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MILLENIUM BLACK STEEL Test

Praxis

Es ist offensichtlich, dass sich bei der Black Steel jemand trotz des geringen Preises Gedanken zum Thema Design gemacht hat. Und so kommt die Hübsche also im “Modern Classic”-Look daher. Das Auge isst bekanntlich mit. Ich reite ganz schön auf dem Begriff “klassische Schönheit” herum, aber ich glaube, darauf haben es die Macher dieser Snare auch angelegt. Und der Name “Black Steel” soll vermutlich auch Assoziationen mit der beliebten “Black Beauty” auslösen. Aber möglicherweise kann sie mehr als nur gut aussehen. Es ist also an der Zeit, die Details einer genaueren Inspektion zu unterziehen:

Der Kessel ist kreisrund und die Kesselnaht ist sauber, für mein Empfinden ist sie sogar etwas besser als bei der Piccolo Steel verarbeitet. Sie hinterlässt allerdings die gleichen leichten Unebenheiten in den Fellauflagekanten. Den Fellsitz sehe ich dadurch jedoch nicht gefährdet. Die Fellauflagen haben den verbreiteten 45 Grad Winkel und sind ebenfalls tadellos gebogen.

Millenium_Black_Steel_Gratung

Insgesamt macht der Kessel einen recht hochwertigen Eindruck. Alles ist fein säuberlich gerundet, nirgendwo steht ein scharfer Grat hervor, auch das Snarebed sitzt exakt mittig unter der Snare Abhebung. Sicher: Für den traditionellen Look des Kessels sorgt zum Einen die “Nase”, also die Ausbuchtung à la Ludwig, die mittig einmal um den Kessel verläuft, zum Anderen das “Black Nickel”-Finish. Letzteres ist nicht wirklich schwarz, sondern anthrazit und absolut makellos. Die Black Steel ist mit acht “Classic Lugs” mit Single-Bohrung ausgestattet. Ich kann simpel und griffig erklären, was dahinter steckt: Ein Classic Lug besteht aus zwei Einzelböckchen, die mit einer Stange fest verbunden sind. Jedes der Einzelböckchen ist mit nur einer einzigen Schraube (daher Single-Bohrung) am Trommelkessel befestigt. Die Stange sorgt nun – ohne den Kessel zu berühren – für eine Verteilung der Zuglast von beiden Seiten. Der Vorteil an dieser Böckchenform ist der geringe Kesselkontakt, durch den die Trommel freier schwingen kann. An den Böckchen fällt mir auch das nächste Ausstattungsplus auf. Es scheint, dass man mit 30 Euro Mehrinvestition gegenüber beispielsweise der Piccolo Steel bei Millenium gleich zwei Qualitätskategorien aufsteigt. Denn zusätzlich zum Design gibt es noch durchweg kunststoffunterlegte Kesselhardware!

Für eine Verstimmsicherung in den Böckchen hat es dann allerdings noch nicht gereicht. Aber darauf haben die echten Klassiker ja auch seit eh und je verzichtet. Und wenn man nicht permanent Rimshots spielt, kommt man auch gut ohne aus. Aber zurück zu den Kunststoffunterlagen, denn die sind eine schöne Überleitung zur Abhebung…

Millenium_Black_Steel_Badge

Diese ist eine leicht modernisierte Form des klassischen Schlitten-Umlegers. Sie ist einseitig verstellbar und macht einen soliden und langlebigen Eindruck. Der Umleger rastet an der oberen Position ein, damit sich der Teppich nicht unfreiwillig beim Spielen löst. Ich hatte im Testbericht zur “Piccolo Steel” schon kurz davon erzählt, dass sich Hersteller günstiger Instrumente gerne mal im Teilesortiment von Zulieferern bedienen, um sich Design und Herstellung beispielsweise der Kesselhardware zu sparen. Und während ich beim Umleger noch keinen Verdacht hege, erkenne ich das Butt-End, also das Gegenstück zur Abhebung sehr sicher von zwei Fernost-Kollegen wieder. Auch fällt das Butt-End in seiner Chromqualität gegen den Rest ab. Aber so etwas zu bemerken fällt eigentlich schon in die Kategorie Fachsimpelei.

Unterm Strich zählt die Haltbarkeit, und an der habe ich keinen wirklichen Zweifel. Ein klarer Vorteil gegenüber den Abhebungen der Trommeln vergangener Tage ist, dass der Teppich mit Vierkant-Schrauben befestigt wird. Aber ein paar Kleinigkeiten gibt es doch, die verraten, dass man es bei der Black Steel mit einer sehr günstigen Trommel zu tun hat. Da wäre zum Einen das Badge. Dieses ist ein einfacher Aufkleber mit der Aufschrift “Millenium High Quality Product”, der im Gegensatz zu dem auf der Piccolo Steel immerhin fast gerade angebracht ist. Und zum Anderen gibt es den Spezialposten “Felle”. Meine Testkandidatin ist mit einschichtigen Fellen in Medium-Stärke ausgestattet. Diese tragen keinerlei Markenbezeichnung, was an sich nichts Schlimmes ist. Aber man sieht auf den ersten Blick, dass diese Folien nicht lange Freude bringen werden. Zum Vergleich: Wer schon einmal mit “Remo UX”-Fellen zu tun gehabt hat, weiß wovon ich spreche. Schon beim Betasten des Fells merkt man, dass weder die Beschichtung noch die Folie etwas mit denen der hochwertigen Kollegen gemeinsam haben.

Und so hat sich in vielen Tests bereits gezeigt, dass es nur wenige Spielstunden dauert, bis die Felle Dellen aufweisen sind und ihren Geist aufgeben. Aber um die Stimmung nicht zu düster werden zu lassen: Felle sind ja zum Glück Verschleißteile und leicht zu tauschen. Ich würde vorschlagen, direkt beim Kauf zwei gute Felle zu besorgen und aufzuziehen. So bekommt man von vornherein viel bessere Klangergebnisse. Auch der Snareteppich ist übrigens so ein Tauschkandidat. Als letztes vor dem Soundcheck werfe ich noch einen Blick auf die dreifach geflanschten, 1,6 mm starken Spannreifen und stelle fest, dass auch diese tadellos rund, gut verarbeitet und ohne scharfe Kanten oder Grate sind. Dann ab unters Mikro mit der Black Steel.

Getestet wird sie so, wie sie aus dem Versandkarton kommt, also mit No-Name-Fellen und günstigem Teppich. Die erste Stimmung ist eine mittelhohe. Schon nach den ersten drei Schlägen meldet sich der Tonmann aus der Regie und sagt “Ey, die klingt gut”. Das finde ich auch. Besonders in dieser Stimmung kitzelt sie Hörgewohnheiten. Der “Bauch” ist ohne viel Stimmerei sehr ausgeprägt und damit klingt die Snare rund und kräftig. Auch der Dynamikbereich ist sehr anständig. Die Black Steel klingt ausgewogen, wenn man sie leise spielt und kann auch sehr kräftige und laute Schläge gut verarbeiten. Die Fellobertöne sind dabei kräftig zu hören, aber nicht unangenehm, und mit leichten Dämpfungsmaßnahmen gut in den Griff zu bekommen. Die Teppichansprache ist sauber und kontrolliert. Allerdings raschelt mir der günstige Teppich etwas zu lange nach. In mittleren Stimmungen lässt der “Bauch” (also der Bassbereich) der Snare etwas nach. Dieses Phänomen ist aber in der Form oder sogar stärker von so einigen 5,5 Zoll tiefen Metalltrommeln bekannt. Das Wichtigste ist aber, dass die Black Steel auch in dieser Stimmung ihre Durchsetzungskraft behält. Auch in tiefen Stimmungen macht die Snare einen guten Eindruck und entwickelt ordentlich Bass, ohne gleichzeitig ihren Attack zu verlieren.

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