Bequem, bequemer, Marleaux!
Marleaux-Bässe gehören zweifellos zu den komfortabelsten Instrumenten überhaupt auf dem Markt. Der Spock macht da nicht nur keine Ausnahme, sondern setzt in mancher Hinsicht sogar noch einen drauf: Dank der kompakten 32-Zoll-Mensur und des angenehm geringen Gewichts von rund drei Kilogramm präsentiert sich der Viersaiter als äußerst handliches, wendiges und spielfreundliches Instrument.
Der Medium-Scale-Viersaiter steht beim Spielen im Sitzen stabil auf dem rechten Oberschenkel und zeigt sich am Gurt nahezu perfekt balanciert, sodass keinerlei zusätzliche Kraft für lästiges Nachjustieren aufgewendet werden muss. Zwar bringt die Rahmenkonstruktion naturgemäß keine klassischen Abflachungen für Arm oder Rippen mit sich, doch die angenehm gerundeten Kanten sorgen dafür, dass auch bei längeren Spielsessions nichts unangenehm drückt.
Ein weiteres Highlight ist die außergewöhnlich geschmeidige Haptik des Halses: Keine Unebenheit und keine überstehenden Bünde trüben hier das Spielgefühl – alles wirkt wie aus einem Guss. Das flache Halsprofil liegt hervorragend in der Hand und spielt sich fast wie von selbst, und dank des durchdachten ergonomisch geformten Hals-Korpus-Übergangs gelangt man mühelos bis zum 24. Bund. Für noch höhere Lagen braucht es zwar etwas akrobatisches Geschick, doch mit Daumenlage ist auch der höchste Ton noch erreichbar, wenn es mal nötig sein sollte.
Die Verführung, den gesamten Tonumfang zu nutzen, ist jedenfalls groß, denn man saust beim Spock aufgrund der verkürzten Mensur förmlich durch die Lagen, weil die Töne einfach deutlich spürbar näher zusammenliegen. Auch Akkorde gehen leichter von der Hand, was durchaus kreativ beflügeln kann und dazu einlädt, spielerisch einmal neue Wege zu beschreiten.

Setup: vorbildlich
Ihr seht schon, ich bin begeistert davon, wie leicht sich der Spock spielen lässt und kann den kleinen Exoten aus dem Harz in der Tat nur schwer wieder aus der Hand legen. Müßig zu erwähnen, dass das Setup bei meinem Test-Spock natürlich ebenfalls Weltklasse ist. Die Saitenlage ist extrem niedrig, sodass sich der Spock butterweich spielen lässt, wobei man trotzdem keinerlei Scheppergeräusche erzeugt. Die Bundierung ist eben erstklassig – ganz so, wie man das von Marleaux seit jeher gewohnt ist.
Das Gefühl, dass der Bass so leicht zu spielen ist, liegt allerdings nicht nur an Faktoren wie der niedrigen Saitenlage oder dem flinken Hals, sondern vor allem auch an seiner außergewöhnlich direkten und feinfühligen Ansprache. Der kleine Spock zeigt sich ungemein schwingungsfreudig und klingt über den gesamten Tonumfang ausgewogen und homogen – sattes Sustain ohne schwächelnde Töne in irgendeiner Lage inklusive.

Marleaux Spock: Sound
Damit sind wir mitten im Thema Sound und hören uns als nächstes einige Audiobeispiele an, die den verstärkten Sound des viersaitigen Marleaux Spock zeigen. In den ersten beiden Klangbeispielen läuft der Spock im passiven Modus – zunächst mit dem Pickup im Singlecoil-Modus, danach seriell geschaltet als Humbucker.
Die kürzere Mensur bringt markante Tiefmitten ins Klangbild, die für jede Menge Punch sorgen und den Klangcharakter durchaus prägen. Der Sound wird dadurch allerdings nicht maskiert oder mumpfig, wie es bei Vintage-Bässen mit kurzer Mensur gerne mal der Fall ist. Durch die hochwertige Konstruktion und den erstklassigen Pickup wird der obere Frequenzbereich sehr detailreich abgebildet, sodass der Sound insgesamt absolut durchsetzungsstark und ausgewogen erscheint.
Im direkten Vergleich zum fünfsaitigen Spock, den ich 2023 getestet habe, wirkt der Viersaiter für meine Ohren etwas weniger knackig und crisp. Das dürfte in erster Linie am anderen Griffbrettholz liegen – beim Fünfer kam Ahorn zum Einsatz, was dem Sound naturgemäß mehr Attack und Präsenz verleiht.

Für klangliche Flexibilität ist bereits im passiven Modus durch die Spulenschaltung und die wirksame Tonblende gesorgt. Für noch tiefgreifendere Eingriffe steht mit dem hochwertigen BC-3-Preamp ein leistungsstarker Dreiband-EQ bereit. Im nachfolgenden Beispiel habe ich für mehr Brillianz im Sound die Höhen deutlich aufgedreht, gleichzeitig sorgt ein dezenter Bassboost für etwas mehr Fülle.

Slapping: Kein Problem!
Kann man auf dem Spock slappen? Immerhin ist das ja traditionell nicht gerade die Paradadisziplin von halbakustischen Bässen. Die einfache Antwort: Aber sicher! Zwar fühlt sich das Ganze durch die geringere Saitenspannung der 32“-Mensur etwas anders an als bei einem Longscale-Bass, doch mit einem Boost im Bass- und Höhenbereich lässt sich ein durchaus knackiger Slapsound formen. Im seriellen Modus macht sich ein zusätzlicher Boost ebenfalls bezahlt: Die Mitten rücken leicht in den Hintergrund, was dem Tonbild mehr Breite und Wucht verleiht.

Ein persönlicher Favorit ist für mich der prägnante, knurrige Sound aus dem nächsten Beispiel: Die Bässe und Mitten waren bei der Aufnahme deutlich angehoben, während ich den Tonabnehmer im Singlecoil-Modus betrieben habe. Auf diese Weise bleibt der Höhenbereich wunderbar luftig und offen. lm zweiten Beispiel spiele ich den Spock im Thump-Mute-Style mit leicht angehobenen Bässen und etwas zurückgefahrener Tonblende. Die Spulen des Tonabnehmers arbeiten hierbei im parallelen Betrieb, was dem Sound spürbar mehr Komplexität und Tiefe verleiht.
