Martin HD-28 Test

Praxis

Aber wie klingt die HD-28 eigentlich? Die Gitarre produziert einen transparenten, warmen und lebendigen Ton mit satten Frequenzen im Bassbereich. Wie bereits erwähnt, wurde die Dreadnought wegen ihrer geradezu spektakulären Fähigkeiten, in den unteren Klangregistern Druck zu machen, früher sogar als Bassgitarre bezeichnet.
Einem Daumenanschlag auf der dicken E-Saite folgt eine Druckwelle mit lebhaften Vibrationen und einer ausgedehnten Abklingzeit. Auch ein stärkerer Anschlag verursacht keine Nebengeräusche. Die unteren Frequenzen haben aber auch ein entscheidendes Wörtchen mitzureden, wenn man die dünnen Saiten anschlägt, denn auch die hohen Töne klingen schön „fett“. Trotzdem enthält der Ton in allen Lagen auch seidig-schimmernde Höhenanteile und wirkt keinesfalls basslastig. Die Decke bringt aber auch Dynamikunterschiede realistisch zum Ausdruck und behält auf jeder Dynamikstufe ihre Klangcharakteristika. Laute Strummings und sanfte Pickings lassen sich so problemlos miteinander verbinden. Es gibt durchaus Gitarren, bei denen beides nicht zusammengeht.
Schnell hat man sich mit dem Hals angefreundet. Er ist schmal und kommt mit seinem sanften Shaping sowohl dem Spieler mit traditioneller (klassischer) als auch moderner Haltung entgegen und stellt auch den zufrieden, der mit dem Daumen in die Basssaiten greifen möchte. Seine ideale Krümmung bürgt für eine optimalen Saitenlage. Drückt man die dicke E-Saite im ersten und zwanzigsten Bund gleichzeitig hinunter, bleibt ein kleiner Luftraum zwischen der Bundkrone und der E-Saite, der der Höheneinheit einer Briefmarke entspricht. Es schnarrt nicht und nach Dead Notes sucht man auf dem Griffbrett vergeblich. Intonationsprobleme sind diesem Instrument ebenfalls fremd, sollten aber auch mit einem kompensierten diagonal eingelegten Steg und einer Nase für die B-Saite nicht zu erwarten sein. Auch vollklingende Akkorde lassen sich auf der kompletten Skala problemlos intonieren.
Die optimal ausbalancierte HD-28 hält man „spielend“ in Händen, sowohl im Stehen wie auch im Sitzen. Für die Performance auf einer Bühne sollte man sie jedoch mit einem Pickup nachrüsten. Die HD-28 möchte unter bestimmten Bedingungen gelagert werden. Holz reagiert sensibel auf klimatische Veränderungen (Jahreszeiten, Klimazonen) und verändert dann sein Volumen und damit auch seine physikalischen Eigenschaften.
Ein abrupter Wechsel der Temperatur kann der Gitarre Schaden (Risse im Lack) zufügen und auch ein Feuchtigkeitsverlust unterhalb des Fasersättigungspunktes (je nach Holzart 25 % – 35 % Holzfeuchte) kann mit Formschwankungen einhergehen. Eine Akustikgitarre, die auch noch aus mehreren Holzarten besteht, wird bei klimatischen Veränderungen besonderen Spannungen ausgesetzt, da die Holzarten unterschiedlich arbeiten, also nicht immer im Gleichschritt miteinander marschieren.
Martin lagert sämtliche Gitarren in der Fabrik in Nazareth bei einer Temperatur in Höhe von 22 bis 25 Grad und einer konstanten Luftfeuchtigkeit zwischen 45 und 55 Prozent. Deshalb sollte auch die HD-28 in allen Räumlichkeiten ähnliche Bedingungen vorfinden. Ein Luftbefeuchter im Case könnte bei trockener Luft im Winter (Heizung) hilfreich sein.
Nun gibt es noch ein paar Audiobeispiele für euch:

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