibleren Performance erkauft wird, werden wir im nachfolgenden Praxisteil überprüfen.
PRAXIS
Der Micro Flanger ist vor einen clean eingestellten Amp (Sovtek MIG-50) geschaltet, und wir hören uns zunächst einmal den Klangunterschied zwischen Bypass-Signal und Flanger-Effekt an – beide Regler befinden sich in mittlerer Position.
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Bypass TEMiddle TE
Gitarre
Rate
Regen
Telecaster
12
12
In diesem Setting gibt der Micro Flanger einen moderaten Flanging-Effekt von sich. Der Pegel bleibt unverändert, der Klang wird bei aktiviertem Effekt etwas basslastiger, aber das ist bei Modulationseffekten durchaus normal. Der Sound des Pedals ist angenehm warm und kraftvoll – eine sehr positive Ausgangsbasis also.
Als nächstes wollen wir die Regelmöglichkeiten untersuchen. Mal sehen, wie extrem die Flanging-Effekte eingestellt werden können. Es geht los mit dem Rate-Regler – Regen bleibt zunächst auf 12 Uhr. Der Micro Flanger nimmt sehr langsam Tempo auf. Bei 14 Uhr sind gerade mal 60 BPM erreicht, die Höchstgeschwindigkeit der Modulation liegt bei ca. 320 BPM. Das Rate-Poti hat also eine eher logarithmische Kurve, was ich persönlich bei Modulationseffekten bevorzuge, da man so in den langsamen Tempi etwas feinfühliger einstellen kann. Ihr hört nun fünf verschiedene Positionen des Rate-Reglers: 7, 9, 12, 15 und 17 Uhr.
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Rate TE
Gitarre
Rate
Regen
Telecaster
7-9-12-15-17
12
Jetzt kommt das gleiche Prozedere für den Regen-Regler. Hier sind fünf Einstellungen:
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Regen TE
Gitarre
Rate
Regen
Telecaster
12
7-9-12-15-17
Wie ihr hören könnt, kommt es selbst bei voll aufgedrehtem Regen zu keinen extrem krassen Flanging-Sounds. Hier fehlen die feinen Einstellmöglichkeiten, die die zusätzlichen Regler des großen Bruders bereitstellen und mit denen sich auch problemlos pumpende Jet-Plane-Sounds erzeugt lassen. Aber prinzipiell ist das auch alles Geschmacksache, denn die Performance der Kiste ist wirklich gut und wer keine abgefahrenen Sounds haben will, sondern lediglich einen etwas dezenteren, warmen Flanger, der wird hier bestens bedient. Vor allem kann man beim Einstellen mit zwei Reglern nichts verkehrt machen… Bei heruntergedrehtem Regen ist der Flanging-Effekt nicht so stark – logisch – aber auch die Höhen sind hierbei etwas abgedämpft. Der Klang wirkt ein wenig muffig, bei weiterem Aufdrehen wird es dann mit zunehmendem Effekt auch brillanter.
Sounds
Bei Funky Grooves muss nicht immer ein Phaser oder ein Wah Wah eingesetzt werden. Auch ein langsam eingestellter Flanger harmoniert gut mit cleanen Double-Stop-Linien. Die Effektintensität habe ich komplett zurückgedreht. Aber auch in dieser Einstellung ist der Effekt schon ziemlich präsent und erzeugt eine angenehme Modulation. Obwohl hier kein Stereobetrieb möglich ist, wird der Klang mit dem Effekt etwas breiter. Zum besseren Vergleich hört ihr zwei Versionen des Riffs, einmal ohne, dann mit Effekt.
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Funk ST
Gitarre
Rate
Regen
Stratocaster
10
7
Was in Verbindung mit einem Flanging-Effekt natürlich immer gut kommt, sind cleane Akkord-Arpeggios. Hier kann man auch schon etwas mehr Effektanteil ins Spiel bringen und das Tempo steigern. Ich habe meine SG auf Drop D gestimmt, um mal zu testen, wie sich die tiefen Frequenzen bei Down-Tunings verhalten – und das Ergebnis klingt sehr gut.
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Samples
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Low Flange SG
Gitarre
Rate
Regen
SG
11
14
Der Grundton steht stabil und der Bassbereich wird, trotz höherem Effektanteil, nicht matschig.
Und auch die Andy Summers Freunde kommen auf ihre Kosten. Mit der 9-15 Uhr Einstellung lässt sich ganz gut ein Police-ähnlicher Sound imitieren. Der Effektanteil ist recht hoch, aber die Bewegung langsam -dadurch klingt jeder Akkord immer etwas anders.
Audio
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Summers
Gitarre
Rate
Regen
Telecaster
9
12
Kommen wir zur nächsten Disziplin, in der ein Distortionpedal vorgeschaltet wird. Und die verwendete Ratte (ProCo The Rat) verträgt sich recht gut mit unserem Micro Flanger. Bei voll aufgedrehtem Regen geht das Ganze schon in Richtung Van Halen – der Effekt ist zwar nicht ganz so intensiv, aber für eine gute Abwechslung bei verzerrten Powerchords ist das völlig ausreichend. Auch das Nebengeräuschverhalten ist im, für ein Analog-Pedal, absolut tolerierbaren Bereich.
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Dist Flange
Gitarre
Rate
Regen
Les Paul
11
17
Böse kann er also und auch im Team mit Overdrive-Pedalen macht er keinen Stress. Also geht die Reise weiter und der kleine Schwarze wird in den Effektweg des Amps geschaltet. Wie zu erwarten war, gibt es auch hier nichts zu beanstanden. Keine Probleme mit der Pegelanpassung, Einschalten und Spaß haben. Apropos…ich habe jetzt mal beide Regler voll aufgedreht. Bei vielen Effektgeräten kommt es in dieser Einstellung zu einem eher unbrauchbaren Sound. Der Micro Flanger hingegen ist auch in diesem Setting für coole Sounds zu gebrauchen. Das maximale Tempo wurde von Werk ab gut gewählt und erzeugt eine angenehme Bewegung, mit der es sich wunderbar spielen lässt.
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Fast Flange LP
Gitarre
Rate
Regen
Les Paul
17
17
Auch Lead-Sounds oder HiGain-Riffs können mit dem Micro Flanger noch eine Ecke böser klingen. Man sollte allerdings etwas vorsichtig mit dem Regen-Regler umgehen – besonders wenn der Micro Flanger im Einschleifweg hängt und man am Amp schon eine gute Portion Höhen reingedreht hat. Im letzten Viertel des Regelwegs gibt es noch mal einen guten Höhen-Boost, der mitunter etwas schrill klingen kann. Ist aber prinzipiell nicht schlimm, man muss es halt nur wissen…
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